Flugangst: Ursachen und wie sie behandelt wird
Gegen Flugangst helfen eine Verhaltenstherapie sowie spezielle Seminare, die zum Beispiel von Fluggesellschaften angeboten werden. Welche Ursachen Flugangst haben kann und wie man sie überwindet.
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Kurzübersicht: Flugangst (Aviophobie)
Symptome: Sie reichen von leichtem Unwohlsein bis hin zu stark ausgeprägten Beschwerden im ganzen Körper wie Kopfschmerzen, Herzrasen oder Magen-Darmbeschwerden.
Behandlung: In vielen Fällen wird eine Verhaltenstherapie empfohlen. Außerdem helfen begleitend Entspannungstechniken und Atemübungen. In schweren Fällen werden Benzodiazepine zur Beruhigung verschrieben.
Ursachen: Es gibt zahlreiche Gründe für die Angst, mit dem Flugzeug zu fliegen. Schlechte Erfahrungen wie Turbulenzen in der Luft, Nachrichten über Abstürze oder der Gedanke, die Kontrolle an jemand anderen abzugeben, werden häufig genannt.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Flugangst?
Flugangst (Aviophobie) ist eine der häufigsten Angststörungen, welche als eigenständige Krankheit anerkannt sind. Sie kann verschiedene Ursachen haben und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Dies hängt nicht unmittelbar mit der Flugerfahrung zusammen – selbst Vielflieger können durch bestimmte Erlebnisse wie starke Turbulenzen plötzlich Ängste entwickeln. Wer aufgrund der Angst nicht mehr mit dem Flugzeug reisen möchte, läuft jedoch Gefahr, dass sich die Flugangst verfestigt und nicht durch positive Erlebenisse gelindert wird.
Symptome von Flugangst
Wen bereits Tage vor dem Flug ein lähmendes Unwohlsein quält und wer sogar nach Ausreden sucht, um nicht ins Flugzeug steigen zu müssen, könnte unter Aviophobie leiden.
Weitere typische Symptome:
- Unruhe
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Magen-Darmbeschwerden
- Übelkeit
- Muskelverspannungen
- Atembeschwerden
- Panikattacken
- Kreislaufbeschwerden bis hin zur Ohnmacht
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Auslöser und Formen von Flugangst
Je nach Ursache unterscheiden Fachleute sechs Formen der Flugangst:
Konditionierte Flugangst: Ausgelöst wird die erlernte Flugangst durch Angst einflößende Flugerlebnisse: Zum Beispiel Flug durch ein Gewitter, Turbulenzen oder ein Fast-Crash beim Anflug auf den Airport. Manche Menschen zwingen sich trotz dieser Erlebnisse weiterhin in ein Flugzeug, andere schaffen es nicht.
Flugangst aufgrund aktueller Ereignisse: Bei dieser Art liegt die Flugangst in den Gefahren des Fliegens begründet. Auslöser können Nachrichten über einen Flugzeugabsturz sein. Kurz vor Beginn des Flugs steigen die Ängste vor einem bevorstehenden Unglück massiv an.
Entmündigungssyndrom: Betroffene trauen den Pilot*innen im Cockpit nicht, sie fühlen sich ausgeliefert, da sie nicht selbst das Steuer in die Hand nehmen können. Gerade Menschen, die es gewohnt sind, autonom zu handeln oder anderen Anweisungen zu geben, ertragen die hilflose Flugsituation nur schwer. Sie fühlen sich bevormundet, sogar vorübergehend entmündigt
Klaustrophobie: Die Angst vor Enge fühlen Menschen in geschlossenen oder überfüllten Räumen sowie Aufzügen oder an Bord eines Flugzeuges. Begleitet wird dieses Gefühl von einer panikartigen Angst, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, zum Beispiel im Flugzeug einen Schreikrampf zu bekommen. Verschärft wird die Klaustrophobie durch weitere Ängste: Die Scham, Fremde könnten die Flugangst bemerken (Soziophobie) sowie die Grundangst, mit fremden Menschen konfrontiert zu sein (Xenophobie).
Herztod-Phobie und Todesängste: Das Phänomen der Herztod-Phobie ist nicht auf das Flugzeug und eine Herzattacke beschränkt – denkbar ist auch die Flugangst mit einem Schlaganfall. Hintergrund sind Angstvorstellungen eines Todes im Flieger mangels sofortiger ärztlicher Hilfe. Betroffene horchen ständig in sich hinein oder suchen in fremden Städten auf dem Stadtplan nahegelegene Krankenhäuser heraus.
Pseudo-Flugangst: Hinter der vermeintlichen Flugangst stecken andere Ängste und Gründe, die ein beklemmendes Empfinden beim Fliegen auslösen.
Behandlung der Flugangst
Bei der konditionierten Flugangst, dem Entmündigungssyndrom und der Pseudo-Flugangst kommt eine Verhaltenstherapie infrage. Im Gespräch kann die angstauslösende Situation immer wieder durchlebt und verarbeitet werden, solange bis das Trauma sich aufgelöst hat.
Beim Entmündigungssyndrom sollen Betroffene überlegen, ob es ähnliche Situationen gibt, in denen sie sich ausgeliefert fühlen. Hier ist möglicherweise eine tiefergehende Therapie notwendig, um in den bisherigen Stationen des Lebens nach einem Auslöser für die Angst zu finden.
Auch hypnotherapeutische Techniken können sinnvoll sein, wenn die Erinnerung an das Schockerlebnis sehr stark verdrängt wurde.
Wer an Klaustrophobie leidet, findet Hilfe in einer situationsbezogenen Therapie. Betroffene setzen sich in Begleitung des*der Therapeut*in einer Konfrontation aus, zum Beispiel Fahren mit der U-Bahn oder in einen Aufzug steigen. So sollen die auslösenden Situationen ihre Bedrohlichkeit verlieren.
Angst vor den Gefahren des Fliegens überwinden
Die Angst vor den Gefahren des Fliegens, ausgelöst durch Nachrichten über Unfälle und Flugzeugabstürze, kann am besten mit Informationen aufgelöst werden. Manche Fluggesellschaften bieten außerdem Kurse an, in denen man die Flugsituation in einem Flugsimulator durchleben kann.
Für Menschen mit Herztod-Phobie gibt es spezielle Therapien, in dem sie ihre Angst verlieren sollen. Im Gespräch klären Therapeut*innen und Betroffene die Ursache für das überzogene Sicherheitsbedürfnis. In praktischen Übungen erleben sie Situationen, in der die Angst vor dem plötzlichen Herztod hochkriecht. Dies kann zum Beispiel eine Überlandfahrt sein – gelangt man mehrmals wohlbehalten nach Hause, relativiert sich allmählich die Angst.
Flugangst mit Medikamenten behandeln
Um die Angst vor einem Flug zu lindern, können Benzodiazepine verschrieben werden. Die Wirkstoffe werden als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt und können vor einer Flugreise eingenommen werden. Allerdings haben sie ein hohes Suchtpotenzial und sollten daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung zum Einsatz kommen. Außerdem wird durch die Medikamente die Angst nur unterdrückt, nicht jedoch die Ursache bewältigt.
Tipp: Panikmanagement gegen Flugangst
Für alle sechs Angsttypen ist das Panikmanagement-Training in drei Phasen praktikabel:
Phase: Betroffene lassen ihre Angst zu und kämpfen nicht gegen sie an.
Phase: Die Angst wird weder beschönigt ("eigentlich ist das gar nicht so schlimm") noch dramatisiert ("meine Angst frisst mich auf").
Phase: Betroffene beobachten die Entwicklung ihrer Angst. Sie registrieren die Phasen und lernen so, damit umzugehen.
Bei vielen Passagier*innen, die in der akuten Situation dieses Training praktizieren, verschwindet die Angst innerhalb von 20 Minuten. Um der Panik bereits im Vorfeld einer Flugreise vorzubeugen, empfehlen sich Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Atemübungen zur Kontrolle der eigenen Atmung.
Seminare und Ambulanzen für Menschen mit Flugangst
Phobien und Angstzustände sind als eigenständige Krankheiten anerkannt. Die Krankenkassen führen Adresslisten mit Namen von behandelnden Psychotherapeut*innen. Universitätskliniken bieten zudem Angstambulanzen an, in denen akute Angstzustände therapiert werden. Auch viele Fluggesellschaften bieten Informationskurse an, um die Flugangst abzubauen.
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