Hepatitis (Leberentzündung): Impfung kann schützen
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftBei Hepatitis handelt es sich um eine Entzündung der Leber, die häufig durch Viren ausgelöst wird. Je nach Ursache und Verlauf kann eine Hepatitis ohne Symptome auftreten oder zu schweren Leberschäden führen. Kann man sich vor einer Hepatitis schützen? Alles Wichtige lesen Sie hier.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Wie kann man sich vor einer Hepatitis schützen? Für Hepatitis A und B sind Schutzimpfungen verfügbar. Geschützter Geschlechtsverkehr, gute Hygienemaßnahmen und keine gebrauchten Nadeln zu benutzen, bieten ebenfalls Schutz.
Welche Nebenwirkungen können bei einer Hepatitis-Impfung auftreten? Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Fieber und Kopfschmerzen sind möglich. Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten.
Welche Hepatitis-Form wird als "stiller Killer" bezeichnet? Hepatitis C bleibt oft jahrelang unerkannt. Symptome treten häufig erst bei fortgeschrittener Erkrankung auf.
Welche Symptome hat Hepatitis? Abhängig von der Form können eine Gelbfärbung der Haut und Augen, Müdigkeit, Oberbauchschmerzen, dunkler Urin und heller Stuhl auftreten.
Im Überblick:
- Definition
- Symptome und Inkubationszeit
- Ursachen
- Diagnose
- Behandlung
- Verlauf
- Vorbeugen durch Impfung
Was ist Hepatitis?
Hepatitis ist eine Entzündung der Leber. Erreger wie Viren, Bakterien oder Parasiten können zur Leberinfektion führen und verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen. Die häufigste Ursache für die Leberentzündung ist eine Infektion mit fünf Viren, die mit den Großbuchstaben A bis E – entsprechend Hepatitis A, B, C, D, E – benannt sind.
Hepatitis ist eine weltweit verbreitete Erkrankung, die im schlimmsten Fall tödlich endet. Insgesamt leiden etwa drei Prozent der Weltbevölkerung an einer chronischen Hepatitis B, ein Prozent an Hepatitis C. Auch in Deutschland treten Hepatitis B und Hepatitis C am häufigsten auf.
Symptome und Inkubationszeit bei Hepatitis
Hepatitis kann je nach Form in Bezug auf die Symptome sehr unterschiedlich verlaufen. Bei einer akuten Virus-Hepatitis ähneln sich die Symptome – soweit überhaupt welche auftreten. Eine Hepatitis kann auch gänzlich oder nahezu ohne Symptome verlaufen.
Die Symptome einer Hepatitis sind meist zunächst unspezifisch, könnten also auch durch andere Erkrankungen als die Leberentzündung verursacht werden. Mögliche Symptome einer Hepatitis sind:
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- Beschwerden im Oberbauch
- allgemeine Abgeschlagenheit
- Gelbfärbung der Haut und der Augen (Ikterus; meist schwere, akute Hepatitis)
- leichter bis schwerer Hautausschlag (akute Hepatitis)
Typisches Symptom Ikterus
Die typische Gelbsucht, der Ikterus, entsteht durch den Farbstoff Bilirubin, dessen Konzentration im Körper bei einer Leberentzündung häufig ansteigt. Dabei ist der Urin häufig dunkel und der Stuhl hell gefärbt. Außerdem geht ein Ikterus oft mit Juckreiz und einer Vergrößerung der Leber einher. Bei Kindern verläuft eine Hepatitis in vielen Fällen ohne die Gelbsucht, bei Erwachsenen tritt sie häufiger auf.
Leberzirrhose als Folge der Hepatitis
Bei einer chronischen Hepatitis kann es zu einer Vernarbung des Lebergewebes kommen (Schrumpfleber). Schreitet diese Schädigung weiter voran, sind Magen-Darm-Beschwerden und neurologische Symptome wie Bewusstseinsstörungen bis hin zum Leberversagen möglich.
Inkubationszeit von Hepatitis
Die Inkubationszeiten (Zeit zwischen Ansteckung und den ersten Symptomen) der verschiedenen Formen der Leberentzündung sind unterschiedlich:
- Hepatitis A: 15-50 Tage
- Hepatitis B: 45-180 Tage (Durchschnitt 60-120 Tage)
- Hepatitis C: 2 Wochen – 6 Monate
- Hepatitis D: 5-8 Wochen
- Hepatitis E: 15-64 Tage
Ursachen einer Leberentzündung
Zu den häufigsten Ursachen zählen Infektionen mit den Erregern Hepatitis-Viren A bis E. Auch andere Viren (zum Beispiel spezielle Herpes-Viren, übermäßiger Alkoholkonsum, Medikamente und Infektionen mit Parasiten oder anderen Erregern sind mögliche Ursachen der Leberentzündung.
Dazu zählen das Epstein-Barr-Virus, das Zytomegalie-Virus oder das Coxsackie-Virus. In den meisten Fällen verläuft diese virale Begleithepatitis aber milder ab. Bakterien wie Salmonellen oder Parasiten wie Amöben sind seltener die Ursachen der Leberentzündung.
Ansteckung mit Hepatitis-Viren
Die verschiedenen Hepatitis-Viren werden auf unterschiedliche Weise übertragen. Eine Infektion mit Hepatitis B, C und D geschieht zum Beispiel über ungeschützten Geschlechtsverkehr oder Bluttransfusionen.
Mit Hepatitis A- und E-Viren dagegen kann die Ansteckung über verunreinigte Nahrungsmittel und Trinkwasser (zum Beispiel Eiswürfel) erfolgen.
Ursache Immunsystem: Autoimmun-Hepatitis
Die seltene Form der Hepatitis wird durch eine Fehlfunktion des Immunsystems verursacht. Es greift eigene Leberzellen an wodurch die Entzündung entsteht. Diese Variante ist nicht ansteckend und der Verlauf ist meistens chronisch.
Die Ursache in der Entstehung einer Autoimmun-Hepatitis liegt vermutlich in den Genen. Zum Ausbruch können aber Faktoren wie Infektionen, Schwangerschaften oder die Einnahme von Gift beitragen.
Toxische Hepatitis durch Alkohol
Ein übermäßiger Alkoholkonsum kann zur Schädigung der Leber führen. Dadurch lagern sich vermehrt Fette ein und es entstehen Entzündungen. Diese sogenannte alkoholische Fettleber-Hepatitis (Steatohepatitis, ASH) kann im weiteren Verlauf zu einer Leberzirrhose führen.
Alkohol, leberschädigende Medikamente oder bestimmte Narkosegase sind in manchen Fällen Auslöser der Krankheit. Neben der alkoholischen Fettleber-Hepatitis gibt es die nicht-alkoholische Fettleber-Hepatitis. Diese kann durch Fettleibigkeit (Adipositas) oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ausgelöst werden.
Weitere seltenere Auslöser der Leberentzündung
Eine chronische Hepatitis kann sich auch aus angeborenen Stoffwechselerkrankungen wie der Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson) oder der Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose) entwickeln.
Wie wird die Diagnose Hepatitis gestellt?
Infiziert sich ein Mensch mit dem Hepatitis-Virus, bildet sein Immunsystem sogenannte Antikörper gegen das Virus. Mittels Blutuntersuchung lassen sich diese – beispielsweise Antikörper gegen Hepatitis B-Viren – nachweisen. Für Hepatitis B und C existiert zudem ein Schnelltest zur Diagnose.
Außerdem sind bei einer Hepatitis meist die Leberwerte – bestimmte Enzyme wie Transaminasen, GPT und GOT – erhöht. Weitere spezielle Laboruntersuchungen können die Diagnose Hepatitis bekräftigen.
Falls zusätzliche Informationen über den Zustand der Leber nötig sind, kann eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. In manchen Fällen, zum Beispiel bei einer chronischen Hepatitis, kann ebenso eine Biopsie der Leber (Entnahme von Lebergewebe) helfen.
Meldepflicht bei Hepatitis?
Laut des Infektionsschutzgesetzes besteht in Deutschland bei jeder Hepatitis-Erkrankung eine namentliche Meldepflicht. Das gilt bei Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod an akuter Hepatitis verursacht durch Viren.
Hepatitis: Behandlung der verschiedenen Arten
Die Therapie der hepatischen Leberentzündung richtet sich nach der Art und dem Stadium. In einigen Fällen wird mit Virustatika (Antivirusmitteln) und sogenannten Interferonen behandelt.
Hepatitis A: Bei einer Infektion mit Hepatitis A gibt es keine Therapieoption. Allerdings heilen zwei Drittel der Hepatitis A-Infektionen mit Bettruhe und Leberschonung von selbst aus. Die Leber sollte dabei nicht zusätzlich – etwa durch Alkohol oder Medikamente – belastet werden.
Akute Hepatitis B: Auch eine akute Infektion mit Hepatitis B bedarf in der Regel keiner speziellen Behandlung. Eine kohlenhydratreiche und fettarme Ernährung beschleunigt zwar nicht den Krankheitsverlauf, kann aber die Heilung unterstützen.
Chronische Hepatitis B: Diese Hepatitis-Therapie besteht aus sogenannten Interferonen (wie Interferon-alpha), die eine antivirale Wirkung besitzen. Eine Therapie dauert in der Regel 48 Wochen. Abhängig von den Werten des*der Patient*in, liegt die Heilungschance bei 30 Prozent.
Chronische Hepatitis C: Im Vordergrund steht hierbei eine antivirale Therapie. Diese wird auch bei Personen mit fortgeschrittener Erkrankung gewählt.
Hepatitis D: Für Infektionen mit Hepatitis D, die früher nicht behandelt werden konnten, wird heute auch vermehrt Interferon eingesetzt. Seit August 2020 ist ein antivirales Medikament für Hepatitis D zugelassen, das den Eintritt von Viren in die Leberzelle verhindern soll.
Hepatitis E: Sie lässt sich bisher nicht behandeln. Allerdings heilt die Erkrankung von selbst aus. Antivirale Mittel können versuchsweise eingesetzt werden. Die einzige Form der Therapie ist bei Bedarf eine Lebertransplantation.
Verlauf einer Leberentzündung
Jede Hepatitis verläuft anders. Häufig heilt eine akute Hepatitis vollständig und ohne Probleme innerhalb mehrerer Wochen oder Monate aus.
Bei einem milden Verlauf der Leberentzündung wird die Leber kaum in Mitleidenschaft gezogen und nicht dauerhaft geschädigt. Durch eine entsprechende und möglichst frühe Behandlung lässt sich der Hepatitis-Verlauf positiv beeinflussen.
Infektionen mit den Hepatitis-Viren B, C, und D dauern unter Umständen länger als sechs Monate und werden somit chronisch. In schweren Fällen können sowohl eine akute als auch eine chronische Hepatitis schwere Leberschäden nach sich ziehen. Dabei vernarbt das Lebergewebe und die Leber kann ihren Aufgaben im Stoffwechsel nicht mehr nachkommen.
Chronische Hepatitis B und C-Infektionen erhöhen das Risiko für Leberkrebs. Im Jahr erleiden circa ein bis vier Prozent der Hepatitis C-Patient*innen – bei denen bereits eine Leberzirrhose eingetreten ist – Leberkrebs. Es dauert meist 20 bis 30 Jahre bis Leberkrebs in Folge einer Hepatitis C-Infektion auftritt.
Vorbeugen: Impfung schützt vor Hepatitis A, B und D
Den zwei wichtigsten Formen der durch Viren übertragenen Leberentzündung, Hepatitis A und B, kann eine Impfung effektiv vorbeugen. Dabei wird die Grundimmunisierung gegen Hepatitis B bereits im Säuglingsalter von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Die Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis D.
Impfung für wen sinnvoll?
Für Erwachsene, die keinen Impfschutz haben, wird die Impfung gegen Hepatitis A und B empfohlen, wenn ein besonderes Risiko für eine Infektion besteht. Eine Hepatitis A-Impfung wird vor allem Menschen angeraten, die im Lebensmittelbereich und im Gesundheitssystem arbeiten. Auch bei Reisen in bestimmte Länder, in denen die Hepatitis A häufig vorkommt, wird die Impfung empfohlen.
Es steht eine Kombinationsimpfung für beide Hepatitis-Formen zur Verfügung. Menschen, die mit HIV infiziert sind, wird zu einer Impfung gegen Hepatitis B geraten.
Vorsichtsmaßnahmen zum Vorbeugen der Hepatitis
Um einer Ansteckung mit Hepatitis vorzubeugen, sind Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen wichtig:
- Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr
- Für medizinisches Personal: Direkten Blutkontakt meiden und Schutzhandschuhe tragen
- In Hepatitis A-Risikogebieten: Kein Leitungswasser trinken, auf Eiswürfel verzichten, Obst vor dem Verzehr schälen und Gemüse abkochen
- Immer gründlich die Hände waschen – vor allem vor dem Essen
- Keine benutzten Spritzen verwenden
Regelmäßiger Leber-Check bei Vorerkrankung
Um Lebererkrankungen frühzeitig festzustellen, rät unter anderem die Deutsche Leberstiftung zu einem regelmäßigen Leber-Check. Dazu wird Blut abgenommen, um die Leberwerte zu bestimmen.
Besonders aufschlussreich ist dabei der ALT-Wert (ALT=Alanin-Aminotransferase, auch ALAT). ALT, auch als Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) bezeichnet, ist ein Enzym, das beim Abbau von Leberzellen entsteht und im Blut nachweisbar ist. Ein erhöhter ALT-Wert ist bereits bei einer leichten Leberschädigung nachweisbar.
Kasse zahlt Test der Leberwerte nur bei Beschwerden
Derzeit bezahlen die Kassen den Test der Leberwerte nur, wenn bereits Hinweise auf eine Lebererkrankung vorliegen, ansonsten müssen die Kosten privat getragen werden.