Bauchspeicheldrüsenkrebs: Symptome und Lebenserwartung
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftBauchspeicheldrüsenkrebs ist ein bösartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse. Lange Zeit verursacht er keine Beschwerden und wird deshalb oft erst spät entdeckt. Damit sinken die Aussichten auf Heilung. Welche Symptome sind ein Hinweis?
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Kurzübersicht: Häufige Fragen & Antworten
Wie erkennt man Bauchspeicheldrüsenkrebs? Symptome treten oft erst in fortgeschrittenen Stadien auf. Dazu zählen Oberbauchschmerzen, Rückenschmerzen, Gewichtsverlust, Appetitverlust, Gelbsucht, Verdauungsstörungen und Fettstuhl.
Was ist die Ursache für Bauchspeicheldrüsenkrebs? Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Bekannte Risikofaktoren sind Rauchen, erhöhter Alkoholkonsum, starkes Übergewicht sowie Diabetes mellitus.
Wie hoch ist die Lebenserwartung? Die Überlebenschancen sind generell niedrig, da der Tumor häufig erst spät entdeckt wird. Nur etwa 6 bis 10 Prozent überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Bei operablen Tumoren steigt die 5-Jahres-Überlebensrate auf 22 bis 37 Prozent.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine relativ seltene Krebserkrankung. In Deutschland erkranken circa 18.400 Menschen pro Jahr daran, Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Im Schnitt sind Männer bei der Diagnosestellung 72 und Frauen 76 Jahre alt.
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gehört zu den größten Drüsen des menschlichen Körpers. Sie befindet sich im Oberbauch hinter dem Magen und ist für die Produktion von Verdauungsenzymen und Hormonen wie Insulin für den Zuckerstoffwechsel zuständig. Fachleute unterteilen die Bauchspeicheldrüse in drei Abschnitte:
- Kopf (Caput)
- Körper (Corpus)
- Schwanz (Cauda)
Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) tritt am häufigsten im Kopf der Bauchspeicheldrüse auf. Auslöser ist die bösartige Umwandlung von Zellen, die als Tumore in umliegendes Gewebe einwachsen und sich schnell auf lokale Lymphknoten ausbreiten.
Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs bereitet oft über lange Zeit keine Beschwerden und wird daher meist erst sehr spät oder zufällig entdeckt. Deutliche Symptome treten oft erst auf, wenn die Krebszellen bereits auf andere Organe (wie Magen, Zwölffingerdarm, Leber oder Bauchfell) übergegriffen haben oder die Produktion oder den Abfluss der Verdauungsenzyme behindern.
Das äußert sich unter anderem in folgenden Symptomen:
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Übelkeit
- Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Rückenschmerzen
- schmerzlose Gelbsucht (Ikterus)
- schmieriger, gelber Stuhl (Fettstuhl)
- neu auftretender Diabetes mellitus
Prognose und Lebenserwartung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Der größte Teil der Pankreastumoren wird erst entdeckt, wenn eine chirurgische Entfernung nicht mehr möglich ist. Die durchschnittliche Überlebenszeit nach der Diagnosestellung beträgt in diesen Fällen ein halbes Jahr. Kann der Tumor vollständig entfernt werden und sind keine Lymphknoten befallen, beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bis zu 40 Prozent.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für die Entstehung eines Pankreaskarzinoms sind bisher nicht eindeutig geklärt. Bekannte Risikofaktoren sind:
- Rauchen
- hoher Alkoholkonsum
- Übergewicht (Adipositas)
- Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus und Pankreasentzündung
- häufiger Kontakt mit bestimmten Schadstoffen wie Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden
- Krebsfälle in der Familie, vor allem der Bauchspeicheldrüse, Brust, Eierstöcke oder des Darms
Außerdem gibt es Hinweise, dass eine ungesunde Ernährung das Risiko für das Auftreten von Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöht.
Diagnose: So wird Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt
Die Diagnostik eines Pankreaskarzinoms beginnt mit einem ausführlichen Gespräch, in dem der*die Ärzt*in die aktuellen Beschwerden, die Vorgeschichte und die Risikofaktoren erfasst (Anamnese). Bei Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs erfolgt danach eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem der Bauch auf Schwellungen abgetastet wird und die Augen auf Zeichen einer Gelbsucht untersucht werden. Auch das Blut von Patient*innen wird untersucht: So lässt sich beispielsweise feststellen,
- ob die Enzym- und Hormonproduktion der Bauchspeicheldrüse eingeschränkt ist,
- eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) vorliegt
- oder Tumormarker (bestimmte Eiweißstoffe) auf das Vorliegen einer Krebserkrankung hinweisen.
Danach erfolgt eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchraums, um Tumore der Bauchspeicheldrüse und gegebenenfalls vorhandene Tochtergeschwulste (Metastasen) in benachbarten Organen sichtbar zu machen. Immer häufiger führen Ärzt*innen auch eine Endosonografie durch: Bei diesem „Ultraschall von innen“ wird der Schallkopf über Mund und Magen in den Zwölffingerdarm geschoben, um von dort Aufnahmen der benachbarten Bauchspeicheldrüse machen zu können.
Um die Ausbreitung des Tumors und gegebenenfalls vorhandener Metastasen genauer zu bestimmen, wird im Anschluss oft eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt. Eine Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie (MRCP) ist besonders gut für die Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs geeignet, da die Gallen- und Pankreasgänge sich damit hervorragend darstellen lassen.
Aufschluss über die Art des Pankreaskarzinoms liefert eine Gewebeprobe des Tumors (Biopsie). Mithilfe einer
Bauchspiegelung (Laparoskopie),
Skelettszintigrafie,
Brustkorb-Röntgen und
Positronen-Emissions-Tomografie (PET) kann der Bauchraum nach Metastasen abgesucht werden.
Behandlung: So wird Bauchspeicheldrüsenkrebs therapiert
Die einzige Möglichkeit, ein Pankreaskarzinom zu heilen, ist dessen vollständige Entfernung. Dies ist jedoch nur möglich, wenn der Tumor noch begrenzt ist und nicht in umliegende Gewebe oder Organe gestreut hat. Da Bauchspeicheldrüsenkrebs oft erst in fortgeschrittenem Zustand entdeckt wird, gilt das nur für circa 15 Prozent der Fälle.
Mögliche Fälle von Operationen:
Befindet sich der Tumor im Pankreaskopf, wird in den meisten Fällen nicht nur der betroffene Teil der Bauchspeicheldrüse, sondern auch die Gallenblase, der untere Teil des Gallengangs, der Zwölffingerdarm und ein Teil des Magens entfernt (Whipple-Operation). Kann der Magen erhalten bleiben, spricht man von einer pyloruserhaltenden partiellen Duodenopankreatektomie.
Befindet der Tumor sich im Pankreasschwanz, wird neben dem betroffenen Teil der Bauchspeicheldrüse oft auch die Milz entfernt.
Bei ausgedehnten Tumoren muss die gesamte Bauchspeicheldrüse entnommen werden (totale Pankreatektomie), in jedem Fall werden immer die angrenzenden Lymphknoten ganz oder teilweise entfernt.
Manchmal werden auch Operationen zur Beschwerdelinderung nötig – beispielsweise wenn der Tumor Gallengänge, den Magenausgang oder den Zwölffingerdarm verengt.
Ist eine heilende Operation nicht mehr möglich, wird das Tumorwachstum in der Regel mit Chemotherapie und/oder Bestrahlung verlangsamt. In einigen Fällen wird zudem der Tyrosinkinasehemmer Erlotinib in Tablettenform eingesetzt, der das Wachstum der Tumorzellen blockiert.
Palliative Behandlung bei fortgeschrittenem Tumor
Ist der Bauchspeicheldrüsenkrebs so weit fortgeschritten, dass eine Heilung oder wirksame Tumorbehandlung nicht mehr möglich ist, werden die Patient*innen palliativ behandelt. Ziel dieser Palliativtherapie ist nicht die Heilung, sondern die Linderung von tumorbedingten Schmerzen und Beschwerden sowie eine Steigerung der Lebensqualität. Hier kommt eine individuell angepasste Schmerztherapie zum Einsatz, außerdem werden Betroffene und Angehörige psychosozial betreut.
Die durch den Funktionsausfall der Bauchspeicheldrüse fehlenden Enzyme und Hormone werden durch Medikamente ersetzt. Ist der Magenausgang stark eingeengt, kommt eine künstliche Ernährung über Infusionen, durch Nasen- oder Bauchdeckensonde infrage.
Vorbeugung von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Die Ursachen für die Entstehung von Pankreaskarzinomen sind bisher nicht eindeutig geklärt – die einzig mögliche Vorbeugung ist daher die Vermeidung bekannter Risikofaktoren wie Alkohol, Nikotin und Übergewicht. Auch der regelmäßige Kontakt mit Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden sollte vermieden werden.
Große Studien haben zudem gezeigt, dass eine fleisch- und fettreiche Ernährung mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist, während eine obst- und gemüsereiche Ernährung das Krebsrisiko senken kann.
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