Hodentorsion: Symptome einer Hodenverdrehung
Verdreht sich der Hoden entlang des Samenstranges, liegt eine gefährliche Hodentorsion vor. Denn durch die Verdrehung ist die Blutversorgung des Hodens unterbrochen. Welche notfallmedizinische Behandlung kommt infrage und welche Symptome sind typisch?
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Bei einer Hodentorsion drehen sich Hoden (Testikel) und Samenstrang samt Blutgefäße (Arteria und Vena testicularis) teilweise oder komplett um die Längsachse. Je nach Ausmaß der Drehung ist dadurch die Blutversorgung des Gewebes gestört oder ganz unterbrochen. Unbehandelt stirbt das Gewebe innerhalb von 12 Stunden ab, weshalb die Hodendrehung als urologischer Notfall gilt.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Hodentorsion?
Grundsätzlich kann eine Hodentorsion (Hodenverdrehung) in jedem Alter auftreten, häufig sind Säuglinge und Jungen zwischen 12 und 18 Jahren betroffen. Es handelt sich um eine Stiehldrehung des Hodens samt Nebenhoden, die einzeln oder bei beiden Hoden gleichzeitig stattfinden kann. Der linke Hoden dreht sich gegen, der rechte im Uhrzeigersinn.
Folgende Formen werden unterschieden:
Extravaginale Hodentorsion: Der Hoden befindet sich in einer Tasche aus Bindegewebe im Hodensack. Bei dieser am häufigsten vorkommenden Form verdreht sich der Samenstrang oberhalb dieser Hodenhülle. Meist sind Säuglinge und Kinder bis zwei Jahre davon betroffen.
Intravaginale Hodentorsion: Die Hodendrehung findet innerhalb der Hodenhülle statt. Meist tritt diese Form bei Jugendlichen auf.
Durch die Verdrehung ist die Versorgung mit Blut unterbrochen, was weitreichende Folgen haben kann. Da das Hodengewebe ohne ausreichende Sauerstoff- und Blutversorgung bereits nach wenigen Stunden absterben (Hodennekrose) kann, ist bei entsprechenden Symptomen eine umgehende Behandlung erforderlich. Andernfalls kann der Verlust eines Hodens die Produktion von Hormonen und Spermien einschränken. Die Zeugungsfähigkeit muss dadurch nicht beeinträchtigt sein, da der zweite Hoden weiterhin Hormone und Spermien bildet.
Symptome der Hodenverdrehung
Charakteristisch für eine Torsion sind plötzlich auftretende starke Schmerzen im Hoden und der Leistengegend. Häufig werden sie bei Druck stärker und strahlen in den Unterbauch. Möglich sind Begleitsymptome wie
- Unterbauchschmerzen,
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Fieber,
- starkes Schwitzen,
- schnelle Herzfrequenz und
- verstärkter Harndrang.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung zeigt sich eine zunehmende Schwellung und dunkle Rötung der Haut des betroffenen Testikels oder gesamten Hodensacks (Skrotum). Da es sich bei der Erkrankung um einen Notfall handelt, sollten Patienten bei entsprechenden Symptomen schnell handeln und ärztliche Hilfe aufsuchen oder den Notruf tätigen.
Bei Säuglingen kann die Hodentorsion auch ohne Schmerzen auftreten oder lässt sich generell nur schwer erkennen. Schreien männliche Babys und lassen sich nicht beruhigen, sollte an die Möglichkeit einer Hodenverdrehung gedacht werden. Anzeichen können dann auch Koliken, Unruhe oder die Verweigerung von Nahrung sein.
Ursachen: Wie kommt es zur Hodentorsion?
Meist liegt eine Hodentorsion ohne erkennbare Ursache vor und ist auf anatomische Anomalien oder Entwicklungsstörungen zurückzuführen. Dadurch fehlt das Hodenleitband (Gubernaculum testis), das dem Hoden als Führungsstruktur dient. In der Folge ist er unnatürlich stark beweglich. Bei Hodenhochstand und verspäteter Verlagerung des Hodens in den Hodensack ist das Risiko für eine Torsion erhöht. Das gilt auch für vorangegangene Operationen im Intimbereich.
Durch äußere Einflüsse oder Muskelkontraktionen kann die Verdrehung dann im Schlaf, beim Sport oder Spielen auftreten. In seltenen Fällen führt die Einwirkung von Gewalt oder Handlungen zur Selbstbefriedigung (autoerotische Manipulation) zur Torsion.
Diagnose bei Verdacht auf eine Hodentorsion
Im Rahmen der Anamnese wird der*die Arzt*Ärztin nach vorliegenden Symptomen und ihrer Schwere fragen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung: Der Hodensack ist meist sehr druckempfindlich und sichtbar geschwollen, was die Abgrenzung von Hoden und Nebenhoden erschwert. Außerdem erhärten die folgenden klinischen Zeichen den Verdacht auf eine Hodentorsion:
Das Prehn-Zeichen ist negativ, die Schmerzen werden bei Anheben des Hodens stärker oder sind unverändert.
Das Brunzel-Zeichen ist positiv, es liegt ein schmerzhafter Hodenhochstand vor.
Das Ger-Zeichen ist positiv, die Skrotalhaut zieht sich am Boden des Skrotums ein.
Bei Bedarf erfolgt zur Diagnosestellung der Einsatz von bildgebenden Verfahren, allen voran die Ultraschalluntersuchung (Sonografie). Des Weiteren kommen Dopplersonografie, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Hodenperfusionsszintigrafie (Beurteilung der Durchblutung des Hodens) infrage.
Mögliche Differenzialdiagnosen bei starken Hodenschmerzen:
- Torsion von Hoden- oder Nebenhodenanhangsgebilden (Hydatidentorsion)
- Nebenhodenentzündung (Epididymitis)
- Hodenentzündung (Orchitis)
- Hodensackbruch (Skrotalhernie)
- Hodenkrebs
- Hodentrauma, Hodenruptur
- Harnsteine (Urolithiasis)
Hodentorsion: Therapie muss schnell erfolgen
Durch die verminderte und besonders gänzlich fehlende Blutzufuhr drohen irreversible Schäden am Hoden. Um ihn zu retten und seine Funktionsfähigkeit zu erhalten, ist das Zeitfenster sehr begrenzt und beträgt nur wenige Stunden. Deshalb ist eine notfallmäßige Behandlung bei der Hodentorsion angezeigt. Ist der Hoden bereits abgestorben, muss er chirurgisch entfernt werden (Ablatio testis).
Normalerweise wird eine offene chirurgische Detorsion vorgenommen – nach der Hodenfreilegung wird der Samenstrang in seine ursprüngliche Lage zurückgedreht. Möglich ist auch die manuelle Detorquierung, die allerdings nur von erfahrenen Fachleuten durchgeführt werden sollte. Dabei versucht der*die Arzt*Ärztin, den Samenstrang entgegen der eingedrehten Richtung durch Griffe von außen wieder freizulegen.
In beiden Fällen werden die Hoden anschließend operativ im Skrotum fixiert (Orchidopexie), um einer weiteren Hodentorsion vorzubeugen. Nach dem Eingriff wird eine Kühlung und Hochlagerung der Hoden mit einem speziellen Polster empfohlen.
Kann man einer Torsion vorbeugen?
Einer Hodentorsion kann man nicht gezielt vorbeugen. Wer als Kind an einem Hodenhochstand litt oder sich bereits einer Operation am Hoden unterzogen hat, sollte auf Anzeichen einer Torsion achten. Auch Vorsorgeuntersuchungen in der urologischen Praxis können hilfreich sein.
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