Eierstockkrebs: Gibt es frühzeitige Symptome?
Eierstockkrebs ist die bösartige Form eines Tumors der Eierstöcke. Ein Ovarialkarzinom bleibt oft lange Zeit ohne Symptome und wird deshalb meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Alles zu Lebenserwartung, Prognose und Anzeichen von Ovarialkrebs.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Was sind Symptome bei Eierstockkrebs? Mögliche Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen und vermehrter Harndrang. Allerdings treten Beschwerden oft erst im späteren Verlauf der Erkrankung auf.
Wie hoch sind die Heilungschancen bei Eierstockkrebs? Am höchsten sind die Chancen, wenn die Krankheit früh erkannt wird. Die Prognose hängt von der Ausbreitung des Krebses und der individuellen Gesundheit der Patientin ab.
Woran stirbt man bei Eierstockkrebs? Patientinnen versterben meist an den Folgen der fortschreitenden Erkrankung. Dazu zählen Infektionen, Metastasenbildung oder Organversagen.
In welchem Alter tritt Eierstockkrebs am häufigsten auf? Besonders oft betroffen sind Frauen über 50 Jahre, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) ist eine Krebserkrankung, die in den Eierstöcken beginnt, wenn Zellen unkontrolliert wachsen und Tumoren bilden. Die Erkrankung kommt vor dem 40. Lebensjahr selten vor. Im Durchschnitt liegt das mittlere Erkrankungsalter bei 68 Jahren, bis zum 85. Lebensjahr steigen die Erkrankungsraten kontinuierlich an. Heute geht man davon aus, dass etwa eine von 71 Frauen im Laufe ihres Lebens an einem Ovarialkarzinom erkrankt.
An den Eierstöcken treten viele gutartige Tumoren auf, besonders Zysten sind häufig. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Tumoren der Eierstöcke bösartig sind.
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Welche Symptome zeigen sich bei Eierstockkrebs?
Ein Eierstockkarzinom in einem frühen Tumorstadium erzeugt normalerweise keine Beschwerden. Sie treten meist erst im späteren Verlauf auf. Vor allem bei Frauen über 50 Jahren sollten diese Symptome vorsichtshalber von dem*der Gynäkolog*in abgeklärt werden:
vaginale Blutungen außerhalb der monatlichen Regelblutung
Blutungen nach den Wechseljahren
anhaltende Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Appetitlosigkeit oder Verstopfung
Zunahme des Bauchumfangs durch Bauchwassersucht (Aszites)
Beschwerden beim Wasserlassen
Krankheitsgefühl, Leistungsschwäche, Müdigkeit
schlechter Allgemeinzustand und unerklärliches Fieber mit Nachtschweiß
Schwellung von Lymphknoten, insbesondere in der Leiste
Welche Arten von Eierstockkrebs gibt es?
Der Begriff Ovarialkarzinom umfasst verschiedene Tumorarten der Eierstöcke. Die Ovarialtumoren können durch Entartung der unterschiedlichen Gewebe des Eierstocks entstehen und gutartige oder bösartige Geschwulste bilden. Dabei gilt es folgende zu unterscheiden:
Epitheliale Tumoren: Etwa 65 Prozent der Eierstocktumoren sind epithelialer Art. Sie liegen innerhalb des Ovars (Eierstocks).
Keimzelltumoren: Rund 25 Prozent sind sogenannte Keimzelltumoren. Die Entstehung hängt mit den Eizellen (Oozyten) zusammen.
Keimstrang-Stroma-Tumoren: Sie können Sexualhormone produzieren und sind meistens gutartig.
Borderline-Tumoren: Sie kommen vor allem bei jungen Frauen vor und sind in der Regel nicht lebensbedrohlich. Ihre Biologie unterscheidet sich vom Ovarialkarzinom, weswegen sie meist davon abgegrenzt werden.
Etwa fünf Prozent der bösartigen Tumoren der Eierstöcke sind Tochtergeschwüre (Metastasen) anderer Krebsarten, insbesondere von Gebärmutterkrebs, Brustkrebs und Darmkrebs.
Auch bei einem Ovarialkarzinom können Metastasen entstehen, vor allem im Bauchraum (Abdomen) und auf dem Bauchfell (Peritoneum). Über die Blut- und Lymphbahnen können ebenfalls Krebszellen im Körper verteilt werden und in anderen Organen Metastasen erzeugen. Von Fernmetastasen häufig betroffen sind Leber, Lunge sowie Brustfell (Pleura).
Stadieneinteilung von Eierstockkrebs
Nach der FIGO-Klassifikation (International Federation of Gynecology and Obstetrics) wird Eierstockkrebs in vier Stadien eingeteilt:
Stadium I: Der Tumor befällt einen oder beide Ovarien
Stadium II: Die Krebszellen verbreiten sich im Becken
Stadium III: Tumorzellen befinden sich in der Bauchhöhle auch außerhalb des Beckens oder bereits in den Lymphknoten
Stadium IV: Tumorzellen haben sich in andere Körperregionen außerhalb der Bauchhöhle abgesiedelt (Fernmetastasen)
Ursachen und Risikofaktoren für Eierstockkrebs
Es ist nicht bekannt, warum die Zellen der unterschiedlichen Eierstockgewebe entarten und bösartige Krebsgeschwüre ausbilden. Als Risikofaktoren für Eierstockkrebs gelten:
- zunehmendes Alter
- genetische Faktoren, vor allem Genveränderungen (Mutationen) der Gene BRCA1 und BRCA2, KRAS, BRAF
- familiäre Häufung
- hormonelle Ersatztherapie während der Wechseljahre
- Übergewicht (Adipositas)
- Endometriose (bei bestimmten Typen des Ovarialkarzinoms)
- Kinderlosigkeit und Unfruchtbarkeit (Nulliparität)
Es gibt auch Faktoren, die das Risiko für Eierstockkrebs senken können:
- Schwangerschaften und Geburten
- längere Stillzeiten
- Einnahme oraler Verhütungsmittel
- Sterilisation (Verschluss der Eileiter)
Wie kann Eierstockkrebs diagnostiziert werden?
Eine Früherkennung von Eierstockkrebs ist wichtig für eine erfolgreiche Behandlung. Die ersten Hinweise auf einen Tumor am Eierstock bringt eine gynäkologische Tastuntersuchung. Sie gibt jedoch nur Aufschluss darüber, ob es im Bereich der Eierstöcke zu einer Größenveränderung des Organs gekommen ist. Diese Veränderungen können aber sehr viele Gründe haben und geben keinen sicheren Anhaltspunkt dafür, ob ein gutartiges oder bösartiges Wachstum vorliegt.
Auf die Tastuntersuchung folgt eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie), die über die Bauchdecke (abdominal) oder die Scheide (vaginal) durchgeführt wird. Bei einem auffälligen Befund wird als nächstes eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) des Unterbauches durchgeführt. Diese Untersuchungen können auch Hinweise auf mögliche Metastasen geben.
Eine Bauch-, Harnblasen- und Darmspiegelung kann die Diagnostik ergänzen und zusätzliche Informationen zum Befall anderer Organe und das Vorhandensein von Tumorherden liefern. Die endgültige Diagnose eines Ovarialkarzinoms kann erst durch die feingewebliche Untersuchung (Biopsie) eines operativ entfernten Tumors erfolgen.
Wie kann man Eierstockkrebs behandeln?
Die beiden Säulen der Therapie des Eierstockkrebses sind die Operation und die Chemotherapie, die in fast allen Fällen in Kombination angewendet werden. Unter Umständen kann eine Antikörpertherapie die Behandlung ergänzen.
Operation des Ovarialkarzinoms
Befindet sich der Eierstockkrebs noch in einem frühen Stadium, wird mittels einer Operation das Gewebe entfernt. Dies kann unter Umständen als Laparoskopie (Bauchspiegelung) durchgeführt werden.
Befindet sich der Eierstockkrebs im FIGO I Stadium, ist eine fertilitätserhaltende Operation bei Frauen mit Kinderwunsch möglich. Voraussetzung ist, dass der Tumor
- sehr klein und eindeutig begrenzt,
- sowie vom Tumorwachstum wenig aggressiv ist.
In diesen Fällen können die Gebärmutter und der andere Eierstock erhalten bleiben.
Im fortgeschrittenen Tumorstadium ist es notwendig, alle befallenen Organe zu entfernen, um keine Tumorzellen im Körper zu hinterlassen. Hierbei erfolgt ein Bauchschnitt (Laparotomie). Es kann vorkommen, dass beide Eierstöcke, beide Eileiter, die Gebärmutter, das große Bauchnetz sowie Teile des Bauchfells entfernt werden müssen.
Besonderes Augenmerk liegt auf den Lymphknoten. Sind diese unauffällig, können sie im Körper bleiben. Besteht jedoch die Möglichkeit, dass sie ebenfalls befallen sind, entfernt der*die Arzt*Ärztin die angrenzenden Lymphknoten komplett.
Chemotherapie bei Eierstockkrebs
Die Chemotherapie schließt sich in der Regel an die Operation an und soll eventuell noch vorhandene Krebszellen eliminieren. Zytostatika sind zellwachstumshemmende Medikamente, die schnellwachsende Zellen wie Krebszellen abtöten. Bei Eierstockkrebs wird standardmäßig eine Kombinationstherapie aus Carboplatin und Paclitaxel angewendet.
Zudem ist eine Erhaltungstherapie sinnvoll. Sie dient dazu, den Therapieerfolg der Krebsbehandlung zu festigen. Hier kommen in der Regel Angiogenesehemmer oder PARP-Inhibitoren (Poly-ADP-Ribose-Polymerase-Inhibitoren) sowie in manchen Fällen die Kombination beider zum Einsatz. Diese wirken wie folgt:
Angiogenesehemmer: Die Wirkstoffe hemmen unter anderem das Wachstum des Tumors.
PARP-Inhibitoren: Sie verhindern die Reparatur der DNA, die in Krebszellen durch die Chemotherapie zerstört wurde.
Kommt es trotz Operation und Chemotherapie zu einem Rückfall (Rezidiv), können weitere Zytostatika angewendet werden. In dieser Situation kommen Chemotherapien mit Doxorubicin, Topotecan, Paclitaxel oder Gemcitabin zum Einsatz.
Antikörpertherapie
In sehr fortgeschrittenen Stadien (FIGO III) kann die Chemotherapie durch eine Antikörpertherapie ergänzt werden. Bevacizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der zu den VEGF-Inhibitoren gehört und so das Wachstum von Blutgefäßen im Tumorgewebe hemmt. So kann die Blutzufuhr zum Tumor reduziert und der Tumor in seiner Wachstumsfähigkeit eingeschränkt werden.
Auf diese Weise soll insbesondere die Zeit bis zu einem Rückfall bei weit fortgeschrittenen Ovarialkarzinomen verlängert werden.
Prognose und Lebenserwartung bei Eierstockkrebs
Ist die Krebserkrankung auf die Eierstöcke begrenzt, ist die Prognose der Ovarialkarzinoms gut. 80 Prozent der Patientinnen mit einem Ovarialkarzinom Stadium I überleben die nächsten fünf Jahre und leben nach der Diagnose durchschnittlich 15 Jahre oder länger. Kann das Tumorgewebe bei der Operation vollständig entfernt und durch die Chemotherapie die verbleibenden Krebszellen abgetötet werden, ist eine vollständige Heilung möglich.
Da ein Ovarialkarzinom in vielen Fällen erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt und behandelt wird, ist die Lebenserwartung bei Eierstockkrebs im Durchschnitt relativ niedrig und die Sterberate erhöht. Die durchschnittliche 5-Jahre-Überlebensrate liegt bei 43 Prozent. Dies bedeutet, dass weniger als die Hälfte der betroffenen Frauen nach fünf Jahren noch am Leben ist. Hat der Tumor weit gestreut und sind Organe außerhalb der Bauchhöhle von Metastasen befallen, sinkt die durchschnittliche Lebenserwartung auf 14 Monate.
Eierstockkrebs: Wie stirbt man?
In der Regel sterben Patientinnen an den Folgen der fortschreitenden Erkrankung, insbesondere wenn der Krebs nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird. Die Hauptgründe für die Sterblichkeit bei Eierstockkrebs sind:
Metastasenbildung: Breiten sich Tumorzellen aus, beeinträchtigen diese Metastasen meist die Funktion lebenswichtiger Organe. Die Folge kann Organversagen sein.
Komplikationen: Der sich ausbreitende Tumor kann zu Darmverschluss, Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Aszites) und anderen lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Kachexie: Fortgeschrittener Krebs kann zu einem starken Gewichtsverlust und Muskelschwund führen, was den Körper zusätzlich schwächt.
Infektionen: Durch die geschwächte Immunabwehr, insbesondere während der Chemotherapie, können lebensbedrohliche Infektionen auftreten.
Therapieresistenz: In fortgeschrittenen Stadien kann der Tumor resistent gegen Behandlungen werden, was die Prognose verschlechtert.
Nachsorge und Rehabilitation bei Eierstockkrebs
Nach einer Eierstockkrebs-Operation schließen sich Rehabilitationsmaßnahmen und Tumornachsorge an. Damit sollen Rückfälle oder Tochtergeschwüre frühzeitig diagnostiziert werden.
In den ersten drei Jahren finden in der Regel alle drei Monate Nachsorgetermine statt. Für weitere zwei Jahre erfolgen Kontrollen alle sechs Monate, danach werden sie jährlich durchgeführt. Neben einem ärztlichen Gespräch beinhaltet die Eierstockkrebs-Nachsorge
- eine ausführliche gynäkologische Untersuchung,
- das Abtasten des Enddarms (rektale Tastuntersuchung),
- eine Ultraschalluntersuchung von der Scheide aus (vaginaler Ultraschall) sowie
- eine Ultraschalluntersuchung der Nieren.
Nachbetreuung bei überstandenem Ovarialkarzinom
Nach überstandener Krebstherapie soll eine Nachsorge stattfinden. Ziel ist es, neben den körperlichen vor allem die seelischen Belastungen der betroffenen Frauen zu behandeln. Die häufigsten Schwierigkeiten sind:
Angst vor einem Rückfall
neue körperliche Situation durch den Verlust der inneren weiblichen Geschlechtsorgane
Unfruchtbarkeit bei eventuell bestehendem Kinderwunsch
Schmerzen im Bauch- und Rückenbereich durch Vernarbungen
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr durch die Folgen der Operation
möglicherweise abrupt auftretende Wechseljahresbeschwerden durch den Verlust beider Eierstöcke
körperliche Folgen der Chemotherapie
Folgeerscheinungen wie Harninkontinenz, künstlicher Blasen- oder Darmausgang
Neben ärztlicher und psychologischer Unterstützung können Krebsberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen professionelle Unterstützung bei der Bewältigung von Eierstockkrebs bieten.
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