Schnelles Handeln erforderlich

Bauchfellentzündung: Symptome und Behandlung der Peritonitis

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Bei einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) ist die Haut im Inneren des Bauchraums entzündet. Für diese Entzündung sind fast immer andere Erkrankungen verantwortlich. Es handelt sich bei einer Peritonitis um einen Notfall, der schnelles Handeln erfordert.

Frau mit starken Bauchschmerzen
© Getty Images/Kannika Paison

Nur selten geraten Keime direkt über die Blutbahn in den Bauchraum oder steigen über die Beckenorgane auf und lösen eine Bauchfellentzündung aus. Vielmehr geht die Peritonitis auf andere Krankheiten zurück, zum Beispiel auf einen Durchbruch des Blinddarms. Im schlimmsten Fall droht eine Blutvergiftung.

Artikelinhalte im Überblick:

Unterleibsschmerzen – das sind die Ursachen

Starke Bauchschmerzen sind wichtiges Symptom

Das Innere des Bauchraums wird vom Bauchfell (Peritoneum) ausgekleidet. Die an sich glatte Haut besteht aus einer inneren Schicht (Peritoneum viscerale), welche auf den Bauchorganen wie dem Magen aufliegt, die äußere Schicht (Peritoneum parietale) kleidet die Wände der Bauchhöhle aus. Auf die Entzündung des Bauchfells reagiert der Körper mit verschiedenen Symptomen. Die Peritonitis kann lebensbedrohlich sein und ist meist ein Notfall: Ohne schnelle und ausreichende Behandlung drohen eine Blutvergiftung und ein Organversagen als Komplikation.

Charakteristische Symptome bei Peritonitis:

  • Bauchschmerzen sind das wichtigste Symptom. Bei einem Magengeschwür tritt zum Beispiel meist ein sehr kurzer, heftiger Schmerz auf (Vernichtungsschmerz bei Durchbruch des Magengeschwürs), gefolgt von eher dumpfen, anhaltenden Bauchschmerzen im Zeitraum danach.

  • Angespannter Bauch, der extrem empfindlich gegenüber Berührungen ist; schon ein Beklopfen löst stärkste Schmerzen aus (Peritonismus)

  • Gekrümmte Körperhaltung, Betroffene ziehen instinktiv die Beine an

  • Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen bis hin zum Erbrechen von Stuhl bei Darmverschluss

  • Gestörte Magen-Darm-Funktion, zum Beispiel Verstopfung und fehlender Stuhlgang (Stuhlverhalt)

  • Anzeichen einer Dehydrierung (Austrocknung), zum Beispiel trockene Schleimhäute

  • Blutvergiftung (Sepsis) mit Fieber über 38 Grad, Schüttelfrost, schneller Herzschlag, beschleunigte Atmung, Unruhe

  • Septischer Schock mit Herz-Kreislauf-Problemen wie massivem Blutdruckabfall, rasendem Herzschlag, Blässe, kaltem Schweiß

Bei solchen Symptomen sollten Betroffene immer die hausärztliche Praxis oder Notfallambulanz einer Klinik kontaktieren beziehungsweise den Notruf unter 112 verständigen. Je schneller die Bauchfellentzündung behandelt wird, desto besser stehen die Heilungschancen.

Bauchfellentzündung: Ursachen sind vielfältig

Fast immer ist eine Peritonitis die Folge einer anderen Erkrankung, Fachleute nennen die Infektion dann eine sekundäre Peritonitis. Als eigenständige Krankheit (primäre Peritonitis) kommt sie äußerst selten vor. Eine Sonderform ist die spontan bakterielle Peritonitis (SBP), die bei einem bestehenden Aszites (Bauchwasser) auftreten kann.

Ursache der primären Bauchfellentzündung sind Keime, die sich auf dem Bauchfell ansiedeln. Die Erreger gelangen entweder über das Blut dorthin oder sie steigen von den Beckenorganen in die Bauchhöhle auf. So kann beispielsweise eine unerkannte Eileiterentzündung bei Frauen eine Bauchfellentzündung auslösen. Über das Blut verbreiten sich am häufigsten Streptokokken, sehr selten rufen Tuberkulose-Bakterien (Mycobacterium tuberculosis) eine Entzündung des Bauchfells hervor.

Ursachen der sekundären Bauchfellentzündung

Bei einer sekundären Peritonitis werden Keime aus dem Verdauungstrakt freigesetzt und besiedeln das Bauchfell. Am häufigsten kommen Escherichia coli, die Gattung Bacteroides und Enterokokken vor.

Folgende Krankheiten kommen als Ursachen infrage:

  • Durchbruch eines Magengeschwürs

  • Platzen eines Darmgeschwürs

  • Darmwandnekrose, sodass Bakterien die Darmwand durchwandern (Durchwanderungsperitonitis)

  • Durchbruch bei Blinddarmentzündung (Appendizitis)

  • Divertikulitis, wenn sich die Ausstülpungen der Darmwand entzünden. Platzt eine dieser Ausstülpungen, ergießt sich der Darminhalt in den Bauchraum.

  • Morbus Crohn, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung: Die entzündeten Bereiche im Darm können sich öffnen und Keime in den Bauchraum entlassen.

  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)

  • Eine Leberzirrhose, zum Beispiel durch chronischen Alkoholmissbrauch, führt zur Bauchwassersucht (Aszites). Die Flüssigkeit ist anfällig für Infektionen und bietet Bakterien und Pilzen ideale Lebensbedingungen.

  • Darmverschluss

  • Gallenblasenentzündung, bei der Flüssigkeit aus der Gallenblase austritt (gallige Peritonitis)

  • Eine schwere Verletzung (Perforation) der Magen- und Darmwand (etwa mit einem spitzen Gegenstand), über die Bakterien ins Bauchfell eindringen können

Magengeschwür: Symptome und Warnsignale erkennen

Auch chirurgische Eingriffe oder medizinische Therapien können eine Peritonitis verursachen. Risiken bestehen beispielsweise durch:

  • Im Rahmen einer Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) können Erreger in den Bauchraum gelangen. Mangelnde Hygiene oder verunreinigte Gegenstände sind häufig die Ursache.

  • Undichte Nähte nach einer Operation

  • Bei einem chirurgischen Eingriff werden versehentlich Keime aus dem Darm in die Bauchhöhle verschleppt.

  • Bauchorgane werden bei Untersuchungen und medizinischen Eingriffen verletzt, zum Beispiel bei einer Bauchspiegelung (Laparoskopie), Magenspiegelung oder Darmspiegelung.

Diagnose einer Bauchfellentzündung

Wichtig für die Wahl der Therapie ist es, die Ursache der Bauchfellentzündung zu kennen. Daher befragt die*der Ärztin*Arzt im Rahmen der Anamnese Betroffene ausführlich zu vorhandenen Beschwerden und der Krankengeschichte. Menschen mit einer Bauchfellentzündung sind oft in einem sehr schlechten Allgemeinzustand aufgrund von Bauchschmerzen, Übelkeit und anderen Symptomen. Sie können dann schlecht Auskunft geben. Angehörige oder Freunde sind in diesem Fall eine wichtige Unterstützung.

Körperliche Untersuchung

Anhand der körperlichen Untersuchung ergibt sich ein Bild über den Zustand der Patient*innen und der inneren Organe. Dazu zählen:

  • Abtasten des Bauches: Feststellen der schlimmsten Schmerzpunkte (diese geben Hinweise auf die zugrunde liegende Organerkrankung), Beurteilung des Spannungszustandes der Bauchdecke (Abwehrspannung bis zum brettharten Bauch bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium)

  • Abhören des Bauches: Mithilfe des Stethoskop können Darmgeräusche wahrgenommen werden. Sind keine hörbar, könnte eine Darmlähmung vorhanden sein

  • Rektale Untersuchung: Fachleute untersuchen den Enddarm mit dem Finger und ertasten Geschwulste, Blutungen oder einen Stuhlverhalt

  • Kontrolle der Schleimhäute (Mund, Zunge): Dies dient der Orientierung, ob und wie stark die erkrankte Person unter Flüssigkeitsmangel leidet

  • Messung der Körpertemperatur

  • Puls- und Blutdruckmessung

  • Abhören von Herz und Lunge

  • Abdomen-Sonografie: Ein Ultraschall des Bauchraums zeigt Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle. Sie können sich beispielsweise nach Magen- oder Darmverletzungen bilden

  • Röntgen: Das Röntgenbild zeigt, ob sich im Bauchraum Luft angesammelt hat. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn der Magen verletzt ist und Luft aus dem Verdauungsorgan entweicht. Bei einer Darmlähmung sind dagegen stark geblähte Darmschlingen im Röntgenbild sichtbar, weil Flüssigkeit im Darm stehen bleibt und sich darüber ein Luftraum bildet

  • Urinuntersuchung: Wichtig sind Nierenwerte wie Kreatinin, Harnstoff und Elektrolyte wie Natrium und Kalium

  • Bauchpunktion (Aszites-Punktion): Mithilfe einer dünnen Hohlnadel wird eine Probe des Bauchwassers (Aszites) entnommen. Diese Flüssigkeit wird im Labor auf Bakterien und andere Erreger untersucht, dazu wird auch eine Bakterienkultur angelegt

Blutuntersuchung

Einige Blutwerte sind bei einer Entzündung verändert und daher wichtig für die Diagnostik bei einer Bauchfellentzündung. Beispiele sind:

  • C-reaktives Protein (CRP): Ein erhöhter CRP-Wert zeigt ganz allgemein, dass im Körper eine Entzündung vorliegt.

  • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Die Zahl der Leukozyten steigt massiv an (Leukozytose), weil der Körper die Krankheitserreger zu bekämpfen versucht.

  • Hämatokrit-Wert: Er zeigt, wie hoch der Anteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) am Blutvolumen ist. Bei einer Bauchfellentzündung erleiden Betroffene einen zunehmenden Flüssigkeitsverlust. Aus den Blutgefäßen wird verstärkt Flüssigkeit abtransportiert und das Verhältnis verschiebt sich zugunsten der festen Bestandteile – der Hämatokrit-Wert steigt an.

Bauchfellentzündung muss meist operiert werden

Primäre Bauchfellentzündungen durch Bakterien werden mit Antibiotika behandelt. Um eine ausreichend hohe Dosis zu erreichen, werden sie nicht als Tabletten, sondern als Infusion im Krankenhaus verabreicht. Auch wirken sie schneller, wenn sie direkt in die Blutbahn gelangen und nicht erst den Umweg über den Magen-Darm-Trakt nehmen müssen. Die Antibiotikatherapie dauert meist einige Tage.

Menschen mit einer sekundären Bauchfellentzündung müssen in der Regel operiert werden. Ziel ist es, die Ursache der Bauchfellentzündung schnellstmöglich zu beheben, denn es besteht Lebensgefahr. So operieren Ärzte*Ärztinnen ein durchgebrochenes Magen- oder Darmgeschwür, einen Blinddarmdurchbruch oder Darmverschluss immer.

Bei der Operation werden jedoch nicht nur undichte Stellen verschlossen, sondern auch Keime, Blutreste und andere schädliche Stoffe aus dem Bauchraum mit einer Etappenlavage beseitigt: Die Bauchhöhle wird mehrfach mit einer Kochsalzlösung oder einer desinfizierenden Lösung gespült – so lange, bis die Spülflüssigkeit vollständig klar ist.

Bevor der Bauchschnitt wieder verschlossen wird, werden weiche Kunststoffschläuche (Drainagen) in das Operationsgebiet gelegt. So können Eiter und Flüssigkeit aus dem Bauchraum abfließen und die Entzündung heilt leichter ab. Zudem werden Antibiotika eingesetzt – zunächst Breitbandantibiotika, die gegen eine Vielzahl verschiedener Bakterien wirken. Steht der Erreger fest, kann ein spezifischer wirksames Antibiotikum angewendet werden.

Peritonitis: Wie gut sind die Heilungschancen?

Frühe Stadien der Bauchfellentzündung besitzen gute Heilungsaussichten. Je weiter die Entzündung des Bauchfells allerdings fortgeschritten ist, desto stärker wird der gesamte Körper in Mitleidenschaft gezogen. Damit sinken die Aussichten auf eine baldige Genesung.

Einer Bauchfellentzündung lässt sich nicht wirklich vorbeugen. Die einzige Maßnahme, um das Ausmaß der Peritonitis einzudämmen, ist der rasche Gang in die ärztliche Praxis. Plötzlich einsetzende oder nicht mehr vergehende Bauchschmerzen sind immer ein Alarmsignal – die richtige Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis oder Notfallambulanz einer Klinik.

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