Typische Symptome von ADHS
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftDie häufigsten Symptome von ADHS sind Unkonzentriertheit, Hyperaktivität und Impulsivität. Kinder und Erwachsene mit ADHS haben Probleme, ihren Alltag zu organisieren. Sie verzetteln sich oft und springen von einer Tätigkeit zur anderen. Erfahren Sie, welche Symptome noch typisch sind!
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Im Überblick:
Symptome von ADHS und ADS: Typische Anzeichen
ADHS hat unterschiedliche Facetten und die Symptome und ihre Ausprägung variieren von Person zu Person. Die Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung kommt generell nicht nur bei Kinder vor, sondern betrifft Frauen und Männer jeder Altersgruppe.
Generell werden die Symptome bei ADHS unterteilt in Haupt- oder auch Kernsymptome und Nebensymptome. Sie können, müssen aber nicht gleichzeitig auftreten.
Folgende drei Kernsymptome werden bei ADHS unterschieden:
Aufmerksamkeitsstörungen und Konzentrationsmangel: Menschen mit ADHS fällt es schwer, sich über längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren. Sie sind unaufmerksam und lassen sich leicht von anderen Dingen ablenken.
Hyperaktivität/Ruhelosigkeit: Vor allem Kinder mit ADHS haben einen starken Bewegungsdrang. Insbesondere in Situationen, in denen Ruhe und langes Sitzen gefordert sind – etwa in der Schule – fallen sie häufig durch ihre körperliche Ruhelosigkeit auf.
Impulsivität: Betroffene handeln und sprechen, ohne die Folge zu überdenken. Typisch sind auch unüberlegtes Reden, Ungeduld und eine niedrige Reizschwelle. Mitunter fühlen sie sich schnell provoziert und/oder bedroht und reagieren dann aggressiv.
ADS hat andere Kernsymptome
Neben ADHS gibt es auch ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität). ADS ist häufig bei Mädchen anzutreffen. Teilweise ist bei ihnen sogar das Gegenteil von Hyperaktivität zu beobachten: sie leiden dann unter Hypoaktivität. Auf andere Personen wirken sie träge, verträumt, energie- sowie motivationslos.
Die wenigsten Eltern denken an eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung, wenn ihr Kind die genannten Anzeichen zeigt. Oftmals ist die Diagnostik bei diesem Subtyp erschwert. Eine entsprechende Therapie erfolgt daher oft erst im Erwachsenenalter. Bis zur Diagnose leiden viele Frauen unter der Vorstellung, etwas stimme mit ihnen nicht.
Begleitende Symptome bei ADHS
ADHS kann sich durch viele weitere Anzeichen äußern, von denen nicht alle auftreten müssen. Einige typische Beispiele sind:
1. Störungen des Sozialverhaltens:
Kontrollverlust/Überreagieren: Menschen mit ADHS sind oft leicht reizbar und reagieren häufig über. Kinder mit ADHS sind zudem zumeist sehr trotzig.
Rückzugsinteresse: ADHS-Betroffene fühlen sich in Gruppen schnell überfordert. Häufig ziehen sie sich zurück und werden deshalb als Außenseiter wahrgenommen.
Die Auffälligkeiten im Sozialverhalten von Kindern und Erwachsenen mit ADHS führen häufig zu Schwierigkeiten in der Schule, am Arbeitsplatz sowie zu Konflikten innerhalb der Familie.
Vor allem die partnerschaftliche Beziehung kann zur Zerreißprobe werden, weshalb Erwachsene mit ADHS tendenziell häufiger Trennungen durchmachen müssen.
2. Verringerte Stresstoleranz: Betroffene fühlen sich oft überfordert und den Anforderungen des normalen Alltags nicht gewachsen.
3. Fehlendes Organisationsvermögen: Menschen mit ADHS fällt es schwer, Prioritäten zu setzen. Sie verzetteln sich schnell, beginnen mehrere Arbeiten gleichzeitig, aber bringen nur wenige zu Ende. Sie haben Probleme, ihre Aufmerksamkeit längere Zeit auf eine bestimmte Sache zu richten.
4. Innere Unruhe: Betroffene sind innerlich ruhelos und fühlen sich getrieben. Die ständige innere Anspannung kann als unerträglich empfunden werden.
5. Körperliche Unruhe: Auch körperlich sind Erwachsene und Kinder mit ADHS oft ständig in Bewegung. Sie wippen zum Beispiel unentwegt mit den Füßen oder rutschen im Sitzen unruhig hin und her.
6. Vergesslichkeit: Sie versäumen beispielsweise Termine und Verabredungen oder kommen zu spät.
7. Erhöhte Risikobereitschaft: Betroffene handeln häufig, ohne zuvor über mögliche Gefahren und Konsequenzen nachzudenken. Sie haben tendenziell häufiger Unfälle.
8. Koordinationsstörungen: Menschen mit ADHS fallen oft durch Grobmotorik auf.
9. Suchterkrankungen: Betroffene haben häufiger Suchtprobleme. Möglich sind zum Beispiel Alkohol- und Drogenmissbrauch, Internetsucht, Kaufsucht, Sexsucht oder Spielsucht.
10. Weitere psychische Auswirkungen und Erkrankungen, zum Beispiel:
depressive Verstimmungen
Depressionen (häufig bei Erwachsenen, deren ADHS im Kindes- und Jugendalter nicht erkannt und entsprechend behandelt wurde)
Antriebslosigkeit
starke Stimmungsschwankungen
Ängste und Angststörungen
Gefühle des Versagens, Minderwertigkeitsgefühle
ADHS-Symptome nach Alter
Je nach Alter verändern sich die Anzeichen einer ADHS. In manchen Fällen können sich gewisse Anzeichen für ADHS bereits bei Babys und Kleinkindern abzeichnen. Schreibabys oder auch Kinder, denen das Ein- und Durchschlafen besonders schwerfällt, können mitunter später die Diagnose ADHS erhalten.
Erste ADHS-Symptome im Kindesalter
In der Regel werden die ersten Symptome für ADHS für die Eltern mit dem Eintritt in den Kindergarten oder die Schule erkennbar. Hier kommt es häufig gerade im Beisein anderer Kinder zu Problemen, etwa Raufereien.
Auch wenn Aufgaben konzentriert gelöst werden müssen, erweisen sich Kinder mit ADHS oft als "Störenfriede" – die Folgen sind Unverständnis von Seiten der anderen Kinder und/oder Hänseleien. In den ersten Schuljahren kann zudem bei vielen Kindern die für ADHS typische Lese- und Rechtschreibschwäche ersichtlich werden (Legasthenie).
Bei ADS, also einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität, wird die Symptomatik in vielen Fällen nicht richtig gedeutet oder überhaupt einer Störung zugeordnet. Vor allem Mädchen mit ADS passen sich meist gut an und wirken lediglich sehr ruhig und verträumt.
ADHS-Symptome in der Pubertät
Geht eine ADHS mit körperlicher Hyperaktivität einher, wird diese in der Pubertät meist schwächer. Sie kehrt sich nach innen, was sich bei den Jugendlichen mit ADHS insbesondere durch eine innere Unruhe sowie aggressives Verhalten zeigt.
Schulische Probleme verstärken sich in dieser Phase häufig und auch Drogenkonsum kann jetzt zum Thema werden. Bei manchen Jugendlichen treten zudem Ängste und depressive Verstimmungen auf.
Auch für die Eltern der betroffenen Jugendlichen kann diese Phase überaus belastend werden. Der Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter stellt ebenfalls eine sensible Phase dar, in der sich die ADHS-Symptomatik weiter verändert.
ADHS-Symptome bei Erwachsenen
Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen mit ADHS sind auch als Erwachsene noch von der Aufmerksamkeitsstörung betroffen. Insbesondere dann, wenn ADHS in der Kindheit nicht diagnostiziert und entsprechend durch eine*n Ärztin*Arzt behandelt wurde, kommt es häufig zu einem chronischen Verlauf und die Kinder nehmen die ADHS-Symptome sowie die damit einhergehenden Probleme mit ins Erwachsenenalter.
Erwachsene Frauen und Männer haben häufig gelernt, sich ihrer Umwelt besser anzupassen. Dennoch kann ihr Leidensdruck hoch sein. Konzentrationsprobleme, Unaufmerksamkeit, Organisationsschwierigkeiten und Probleme in Job und Alltag können zu einer großen Belastung werden, wenn keine entsprechende Behandlung erfolgt.
Positive Symptome bei ADHS
Neben den teilweise sehr einschränkenden und belastenden Symptomen einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung haben Kinder und Erwachsene mit AD(H)S auch besondere Stärken.
Hervorzuheben ist hier eine ausgeprägte Fantasie und Kreativität, weswegen sie als Ideengeber sehr geschätzt werden. Häufig sind sie künstlerisch und literarisch begabte Persönlichkeiten.
Zudem haben Betroffene eine sehr genaue Wahrnehmung, arbeiten hartnäckig an einer Sache, wenn sie von ihr überzeugt sind. Weitere positive Eigenschaften, die oftmals hervorgehoben werden sind unter anderem:
- Hilfsbereitschaft
- Ehrlichkeit
- Feinfühligkeit
- Charme
Einsatzbereitschaft