Fuchsbandwurm: Symptome und Verlauf einer Echinokokkose
Hunde- und Fuchsbandwürmer sind Parasiten, die nur in seltenen Fällen Menschen befallen. Werden Eier mit der Nahrung aufgenommen, kann es zum Krankheitsbild der Echinokokkose führen, die häufig tödlich verläuft. Welche Symptome sind typisch?
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Pilze, Wildkräuter und Waldbeeren sammeln: Wie hoch ist das Risiko, sich mit dem Hunde- oder Fuchsbandwurm anzustecken und wie gefährlich ist eine Infektion?
Im Überblick:
Hunde- und Fuchsbandwurm: Welche Unterschiede gibt es?
Beim Menschen führt eine Infektion mit dem Hunde- oder Fuchsbandwurm zum Krankheitsbild der Echinokokkose, bei welcher Organe von den Wurmlarven befallen und zersetzt werden.
Der Hundebandwurm ist unbekannter als der Fuchsbandwurm, Infektionen sind allerdings häufiger. Er kommt weltweit vor: In der Regel findet man den Parasiten in Mitteleuropa, insbesondere Süddeutschland. Fuchsbandwürmer sind hingegen selten.
Je nach Wurmart werden zwei Formen der Echinokokkose unterschieden:
- Zystische Echinokokkose: Die Larven des Hundesbandwurms bilden große Zysten, die Organgewebe verdrängen.
- Alveoläre Echinokokkose: Die Larven des Fuchsbandwurms bilden viele kleine Zysten (Bläschen) ausgehend von einer großen Zyste und durchsetzen nach und nach das Organgewebe.
Beim Hunde- und Fuchsbandwurm handelt es sich um sogenannte Zestoden: Die Parasiten zeichnen sich durch einen komplizierten Lebenszyklus mit Wirtswechsel aus. Ist der Mensch betroffen, ist er Fehlwirt.
Lebenszyklus des Fuchsbandwurms (Echinococcus multilocularis)
Endwirt, in welchem sich die ausgewachsenen Würmer sexuell vermehren, ist in aller Regel der Fuchs, in seltenen Fällen können die Parasiten auch in anderen Tieren wie Katzen und Hunden heranreifen.
Der ausgewachsene Bandwurm wird nur etwa vier Millimeter lang. Sein Körper ist gegliedert, der Kopf besitzt Saugnäpfe und Haken, mit welchen der Parasit sich in der Darmwand festbeißt. Der restliche Körper ist in sogenannte Proglottiden unterteilt, in jedem Glied finden sich ein Satz männlicher und weiblicher Geschlechtsorgane. Fuchsbandwürmer sind Zwitter, sie brauchen keinen Partner zur Fortpflanzung und befruchten ihre Eier selbst.
Die letzte Proglottis ist stark vergrößert, sie macht etwa die Hälfte der Gesamtlänge des Bandwurms aus. Hier werden die befruchteten, reifen Eier aufbewahrt, durch Abschnüren des Segments werden diese ausgeschieden. Sie gelangen mit dem Kot des Wirts in die Umwelt.
Die Eier sind mikroskopisch klein, zudem sind sie recht resistent und trotzen der Witterung, erst bei minus 80 Grad Celsius sterben sie ab. Über die Nahrung gelangen sie in ihren Zwischenwirt, in welchem sich die Parasiten weiterentwickeln. In der Regel handelt es sich dabei um Nagetiere wie Mäuse und Ratten. Im Darm des Zwischenwirts schlüpfen aus den Wurmeiern Larven, die sich durch die Darmwand bohren und über den Blutkreislauf in die Leber und weitere Organe gelangen können.
Im Zielorgan entwickelt sich aus der Larve die sogenannte Finne (auch Metazestode oder Hydatide genannt). Dabei handelt es sich um eine schwammartiges Gewebe, dass die Leber oder andere Organe wie Lunge und Milz tumorartig zersetzt. Im Verlauf bilden sich durch sogenannte Knospung viele kleine Bläschen aus, die Bandwurmkopfanlangen beinhalten. Sie dienen der Massenvermehrung. Die ursprungliche Metazestode bildet sich nach und nach zurück. Die Organe werden von vielen Bläschen (Alveolen) durchzogen und durchsetzt.
Wird der Zwischenwirt von einem Fressfeind wie dem Fuchs erbeutet, schließt sich der Kreis. Im Darm des Tieres bilden sich aus den Larven Bandwürmer, die sich erneut in der Darmwand festbohren können.
Nimmt der Mensch also Wurmeier des Fuchsbandwurms auf, ist er Zwischenwirt und die Larven schaden Organen wie der Leber und zersetzen sie. Es bilden sich viele Bläschen, worauf der Name "alveoläre Echinokokkose" zurückgeht.
Lebenszyklus des Hundebandwurms (Echinococcus granulosus)
Beim Hundebandwurm (auch dreigliedriger Hundbandwurm genannt) handelt es sich ebenfalls um eine recht kleine Bandwurmart, nur maximal sechs Millimeter werden die Parasiten groß. Oftmals leben tausende von Würmern in einem Hauptwirt (häufig Hunde und Wölfe, aber auch Katzen und Füchse).
Reife, infektiöse Eier werden über den Kot des Wirts ausgeschieden und über verunreinigte Nahrung oder Wasser vom Zwischenwirt aufgenommen. Zwischenwirte beim Hundebandwurm sind häufig Nutztiere wie Schafe, Schweine und Kühe.
Im Darm werden die Larven frei, bohren sich durch die Darmwand und verteilen sich über den Blutkreislauf im Körper. Erreicht eine Larve ein Organ, bildet sie eine Zyste. Die Zyste (auch Hydatide oder Metazestode genannt) dient der Massenvermehrung. In ihr reifen viele Bandwürmer heran, die in einem Endwirt den Zyklus von neuem beginnen können.
Unterschiede zwischen Hunde- und Fuchsbandwurm sind demnach die Hydatiden: Beim Hundebandwurm enthält eine Zyste viele neue Bandwurmanlagen, wird sie beim Menschen entfernt, ist Heilung möglich.
Beim Fuchsbandwurm hingegen sind die Bläschen mit neuen Anlagen frei und können entsprechend nur schwer entfernt werden, was die Heilungschancen drastisch reduziert.
Hunde- und Fuchsbandwurm: Symptome einer Infektion
Bei der Echinokokkose handelt es sich um eine sehr seltene Erkrankung. 2020 wurden dem Robert Koch-Instituts nur 46 Fälle der durch Larven des Fuchsbandwurms ausgelösten Erkrankung gemeldet; mit 70 Fällen war die zystische Echinokokkose (Hundebandwurm) etwas häufiger.
Die Inkubationszeit des Fuchs- und Hundebandwurms ist sehr lang, oft vergehen Jahre bis sich eine Infektion bemerkbar macht. Zunächst treten keine Symptome auf, die Echinokokkenzysten vergrößern sich langsam und beeinträchtigen die jeweilige Organfunktion immer mehr.
Die Symptome bei einer Hunde- oder Fuchsbandwurminfektion sind nicht spezifisch, sie hängen unter anderem stark vom betroffenen Organ ab. In einem Großteil der Fälle ist die Leber betroffen, es kommt im Verlauf zu Beschwerden wie:
- Schmerzen im Oberbauch
- Allgemeines Krankheitsgefühl
- Müdigkeit
- Gewichtsverlust
- Anämie (Blutarmut)
Sind die Gallengänge durch die Raumforderungen verengt, kann es zu einer Gelbfärbung von Haut und Augen kommen, der sogenannten Gelbsucht (Ikterus). Im Verlauf kann es zudem zu einer Leberzirrhose und letztlich Leberversagen kommen.
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Reißt eine Zyste, kann ein allergischer Schock (anaphylaktischer Schock) die Folge sein, welcher sich unter anderem durch folgende Beschwerden äußern kann:
Neben der Leber ist auch die Lunge häufig von den Parasiten befallen. Dies kann sich etwa durch anhaltenden Husten äußern. Auch das Abhusten von Blut ist möglich.
Aufgrund der langen Inkubationszeit, der Seltenheit der Erkrankung sowie der unspezifischen Symptome wird eine Echinokokkose oftmals spät entdeckt, was zulasten der Heilungschancen geht.
Diagnose: Wie wird eine Echinokokkose festgestellt?
Häufig holen Erkrankte aufgrund ihrer Beschwerden ärztliche Hilfe ein. Da die Symptome einer Infektion mit dem Hunde- oder Fuchsbandwurm auf eine Vielzahl von Erkrankungen hindeuten kann, müssen zunächst weitere Erkrankungen wie Krebs oder Virus-Hepatitis ausgeschlossen werden.
Am wichtigsten für die Diagnose einer Echinokokkose sind bildgebende Verfahren. Sie können zeigen, ob und welches Organ von den Wurmlarven befallen wurde und um welche Art der Echinokokkose es sich handelt: Die zystische und alveoläre Echinokokkose unterscheiden sich in der optischen Ausprägung stark.
Infrage kommen folgende diagnostische Verfahren:
- Magnetresonanztomografie (MRT)
- Computertomografie (CT)
- Ultraschall (Sonografie)
- Positronen-Emissions-Tomografie (PET)
Zudem kann ein Bluttest Antikörper gegen den Krankheitserreger zeigen. Ohne bildgebende Verfahren ist dies allerdings unsicher. Viele Menschen tragen Antikörper gegen den Hunde- oder Fuchsbandwurm in sich: Sie hatten Kontakt mit dem Parasiten, es kommt allerdings nicht zum Ausbruch der Erkrankung.
Wie lässt sich eine Erkrankung durch den Hunde- oder Fuchsbandwurm behandeln?
Die Behandlung hängt unter anderem vom Stadium der Echinokokkose ab, also wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Auch welches Organ betroffen ist, spielt eine Rolle.
In der Regel wird die operative Entfernung der Zysten versucht, was eine vollständige Heilung verspricht. Wichtig ist dabei, dass die Zysten unverletzt bleiben und keine Larven frei werden. Eine platzende Zyste birgt unter anderem das Risiko eines anaphylaktischen Schocks. Die operative Entfernung ist bei der alveolären Form deutlich schwieriger.
Ist die vollständige Entfernung nicht möglich, kommen zudem Medikamente zum Einsatz. Wurmmittel wie Mebendazol und Albendazol hemmen das Wachstum des Parasiten und verhindern so ein Fortschreiten der Erkrankung. Manchmal müssen sie ein Leben lang eingenommen werden.
In seltenen Fällen kommt auch eine Lebertransplantation als Behandlung infrage.
Hunde- und Fuchsbandwurm: Verlauf und Heilungschancen
Verlauf und Prognose einer Echinokokkose sind von vielen Faktoren abhängig. Darunter welches Organ betroffen ist, wie groß die Zysten sind und wie viele es gibt. Auch der Zeitpunkt der Diagnose ist entscheidend: Wird der Befall erst spät entdeckt und sind Organe schon schwer geschädigt, stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung schlechter. Zudem verlaufen Infektionen mit dem Fuchsbandwurm in aller Regel schwerer. Unbehandelt führt eine Echinokokkose häufig zum Tod.
Wird die Erkrankung frühzeitig entdeckt und können die Zysten operativ entfernt werden, muss eine Echinokokkose kein Todesurteil sein. Auch die medikamentöse Eindämmung des Wachstums kann in vielen Fällen die Lebenserwartung deutlich erhöhen.
Wie kann man einer Echinokokkose vorbeugen?
Um das Krankheitsbild der Echinokokkose auszulösen, müssen die Wurmeier oral aufgenommen werden. Die genauen Infektionswege sind bislang nicht geklärt, auch nicht, ob eine Übertragung durch Lebensmittel häufige Ursache der Infektion ist. Studien zeigen unter anderem, dass Personen mit Haustieren sowie Landwirt*innen ein erhöhtes Risiko tragen.
Tipps zum Schutz vor Infektionen mit dem Hunde- oder Fuchsbandwurm:
- Obst und Gemüse, insbesondere solche Sorten, die in Bodennähe wachsen (Erdbeeren, Salat), sollte stets gründlich gewaschen werden.
- Pilze säubern und gründlich erhitzen
- Nach der Gartenarbeit und dem Kontakt zu Tieren Hände waschen
- Haustiere regelmäßig entwurmen
- Wildkräuter nicht in der Nähe von Hundeparks oder gängigen Gassi-Routen sammeln und vor Verzehr gut spülen
- Tote Tiere nicht anfassen oder, falls es doch notwendig sein sollte, Handschuhe verwenden und im Anschluss Hände waschen
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Lebensmittel immer erhitzen. Ab einer Temperatur von 60 Grad Celsius sterben die infektiösen Wurmeier ab.
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