Hämorrhoiden: Anzeichen und Behandlung bei vergrößerten Analgefäßen
Hämorrhoiden dichten den After nach außen ab. Sind sie vergrößert, verursachen sie unangenehme Symptome wie Jucken, Brennen oder Stuhlschmieren. Verschiedene Behandlungen, von Hausmitteln über Salben bis zur OP, können helfen.
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Kurzübersicht: Hämorrhoiden
Definition: Hämorrhoiden sind Gefäßpolster im Bereich des Enddarms im Übergang zum Mastdarm. Bemerkbar machen sie sich, wenn sie vergrößert sind, als knotenförmige Ausbuchtungen bestimmter Blutgefäße.
Symptome: Typisch sind Juckreiz, Brennen und Nässen im Analbereich sowie hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier.
Behandlung: Je nach Grad kommen Salben und Zäpfchen mit Lidocain oder Kortison, Veröderung oder Gummibandligatur infrage. In schweren Fällen müssen die vergrößerten Hämorrhoiden eventuell operativ entfernt werden.
Ursachen: Sie werden häufig durch starkes Pressen beim Stuhlgang, dauerhafte Verstopfungen oder übermäßigen Einsatz von Abführmitteln ausgelöst.
Diagnose: Erste Anlaufstelle ist eine proktologische Praxis, dort finden eine körperliche Untersuchung und Spiegelung des Analkanals statt.
Artikelinhalte im Überblick:
Was sind Hämorrhoiden und wie sehen sie aus?
Hämorrhoiden sind ein normaler und wichtiger Teil des Körpers. Die Gefäßpolster sind ringförmige Schwellkörper im Analbereich, die am Übergang vom Mastdarm zum Enddarm liegen. Sie dienen zusammen mit dem Schließmuskel der Abdichtung des Afters und verhindern so Stuhlinkontinenz.
Hämorrhoidalpolster sind Schwellkörper, die sich mit Blut füllen, um den After zu verschließen. Während des Stuhlgangs werden sie zur Seite geschoben. Bei vergrößerten Hämorrhoiden staut sich das Blut und der venöse Abfluss wird behindert.
Verschiedene Stadien
Je nach Schweregrad werden vergrößerte Hämorrhoiden in vier Grade oder Stadien unterteilt:
Stadium I: Im ersten Stadium treten die Hämorrhoiden innerlich auf und sind deshalb nur durch eine Spiegelung des Enddarms (Proktoskopie) sichtbar.
Stadium II: Die Hämorrhoiden treten beim Stuhlgang aus dem After hervor und sind dann sichtbar. Hinterher ziehen sie sich wieder zurück.
Stadium III: Die Hämorrhoiden treten beim Pressen hervor, ziehen sich aber nicht mehr von allein zurück. Jedoch können sie mit dem Finger wieder in den After zurückgeschoben werden.
Stadium IV: Sind die Hämorrhoiden dauerhaft außerhalb des Afters fixiert, ist das vierte Stadium erreicht. Sie können nun auch nicht mehr zurückgeschoben werden.
Was sind Anzeichen für Hämorrhoiden?
Verursachen die Gefäßpolster Beschwerden, wird von einem Hämorrhoidalleiden gesprochen. Dieses ist weit verbreitet: Schätzungen zufolge leiden etwa 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland mindestens einmal im Leben unter vergrößerten Hämorrhoiden. Dann verhindern die Knoten oft eine vollständige Abdichtung des Schließmuskels nach außen. Spuren von Kot (Stuhlschmieren) sowie schleimige Absonderungen aus dem Darm reizen die empfindliche Afterhaut.
Typische Symptome:
- Juckreiz
- Brennen
- Nässen
- Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung
- Analekzem
- hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier
Schmerzen
Hämorrhoiden behandeln: Salbe, Zäpfchen, Verödung
Die Therapie vergrößerter Hämorrhoiden richtet sich nach deren Schweregrad. Ob auch Hämorrhoiden in einem frühen Stadium therapiert werden, hängt vom individuellen Leidensdruck ab. Stark vergrößerte Hämorrhoiden können unbehandelt auf Dauer zu Analthrombosen oder Analfissuren führen. Beide Erkrankungen sind eher harmlos, aber schmerzhaft. Starke, andauernde Blutungen der Hämorrhoiden können zudem eine Blutarmut (Anämie) verursachen.
Salbe und Zäpfchen: Meist sind entzündungshemmende und schmerzlindernde Salben oder Zäpfchen, etwa mit den niedrig dosierten Wirkstoffen Cortison oder Lidocain, im ersten Stadium ausreichend. Sie können aber höchstens die Symptome wie Juckreiz im Analbereich mildern, auf die Größe der Hämorrhoiden haben sie keinen Einfluss. Bei einem ausgeprägten Analekzem, wie es häufig in Verbindung mit Hämorrhoiden auftritt, kommen meist rezeptpflichtige Cortison-Salben zum Einsatz. Um optimal zu wirken, werden Zäpfchen etwa zwei Zentimeter im After platziert.
Sklerosierung (Verödung): Dabei wird eine gefäßverödende Lösung in das Gewebe rund um die vergrößerten Hämorrhoiden injiziert, meist eine Alkohollösung. Sie verursacht eine lokale Entzündung, in deren Folge die Durchblutung des betroffenen Areals im Analbereich abnimmt. Die minimal-invasive Behandlung kann ambulant durchgeführt werden. Üblich sind drei Eingriffe im Abstand von vier bis sechs Wochen. Bei Entzündungen oder einer Schwangerschaft ist das Verfahren jedoch ungeeignet.
Gummibandligatur: Die Hämorrhoiden werden mit einem Gummiband abgeschnürt. Durch die fehlende Blutzufuhr stirbt der abgebundene Gewebeknoten nach drei bis zehn Tagen ab und wird ausgeschieden. Dabei entsteht eine Wunde, die nach drei bis vier Wochen abgeheilt ist. Erst dann sollte eine weitere Ligatur erfolgen. Das Verfahren gilt als risikoarm. Es können kurzzeitige Schmerzen auftreten, selten kommt es zu Blutungen. Die Ligatur hat höhere Erfolgsaussichten als die Verödung: 70 Prozent der Patient*innen sind auch nach fünf Jahren noch beschwerdefrei.
Hämorrhoidektomie: Eine operative Entfernung ist ab dem dritten Stadium ratsam. Die gängigsten Verfahren sind die Milligan-Morgan- und die Parks-Methode, die jeweils nach ihren Erfindern benannt wurden. Bei beiden werden die drei größten Knoten herausgeschnitten. Bei der Operation nach Parks wird die Wunde jedoch fast vollständig verschlossen, während sie bei der Methode nach Milligan-Morgan offen bleibt und vor allem beim Stuhlgang mitunter große Schmerzen bereiten kann. Ein weiteres Verfahren, die Operation nach Ferguson, strebt den vollständigen Wundverschluss an, wodurch sich aber das Risiko eines Blutergusses unter der Haut erhöht.
Hausmittel und Tipps gegen Hämorrhoiden
Einige Hausmittel lindern typische Symptome wie Analekzem, Juckreiz und Brennen im Analbereich:
Für weichen Stuhl sorgen, dafür ausgewogen und ballaststoffreich ernähren, ausreichend trinken (mindestens 1,5 Liter pro Tag) und viel bewegen.
Sitzbäder, zum Beispiel mit Eichenrinde, Hamamelis, Schafgarbe, Rosskastanie oder Kamille, lindern Juckreiz und Entzündungen. Ein Sitzbad sollte körperwarm sein und etwa drei bis fünf Minuten dauern. Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion, die gelegentlich auftritt, sollte man den jeweiligen Wirkstoff nicht weiterverwenden.
Den After sanft mit lauwarmem Wasser säubern, etwa mithilfe eines Wattepads. Danach vorsichtig trockentupfen.
Am besten weiches Toilettenpapier ohne Duftstoffe verwenden.
Bestehen Probleme mit Stuhlschmieren (nach dem Stuhlgang tritt etwas Kot aus dem After aus), legen Sie sich nach dem Toilettengang ein Wattepad zwischen die Pobacken. So wird die Reizung der empfindlichen Afterhaut unterbunden, eine der Hauptursachen für das Analekzem bei Hämorrhoiden.
In der Phytotherapie kommen auch Tees gegen Hämorrhoidalleiden zum Einsatz. Geeignete Wirkstoffe sind Schöllkraut, Rhabarber und Ackerschachtelhalm.
Bei leichten Hämorrhoiden kann ein Analdehner vorbeugend eingesetzt werden. Das kegelförmige Instrument wird mit etwas Gleitmittel wiederholt vorsichtig in den Analkanal eingeführt. Dadurch werden die analen Schließmuskeln (Sphinkterapparat) gedehnt. Zusätzlich kann man den Schließmuskel gegen den Widerstand des Analdehners kontrahieren, wenn dieser maximal eingeführt ist. Um Verletzungen vorzubeugen, sollte vor der Anwendung ärztlicher Rat eingeholt werden.
Was begünstigt Hämorrhoiden?
Schätzungen zufolge sind die Hälfte aller Menschen über 30 Jahre von vergrößerten Hämorrhoiden betroffen. Auch unter Jüngeren nehmen sie zu. Meist kommen mehrere Risikofaktoren wie Fehlernährung, Übergewicht und Bewegungsarmut zusammen. Auslöser der vergrößerten Gefäßpolster ist meist jedoch starkes Pressen beim Stuhlgang, bedingt durch Verstopfung und Darmträgheit.
Risikofaktoren im Überblick:
häufige Verstopfungen (harter Stuhl)
überwiegend sitzende Tätigkeit
ballaststoffarme Ernährung
häufiges Unterdrücken des Stuhldrangs (Einhalten des Kots)
Übergewicht
Schwangerschaft und Entbindung
angeborene Bindegewebsschwäche
langfristig sehr weicher Stuhl
Diagnose bei Verdacht auf vergrößerte Hämorrhoiden
Um das Stadium der Hämorrhoiden zu ermitteln, wird der*die proktologische Arzt*Ärztin im Rahmen der Anamnese zunächst die Krankengeschichte und Beschwerden besprechen. Es folgen die körperliche Untersuchung und die Austastung des Rektalbereichs mit dem Finger. Bei Männern wird zusätzlich die Prostata abgetastet. Die Funktionsfähigkeit des Schließmuskels lässt sich durch gleichzeitiges Pressen überprüfen.
Zusätzlich ist eine Proktoskopie (Analkanalspiegelung) erforderlich. Dabei wird ein acht bis 15 Zentimeter kurzer, röhrenartiger Schlauch in den Enddarm eingeführt. Das Proktoskop ist mit einer Lichtquelle ausgestattet und erlaubt eine genaue Untersuchung des Enddarms. Das Verfahren selbst ist schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Dadurch sind normalerweise kein Beruhigungsmittel und keine Kurznarkose notwendig. Durchgeführt wird die Proktoskopie in Knie-Ellenbogen-Lage (Vierfüßlerstand), auf einem gynäkologischen Untersuchungsstuhl (Steinschnittlage) oder auf einer Untersuchungsliege.
Ergänzend zur Analkanalspiegelung kann auch eine Dickdarmspiegelung (Koloskopie) oder eine Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) durchgeführt werden. Diese Diagnoseverfahren kommen vor allem zum Einsatz, um Darmkrebs und eine höherliegende Blutungsquelle auszuschließen.
Diese Maßnahmen beugen Hämorrhoiden vor
Eine der Hauptursachen des Hämorrhoidalleidens ist harter Stuhl und damit verbundenes starkes Pressen, das die Gefäßpolster anschwellen lässt. Um Beschwerden vorzubeugen, ist eine geregelte Verdauung wichtig.
Dabei hat die Ernährung einen entscheidenden Einfluss: Eine ballaststoffreiche, ausgewogene Mischkost sowie eine ausreichende Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern Wasser oder ungesüßtem Tee täglich sorgen für weichen und regelmäßigen Stuhlgang.
Lebensmittel, die sich positiv auf die Verdauung bei Hämorrhoiden auswirken:
- Vollkornprodukte
- Obst, Gemüse, Salat
- Hülsenfrüchte
- Beeren
- Nüsse
- Milchprodukte wie Buttermilch, Kefir oder Joghurt
- Müsli, Haferflocken (möglichst naturbelassen)
- Leinsamen, Flohsamenschalen
- Pflaumensaft, Sauerkrautsaft
- Apfelessig
Auch körperliche Aktivität regt die Darmtätigkeit an. Menschen mit vergrößerten Hämorrhoiden sollten beim Sport jedoch darauf achten, dass sie Sportarten wählen, die den Beckenboden nicht belasten. Denn dadurch wird zusätzlich Druck auf die Gefäße im Analbereich ausgeübt, sodass Hämorrhoidalleiden verstärkt werden können. Zu den ungünstigen Sportarten zählen Krafttraining, Seilspringen, Tennis, Squash oder Fußball.
Besser geeignet bei Hämorrhoiden sind schonende Bewegungsabläufe:
- Nordic Walking
- Spazierengehen
- Wandern
- Schwimmen
- Pilates, Yoga
- Gymnastik
- Radfahren (bis Stadium III)
- Joggen (bis Stadium II)
Manchmal sind auch Dauerstress oder bestimmte Medikamente schuld daran, wenn der Darm träge wird.
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