Bewegungeinschränkung

Frozen Shoulder: Wie lange arbeitsunfähig bei Schultersteife?

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Die Schmerzen kommen häufig aus dem Nichts und treten nicht selten mitten in der Nacht auf: Wer an einer Frozen Shoulder (eingefrorene Schulter) leidet, kann gewohnte Bewegungen nicht oder nur noch unter großen Schmerzen ausführen. Wie lange dauert der Heilungsprozess bei Schultersteife?

Frozen Shoulder: Woher kommt die Schultersteife?
© Getty Images/microgen

Kurzübersicht: Frozen Shoulder

Symptome: Bewegungseinschränkung der Schulter, Schmerzen

Behandlung: Schmerzmittel, Kortison, Betäubungsmittel, Akupunktur, Kinesio-Tape, Physiotherapie, Kälte- und Wärmebehandlungen, selten eine Operation

Ursachen: Verschiedene Vorerkrankungen, Verletzungen der Schulter und Ruhigstellung des Armes

Im Überblick:

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Schultersteife: Was ist eine Frozen Shoulder?

Bei einer Frozen Shoulder (auch Schultersteife) erscheint das sonst sehr bewegliche Schultergelenk fast wie eingefroren, es wird steif und unbeweglich. Hinzu kommen Schmerzen: Das Heben der Arme, einfaches Greifen sowie viele Alltagsverrichtungen gestalten sich durch den stechenden Schulterschmerz fast unmöglich.

Der medizinische Fachbegriff für Frozen Shoulder ist Capsulitits adhaesiva. Dabei handelt es um eine entzündliche Veränderung der Gelenkkapsel. Von einer Frozen Shoulder ist in den meisten Fällen nur ein Schultergelenk betroffen, in rund 30 Prozent der Fälle treten die Beschwerden beidseitig auf.

Bei einer Frozen Shoulder verhärten sich nach zunächst entzündlichen Prozessen an der Gelenkkapsel die Bindegewebestrukturen des Schultergelenks, sie schrumpfen und verkleben schließlich. Dies führt zu einer starken Einschränkung der Beweglichkeit und Schmerzen bei Bewegung. Bedingt durch den starken Schmerz nehmen Betroffene oftmals eine Schonhaltung ein, welche die krankhaften Prozesse noch fördert und das Gelenk weiter versteifen lässt.

Wie häufig ist eine Frozen Shoulder?

Die Erkrankung tritt besonders oft zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf, Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Eine Frozen Shoulder beginnt meist plötzlich und ohne erkennbaren Grund. Bis zur Heilung vergehen im Schnitt drei Jahre, häufig haben die Betroffenen einen langen Leidensweg hinter sich. Bei bis zu 20 Prozent der Menschen mit einer Frozen Shoulder verschwinden die Beschwerden nicht mehr vollständig.

Frozen Shoulder: Ursachen der Schultersteife

Die genaue Ursache für das Krankheitsbild der Frozen Shoulder ist bislang nicht bekannt. Einige Risikofaktoren können eine Frozen Shoulder allerdings begünstigen.

In der Medizin wird zwischen einer primären und sekundären Frozen Shoulder unterschieden. Für die Einteilung spielt die mögliche Entstehungsursache eine entscheidende Rolle:

  • Primäre Frozen Shoulder: Für die primäre Schultersteife gibt es keine erkennbaren äußeren Auslöser, wie Unfälle oder Verletzungen. Es werden jedoch einige Risikofaktoren diskutiert. Dazu gehören Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Störungen der Schilddrüse und Veränderungen des Hormonspiegels, wie sie zum Beispiel in den Wechseljahren auftreten. Ob physische Erkrankungen Ursache einer Frozen Shoulder sein können, ist bislang nicht geklärt.

  • Sekundäre Frozen Shoulder: Die sekundäre Schultersteife wird durch eine Vorerkrankung oder bestimmte Umstände ausgelöst. Häufig entsteht sie durch eine lang andauernde Bewegungsvermeidung, Ruhigstellung oder Schonung der Schulter – zum Beispiel nach Knochenbrüchen, Verletzungen, Entzündungen oder Operationen im Schulterbereich, aber auch an Armen oder Hals. Das führt häufig zu einer Schulterinstabilität. Daneben treten die Beschwerden oft in Kombination mit Parkinson auf. Auch die Einnahme von Protease-Hemmern, etwa zur Behandlung von AIDS, kann eine Frozen Shoulder zur Folge haben.

Zu den häufigen Auslösern der sekundären Schultersteife gehören vor allem Verletzungen der Rotatorenmanschette. Dabei handelt es sich um vier Muskeln, die für Drehbewegungen des Oberarms verantwortlich sind. Daneben führen die Einklemmung von Muskeln und Sehnen der Schulter (Impingement-Syndrom) oder eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) oftmals zu einer Frozen Shoulder.

Auch entzündliche Reaktionen durch rheumatische Erkrankungen, Schulterarthrose (Omarthrose), vorangegangene Virusinfektionen oder eine Kalkschulter können die Schultersteife auslösen.

Stadien und Symptome einer Frozen Shoulder

Die Symptome einer Frozen Shoulder treten in der Regel plötzlich auf. Zunächst stehen vor allem Schmerzen in der Schulter im Vordergrund. Der Krankheitsverlauf der Frozen Shoulder wird anhand der Symptome in verschiedene Phasen oder Stadien geteilt.

  • Stadium 1 – Initialphase: In diesem Stadium, das auch als Entzündungsphase oder Schmerzphase bezeichnet wird, kommt es zu heftigen Schmerzen in der Schulter – zunächst bei Bewegung, im Verlauf auch in Ruhe. Das Schultergelenk lässt sich in dieser Anfangsphase noch leicht bewegen. Besonders stark sind die Schmerzen meist in der Nacht, Schmerzmittel wirken kaum. Das erste Stadium dauert für gewöhnlich sechs Wochen bis zu neun Monate an.

  • Stadium 2 – Einsteifungs- oder Versteifungsphase: In dieser Phase lässt der Schmerz langsam nach – dafür machen sich zunehmende Bewegungseinschränkungen bemerkbar. Diese zeigen sich anfangs meist beim Kämmen oder Waschen. Vor allem die aktive Außendrehung und das aktive Heben des Arms sind eingeschränkt. Im Schultergelenk beginnt die Gelenkkapsel nun zu schrumpfen, das Bindegewebe verhärtet und verklebt zunehmend.

  • Stadium 3 – Auftauphase: In diesem Stadium lassen die Beschwerden nach, die Bewegungseinschränkungen bilden sich nach und nach zurück. Der Arm lässt sich allmählich wieder bewegen. Die vorangegangene Bewegungsminderung führt jedoch zu einer Rückbildung der Muskeln (Muskelatrophie), die ebenfalls mit einer Bewegungsunfähigkeit einhergehen kann. Deshalb ist physiotherapeutische Unterstützung notwendig, um die Beweglichkeit und Kraft zu erhalten.

Wie wird eine Frozen Shoulder diagnostiziert?

Bei Verdacht auf Frozen Shoulder steht die gründliche ärztliche Untersuchung der Schulter im Mittelpunkt, die durch apparative Untersuchungsmethoden ergänzt werden kann.

Eine genaue körperliche Untersuchung des Schultergürtels gibt Aufschluss über Asymmetrien der Muskelgrößen oder Entzündungszeichen wie Rötung oder Schwellungen im Gelenkbereich. Das Abtasten der Gelenkumgebung weist möglicherweise auf druckschmerzhafte Bereiche hin.

Ärzt*innen prüfen bei Verdacht auf eine Frozen Shoulder zunächst die aktive Gelenkbeweglichkeit, also die Bewegungsmöglichkeiten durch den*die Patient*in selbst. Darüber hinaus wird die passive Beweglichkeit des betroffenen Gelenks überprüft.

Weitere Untersuchungen

Anschließend kommen zusätzliche apparative Untersuchungsverfahren zum Einsatz, auch um andere Erkrankungen auszuschließen:

  • Da die meisten Schulterbeschwerden durch Veränderungen der Bindegewebs- und Weichteilstrukturen verursacht werden, ist eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) aussagekräftiger als eine Röntgenaufnahme. Man kann hierbei Schrumpfungen der Gelenkkapsel und Muskelschrumpfungen erkennen.
     
  • Eine Röntgenaufnahme zeigt Verkalkungen der Sehnen oder Knochenentkalkungen im Bereich des Oberarmkopfes, diese aber meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Schultersteife.
     
  • Die Magnetresonanztomographie (MRT) sollte zum Nachweis von Verletzungen der Rotatorenmanschette sowie zum Ausschluss von Tumorerkrankungen eingesetzt werden, die mittels Ultraschall nicht sicher beurteilt werden konnten.

Wie wird eine Frozen Shoulder behandelt?

Je nachdem wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, gestaltet sich die Behandlung unterschiedlich. Eingesetzt werden entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente sowie Physiotherapie. Mit minimal-invasiven operativen Maßnahmen wie der Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann die Beweglichkeit der Schulter verbessert werden.

Stadium 1: Schmerztherapie

Vor allem im ersten Stadium der Erkrankung zielt die Behandlung der Frozen Shoulder darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Entzündung einzudämmen. Zum Einsatz kommen sowohl muskelentspannende als auch schmerzstillende sowie entzündungshemmende Medikamente. Zunächst wird meist der Einsatz von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac oder Indometacin versucht. Wirken die Medikamente nicht, kommt eine Behandlung mit Kortison – oral oder als Injektion in das Gelenk – infrage. Zudem kann ein Lokalanästhetikum (Betäubungsmittel) in das Gelenk gespritzt werden, um dieses zu betäuben.

Zusätzlich sind physikalische Anwendungen möglich, beispielsweise Kälteanwendungen zur Schmerzlinderung und Wärmetherapien nach Dehnungen oder Massagen. Auch Akupunktur kann wirksam sein.

Wichtig ist zwar, den Arm in Bewegung zu halten, dennoch ist eine Physiotherapie mit vielen Bewegungsübungen in der Entzündungsphase unter Umständen kontraproduktiv. Grund hierfür ist, dass intensive Bewegungsübungen die Entzündung der Gelenkkapsel noch fördern und die Schmerzen verstärken können. Bewegungen sollte nur im schmerzfreien Bereich durchgeführt werden.

Stadium 2: Frozen ShoulderÜbungen helfen bei Schultersteife

Im zweiten Abschnitt der Erkrankung lassen die Schmerzen nach, nun ist eine physiotherapeutische Behandlung besonders wichtig. Mit Übungen soll die Gelenkbeweglichkeit erhalten beziehungsweise wiedererlangt werden. Die Physiotherapie erfordert von Betroffenen ein hohes Maß an Geduld und Durchhaltevermögen. Sie beinhaltet

  • das Erlernen von Dehnübungen
  • das Kräftigen der Muskulatur
  • das aktive und passive Durchbewegen der Schulter

Diese Übungen werden zunächst unter weitgehender Entlastung eingeübt und dann von Patient*innen mehrmals täglich eigenständig durchgeführt.

Kinesio-Taping wird häufig von physiotherapeutischem Personal unterstützend zur Verbesserung der Beweglichkeit eingesetzt. Damit das Tape die Bewegungen der Schulter nicht einschränkt, sollte es nicht selbst aufgeklebt werden. Der Nutzen der Sport-Tapes ist bislang nicht wissenschaftlich erwiesen.

Wann ist eine Schulteroperation bei Frozen Shoulder notwendig?

Erst wenn trotz konsequent durchgeführter Physio- und Schmerztherapie keine Besserung eintritt, können auch chirurgische Maßnahmen angezeigt sein. Vor allem sind dies die

  • Narkosemobilisation, bei der das Gelenk unter in Narkose, also in völliger Schmerzfreiheit und Muskelentspannung in alle Richtungen bewegt wird.

  • Operation mit Arthroskopie: Dabei werden minimalinvasiv, also durch kleinste Schnitte, optische und chirurgische Instrumente in den Gelenkbereich eingeführt. Der Eingriff eignet sich beispielsweise zum Abtragen von Verkalkungen im Kapsel- oder Sehnenbereich.

Zum Ende der Behandlung, wenn die Beweglichkeit nach und nach wieder hergestellt ist, sind Übungen zur Muskelstärkung nötig, um das Schultergelenk in seiner Funktionsfähigkeit aufzubauen und zu stärken.

Frozen Shoulder: Prognose und Verlauf

Eine Frozen Shoulder heilt im Großteil der Fälle nach einigen Jahren von selbst wieder aus, die konservative Therapie mit Schmerzmitteln und Physiotherapie wirkt unterstützend und soll die Beweglichkeit erhalten. Im dritten Stadium der Erkrankung sind Schmerzen und Bewegungseinschränkung verschwunden, eine Bewegungstherapie soll die Muskulatur stärken. In einigen Fällen hält die Erkrankung jedoch länger an und die Therapie hilft wenig. Zur Behandlung kann dann nur eine Operation helfen, allerdings haben manche Betroffene auch danach noch Beschwerden.

Wie lange ist man bei Frozen Shoulder arbeitsunfähig?

Menschen mit einer Frozen Shoulder sind in ihrem Alltag stark eingeschränkt, da sie einen Arm oder sogar beide Arme kaum bewegen können. Deshalb kommt es bei einer Frozen Shoulder – je nach Tätigkeit – oftmals zu einer langandauernden Arbeitsunfähigkeit. Als Behinderung gilt die Erkrankung allerdings nicht.

Lässt sich einer Frozen Shoulder vorbeugen?

Als Risikofaktor für eine Frozen Shoulder gilt die länger andauernde Ruhigstellung der Schulter. Daraus ergibt sich, dass nach Eingriffen oder Verletzungen an Arm oder Hand unbedingt die frühzeitige und konsequente Bewegung verfolgt werden muss. Besonders Schlingenverbände oder Tragetücher können schon nach wenigen Tagen zu erheblichen Bewegungseinschränkungen führen.

Weitere Vorbeugungsmaßnahmen sind:

  • das Erlernen bestmöglicher Alltagsbewegungen und guter Körperhaltung (Rückenschule, Bauchmuskeltraining)
  • das Vermeiden einseitiger und schwerer Belastungen des Schultergelenks bei der Arbeit oder auch beim Sport
  • die Behandlung und Heilung von Entzündungen im Inneren des Gelenks oder des Schleimbeutels
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