Hodenkrebs: Symptome, Therapie und Vorsorge
Hodenkrebs ist ein bösartiger Tumor, der in einem der beiden Hoden auftritt. Betroffen sind vor allem Männer im Alter zwischen 25 und 45 Jahren, bei den allermeisten von ihnen kann der Krebs geheilt werden. Woran erkennt man Hodenkrebs und welche Behandlung hilft?
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Kurzübersicht
Definition: Hodenkrebs ist eine bösartige Zellwucherung, die meist nur in einem der beiden Hoden auftritt und vor allem Männer zwischen 25 und 45 betrifft.
Symptome: Typisch für Hodenkrebs sind zunächst schmerzlose Schwellungen oder Verhärtungen in einem der beiden Hoden. Später kommt oft ein Schweregefühl oder ziehende Schmerzen hinzu.
Ursache: Die Ursachen für Hodenkrebs sind nicht zweifelsfrei geklärt. Es gibt aber Faktoren, die das Risiko für das Auftreten von Hodenkrebs erhöhen – darunter ein angeborener Hodenhochstand oder eine familiäre Vorbelastung.
Diagnose: In der urologischen Praxis erfolgt eine Tastuntersuchung. Außerdem wird das Blut untersucht. Mithilfe von Ultraschall, CT und/oder MRT lassen sich Größe und Lage des Hodentumors bestimmen.
Behandlung: Der betroffene Hoden wird operativ entfernt. Danach erfolgt gegebenenfalls eine Chemo- und/oder Strahlentherapie.
Was ist Hodenkrebs?
Hodenkrebs – auch Hodentumor oder Hodenkarzinom genannt – ist eine bösartige Zellwucherung, die vom Hodengewebe des Mannes ausgeht. Je nachdem, aus welchem Zelltyp der Tumor entsteht, unterscheiden Fachleute zwei Krebsarten:
- Seminom: Keimzelltumoren des Hodens aus Spermatogonien (Keimgewebe)
- Nichtseminom: Hodentumore aus anderem Gewebe, zum Beispiel Teratom oder Stromatumoren
In 95 Prozent der Fälle ist nur ein Hoden davon betroffen; wird der Tumor nicht rechtzeitig behandelt, kann er sich jedoch auch auf den anderen Hoden, die Nebenhoden oder Samenleiter ausbreiten.
Hodenkrebs gehört zu den seltenen Krebserkrankungen. Besonders häufig betroffen sind Männer im Alter zwischen 25 und 45 Jahren – in dieser Altersgruppe macht Hodenkrebs ein Viertel aller Krebserkrankungen aus und ist damit die häufigste Krebsart bei jungen Männern. In Deutschland erkranken circa 4.000 Männer pro Jahr neu an Hodenkrebs.
Symptome bei Hodenkrebs
Typisch bei Hodenkrebs ist eine zunächst schmerzlose Schwellung oder Verhärtung eines Hodens („Knoten“). Viele Patienten klagen auch über ein Schweregefühl im Hoden oder beschreiben ziehende Schmerzen.
Schreitet die Krankheit weiter fort, kommt es zu einer zunehmenden Vergrößerung des Hodens, manchmal treten auch Rückenschmerzen auf, die durch eine Vergrößerung der Lymphknoten im hinteren Bauchraum ausgelöst werden.
Da einige Hodentumore weibliche Hormone abgeben, kommt es in manchen Fällen zu einer Vergrößerung der Brustdrüse (Gynäkomastie).
Therapie: Wie wird Hodenkrebs behandelt?
Ziel jeder Behandlung eines Hodenkarzinoms ist es, das befallene Gewebe vollständig zu entfernen. Deshalb beginnt die Behandlung immer mit der operativen Entfernung des betroffenen Hodens (Orchiektomie) sowie gegebenenfalls befallener Lymphknoten. Wird es vom Patienten gewünscht, kann bei dieser Operation auch gleich ein Hodenimplantat eingesetzt werden.
Abhängig von Art (Seminom oder Nichtseminom) und Stadien der Tumorerkrankung stehen danach verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung:
Chemotherapie: Hat der Krebs sich bereits in andere Körperregionen ausgebreitet (Metastasen) wird eine Chemotherapie mit Medikamenten durchgeführt. Manchmal wird eine Chemotherapie aber auch vorsorglich vorgenommen, um eventuell verbliebene, aber noch nicht sichtbare Krebszellen abzutöten.
Bestrahlung: Auch eine Strahlentherapie kann sowohl vorsorglich als auch zur Bekämpfung von Metastasen eingesetzt werden. Dabei wird das Tumorgewebe durch energiereiche ionisierende Strahlung von der weiteren Zellteilung abgehalten.
kontrolliertes Abwarten: Wer die Nebenwirkungen der Chemo- und/oder Strahlentherapie scheut und keine Metastasen hat, kann zunächst auch einfach abwarten, ob es zu einem Rückfall kommt. Diese Strategie setzt jedoch regelmäßige und sorgfältige Kontrolluntersuchungen voraus, um beim Wiederauftreten der Krebserkrankung schnell reagieren zu können.
Vorsorge: Wie lässt sich Hodenkrebs verhindern?
Da die Ursachen für Hodenkrebs nicht eindeutig geklärt sind, gibt es – neben einer gesunden Lebensweise – keine konkreten Maßnahmen zur Vorbeugung von Hodenkrebs.
Im Rahmen der Früherkennung können Männer mit regelmäßigen Tastuntersuchungen der Hoden jedoch dazu beitragen, dass Veränderungen in den Hoden frühzeitig erkannt und behandelt werden. Das verbessert die Prognose deutlich. Wer aufgrund familiärer Vorbelastung oder anderer Faktoren zu einer der Risikogruppen gehört, sollte ab 27 Jahren regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einem*einer Arzt*Ärztin in Anspruch nehmen.
Prognose und Überlebenschance bei Hodenkrebs
Hodenkrebs gehört zu den am besten behandelbaren Krebserkrankungen: Abhängig von der Art und dem Stadium des Tumors überleben 96 von 100 Betroffenen. Selbst wenn sich schon Metastasen gebildet haben, liegen die Überlebensraten bei 50 bis 90 Prozent.
Je früher Diagnosestellung und Behandlung erfolgen, desto größer sind die Heilungschancen. Die meisten Rezidive (Rückfälle) treten innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Behandlung auf, weshalb regelmäßige Kontrolluntersuchungen angeraten sind.
Da Bestrahlung und Chemotherapie Einfluss auf Fruchtbarkeit und Spermienqualität haben können, empfiehlt es sich bei Kinderwunsch, vor Beginn der Behandlung Spermien einzufrieren.
Ursachen und Risikofaktoren von Hodenkrebs
Bisher sind die Ursachen für die Entstehung von Hodenkrebs nicht eindeutig geklärt. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit, an Hodenkrebs zu erkranken, nachweislich erhöhen:
Hodenhochstand: Wenn der Hoden im Laufe der Embryonalzeit nicht in den Hodensack hinabsteigt, sondern in der Bauchhöhle oder Leiste verbleibt, ist das Risiko, später an Hodenkrebs zu erkranken, um das Zehnfache erhöht. Das gilt auch, wenn der Hodenhochstand operativ korrigiert wird.
genetische Veranlagung: Wenn der Vater oder Bruder an Hodenkrebs erkrankt ist, besteht ein erhöhtes Risiko, ebenfalls einen Hodentumor auszubilden.
frühere Krebserkrankung: Drei bis fünf von 100 Patienten, die bereits einen Hodentumor hatten, erkranken auch auf der anderen Seite an Hodenkrebs.
Unfruchtbarkeit: Bei Männern, die an einer Störung der Fruchtbarkeit leiden, tritt Hodenkrebs 20-mal häufiger auf als bei normal fruchtbaren Männern.
angeborene Fehlanlage der Harnröhrenmündung: Liegt die Öffnung der Harnröhre an der Unterseite der Eichel (Hypospadie), steigt das Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken.
Diagnose bei Verdacht auf Hodenkrebs
Die meisten Hodentumore werden von den Betroffenen selbst bereits in frühen Stadien erkannt. Jungen Männern wird daher empfohlen, ihre Hoden einmal im Monat auf Vergrößerungen oder Verhärtungen zu untersuchen – am besten geht das im Stehen unter der Dusche oder nach einem warmen Bad. Werden dabei Veränderungen entdeckt, sollte so schnell wie möglich ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden.
Zur Diagnose von Hodenkrebs wird zunächst ein ausführliches Gespräch (Anamnese) geführt. Dabei werden die konkreten Beschwerden, die Krankheitsgeschichte sowie eventuell vorhandene Risikofaktoren erfragt. Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei welcher die Hoden, die Brustdrüsen und der Bauchraum abgetastet werden.
Besteht der Verdacht auf Hodenkrebs, wird eine Blutuntersuchung auf Tumormarker vorgenommen: Das sind Substanzen, die von Tumorzellen gebildet werden und auf eine Krebserkrankung hinweisen. Über eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) lässt sich die Größe und Lage des Tumors bestimmen. Mithilfe von CT (Computertomografie) und/oder MRT (Magnetresonanztherapie) des Bauch- und Beckenraumes wird geprüft, ob die Erkrankung sich bereits auf andere Körperregionen ausgebreitet hat.
Bestätigen all diese Untersuchungen den Verdacht auf Hodenkrebs, wird der betroffene Hoden im nächsten Schritt operativ freigelegt. Meist lässt sich der Tumor schon mit bloßem Auge erkennen, zudem wird eine Gewebeprobe entnommen und auf Veränderungen untersucht. Handelt es sich tatsächlich um Krebs, wird der betroffene Hoden in derselben Operation direkt entfernt.
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