Hirsutismus: Ursachen, Symptome und Behandlung
Beim Hirsutismus entwickeln Frauen ein typisch männliches Behaarungsmuster. In den meisten Fällen findet sich keine Grunderkrankung, Hirsutismus kann aber für die Betroffenen sehr belastend sein.
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Deutlich sichtbare Haare an Kinn, Oberlippe, Hals, Oberarmen, Rücken und Brust, dies entspricht dem männlichen Verteilungsmuster der Körperbehaarung. Tritt eine solche Behaarung bei Frauen oder Kindern auf, spricht man von Hirsutismus. In manchen Fällen können Hormonstörungen, Tumore oder Medikamentennebenwirkungen der Grund für einen Hirsutismus sein, meist steckt aber keine Grunderkrankung hinter der vermehrten Behaarung.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Hirsutismus?
Männer und Frauen unterscheiden sich deutlich hinsichtlich der Körperbehaarung. Das typisch männliche Behaarungsmuster zeichnet sich durch eine verstärkte Körperbehaarung an bestimmten Körperstellen aus. An Oberlippe, Kinn, Oberarmen, Brust, Oberbauch, Unterbauch, Oberschenkeln, oberem und unterem Rücken sind beim Mann die hellen, weichen Härchen (Vellushaare) von Frauen und Kindern durch dunkle, dicke Haare (Terminalhaare) ersetzt. Bildet sich bei Frauen und Kindern an diesen männertypischen Stellen eine starke Behaarung aus, spricht man von Hirsutismus.
Im Gegensatz zur Hypertrichose bleibt die Mehrbehaarung beim Hirsutismus auf diese Stellen beschränkt. Bei der Hypertrichose kommt es dagegen zu einer allgemeinen Vermehrung von Körperhaaren, die sich nicht an das typische männliche Behaarungsmuster hält. Kommen zum Hirsutismus noch weitere typisch männliche Veränderungen wie das Tieferwerden der Stimme, Glatzenbildung oder Zunahme der Muskulatur hinzu, spricht man von Vermännlichung (Virilisierung).
Ab wann die verstärkte Körperbehaarung ein medizinisches Problem darstellt, ist individuell unterschiedlich. Manche Frauen empfinden einen Damenbart oder eine männlich anmutende Schambehaarung nicht als störend, während andere Betroffene bereits durch eine leichte Mehrbehaarung stark beeinträchtigt sind.
Die Zahlen, bei wie vielen Frauen und Kindern ein Hirsutismus besteht, gehen weit auseinander. Nach Schätzungen leiden fünf bis 15 Prozent der Frauen an der verstärkten männertypischen Behaarung. Insbesondere der sogenannte Damenbart ist vielen Betroffenen sehr unangenehm und kann das Selbstwertgefühl insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen schwächen.
Ursachen und Formen von Hirsutismus
Ursachen für einen Hirsutismus sind meist nicht ersichtlich, von einigen krankhaften Auslösern abgesehen. Man kann zwar davon ausgehen, dass ein Zusammenhang mit einem erhöhten Spiegel an männlichen Sexualhormonen (Androgene) besteht, eine auslösende Grunderkrankung findet sich aber selten. Der idiopathische Hirsutismus (vermehrte Körperbehaarung ohne Grundkrankheit) ist die weitaus häufigste Form der Mehrbehaarung.
Der Hirsutismus ist immer durch den Hormonstoffwechsel bedingt. Oft wachsen die Haare in Zeiten von Hormonumstellungen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahren.
Männliche Hormone (Androgene, der Hauptvertreter ist Testosteron) werden auch im Körper von Frauen gebildet, allerdings in wesentlich geringeren Mengen als bei Männern.
Sie dienen als Vorstufen für die Östrogenproduktion, fördern die sexuelle Lust, beeinflussen Haut, Haarwurzeln und Talgdrüsen, kräftigen die Muskulatur und stärken das Knochengerüst. Auch bei Frauen ist der Blutspiegel an Testosteron Schwankungen unterworfen und es zeigen sich bei Abweichungen von den Normalwerten auch bei Frauen psychische und körperlichen Symptome.
Idiopathischer Hirsutismus
In etwa 90 Prozent der Fälle lässt sich der Hirsutismus nicht auf eine Grunderkrankung zurückführen, man nennt diese Fälle idiopathisch. Der Testosteronspiegel liegt im normalen Bereich und es kommt neben der vermehrten Behaarung zu keinen hormonbedingten Beschwerden wie dem Ausfall der Kopfbehaarung, Zyklusstörungen oder Akne. Man geht davon aus, dass die Haarfollikel der Betroffenen an den Stellen des typisch männlichen Behaarungsmusters überempfindlich auf Testosteron reagieren. Deshalb reichen auch normale oder grenzwertige Androgenmengen aus, um dort das Haarwachstum zu stimulieren. Insbesondere durch den Abfall der ausgleichenden weiblichen Sexualhormone in den Wechseljahren können dann ganz normale Androgenspiegel zum Hirsutismus führen.
Diese Reaktion scheint auf einer genetischen Veranlagung zu beruhen, denn die unerwünschte Behaarung tritt meist familiär gehäuft auf. Hellhäutige Frauen leiden seltener an einer übermäßigen Körperbehaarung, betroffen sind überwiegend Frauen mit dunklem Teint und dunklen Haaren.
Hirsutismus durch echten Testosteronüberschuss
Ursachen im Bereich der Eierstöcke: Die Eierstöcke (Ovarien) sind bei Frauen die Hauptproduktionsstätten für Testosteron. Kommt es bei Erkrankungen der Eierstöcke zu einer Erhöhung des Testosteronspiegels, kann ein Hirsutismus die Folge sein. Die häufigste Eierstockerkrankung die zu einem Testosteronüberschuss führt, ist das sogenannte Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS). Auch gut oder bösartige Tumoren an den Eierstöcken (Ovarialtumore) können männliche Sexualhormone produzieren.
Ursachen im Bereich der Nebennieren: Auch in den Nebennieren werden männliche Sexualhormone gebildet. Eine Stoffwechselerkrankung der Nebennieren, die zu einer übermäßigen Produktion männlicher Geschlechtshormone führt, ist das Adrenogenitale Syndrom (AGS). In seltenen Fällen kann ein Nebennierentumor zu einer vermehrten Androgenbildung führen und ebenfalls einen Hirsutismus auslösen.
Medikamentös bedingter Hirsutismus
Die Einnahme bestimmter Medikamente kann zu vermehrter Körperbehaarung führen. Es kann sich ein Hirsutismus oder eine Hypertrichose entwickeln. Zu diesen Medikamenten gehören:
- Anabolika (Muskelaufbaumittel)
- Gestagene (weibliche Sexualhormone)
- Androgene (männliche Sexualhormone)
- ACTH (Nebennierenrinden-stimulierendes Hormon)
- Minoxidil (Blutdrucksenker und Haarwuchsmittel)
- Diazoxid (bei Unterzuckerung)
- Glukokortikoide (Kortison)
- Ciclosporin (Immunsupressivum)
Weitere Ursachen für Hirsutismus
Bei einigen Erkrankungen kann Hirsutismus als ein Symptom der Grunderkrankung auftreten. Beispiele sind:
- Akromegalie
- Morbus Cushing (Cushing-Syndrom)
- Porphyrien
- Neurologische Erkrankungen
Dagnostik: Untersuchungen bei Hirsutismus
Ärztliche Untersuchungen von Frauen und Kindern mit einer ungewöhnlich starken Körperbehaarung dienen hauptsächlich dazu, Grunderkrankungen zu erkennen und so vom idiopathischen Hirsutismus zu unterscheiden. Insbesondere dann, wenn sich die Körperbehaarung plötzlich deutlich verstärkt und andere, typisch männliche Veränderungen wie ein Tieferwerden der Stimme, eine Klitorisvergrößerung oder das Ausbleiben der Regelblutung auftreten, sollten Frauen zum Arzt gehen.
Schon eine ausführliche Anamnese und eine körperliche und gynäkologische Untersuchung können deutliche Hinweise darauf geben, ob ein idiopathischer Hirsutismus vorliegt oder ob eine Erkrankung oder ein Medikament hinter der Mehrbehaarung stecken.
Der nächste Schritt der Diagnostik ist eine Blutentnahme. Insbesondere die Blutkonzentration verschiedener Hormone (Testosteron, Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS), Prolaktin) geben wichtige Hinweise auf die mögliche Ursache des Hirsutismus. Besonders der Verdacht auf das Vorliegen eines Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) kann so bestätigt oder entkräftet werden.
Um Tumoren als Ursache des Hirsutismus auszuschließen, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Eierstöcke und Nebennieren werden mit dem Ultraschall oder durch eine MRT (Magnetresonanztomografie) oder ein CT (Computertomografie) genau untersucht. In Ausnahmefällen kann auch eine Untersuchung der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) durch ein CT notwendig werden.
Therapie: Was tun bei Hirsutismus?
Die ärztliche Behandlung des Hirsutismus richtet sich danach, ob ein idiopathischer Hirsutismus vorliegt oder ob es einen medizinischen Grund für die Mehrbehaarung gibt.
Könnten Medikamente Hirsutismus verursacht haben, besteht die Behandlung im Absetzen des Medikaments oder in der Umstellung auf ein anderes Arzneimittel. Manchmal ist der Hirsutismus auch die Folge einer Überdosierung bestimmter Medikamente, sodass in diesen Fällen eine Dosisreduktion ausreichend sein kann.
Ist der Hirsutismus die Folge einer Tumorerkrankung oder eines Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS), so steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Nach erfolgreicher Therapie der eigentlichen Erkrankung wird sich die Mehrbehaarung in den meisten Fällen von alleine zurückbilden.
Liegt ein idiopathischer Hirsutismus vor oder kann die Grundkrankheit nicht ausreichend behandelt werden, können die lästigen Härchen durch unterschiedliche Methoden eingedämmt werden. Hierzu ist es wichtig, dass verschiedene Aspekte wie Ausmaß und Lokalisation der übermäßigen Behaarung, Alter der Patientin, Vorerkrankungen und eventuell bestehender Kinderwunsch berücksichtigt werden.
Behandlungen mit Laser oder Blitzlampen: Die hohe Lichtenergie greift die Haarfollikel an und schwächt diese, so dass die Haare nicht mehr wachsen können. Eine dauerhafte Haarentfernung kann mit dieser Methode nicht garantiert werden, der Effekt ist aber meist deutlich sichtbar. Es sind mehrere Sitzungen erforderlich und in der Regel muss die Therapie alle drei Monate wiederholt werden.
Cremebehandlung mit dem Wirkstoff Eflornithin: Der Wirkstoff Eflornithin soll unerwünschte Haare entfernen, indem er das Haarwachstum hemmt. Die Behandlung ist für Mehrbehaarung im Gesicht vorgesehen, insbesondere beim sogenannten Damenbart. Die Creme muss zweimal täglich im Abstand von mindestens acht Stunden dünn auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Insgesamt dauert die Therapie mehrere Monate und das Haarwachstum setzt nach Beendigung der Behandlung oft wieder ein. Bei zwei von drei Anwenderinnen erzielt die Behandlung gute Erfolge.
Medikamentöse Therapie: Für die medikamentöse Therapie des Hirsutismus werden das hormonelle Verhütungsmittel Ethinylestradiol sowie Antiandrogene (wie Cyproteronacetat) angewendet. Beide Substanzen können sowohl als Einzeltherapie als auch in Kombination eingesetzt werden. Ethinylestradiol hemmt den Eisprung, verringert aber auch die Ausschüttung von Testosteron in den Eierstöcken. Eine Behandlung mit Ethinylestradiol – als Monosubstanz oder in Kombination mit Antiandrogenen – darf wegen der empfängnisverhütenden Wirkung nicht bei bestehendem Kinderwunsch durchgeführt werden. Antiandrogene wie Cyproteronacetat hemmen das Wachstum der Haare, indem sie die Wirkung der männlichen Sexualhormone an den Haarfollikeln vermindern.
Hormonbehandlung: In speziellen Fällen kann durch den Einsatz synthetischer Formen des Neurohormons Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH-Analoga) eine künstliche Absenkung des Testosteronspiegels im Blut erreicht werden.
Kortisonbehandlung: Durch die Gabe von Kortison kann ebenfalls die Testosteronproduktion reduziert werden.
Was können Betroffene selbst gegen die Mehrbehaarung tun?
Kommt eine medikamentöse Behandlung des Hirsutismus nicht infrage oder handelt es sich um eine leichte Form der Mehrbehaarung, können Betroffene auch selbst etwas gegen den übermäßigen Haarbewuchs tun.
Regelmäßiges Rasieren, die Anwendung von Enthaarungsmitteln oder die Epilation entfernen die störenden Haare zuverlässig. Insbesondere die Epilation mit Heißwachs oder die Sugaring-Methode (Haarentfernung mit einer Zuckerpaste) sollten möglichst in einem professionellen Kosmetikstudio durchgeführt werden. Dort werden die Schmerzen bei der Epilation deutlich reduziert und durch eine entsprechende Nachbehandlung die Gefahr von Entzündungen reduziert.
Neben Hautärzten bieten auch Kosmetikstudios die Laserenthaarung an, für den Hausgebrauch gibt es ebenfalls zahlreiche Geräte.
Eine Bleichbehandlung der Haare durch Wasserstoffperoxid ist eine weitere Möglichkeit. Das Bleichen selbst durchzuführen ist allerdings nicht ratsam, da es leicht zu Nebenwirkungen wie Hautveränderungen kommen kann. Auch diese Behandlung sollte in einem Kosmetikstudio ausgeführt werden.
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