Hauterkrankung von Erwachsenen

Akne inversa: Ursachen, Behandlung und Risikofaktoren

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Akne inversa ist eine Erkrankung, bei der es zu massiven entzündlichen Hautveränderungen kommt. Betroffen sind vor allem die Achseln und der Intimbereich, dabei bevorzugt Damm und Leisten. Was die Ursachen sind, welche Behandlung wirklich hilft und welche Risikofaktoren es gibt.

akne inversa
© Shutterstock/Lea Rae

Kurzübersicht

Symptome: Abszesse, Fisteln, Vernarbungen

Behandlung: Salben, Antibiotika, Operation, Lasertherapie

Ursachen: Defekt des angeborenen Immunsystems, Rauchen, Übergewicht, starkes Schwitzen

Akne inversa (Hidradenitis suppurativa) ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der es zu Entzündungen der Haut an den Haarfollikeln mit starker Eiterbildung kommt. Häufig werden die Entzündungsherde mit Pickeln oder Abszessen verwechselt. Für Betroffene bedeutet das oft einen langen Leidensweg bis zur Diagnose, der mit starken Schmerzen und Schamgefühlen verbunden ist. Je früher Akne inversa erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden. In Deutschland sind schätzungsweise 830.000 Menschen von Akne inversa betroffen, Frauen dabei etwas häufiger als Männer.

Im Überblick:

Hautkrankheiten mit diesen Bildern erkennen

Ursachen der Akne inversa

Heute weiß man, dass der Akne inversa ein Defekt des angeborenen Immunsystems zugrunde liegt. Die Erkrankung wird also vererbt und tritt familiär gehäuft auf. Die Haut von Betroffenen hat deutlich weniger Abwehrstoffe als die von gesunden Menschen. Dazu kommen einige Risikofaktoren, die die Erkrankung begünstigen:

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Nassrasur
  • Enge Kleidung und starkes Schwitzen (Hyperhidrose)

Die Entstehung der Akne inversa hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun, wie manchmal fälschlicherweise angenommen wird. Betroffene sind unter anderem oft auch von rheumatischen Erkrankungen, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen betroffen, Frauen auch vom PCO-Syndrom und Insulinresistenz.

Negativen Einfluss auf den Verlauf einer Akne inversa können außerdem psychische Belastungen und hormonelle Veränderungen nehmen. Die Erkrankung tritt meist ab dem 20. Lebensjahr erstmalig auf.

Symptome bei Akne inversa

Akne inversa zeigt sich auf der Haut durch Symptome wie große Knoten, die in wulstigen Strängen zusammenfließen. Bei Druck auf die betroffenen Hautstellen kann sich ein übelriechendes Sekret aus Talg und Eiter entleeren. Die Betroffenen klagen dabei über starke Schmerzen.

Mit der Zeit bilden sich Narben an den ehemals entzündeten Stellen. Unter der Haut befindet sich dabei ein Gangsystem mit vielen entzündeten Fisteln (röhrenartige Verbindung zwischen der Haut und einem Hohlraum), weshalb oft viele entzündete Stellen nacheinander an verschiedenen Stellen auftreten.

Akne inversa wird in drei Stadien eingeteilt:

  • Stadium 1: Einzelne Abszesse, keine Fisteln
  • Stadium 2: Ein Abszess oder mehrere weit auseinanderliegende Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung
  • Stadium 3: Ausgedehnter, flächiger Befall mit Abszessen, Fistelgängen und Narbensträngen

Bestimmte Bewegungen wie Gehen und Strecken können bei Akne inversa sehr schmerzhaft sein. Wenn die Symptome den Bereich von Po/After, Damm und Gesäßfalte betreffen, haben die Erkrankten besonders unangenehme Schmerzen beim Sitzen. Fieber tritt nur selten auf.

In schweren Fällen ziehen die Betroffenen sich oft von anderen Menschen zurück, weil sie sich wegen der auffallenden und manchmal auch übelriechenden Hautveränderung schämen. Die psychische Beeinträchtigung bei schwerer Akne inversa ist demnach sehr hoch. Da häufig der Intimbereich betroffen ist, hat dies meist auch Auswirkungen auf das Sexualleben.

Langer Weg zur Diagnose

Bei der Akne inversa kann es bis zur richtigen Diagnose manchmal eine Weile dauern, da sie unterschiedlich aussehen kann und leicht mit anderen Hautkrankheiten zu verwechseln ist – zum Beispiel mit wiederkehrenden Schweißdrüsenabszessen oder Steißbeinfisteln.

Neben der bloßen Hautuntersuchung ist daher ein ausführliches Gespräch über den Krankheitsverlauf und die begleitenden Umstände wichtig. Informationen zum Rauchverhalten, bestehenden Vorerkrankungen und anderen Fällen von Akne inversa in der Familie erleichtern die richtige Diagnose.

Die Hautveränderungen werden ärztlich begutachtet und vorsichtig abgetastet. Eine Blutuntersuchung ist normalerweise nur notwendig, wenn die Entzündung sich bereits weit ausgedehnt hat.

Mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) kann – oft auch mit Kontrastmittel – überprüft werden, wie weit sich die Fistelgänge bereits ausgedehnt haben.

Treten die Entzündungen am Po im perianalen Bereich (rund um den Anus) auf, müssen andere Erkrankungen wie Morbus Crohn ausgeschlossen werden.

Behandlung: Was hilf bei Akne inversa?

Die Therapie der Akne inversa richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Bestehen nur vereinzelte Knoten ohne tiefe Fisteln und Vernarbungen, können antibiotisch wirksame Salben (etwa mit Clindamycin) hilfreich sein, manchmal in Kombination mit hornlösenden Peelings (zum Beispiel mit Resorcin).

Einige Betroffene mit Akne inversa sprechen gut auf eine Therapie mit Antibiotika zum Einnehmen (zum Beispiel Clindamycin und Rifampicin) an. Unterstützend kann bei Frauen eine hormonelle antiandrogene Therapie wie die Pille helfen, die Hautprobleme in den Griff zu bekommen. Generell spricht die Akne inversa auf diese Behandlung aber nicht so gut an wie andere Akneformen.

Bei einer fortgeschrittenen Akne inversa (3. Stadium) ist die einzige effektive Behandlung meist eine großflächige Operation. Dabei wird mit einem Skalpell oder Laser das gesamte entzündete Areal inklusive eines Sicherheitsabstandes entfernt, um wirklich alle unterirdischen Entzündungsherde zu erreichen. Verbleibt erkranktes Gewebe am Körper, kommt es fast immer zu einem Rückfall. Die durch die Operation entstandenen „Löcher“ in der Haut werde entweder mit Haut aus der unmittelbaren Umgebung verschlossen oder die Wunde verheilt offen. Dann bildet sich langsam, von innen nach außen, eine Narbe.

Verlauf: Komplikationen bei Akne inversa

Bei einer Akne inversa sind im Verlauf verschiedene weitere Komplikationen möglich:

  • Erysipele (Hautentzündungen durch bestimmte Bakterien, sogenannte Streptokokken)
  • Phlegmone (übergreifende, aggressive Gewebeentzündungen)
  • Lymphödeme (Schwellungen durch angestaute Lymphflüssigkeit, oft im Genitalbereich)
  • Sepsis (Blutvergiftung)

Bleibt die Entzündung über Jahre hinweg unbehandelt, kann sich – wenn auch sehr selten – an den betroffenen Zellen ein bestimmter Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom) entwickeln. Schließlich kann es auch sein, dass die Fisteln am Po (Analfistel) sich bis zum Bereich des Enddarms und zum Harnleiter ausbreiten. Umso wichtiger ist es, bei einer Akne inversa frühzeitig ärztlichen Rat zu suchen, um einen schweren Verlauf zu verhindern.

Akne inversa vorbeugen

Der Akne inversa lässt sich recht gut vorbeugen, auch wenn eine genetische Veranlagung für die Krankheit besteht. Heute weiß man, dass verschiedene Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf die Erkrankung haben.

Mit folgenden Tipps lässt sich einer Akne inversa weitgehend vorbeugen:

  • Nikotinkonsum so weit wie möglich herunterfahren oder ganz aufhören zu rauchen.
  • Übergewicht mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßigem Sport abbauen.
  • Eng anliegende und scheuernde Bekleidung meiden.
  • Bei Neigung zu Hautentzündungen, Knötchen und eingewachsenen Haaren die entsprechenden Stellen möglichst nicht oder nur schonend (in einem Zug mit dem Haarwuchs) nass rasieren.
  • Unter den Achseln ein mildes Deodorant anwenden, das die Haut nicht unnötig reizt.

Diese Tipps beugen nicht nur der Akne inversa vor, sondern können auch bei einer bestehenden Hauterkrankung den Verlauf positiv beeinflussen. Expert*innen raten vor allem in jedem Stadium der Akne inversa dazu, mit dem Rauchen aufzuhören.

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