Bilharziose (Schistosomiasis): Gefahr beim Baden in tropischen Gewässern
In vielen tropischen und subtropischen Ländern besteht beim Baden in Gewässern die Gefahr einer Infektion mit Bilharziose (Schistosomiasis). Die Wurminfektion kann im schlimmsten Fall zu schweren Schäden an Darm, Blase oder Leber führen. So schützen Sie sich auf Reisen vor einer Ansteckung.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Wie erkennt man eine Bilharziose? Eine Bilharziose äußert sich durch Symptome wie Hautauschläge, Bauchschmerzen, Durchfall, Blut im Urin oder Stuhl. Bei chronischem Verlauf können schwerere Probleme wie Leberschäden auftreten. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch die Untersuchung von Urin- oder Stuhlproben auf Parasiteneier oder durch Bluttests.
Was tun bei einer Bilharziose? Die Krankheit ist mit dem Medikament Praziquantel behandelbar. Eine Impfung gibt es nicht.
In welchen Ländern gibt es die Bilharziose? Bilharziose kommt hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gebieten vor, besonders in Afrika, Südamerika, der Karibik, dem Nahen Osten und Teilen Asiens.
Was ist eine Bilharziose?
Die Bilharziose, auch Schistosomiasis genannt, ist eine Tropenkrankheit, die in Gewässern mit Süßwasser durch Saugwürmer der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) übertragen wird.
Die Parasiten entwickeln sich in Süßwasserschnecken zu Larven und gelangen ins Wasser. Kommt der Mensch mit ihnen in Berührung, dringen sie durch die intakte Haut ein, reifen im Körper heran, paaren sich und produzieren dort täglich Eier.
Verbreitung der Infektionskrankheit
Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind etwa 250 Millionen Menschen in Afrika, Südamerika, der Karibik, dem Nahen Osten und Asien mit Schistosomen infiziert.
Schätzungen zufolge sterben weltweit jährlich etwa 12.000 Menschen an Schistosomiasis, wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte.
Karte mit Schistosomiasis-Risikogebieten (Stand: 2022)
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt die Bilharziose unter den vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases/NTDs) auf. Denn sie betrifft vor allem Menschen, die in Armut leben und findet in der Forschung für Medikamente und Impfstoffe aufgrund von fehlenden wirtschaftlichen Anreizen kaum Beachtung.
Bilharziose: Infektion und Übertragung
Schistosomen leben im Süßwasser und können auf Menschen übergehen, wenn diese mit dem Wasser in Kontakt kommen. Besonders gefährdet sind Kinder, die im Wasser spielen, oder Menschen, die ihre Wäsche in Flüssen waschen.
Reisende können sich infizieren, wenn sie beim Aufenthalt in einem betroffenen Gewässer schwimmen oder tauchen. Da bereits Spritzwasser ausreicht, um sich mit dem Erreger zu infizieren, besteht auch bei Bootsfahrten eine Gefahr.
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Lebenszyklus der Schistosomen: Eier, Zerkarien, Würmer
Während ihrer Entwicklung durchlaufen Schistosomen verschiedene Stadien. Im Süßwasser schlüpfen aus den Eiern noch unreife Wimpernlarven. Sie nutzen Schnecken als Zwischenwirte, um sich in diesen zur nächsten Stufe, der Gabelschwanzlarve (Zerkarie) weiterzuentwickeln. Von dort gelangen die Larven nun wieder ins Wasser. Kommt der Mensch mit den freischwimmenden Zerkarien in Berührung, bohren sie sich unbemerkt und in Sekundenschnelle durch die Haut.
Sobald sie in den menschlichen Körper eingedrungen sind, gelangen die Schistosomen über Lymph- und Blutgefäße in Leber und Darm, wo sie zu ausgewachsenen Würmern heranreifen und sich paaren. Das Weibchen ist dann in der Lage, täglich hunderte bis tausende Eier zu produzieren, die teilweise im Körper verbleiben und teilweise über den Urin und den Stuhl ausgeschieden werden. Das kann zu einer erneuten Kontamination der Gewässer führen und der Zyklus der Infektion setzt sich fort.
Adulte Weibchen erreichen eine Größe von etwa 7 bis 20 Millimeter, die männlichen Würmer sind etwas kleiner.
Symptome der Bilharziose
Eine Schistosomen-Infektion verursacht nicht immer Beschwerden, sie verläuft oft asymptomatisch. Manchmal entsteht an der Eintrittsstelle aber auch ein lokal juckender Ausschlag (Zerkariendermatitis).
Bei einer Bilharziose werden zudem zwei Krankheitszustände unterschieden:
1. Akute Schistosomiasis
In der Frühphase, etwa zwei bis acht Wochen nach der Infektion, kann das Katayama-Fieber auftreten. Dabei handelt es sich um eine Art allergische Reaktion des Körpers auf die wandernden Zerkarien. Mögliche Symptome neben Fieber sind dann:
- Schüttelfrost
- Kopf- und Muskelschmerzen
- Husten
- geschwollene Lymphknoten
- Hautausschläge
- Magen-Darm-Beschwerden (Durchfall oder Bauchschmerzen)
Dieser Zustand kann zwei bis zehn Wochen andauern. Die typischen Symptome dieser akuten Bilharziose werden durch die heranreifenden Schistosomen im Körper hervorgerufen.
2. Chronische Schistosomiasis
Eine Schistosomiasis ist noch viel tückischer, wenn sie chronisch verläuft. Die ausgewachsenen Egel leben dann viele Jahre in den Venen und legen Eier in Organen ab, was dort zu einer knotenartigen Gewebeveränderung (Granulombildung) und krankhaften Veränderung des Gewebes (Fibrosierung) führt.
Je nach Zielorgan und spezifischen Erregern können verschiedene Symptome auftreten:
- Schistosoma haematobium nisten sich beispielsweise in der Blase ein und können Blasenfunktionsstörungen und blutigen Urin zur Folge haben.
- S. mansoni, S. japonicum, S. mekongi, S. intercalatum gelangen in den Darm und lösen blutigen Durchfall aus oder befallen die Leber (hepatosplenische Schistosomiasis).
Seltener können die Erreger auch in Lunge, Genitaltrakt oder Nervensystem wandern.
Gefährliche Folgen einer Bilharziose
Ein chronischer Verlauf der Bilharziose kann durch die Organschädigungen unbehandelt schwere gesundheitliche Folgen haben. Das entzündete Gewebe kann die Entstehung von Blasenkrebs oder Darmkrebs begünstigen. In der Leber können die Erreger eine Zirrhose hervorrufen, die unbehandelt zum Tod führt.
Für Frauen besteht bei einem Befall der Genitalien die Gefahr der Unfruchtbarkeit – zum Beispiel aufgrund von Eileiterentzündungen. Außerdem scheint gerade für Frauen das Risiko einer HIV-Infektion erhöht, wenn die Bilharziose zu entzündlichen Veränderungen im Genitaltrakt führt.
Diagnose: Wie wird die Bilharziose festgestellt?
Kommt es bei Menschen, die sich in einem Bilharziose-Risikogebiet aufgehalten haben, innerhalb von drei Monaten zu Symptomen wie Fieber, Hautveränderungen, Muskelschmerzen oder anderen unspezifischen Symptomen, sollte eine ärztliche Praxis aufgesucht und der*die Arzt*Ärztin über die Reise informiert werden.
Dasselbe gilt bei Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, im Harntrakt, an der Lunge oder am Nervensystem – auch, wenn der Aufenthalt länger als drei Monate zurückliegt.
Zur Diagnose kommen verschiedene Untersuchungen infrage:
Der Nachweis von Schistosomiasis-Eiern in Stuhl- oder Urinproben kann etwa 4 bis 12 Wochen nach der Ansteckung erfolgen.
Eine Untersuchung auf Antikörper im Blut ist hingegen frühestens drei Monate nach einer möglichen Infektion möglich, da der Test erst dann als aussagekräftig betrachtet werden kann. Fällt der Antikörpertest negativ aus, kann die Tropenkrankheit zu mehr als 90 Prozent ausgeschlossen werden.
Als Indikator für eine Infektion lassen sich auch bestimmte Blutbildveränderungen (Eosinophilie) heranziehen.
Um abzuklären, ob eine Organschädigung vorliegt, kommen meist weitere gynäkologische, urologische oder mikrobiologische Untersuchungen zum Einsatz.
Behandlung von Bilharziose mit Praziquantel
Eine Bilharziose kann gut behandelt werden, wenn sie frühzeitig entdeckt wird, sodass sich schwere Verläufe der Erkrankung verhindern lassen.
Zur Behandlung kommen folgende Medikamente zum Einsatz:
Kortisonpräparate: Sie helfen gegen den juckenden Ausschlag der Erkrankung.
Praziquantel: Das antiparasitäre Medikament tötet erwachsene Würmer wirksam ab.
Dauer und Dosierung der Praziquantel-Therapie richten sich unter anderem nach der Art des Erregers – in der Regel dauert sie drei Tage. In Endemiegebieten wird eine regelmäßige Einnahme für bestimmte Risikogruppen empfohlen.
Das Mittel gilt als gut verträglich. Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Schwindel, Benommenheit oder selten allergische Hautreaktionen sind aber möglich. Bei Kindern kommen Nebenwirkungen häufiger vor als bei Erwachsenen. Ob schwangere Frauen mit der Behandlung bis nach der Entbindung warten sollten, sollte nach einer sorgfältigen Risikoabwägung im Einzelfall entschieden werden.
Nach 6, 12 und 24 Monaten erfolgt eine Verlaufskontrolle, um sicherzugehen, dass keine Eier mehr im Körper vorhanden sind. Vor einer erneuten Infektion schützt das Medikament allerdings nicht.
Wie lässt sich Bilharziose auf Reisen vorbeugen?
Da es keine Impfung zum Schutz vor der Wurmerkrankung gibt, besteht die wirksamste Präventionsmethode darin, in Risikogebieten den Kontakt mit Süßwasser zu vermeiden. Sollte sich der Wasserkontakt nicht umgehen lassen, etwa weil bei einer Trekkingtour stehendes Gewässer durchquert werden muss, sollten die Füße anschließend gründlich abgerieben werden, um anhaftende Larven zu beseitigen. Zudem sollte eine Infektion anschließend mittels ärztlicher Diagnose ausgeschlossen werden.
Eine vorbeugende Einnahme von Praziquantel ist nach Angaben des Auswärtigen Amts für Reisende nicht sinnvoll, ebenso wenig wie die Behandlung direkt nach dem Wasserkontakt. Dies liegt daran, dass das Medikament ausschließlich gegen die ausgewachsenen Würmer wirksam ist, welche sich erst innerhalb von sechs bis zwölf Wochen entwickeln.
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