Hyperparathyreoidismus: Überfunktion der Nebenschilddrüse
Bei einem Hyperparathyreoidismus produzieren die Nebenschilddrüsen ein Übermaß des Hormons Parathormon. Oft geht die Erkrankung ohne Symptome einher. Bleibt sie unbehandelt, kann sie jedoch zu Nierensteinen, Knochenschwund, Verkalkung von Organen und Blutgefäßen führen. Wie erfolgt die Behandlung?
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Welche Symptome sind bei Hyperparathyreoidismus möglich? Hyperparathyreoidismus verursacht oft keine Symptome. Manchmal zeigen sich vermehrter Harndrang und Durst, Verdauungsstörungen, Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck.
Wie gefährlich ist Hyperparathyreoidismus? Ist die Nebenschilddrüsenüberfunktion erst einmal entdeckt, lässt sie sich meist gut behandeln. Ohne Therapie kann sie schwerwiegende Folgen haben. Es kann zu Osteoporose oder Nierensteinen kommen.
Welche Medikamente helfen bei Hyperparathyreoidismus? Hyperparathyreoidismus wird in den meisten Fällen operativ behandelt. Die medikamentöse Therapie hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Hyperparathyreoidismus?
An der Rückseite der menschlichen Schilddrüse befinden sich vier circa reiskorngroße Nebenschilddrüsen. Diese produzieren das Hormon Parathormon, welches den Kalzium- und Phosphatgehalt im Blut dem jeweiligen Bedarf anpasst. Wird zuviel Parathormon produziert, spricht man von Hyperparathyreoidismus. Abhängig von der Ursache unterscheiden Fachleute zwischen zwei Formen des Hyperparathyreoidismus:
Der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) entsteht durch eine Funktionsstörung einer oder mehrerer Nebenschilddrüsen – in den meisten Fällen aufgrund eines gutartigen Tumors.
Beim sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT) kommt es aufgrund eines niedrigen Kalziumspiegels (Kalziummangel)– beispielsweise bei einer Nierenschwäche – zu einem erhöhten Bedarf an Parathormon.
Der primäre Hyperparathyreoidismus ist nach Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen die dritthäufigste endokrinologische Erkrankung, etwa 0,1 bis 0,3 Prozent der Bevölkerung leiden daran. Die Erkrankung tritt gehäuft nach dem 50. Lebensjahr auf und ist dann bei Frauen dreimal häufiger als bei Männern.
Symptome bei Hyperparathyreoidismus
Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen verläuft die Erkrankung zunächst ohne Symptome, hier wird die Nebenschilddrüsenüberfunktion zufällig aufgrund eines erhöhten Kalziumspiegels (Hyperkalzämie) entdeckt. Bei allen anderen kann der erhöhte Kalziumspiegel zu Symptomen führen wie:
vermehrter Harndrang und Durst
Müdigkeit und Antriebslosigkeit
Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck
Muskelschwäche
depressive Verstimmungen
Besteht die Erkrankung über einen längeren Zeitraum, kommt es zu einem Abbau von Knochenmasse (Osteoporose), der zu Knochenschmerzen und vermehrten Knochenbrüchen führen kann. Aufgrund der erhöhten Kalziumausscheidung über die Nieren können sich zudem Nierensteinen bilden.
Ursachen von Hyperparathyreoidismus
Primärer Hyperparathyreoidismus wird in mehr als 80 Prozent der Fälle durch ein gutartiges, hormonproduzierendes Adenom der Nebenschilddrüse verursacht. Es bewirkt, dass die Parathormonproduktion nicht mehr am Bedarf orientiert ist, sondern kontinuierlich geschieht.
In den restlichen Fällen ist eine Nebenschilddrüsenvergrößerung der Grund für den primären Hyperparathyreoidismus – hier zeigt sich oft eine familiäre Häufung. In weniger als einem Prozent der Fälle ist ein bösartiger Tumor (Karzinom) der Nebenschilddrüse für die Überfunktion verantwortlich.
Beim sekundären Hyperparathyreoidismus steigt das Parathormon im Blut an, weil ein echter Kalziummangel oder zu viel Phosphat im Körper vorliegt. Hinter dieser Form der Nebenschilddrüsenüberfunktion steckt meist ein Vitamin-D-Mangel oder eine chronische Nierenerkrankung.
Therapie: Wie wird Hyperparathyreoidismus behandelt?
Steckt ein Adenom hinter dem Hyperparathyreoidismus, wird dieses in einer Operation beseitigt. Sind vergrößerte Nebenschilddrüsen für die Überfunktion verantwortlich, so werden diese zum größten Teil entfernt – die verbleibende Drüse hält einen normalen Parathormonspiegel aufrecht.
Bei einer milden und asymptomatischen Form der Erkrankung kann es ausreichend sein,
- regelmäßig Laborkontrollen,
- Knochendichtemessungen sowie
- eine Bildgebung der Nieren durchführen zu lassen.
In diesem Fall sollte jedoch ein eventuell vorhandener Vitamin-D-Mangel ausgeglichen sowie auf eine ausreichende Trinkmenge (2,5 bis 3 Liter am Tag) und Kalziumaufnahme (800 bis 1.000 Milligramm pro Tag) geachtet werden. Regelmäßige Messungen des Vitamin-D- und Kalziumspiegels können empfehlenswert sein.
Bei einem sekundären Hyperparathyreoidismus wird die Grunderkrankung – beispielsweise ein Vitamin-D-Mangel oder eine Niereninsuffizienz – behandelt.
Hyperparathyreoidismus: Untersuchungen und Diagnose
Ein primärer Hyperparathyreoidismus wird oft durch Zufall anhand eines zu hohen Kalziumwerts im Blut entdeckt. Kommt zu der Hyperkalzämie ein erhöhter Phosphat- und Parathormonspiegel im Blut, liegt die Diagnose pHPT nahe. Eine erhöhte Kalziumausscheidung mit dem Urin ist ein weiterer typischer Laborbefund.
Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung des Halses (Sonografie) lässt sich ein Adenom oder vergrößerte Nebenschilddrüsen nachweisen. Auch für die Diagnose von Nierensteinen oder -verkalkungen wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt.
Liegt der Hyperparathyreoidismus schon länger vor, kann mit einer Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) festgestellt werden, ob bereits eine Osteoporose (Knochenschwund) vorliegt.
Wird ein erhöhter Parathormonspiegel im Blut bei erniedrigtem Kalziumspiegel beziehungsweise hohem Phosphatspiegel gemessen, ist von einem sekundären Hyperparathyreoidismus auszugehen.
Die Bestimmung der Nierenwerte und des Vitamin-D-Spiegels liefert dann wichtige Informationen bezüglich der möglichen Ursache.
Verlauf und Prognose bei Hyperparathyreoidismus
In den meisten Fällen ist die Überfunktion nach der operativen Entfernung des Adenoms oder Teilen der Nebenschilddrüsen geheilt. Wenn eine Operation nicht möglich oder erwünscht ist, sollten regelmäßig Blutwerte, Dichte der Knochen und Nierenfunktion überprüft werden, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Verlauf und Prognose des sPHT werden im Wesentlichen durch die Grunderkrankung – in den meisten Fälle eine chronische Niereninsuffizienz – bestimmt.
Vorbeugung: Wie lässt sich Hyperparathyreoidismus verhindern?
Einem primären Hyperparathyreoidismus lässt sich nicht vorbeugen. Zur Vorbeugung eines sekundären Hyperparathyreoidismus empfiehlt es sich für Patient*innen, auf eine ausreichende Aufnahme von Vitamin D und Kalzium über die Nahrung zu achten.
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