Scheidenentzündung: Symptome und Behandlung einer Kolpitis
Die meisten Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einer Scheidenentzündung. Diese wird auch Vaginitis beziehungsweise Kolpitis genannt. Welche Symptome sind typisch und was hilft bei Schmerzen und geröteter Scheide?
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Juckreiz, Brennen und Schmerzen in der Scheide: Bei einer Scheidenentzündung, die auch als Vaginitis oder Kolpitis (lat. Vagina, griech. Kolpos: Scheide) bezeichnet wird, kommt es zu unangenehmen Beschwerden durch die Reizung der Vaginalschleimhaut.
Im Überblick:
Scheidenentzündung: Vaginalflora bietet Schutz vor Kolpitis
Die Scheide (Vagina) bildet zusammen mit der Gebärmutter, den Eileitern und den Eierstöcken die inneren Geschlechtsorgane der Frau. Als etwa acht bis zwölf Zentimeter langes und zwei bis drei Zentimeter breites, schlauchförmiges Organ verbindet die Scheide das äußere Genital der Frau, die sogenannte Vulva, mit der Gebärmutter. Innen ist die Scheide von einer Scheidenhaut ausgekleidet.
Während der Geschlechtsreife der Frau verfügt die Scheide über zwei wirkungsvolle Schutzmechanismen gegen Infektionen und Verletzungen. Zum einen leben auf der Scheidenhaut sehr nützliche Mikroorganismen, die auch als Döderlein-Bakterien oder Laktobazillen bezeichnet werden und zur normalen Scheidenflora gehören. Sie erzeugen ein saures Scheidenmilieu (pH-Wert von etwa vier), das eine Vermehrung schädlicher Bakterien erschwert. Zum anderen ist die Scheidenhaut während der Geschlechtsreife besonders widerstandsfähig gegenüber Erregern und weniger verletzungsanfällig.
Die Grundlage für beide Schutzmechanismen bilden die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen. Sie beeinflussen den Aufbau der Scheidenhaut und schaffen zudem die Lebensgrundlage für die Döderlein-Bakterien.
Typische Ursachen einer Scheidenentzündung
Eine Scheidenentzündung wird von Fachleuten auch als Vaginitis oder Kolpitis bezeichnet. Sie tritt gehäuft auf, wenn die natürlichen Schutzmechanismen der Scheide beeinträchtigt sind. Dafür können unterschiedliche Faktoren verantwortlich sein:
- Östrogenmangel
- Hormonveränderungen während einer Schwangerschaft und der Pubertät
- Intimsprays und -spülungen, häufiges Duschen oder Baden sowie der Intimkontakt mit Seifen
- Antibiotikabehandlung
- Medikamente wie die Antibabypille oder Kortison
- Abwehrschwäche beispielsweise bei Stress
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- gut- oder bösartige Tumoren beispielsweise der Scheide
- Fremdkörper in der Scheide wie ein vergessener Tampon
- Latexallergie, Überempfindlichkeit auf den Hauptbestandteil von Kondomen
- Verhütungsmittel wie die Hormonspirale oder das Diaphragma
- ungeeignete Unterwäsche wie zu eng sitzende oder synthetische Slips
- häufiger Wechsel von Sexualpartnern
- Menstruationsblutung
- Unterkühlung
Ein Östrogenmangel ist vor der Pubertät und nach den Wechseljahren normal. In der Folge fehlen aber auch die Döderlein-Bakterien und das saure Scheidenmilieu, sodass sich in diesen Lebensphasen bestimmte schädliche Erreger vermehren können. Auch die Scheidenhaut wird bei fehlendem Östrogen dünner und verletzlicher.
Die Döderlein-Bakterien benötigen zudem ein saures Scheidenmilieu, um überleben zu können. Seifen, Spülungen und Intimkosmetika heben den sauren pH-Wert der Scheide jedoch an. Selbst die Menstruation wirkt dem niedrigen pH-Wert der Scheide entgegen, stört somit die normale Scheidenflora und erhöht vorübergehend die Infektionsgefahr. Antibiotika sind Medikamente, die sowohl schädliche als auch nützliche Bakterien der Scheidenflora abtöten können.
Bei gestörten Schutzmechanismen können sich Erreger leichter ansiedeln und zu einer Scheideninfektion führen.
Welche Erreger lösen eine Vaginitis aus?
Für eine Scheidenentzündung können verschiedene Keime verantwortlich sein, unter anderem:
- Bakterien: Gardnerella vaginalis und Bacteroides, Streptokokken, Staphylokokken, Kolibakterien (Darmbakterien), Gonokokken, Mykoplasmen oder Chlamydien
- Pilze: vorwiegend Candida albicans (Hefepilz), seltener auch Candida krusei oder Candida glabrata
- Parasiten: Trichomonaden (Geißeltierchen)
- Viren: humane Papillomviren (HPV), Herpes genitalis
Am häufigsten sind die Scheidenpilzinfektion und die sogenannte Aminkolpitis, eine bakterielle Mischinfektion mit Gardnerella vaginalis und Bacteroides. Eine Mischinfektion ist eine Infektion mit zwei oder mehr Erregern.
Ansteckungswege bei einer Scheidenentzündung
Einige der Erreger sind in begrenzter Menge bereits Bestandteil der normalen Scheidenflora. Sie lösen allerdings erst dann eine Vaginitis aus, wenn sie sich zu stark vermehren. Erreger wie beispielsweise Gonokokken, Chlamydien, Herpes-Viren oder Trichomonaden werden unter anderem durch Geschlechtsverkehr von Mensch zu Mensch übertragen. Auch durch die gemeinsame Verwendung von Badesachen und Handtüchern oder durch eine falsche Toilettenhygiene (Säubern des Afters zur Scheide hin) können Erreger in den Scheidenbereich gelangen. Eine weitere Ansteckungsquelle sind Saunen, Whirlpools und Schwimmbäder.
Scheidenentzündung: Symptome einer Kolpitis
Die Beschwerden einer Scheidenentzündung sind abhängig vom Erreger, veränderter Ausfluss ist allerdings ein typisches Symptom. Der Scheidenausfluss (vaginaler Fluor) ist bei gesunden Frauen weiß, mittelfest und geruchlos. Im Falle einer Infektion kann dieser fester, dünnflüssiger, schaumig oder bröckelig sein. Oft ist der Ausfluss gelblich verfärbt, gelegentlich auch blutig. Zudem kann er einen unangenehmen Geruch annehmen.
Häufig leiden die betroffenen Frauen zusätzlich an vaginalem Juckreiz und Brennen oder an einer geröteten Scheide. Schmerzen treten gelegentlich beim Geschlechtsverkehr auf. Fieber ist eher selten.
Die Vaginitis tritt häufig gemeinsam mit einer Entzündung der äußeren Geschlechtsorgane (Vulvitis) der Frau auf. Die betroffenen Frauen haben typischerweise spontane Schmerzen, da die äußeren Geschlechtsteile im Vergleich zur Scheide wesentlich empfindlicher sind. Eine Mitbeteiligung der Harnröhre (Urethritis) und der Harnblase (Blasenentzündung) äußert sich als schmerzhaftes Wasserlassen.
Diagnose der Scheidenentzündung
Erste Hinweise auf eine Scheidenentzündung gewinnt der*die Gynäkolog*in aus der ausführlichen Befragung der Frau zur Krankheitsgeschichte und den aktuellen Beschwerden (Anamnese). Es folgt eine gynäkologische Untersuchung.
An erster Stelle steht dabei die sogenannte Spekulum-Untersuchung. Das Spekulum ist ein zweiteiliges Untersuchungsinstrument, welches in die Scheide eingeführt wird und sie entfalten kann. Dies ermöglicht einen Blick auf die meist gerötete Scheidenhaut und den Gebärmutterhals. Zudem kann so leicht ein Abstrich gemacht werden. Der Ausfluss wird in der Regel nach Geruch, Farbe und Beschaffenheit bewertet.
Kleine Mengen des Scheidensekrets werden nach dem Abstrich mikroskopisch untersucht, so können einige Erreger ausgemacht werden. Kann der Keim unter dem Mikroskop nicht eindeutig identifiziert werden, wird er auf einem speziellen Nährboden angezüchtet (Kultur). Der pH-Wert der Scheide lässt zusätzliche Rückschlüsse auf die zu erwartende Erregerart zu, da einige Bakterien und Pilze wie beispielsweise die Trichomonaden einen bestimmten pH-Wert bevorzugen.
Bei wiederholten Scheidenentzündungen ist es ratsam, zusätzlich einen Hormonmangel oder Erkrankungen wie einen Diabetes mellitus auszuschließen. Insbesondere bei blutigem Scheidenausfluss muss sichergestellt werden, dass kein bösartiger Tumor Auslöser der Entzündung ist.
So wird eine Scheidenentzündung behandelt
Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Kolpitis. Gegen Bakterien und Trichomonaden werden Antibiotika eingesetzt, ist ein Pilz der Auslöser, helfen Antimykotika. Auf Viren beruhende Scheidenentzündungen können ein Problem darstellen: Während Infektionen durch humane Papillomviren (HPV) häufig ohne Therapie abheilen, kann die Herpes-Infektion bis heute nicht geheilt werden. Nur die Beschwerden werden mit Virustatika behandelt.
Alle Medikamente können als Cremes mithilfe eines Applikators oder Scheidenzäpfchen im Scheidenbereich angewendet oder in Tablettenform oral eingenommen werden. Bei sexuell übertragbaren Infektionen ist es sinnvoll, auch den*die Partner*in mitzubehandeln. Bis zur Abheilung der Vaginitis ist es empfehlenswert, auf Geschlechtsverkehr und Tampons zu verzichten, um die entzündete Scheidenhaut nicht zusätzlich zu reizen. Handtücher und Unterwäsche sollten täglich getauscht werden und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Um Rückfälle zu vermeiden, sollte eine Scheidenentzündung ausreichend lang behandelt werden.
Nach der erfolgreichen Therapie der Vaginitis kann die normale Scheidenflora wieder aufgebaut werden. Präparate, die Döderlein-Bakterien beinhalten, werden zu diesem Zweck direkt in die Scheide eingebracht. Ein Hormonmangel kann durch östrogenhaltige Medikamente ausgeglichen werden.
Verlauf einer Scheidenentzündung
In den meisten Fällen lässt sich eine Kolpitis gut und komplikationslos behandeln und heilt schnell aus.
Infektionen mit Herpes-Viren können nicht geheilt werden. Während sich die akute Scheidenentzündung lindern lässt, bleiben die verursachenden Viren im Körper und können beispielsweise bei Stress eine erneute Vaginitis mit unangenehmen Beschwerden auslösen.
Breiten sich die Erreger einer Scheidenentzündung auf die Gebärmutter, die Eileiter oder Eierstöcke aus, können sie auch hier eine Entzündung und, abhängig vom Erreger, spätere Komplikationen verursachen. Chlamydien und Mykoplasmen können beispielsweise zu Eileiterschwangerschaften oder Unfruchtbarkeit führen.
Während einer Schwangerschaft sind vorzeitige Wehen und Frühgeburten möglich. Unter der Geburt kann sich auch das Neugeborene mit krankmachenden Keimen wie Herpes-Viren oder Chlamydien infizieren. Häufig muss bei einer bestehenden Infektion diese Gefahr mit einem Kaiserschnitt umgangen werden.
Eine Infektion mit bestimmten humanen Papillomviren birgt das Risiko, Jahre später an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.
Einer Scheidenentzündung richtig vorbeugen
Der beste Schutz vor einer Scheidenentzündung ist es, die natürlichen Schutzmechanismen der Scheide zu erhalten und das Immunsystem zu stärken. Zudem helfen einige Tipps für den Alltag, um einer Scheidenentzündung vorzubeugen:
Eine übertriebene Anwendung von Intimkosmetika wie Intimdeos oder Seifen, die nicht auf das saure Scheidenmilieu abgestimmt sind, sollten ebenso vermieden werden wie eine nachlässige Intimhygiene.
Nach dem Stuhlgang sollte der After immer von vorne nach hinten, also von der Scheide weg, gereinigt werden.
In Schwimmbädern und Saunen ist es empfehlenswert, nur das eigene Handtuch zu verwenden und einen nassen Badeanzug gegen einen trockenen zu tauschen.
Statt eng anliegender, synthetischer Unterwäsche sollten atmungsaktive Baumwollslips bevorzugt werden.
Sinnvoll sind ebenso atmungsaktive Slipeinlagen.
Beim Geschlechtsverkehr schützen Kondome vor sexuell übertragbaren Infektionen.
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