Ansteckung durch das Haustier möglich?

Giardien beim Menschen: Symptome einer Giardiasis

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Bei Giardien handelt es sich um einzellige Parasiten, die den Darm befallen und eine Durchfallerkrankung auslösen können. Die Krankheitserreger kommen bei Tieren und Menschen vor, eine Ansteckung vom Haustier ist möglich, aber unwahrscheinlich. Was hilft gegen Giardien?

Giardien: Übertragung vom Hund auf Menschen?
© Getty Images/Klaus Vedfelt

Kurzübersicht

Was sind Giardien? Giardien sind Protozoen, also einzellige Parasiten. Sie befallen Menschen und Tiere und lösen eine Durchfallerkrankung, die Giardiasis bzw. Lambliasis aus.

Behandlung: Viel Trinken, Antibiotika

Übertragung: Durch verunreinigte Lebensmittel oder Trinkwasser, Analverkehr, in seltenen Fällen durch infizierte Haustiere wie Hunde oder Katzen

Inkubationszeit: zwischen 5 und 10 Tagen, manchmal länger

Im Überblick:

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Giardiasis: Was sind Giardien?

Giardien sind einzellige Parasiten. Dabei handelt es sich weder um Viren, Pilze noch Bakterien, Fachleute sprechen auch von sogenannten Protozoen. Ihre Zellen ähneln im Aufbau stark tierischen Zellen, mit dem Unterschied, dass Tiere mehrzellig und Protozoen wie Giardien einzellig sind.

Giardien wurden früher auch als Lamblien bezeichnet, das ausgelöste Krankheitsbild als Lamblienruhr oder Lambliasis. Auch heute gibt es noch keine einheitliche Bezeichnung für den Erreger. Bekannt ist der Parasit unter anderem als:

  • Giardia intestinalis
  • Giardia duodenalis
  • Giardia lamblia

Giardien können nicht nur Menschen befallen, auch Tiere können an den Parasiten erkranken. Deshalb zählen Giardien-Infektionen zu den Zoonosen, also zu den Krankheiten die zwischen Menschen und Tieren wechselseitig übertragen werden können. Die Giardiasis kommt gehäuft bei Haustieren wie Hunden und Katzen vor. Hier verläuft die Erkrankung oftmals schwerwiegender und kann bei geschwächten Tieren zum Tod führen.

Lebenszyklus von Giardien

Giardien haben einen einfachen Lebenszyklus. In ihrer Entwicklung durchlaufen die Darmparasiten verschiedene Stadien.

  • Aktive Form: Die aktive Form von Giardien wird als Trophozoit bezeichnet. Die Parasiten schlüpfen aus den Zysten im Zwölffingerdarm (Duodenum) und haften sich an die Darmwand im Dünndarm an. Giardien vermehren sich ungeschlechtlich, das heißt sie teilen sich zur Vermehrung.  

  • Dauerform: Bei Erreichen des Dickdarms wandeln sich die Trophozoiten in infektiöse Zysten um, sie bilden eine schützende Hülle. Die Zysten werden über den Stuhl ausgeschieden und bleiben in feuchter Umgebung bis zu drei Monate ansteckend.

Giardien bei Menschen: Symptome der Giardiasis

Die Infektion bei Menschen kann symptomlos verlaufen, in anderen Fällen treten Magen-Darm-Beschwerden auf.

Mögliche Anzeichen einer Giardien-Infektion sind:

Infolge der anhaltenden Durchfälle kann eine gefährliche Dehydration auftreten. Da die Giardien der Darmwand schaden, kann es zudem zu einer verminderten Nährstoffaufnahme kommen. Die Folgen können ein massiver Gewichtsverlust, Müdigkeit sowie ein Nährstoffmangel sein. Auch eine vorübergehende Laktoseintoleranz kann infolge einer Giardien-Infektion entstehen.

Übertragung, Häufigkeit und Inkubationszeit von Giardien

Giardien kommen weltweit vor, besonders häufig sind sie in wärmeren Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen. In Deutschland sind die Infektionszahlen rückläufig: Rund 4.000 Menschen stecken sich hierzulande jährlich mit Giardien an. In den meisten Fällen erfolgt die Ansteckung im Ausland, weshalb die Giardiasis als reiseassoziierte Infektionskrankheit gewertet wird.

Die Ansteckung mit Giardien erfolgt fäkal-oral, also durch die Aufnahme von über den Kot ausgeschiedenen Zysten mit dem Mund. In der Regel stecken Betroffene sich über infiziertes Trinkwasser, seltener über infizierte Nahrungsmittel an.

Auch eine Ansteckung beim Sexualverkehr ist möglich, etwa bei bestimmten sexuellen Praktiken wie Anilingus (Lecken des Afters) oder Oralverkehr nach Analsex. Ebenso können Menschen sich mit Giardien anstecken, wenn sie Wasser beim Baden in verunreinigten Seen trinken. Darüber hinaus tragen Pflegepersonal und Menschen in erzieherischen Berufen, wie Mitarbeitende von Kindertagesstätten, ein erhöhtes Risiko.

Ist eine Ansteckung durch das eigene Haustier möglich?

Giardien beim Haustier sind recht häufig, eine Ansteckung durch Hund oder Katze ist nicht vollständig auszuschließen. Bei einem infizierten Haustier ist auf besondere hygienische Maßnahmen zu achten. Regelmäßiges Händewaschen insbesondere nach Kontakt mit den Ausscheidungen ist dringend zu empfehlen.

Wie lange dauert die Inkubationszeit?

Die Inkubationszeit liegt in der Regel zwischen sieben und zehn Tagen. In manchen Fällen konnte auch ein Zeitraum zwischen fünf und 25 Tagen zwischen Ausbruch der Erkrankung und Ansteckung beobachtet werden.

Diagnose: Wie werden Giardien festgestellt?

Da die durch Giardien verursachten Beschwerden sehr unspezifisch sind, kann die Diagnose nicht anhand der Symptome gestellt werden. Bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Erreger wird deshalb eine Stuhlprobe abgegeben und im Labor mikroskopisch auf Zysten und Trophozoiten untersucht. Dabei müssen mindestens drei Proben von jeweils unterschiedlichen Stuhlgängen untersucht werden, weil die Zysten nicht jedes Mal gleichermaßen ausgeschieden werden. Darüber hinaus kann die Stuhlprobe mithilfe von PCR- oder Antigentests auf einen Giardienbefall hin geprüft werden.

Darüber hinaus wird in manchen Fällen eine Gewebeprobe (Biopsie) des Dünndarms vorgenommen, um den Erreger sicher nachzuweisen.

Sind Giardien in Deutschland meldepflicht?

Die Infektion mit dem Erreger Giardia lamblia ist in Deutschland meldepflicht, die Erkrankung muss an das zuständige Gesundheitsamt übermittelt werden.

Behandlung einer Giardien-Infektion

Während der akuten Krankheitsphase muss auf eine erhöhte Flüssigkeitsmenge geachtet werden, um eine Austrocknung zu verhindern. Daneben sind Hygienemaßnahmen sehr wichtig, um eine Ansteckung anderer sowie eine Reinfektion durch die Aufnahme der ausgeschiedenen Zysten zu verhindern. Hierzu müssen Handtücher sowie Bettwäsche regelmäßig getauscht und bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden. Zudem ist auf eine sorgfältige Handhygiene nach dem Toilettengang und beim Zubereiten von Nahrungsmitteln zu achten.

Behandlung mit Medikamenten

In manchen Fällen klingt der Durchfall von selbst nach rund zwei bis vier Wochen aus. Die akute Infektion ist damit überstanden, auch wenn der Erreger noch im Stuhl teilweise nach sechs Monaten nachweisbar ist und Betroffene weiterhin ansteckend sind.

Deshalb ist in jedem Fall eine medikamentöse Behandlung sinnvoll. Hierfür kommen bestimmte Antibiotika zum Einsatz, die nicht nur gegen bakterielle Erreger wirken. Wirkstoffe die gegen Giardien helfen, sind unter anderem:

  • Metronidazol
  • Paromomycin
  • Albendazol

Während einer Schwangerschaft gestaltet sich die medikamentöse Behandlung schwierig und sollte wenn möglich erst nach der Entbindung erfolgen. In schwerwiegenden Fällen kann eine Therapie mit Paromomycin erwogen werden.

Prognose: Wie stehen die Heilungschancen bei Giardien?

Giardien lassen sich gut medikamentös behandeln, allerdings kann eine Infektion zu monatelang anhaltenden Darmbeschwerden führen. Ursache hierfür ist eine Reizung und Entzündungsreaktion der Darmschleimhaut. Zudem sind auch anhaltende Lebensmittelunverträglichkeiten sowie die Entstehung eines Reizdarmes als Folge denkbar. In seltenen Fällen kommt es auch zu anhaltenden Erschöpfungszuständen (ME/CFS) nach einer durchstandenen Akutinfektion.

In manchen Fällen schlägt das Medikament nicht richtig an, chronische Verläufe sind möglich. Hierbei kommt es zu wiederkehrenden Durchfällen mit Blähungen, die auch über Jahre hinweg bestehen können. Dabei leiden Betroffene auch oftmals unter Schmerzen im Oberbauch.

Wie lässt sich einer Giardien-Infektion vorbeugen?

Eine Giardiasis lässt sich nicht immer zuverlässig verhindern. Einige Tipps können helfen, das Risiko zu minimieren:

  • Trinkwasser: Bei Reisen in wärmere Regionen oder Länder mit unsicheren hygienischen Bedingungen sollte Wasser nur aus gekauften und noch verschlossenen Flaschen getrunken werden.

  • Essen: In entsprechenden Region sollte auf ungeschältes Obst und Gemüse verzichtet werden. Lebensmittel wie Fleisch ist ganz durchgegart zu verzehren. Auch Speiseeis kann Giardien enthalten und sollte deshalb gemieden werden. Auch Rohmilchprodukte sind bedenklich.

  • Safer Sex: Bei analen Sexpraktiken ist auf Hygiene und Sicherheit zu achten. Der Penis sollte gründlich nach dem Sex gewaschen und nicht nach dem Analsex in den Mund eingeführt werden. Kondome und Lecktücher schützen zusätzlich vor anderen Erkrankungen wie HIV. Sie sind nach dem Analverkehr zu wechseln.

  • Händewaschen: Regelmäßiges Händewaschen schützt vor Erkrankungen wie Giardien. Vor dem Kochen und nach dem Toilettengang sollten die Hände in jedem Fall mindestens 30 Sekunden unter lauwarmen Wasser gründlich mit Seife gereinigt werden.

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