Diphallie: Seltene Fehlbildung des Penis
Bei einer Diphallie handelt es sich um eine äußerst seltene Fehlbildung, bei welcher der Penis doppelt vorhanden ist und die Betroffenen oft unfruchtbar sind. Welche Folgen kann die Fehlbildung haben und wie lässt sie sich beheben?
Kurzübersicht
Was ist Diphallie? Eine angeborene Penisfehlbildung, die auch Doppelpenis genannt wird. Es sind verschiedene Formen möglich: Der Penis ist zweigeteilt, eine Dopplung der Eichel oder es sind zwei komplette Penisse vorhanden.
Behandlung: In der Regel erfolgt eine operative Korrektur der Fehlbildung. Begleitend kann eine Psychotherapie hilfreich sein.
Verlauf und Folgen: Narben am Penis, Erektionsfähigkeit kann verloren gehen, Unfruchtbarkeit
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Diphallie?
Die Diphallie, auch Doppelpenis genannt, ist eine angeborene Penisfehlbildung, von der weltweit nur etwa 100 Fälle bekannt sind. Die betroffenen Männer weisen nicht nur einen, sondern zwei Penisse auf, von denen meist einer deutlicher ausgeprägt ist als der andere. Die beiden Penisse können sich nebeneinander, übereinander oder mit einigem Abstand zueinander befinden. Mediziner*innen unterscheiden drei verschiedene Arten der Diphallie:
Diphallus bifidus: Der Penis ist zweigeteilt.
Diphallus glandularis: Nur die Eichel ist doppelt vorhanden.
Komplette Diphallie: Es sind zwei komplette Penisse vorhanden.
Ursachen einer Diphallie
Die Ursachen für die Entstehung einer Diphallie sind bisher nicht eindeutig geklärt. Forschende gehen davon aus, dass Fehler in der embryonalen Entwicklung für die Ausbildung eines Doppelpenis verantwortlich sind. Zwischen dem 23. und 25. Schwangerschaftstag bilden sich bei einem Embryo die Vorläuferstrukturen für die Geschlechtsorgane (Geschlechtshöcker) aus. Kommt es während dieser Phase zu schädigenden Einflüssen (beispielsweise durch Medikamente, Alkohol, Nikotin oder andere Drogen), können Fehler bei der Ausbildung des Penis geschehen.
Symptome einer Diphallie
Offensichtlichstes Merkmal einer Diphallie ist der doppelte Penis. Je nach Art der Fehlbildung sind die beiden Penisse mehr oder weniger funktionsfähig: In einigen Fällen sind beide Penisse erektionsfähig, der Urin fließt über beide ab. Oft ist aber einer der Penisse deutlich stärker ausgeprägt als der andere, dabei tröpfelt der Urin unkontrolliert aus dem schwächeren Glied. Die meisten Betroffenen sind unfruchtbar.
Oft wird eine Diphallie von weiteren Fehlbildungen von Organen begleitet, darunter
- Spaltung des Hodensacks,
- Schrumpfhoden,
- Entwicklungsstörungen der Harnröhre,
- Doppelfehlbildung der Nieren,
- Fisteln zwischen Mastdarm und Blase,
- Anusverengung
- und Spina bifida (offener Rücken).
Zudem leiden Betroffene oft unter Scham- und Minderwertigkeitsgefühlen.
Diagnose: So wird eine Diphallie festgestellt
Ein Doppelpenis lässt sich bereits unmittelbar nach der Geburt durch eine einfache Blickdiagnose feststellen. Liegt eine Diphallie vor, wird der*die Ärzt*in fragen, ob die Mutter während der Schwangerschaft schädliche Substanzen eingenommen hat. Im Anschluss wird der Betroffene auf weitere Fehlbildungen untersucht – hier kommt vor allem die Sonografie (Untersuchung mit Ultraschall) zum Einsatz.
Kommt der Betroffene erst im Erwachsenenalter in die Arztpraxis, werden nach der Blickdiagnose Probleme beim Urinieren und beim Geschlechtsverkehr sowie psychische Probleme abgefragt, bevor ebenfalls eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen wird.
Behandlung einer Diphallie
Nicht jeder Doppelpenis muss behandelt werden. Wegen der damit verbundenen Schamgefühle oder Probleme beim Wasserlassen oder Geschlechtsverkehr entscheiden sich jedoch viele Betroffene (oder deren Eltern) für eine operative Korrektur der Fehlbildung. Diese erfordert große Vorsicht, um die Nerven der Geschlechtsteile nicht zu verletzen und sowohl die Erektionsfähigkeit als auch die Urinkontrolle zu erhalten. Die fast immer mit einer Diphallie verbundene Unfruchtbarkeit bleibt auch nach einer Operation bestehen.
Abhängig von der Art des Doppelpenisses wählen Fachleute ein unterschiedliches operatives Vorgehen. Bei einem Diphallus bifidus wird der gespaltene Penis zusammengeführt, die Harnröhre muss dabei möglicherweise neu angelegt werden. Liegt eine komplette Diphallie vor, ist der Eingriff deutlich komplizierter: Der überzählige Penis wird am Schambein abgetrennt, was mit einer höheren Rate an Komplikationen einhergeht als die Operation eines Diphallus bifidus.
Unabhängig von der operativen Behandlung kann eine Psychotherapie betroffenen Jungen und Männern helfen, mit der Diphallie und/oder ihren Folgen zu leben.
Krankheitsverlauf und Prognose bei Diphallie
Der Erfolg der Operation bestimmt maßgeblich den weiteren Krankheitsverlauf bei einer Diphallie: In einigen Fällen bleiben Narben am Penis sichtbar, nicht immer lässt sich die Erektionsfähigkeit erhalten oder wiederherstellen. In jedem Fall bleiben die Betroffenen unfruchtbar, weitere Fehlbildungen von Organen wie beispielsweise eine Doppelniere werden oft als nicht gesundheitsschädigend und daher irrelevant eingestuft. Auf psychischer Ebene haben Menschen mit Doppelpenis oft ein Leben lang mit Scham- und Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen.
Diphallie vorbeugen
Eine Diphallie ist angeboren und lässt sich daher nicht von den Betroffenen verhindern. Da fruchtschädigende Substanzen in der Schwangerschaft als Ursache vermutet werden, sollten werdende Mütter unbedingt auf Alkohol, Nikotin und andere Drogen verzichten. Auch die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft sollten Frauen immer mit ihrer*m Ärztin*Arzt besprechen.
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