Typische Unfallverletzung

Distale Radiusfraktur: Wenn das Handgelenk gebrochen ist

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Bei einem Sturz fangen Personen sich in der Regel reflexartig mit der Hand ab. Dabei kann es zu einer distalen Radiusfraktur kommen. Gebrochen ist die Speiche des Unterarms nahe dem Handgelenk, deshalb ist oftmals von einem Handgelenksbruch die Rede. Welche Behandlung hilft und sind Spätfolgen möglich?

Distale Radiusfraktur
© Getty Images/Tharakorn

Kurzübersicht: Distale Radiusfraktur

Definition: Die distale Radiusfraktur ist der häufigste Knochenbruch beim Menschen. Dabei bricht die Speiche im Unterarm in der Nähe des Handgelenks. In der Regel entsteht der Bruch durch das Abstützen mit der Hand beim Hinfallen.

Symptome: Schmerzen im Gelenk der Hand, Schwellung und Bewegungseinschränkungen sind typisch bei dem unteren Speichenbruch.

Therapie: Behandelt wird die Fraktur entweder durch einen Gipsverband oder eine operative Stabilisierung.

Heilungsdauer: In einem Großteil der Fälle heilt der Knochenbruch in vier bis sechs Wochen aus.

Diagnose: Ein Röntgenbild hilft, die Fraktur und ihr Ausmaß festzustellen.

Komplikationen und Spätfolgen: Mögliche Folgen sind Funktionseinschränkungen der Hand, Empfindungsstörungen und anhaltende Schmerzen.

Im Überblick:

Osteoporose vorbeugen: 8 Tipps für starke Knochen

Was ist eine distale Radiusfraktur?

Die distale Radiusfraktur ist die häufigste Fraktur des Menschen. Besonders oft kommt der Knochenbruch bei Kindern und älteren Menschen vor.

Von dem Bruch betroffen ist die Speiche (Radius) des Unterarms nahe dem Handgelenk. Zusammen mit der Elle (Ulna) bildet die Speiche das Unterarmskelett und einen Teil des Handgelenks.

Distal bezieht sich auf die Lage der Bruchstelle und bedeutet so viel wie "vom Körper entfernt". Weitaus seltener bricht die Speiche in der Nähe des Ellenbogens, Fachleute sprechen dann von einer proximalen, also körpernahen, Radiusfraktur.

Ein Sturz auf den ausgestreckten Arm ist die typische Unfallursache für die Radiusfraktur. Je nachdem, ob jemand auf die gebeugte oder gestreckte Hand gefallen ist, wird zwischen einer Flexionsfraktur oder Extensionsfraktur unterschieden. Beim Abfangen mit der Handfläche ist eine Extensionsfraktur typisch.

Mögliche Begleitverletzungen betreffen die Sehnen und Bänder des Handgelenks sowie die Handwurzelknochen.

Distale Radiusfraktur: Welche Symptome bei gebrochenem Handgelenk?

Starke Schmerzen im Handgelenk unmittelbar nach einem Unfall, die sich bei Bewegung oder Belastung verstärken, und eine allmählich zunehmende Schwellung sind meistens schon erste Hinweise auf eine mögliche Fraktur.

Bisweilen ist die Fehlstellung der gebrochenen Knochen auch direkt sichtbar. Bei einer distalen Radiusfraktur zeigt die Hand oftmals nach unten. Daneben kann ein Bluterguss (Hämatom) sichtbar oder ein Knirschen bei Bewegung hörbar sein. Die Bewegung ist zudem eingeschränkt.

In manchen Fällen stehen Bruchenden aus offenen Wunden heraus. Durch ein massives Trauma können diese die Haut durchbohren. Fachleute sprechen auch von einem offenen oder komplizierten Bruch. Es besteht Infektionsgefahr.

In jedem Fall sollte auf eine weitere Belastung des verletzten Handgelenks verzichtet und das Handgelenk bis zur weiteren Behandlung ruhig und möglichst hoch gelagert werden. So lassen sich unnötige Schmerzen und die Entstehung einer starken Schwellung vermeiden.

Ursachen einer distalen Radiusfraktur

Eine Radiusfraktur ist in der Regel die Folge eines Sturzes. Menschen mit Osteoporose und ältere Menschen sind aufgrund der verringerten Knochendichte schon bei an sich harmlosen Gelegenheitsstürzen gefährdet, einen Speichenbruch zu erleiden.

Bei Kindern und jüngeren Erwachsenen stehen Fahrrad- oder Sportunfälle (zum Beispiel beim Inline-Skating oder Mountainbiking) als Unfallursache im Vordergrund.

Therapie: Wie wird eine distale Radiusfraktur behandelt?

Wie eine distale Fraktur der Speiche behandelt wird, hängt unter anderem davon ab,

  • ob eine Gelenkbeteiligung (intraartikulärer Bruch) vorliegt,
  • ob die Bruchenden verschoben sind,
  • wie alt die betroffene Person ist und
  • wie es um die Knochenmasse steht.

Ziel der Behandlung ist es, die Beweglichkeit der Hand wiederherzustellen und Spätfolgen zu vermeiden. Prinzipiell wird zwischen der konservativen Therapie also der Ruhigstellung mittels Gipsschiene, und einer operativen Behandlung unterschieden.

Konservative Therapie: Gips hilft bei unkompliziertem Handgelenksbruch

Eine Kunststoff- oder Gipsschiene wird vor allem eingesetzt, wenn keine Gelenkbeteiligung vorliegt und die Bruchenden nicht allzu stark gegeneinander verschoben sind. Sind diese nur leicht versetzt, können sie im Zuge einer Reposition neu zueinander ausgerichtet werden.

Da das Verschieben gebrochener Knochen schmerzhaft ist, wird hierbei die Gabe von Schmerzmitteln oder auch eine Narkose notwendig. Auch eine Betäubung der Bruchspalte (Bruchspaltanästhesie) kann die Schmerzen bei der Reposition unterdrücken.

Der Gips wird dann rund vier bis sechs Wochen getragen. Im Anschluss erfolgt eine Kontrolluntersuchung, um sich zu vergewissern, dass der Knochen richtig zusammengewachsen ist.

Operation bei distaler Radiusfraktur

In manchen Fällen reicht eine konservative Behandlung nicht aus, um den Knochenbruch zu beheben. Eine Operation ist beispielsweise notwendig, wenn

  • eine Beteiligung des Gelenks vorliegt,

  • die Bruchenden massiv verschoben sind,

  • der Knochen in viele Fragmente zertrümmert ist (Trümmerbruch),

  • die Nerven oder Blutgefäße verletzt sind oder

  • wenn der Knochen die Haut durchstoßen hat.

Je nach Bruchform können verschiedene OP-Verfahren zur Versorgung der Fraktur zum Einsatz kommen. Ziel ist immer die anatomische Rekonstruktion und Wiederherstellung der Funktion des Handgelenks.

  • Fixateur externe: Bei offenen Trümmerfrakturen wird die distale Radiusfraktur oftmals mit einem Fixateur externe stabilisiert. Dabei handelt es sich um eine außen am Arm angebrachte Haltevorrichtung, die über lange Schrauben mit dem Knochen verbunden ist. Das Gestell hält die einzelnen Knochenfragmente an ihrem Platz und ermöglicht so, einen reibungslosen Heilungsprozess. Der Fixateur muss nach einigen Wochen wieder entfernt werden.

  • Osteosynthese: Die Stabilisierung der Bruchstelle mithilfe von Drähten, Nägeln und Schrauben kommt häufig zum Einsatz. Wird eine Metallplatte eingesetzt, ist auch von einer Plattenosteosynthese die Rede. Die Osteosynthese hat den Vorteil, dass eingesetzte Platten und Schrauben nach Abschluss des Heilungsprozesses nicht unbedingt entfernt werden müssen. Ob nach einer Osteosynthese eine Entfernung des verwendeten Materials in einer erneuten OP notwendig ist, ist von verschiedenen Faktoren wie dem Alter abhängig.

Röntgenaufnahme sichert Diagnose der Radiusfraktur

Ärzt*innen erkennen den Speichenbruch oft schon an der vorhandenen Fehlstellung. Trotzdem ist zusätzlich eine Röntgenaufnahme erforderlich, damit die Stellung der Bruchstücke zueinander beurteilt werden kann. In manchen Fällen kann auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) sinnvoll sein, etwa um Verletzungen der Bänder auszuschließen.

Durch eine körperliche Untersuchung, gepaart mit der Röntgenuntersuchung, lässt sich eine Radiusfraktur feststellen. Auch komplizierte Formen des Speichenbruches, wie zum Beispiel ein Trümmerbruch oder ein Bruch, der in die Gelenkfläche zieht, lassen sich so erkennen.

Distale Radiusfraktur: Spätfolgen und Heilungschancen

Wird eine distale Radiusfraktur frühzeitig diagnostiziert und entsprechend behandelt, stehen die Heilungschancen gut. Die Fraktur verheilt in aller Regel innerhalb von vier bis sechs Wochen. In schwerwiegenden Fällen kann die Heilungsdauer jedoch auch mehr Zeit in Anspruch nehmen.

In seltenen Fällen sind Komplikationen möglich, darunter:

  • eine Verwachsung der Knochen in Fehlstellung

  • eine sekundäre Dislokation (Verschiebung der Bruchenden nach ärztlicher Korrektur)

  • Bewegungs- und Funktionseinschränkungen

  • Infektionen (bei offenen Brüchen)

  • Nervenschäden (und infolge Empfindungsstörungen der Hand)

Darüber hinaus entwickelt sich infolge einer distalen Radiusfraktur häufiger als bei anderen Verletzungen der Arme oder Beine ein komplexes Schmerzsyndrom, früher auch als Morbus Sudeck bezeichnet. Hierbei kommt es nach einem Trauma oder einer operativen Behandlung zu starken chronischen Schmerzen der betroffenen Region.

Nachsorge bei einer distalen Radiusfraktur

Für Patient*innen mit einer distalen Radiusfraktur ist die Nachsorge essenziell. Sie stellt sicher, dass der Bruch gut ausheilt und die Beweglichkeit wiederhergestellt wird.

Sind das Gelenk und der Unterarm eingegipst und ruhiggestellt, sollten die benachbarten Gelenke wie etwa der Finger oder des Ellenbogens trotzdem mehrmals täglich bewegt werden. Dies fördert die Durchblutung und den Heilungsprozess und stellt keine Belastung des erkrankten Gelenks dar.

Zudem empfiehlt es sich, nach der Ruhigstellungsphase Physiotherapie in Anspruch zu nehmen. Sie kann dabei unterstützen, die volle Beweglichkeit wiederzuerlangen.

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