Affenpocken: Wie gefährlich ist eine Infektion?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftAffenpocken sind eine seltene Viruserkrankung, der verursachende Erreger ist nahe mit dem gefährlichen Pockenvirus verwandt. Das Hauptverbreitungsgebiet des Virus liegt in West- und Zentralafrika, es treten aber auch in anderen Teilen der Welt, etwa in Europa, Fälle auf. Wie gefährlich ist die Erkrankung?
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Seit Anfang Mai 2022 treten außerhalb des endemischen Gebiets der Affenpocken, welches West- und Zentralafrika umfasst, gehäuft Fälle der Infektionskrankheit auf. Bislang konnte das Virus bei Menschen in verschiedensten Regionen nachgewiesen werden, darunter Großbritannien, USA, Kanada, Spanien, Portugal und Schweden. Auch in Deutschland gibt es bereits einige bestätigte Fälle. Wie gefährlich ist die Erkrankung?
Im Überblick:
- Was sind Affenpocken?
- Symptome
- Wie gefährlich sind Affenpocken?
- Übertragungswege
- Inkubationszeit
- Diagnose & Behandlung
- Vorbeugen
- Pandemie-Risiko
Was sind Affenpocken?
Bei Affenpocken handelt es sich um eine seltene, virusbedingte Infektionskrankheit. Das Affenpockenvirus (auch Monkeypox virus oder Genus Orthopoxvirus) ist eng verwandt mit den echten Pocken (Variola-Virus). Das tödliche Pockenvirus konnte in den 1980er Jahren mithilfe einer Impfung ausgerottet werden.
Affenpocken haben ihren Ursprung mit großer Wahrscheinlichkeit in West- und Zentralafrika, der erste Fall beim Menschen wurde 1970 in der Demokratischen Republik Kongo diagnostiziert. Die meisten Ausbrüche der Erkrankung kommen in diesen Teilen des afrikanischen Kontinents vor. Wie häufig Menschen befallen sind, lässt sich nicht zuverlässig sagen, da die Diagnose maßgeblich von Laborkapazitäten abhängt. Es gibt verschiedene Stämme des Virus, unterschieden wird vor allem zwischen der zentralafrikanischen und westafrikanischen Variante.
Darüber hinaus werden auch in anderen Teilen der Welt in unregelmäßigen Abständen Fälle von Affenpocken bei Menschen festgestellt. Häufig stehen sie in Verbindung mit einer Auslandsreise in ein Endemiegebiet, also einen Ort, wo das Affenpockenvirus heimisch ist.
Seit Anfang Mai 2022 kommen in verschiedenen Ländern wie England, Portugal und Deutschland vermehrt Fälle ohne Einreise in ein entsprechendes Risikogebiet vor.
Affenpocken: Symptome einer Infektion
Eine Infektion mit Affenpocken äußert sich zunächst mit allgemeinen, unspezifischen Krankheitsanzeichen, wie:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Muskel- und Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen
- geschwollene Lymphknoten
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Erschöpfung
- Halsschmerzen
Die ersten Symptome treten in der Regel plötzlich auf und halten mehrere Tage an. Im Verlauf kommen dann typische Hautveränderungen hinzu. Die pockenähnlichen Pusteln treten vermehrt im Gesicht auf, aber auch an Händen und Füßen, im Genitalbereich oder an den Mundschleimhäuten können sich die Affenpocken zeigen. Im schlimmsten Fall ist die Bindehaut der Augen betroffen, dann droht ein Erblinden.
Die Hauterscheinungen sind meist schmerzhaft und verursachen starken Juckreiz. Sie verändern sich und durchlaufen mehrere Stadien, die auch an verschiedenen Stellen zeitgleich auftreten können. Die Pusteln ähneln Windpocken, sie sind zunächst flach, dann erhaben und mit einer weißen bis gelblichen Flüssigkeit gefüllt, bis die Bläschen austrocknen, verschorfen und abfallen.
Wie gefährlich sind Affenpocken?
In der Regel verläuft eine Infektion mit Affenpocken leicht und deutlich milder als bei echten Pocken. Die Erkrankung heilt in den allermeisten Fällen folgenlos aus. Affenpocken können auch so mild verlaufen, dass eine Infektion unentdeckt bleibt.
Allerdings treten in selten Fällen Komplikationen auf: Neben bleibenden Narben besteht die Möglichkeit einer Beteiligung der Augen und infolge eine Erblindung. Auch während der Schwangerschaft existiert ein erhöhtes Komplikationsrisiko für Mutter und Kind: Eine Infektion mit Affenpocken kann eine Fehlgeburt verursachen. Zudem können sich die offenen Hautläsionen mit Bakterien entzünden.
Darüber hinaus sind weitere Komplikationen durch eine zusätzliche bakterielle Infektion (sogenannte Superinfektionen) möglich, darunter etwa eine Lungen- und Hirnhautentzündung.
Im Vergleich zu einer Infektion mit echten Pocken sind tödliche Krankheitsverläufe selten. Jedoch sind besonders immungeschwächte Personen und Kinder unter 16 Jahren gefährdet für schwere Verläufe, die in solchen Fällen lebensbedrohlich sein können. Die Sterblichkeit bei Affenpocken hängt nicht nur vom Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand von Infizierten ab, auch die Virusvariante spielt eine Rolle:
- Westafrikanische Virusvariante: Zwischen 1 und 3,6 Prozent
- Zentralafrikanische (Kongobecken) Virusvariante: Bis zu 10 Prozent
Außerhalb von Afrika kursiert derzeit die westafrikanische Variante mit der geringeren Sterblichkeit.
Übertragung und Ansteckungsrisiko
Der Name Affenpocken lässt fälschlicherweise vermuten, dass Affen Hauptüberträger des Affenpockenvirus sind, diese gelten – wie auch der Mensch – allerdings als Fehlwirt des Krankheitserregers. Das Virus befällt in aller Regel Nagetiere, Kontakt zu diesen gilt als Hauptansteckungsquelle für Menschen. Bei Affenpocken handelt es sich demnach um eine Zoonose, also einer Erkrankung, die von Tieren auf Menschen übertragen werden kann. Die Übertragung von Tier zu Mensch erfolgt durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Sekreten der Pusteln oder infektiösem, nicht ausreichend erhitztem Fleisch.
Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist in seltenen Fällen möglich, es bedarf hierzu in aller Regel engen Kontakt. Eine Ansteckung erfolgt etwa durch Tröpfchen in der Atemluft. Besonders infektiös sind Körperflüssigkeiten und die Hautpusteln sowie der abfallende Schorf der Pocken. Vermutet wird die Möglichkeit einer Ansteckung beim Geschlechtsverkehr, auch wenn Affenpocken nicht generell als sexuell übertragbare Krankheit gelten. Eine Ansteckung beim Sex hängt wohl vor allem mit dem engen Hautkontakt mit infektiösen Pocken zusammen, aber auch der Austausch von Sekreten wie Speichel ist dabei von Relevanz.
Eine Ansteckung mit Affenpocken ist bereits zu Beginn der Erkrankung möglich, wenn allgemeine Krankheitssymptome, aber noch kein typischer Pocken-Ausschlag, auftreten. Erst nach Abklingen der Symptome sind Erkrankte nicht mehr infektiös, im Schnitt sind Affenpocken somit etwa zwei bis drei Wochen lang ansteckend.
Wie lange ist die Inkubationszeit von Affenpocken?
Nach Kontakt mit dem Erreger und einer Ansteckung dauert es einige Tage bis zum Ausbruch der Erkrankung. In der Regel vergehen zwischen dem Zeitpunkt der Infektion und dem Auftreten erster Symptome etwa fünf bis 21 Tage.
Diagnose und Behandlung von Affenpocken
Die Diagnose erfolgt zunächst anhand der Symptomatik und der typischen Hauterscheinungen. Von besonderer Bedeutung ist für die Anamnese vor allem ein kurz zurückliegender Auslandsaufenthalt in einem Endemiegebiet. Auch der enge Kontakt zu einer anderen infizierten Person sollte erwähnt werden. Um eine andere Viruserkrankung wie etwa Windpocken sicher von einer Affenpocken-Infektion abzugrenzen, sollte stets ein PCR-Test gemacht werden. Als Probe dient etwa ein Abstrich einer Pocke.
Affenpocken gelten als meldepflichtig, hat sich jemand angesteckt, muss dies stets an die zuständige Gesundheitsbehörde übermittelt werden. Diese leitet Maßnahmen ein, um Infektionsketten zu brechen und weitere Ansteckungen zu vermeiden.
Affenpocken heilen in der Regel von selbst aus und bedürfen keiner Therapie. Eine Behandlung kann allerding symptomatisch erfolgen, um Beschwerden zu lindern und die Genesung zu unterstützen. Eine Therapie zielt zudem insbesondere darauf ab, eine zusätzliche bakterielle Infektion und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern. Zur Behandlung schwerer Verläufe ist der Wirkstoff Tecovirimat zugelassen, ein sogenanntes Virostatikum. Das Medikament hemmt die Verbreitung der Viren im Körper.
Affenpocken vorbeugen – Ansteckung verhindern
Wer sich zuverlässig schützen möchte, hält gängige Hygienemaßnahmen ein, die auch zum Schutz vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 hilfreich sind. Darunter fallen unter anderem Abstand zu Erkrankten halten und das regelmäßige Händewaschen.
Aufgrund der Ähnlichkeit des Affenpocken-Virus zum Variola-Virus, schützt die Impfung gegen Pocken auch vor Affenpocken. Sie kann sogar noch nach Kontakt mit einer infizierten Person verabreicht, den Ausbruch der Erkrankung verhindern. Inwieweit eine breite Impfung der Bevölkerung sinnvoll ist, ist in der Diskussion. Auch welcher Impfstoff dann verabreicht werden sollte, ist nicht geklärt. Der ursprüngliche Pocken-Impfstoff, der 1980 zur Ausrottung beigetragen hat, ist heute nicht mehr in Deutschland zugelassen. Eine Weiterentwicklung ist jedoch auf dem Markt erhältlich.
Affenpocken: Droht eine neue Pandemie?
Affenpocken gelten als deutlich weniger ansteckend als etwa das Coronavirus. Eine Ansteckung erfolgt meist durch sehr engen Kontakt wie etwa beim Geschlechtsverkehr oder bei der Pflege einer infizierten Person durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion. Deshalb schätzen Fachleute das derzeitige Risiko für eine starke Ausbreitung eher gering ein: Eine Pandemie mit Affenpocken gilt nach aktuellem Stand als unwahrscheinlich.
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