Taktgeber für das Herz

Herzschrittmacher: Vorteile und Ablauf der OP

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Herzschrittmacher werden bei sehr langsamen Herzschlag (Bradykardie) eingesetzt, sie sollen den Herzrhythmus stabilisieren. Wie die OP abläuft, wann ein Herzschrittmacher notwendig wird und was Betroffene nach der Implantation des Geräts beachten müssen, lesen Sie hier.

Herzschrittmacher: Wann er notwendig ist
© Getty Images/Peter Dazeley

Kurzübersicht

Was ist ein Herzschrittmacher? Ein Herzschrittmacher ist ein kleines medizinisches Gerät, dass Menschen mit langsamen Herzschlag eingesetzt wird. Es reguliert den Herzrhythmus und sorgt so dafür, dass der Körper ausreichend mit Blut versorgt wird.

Was ist der Unterschied zwischen einem Herzschrittmacher und implantierten Defibrillator? Der Herzschrittmacher hilft Menschen mit einem zu langsam schlagenden Herzen. Dagegen kommt der Defibrillator bei zu schnellem Herzschlag, insbesondere beim gefärlichen Kammerflimmern, zum Einsatz.

Im Überblick:

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Was ist ein Herzschrittmacher und wie funktioniert er?

Ein Herzschrittmacher ist ein kleines Gerät, das der Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie) dient. Der Herzschrittmacher wird unter die Haut etwa auf Brusthöhe eingesetzt, er liegt oft unter dem Schlüsselbein.

Ein Schrittmacher wird vor allem notwendig, wenn der Herzschlag dauerhaft verlangsamt ist (Bradykardie), wodurch die ausreichende Versorgung der Körperzellen mit sauerstoffreichem Blut nicht mehr gewährleistet ist.

Kommt es hingegen zu Herzrhythmusstörungen mit einer erhöhten Herzfrequenz wie Kammerflimmern, hilft ein Herzschrittmacher nicht. Dann kann oftmals ein kleiner Defibrillator (Implantierbarer Cardioverter Defibrillator, ICD) eingesetzt werden: Er erkennt ein Herzrasen und schockt das Herz kurz, sodass sich wieder ein geregelter Herzschlag einstellen kann.

Wie arbeitet das gesunde Herz?

Das menschliche Herz zieht sich in Ruhe pro Minute etwa 70 Mal zusammen und pumpt dabei Blut durch den Kreislauf. Die Herzkontraktion wird durch einen elektrischen Impuls ausgelöst, der von dem natürlichen Impulsgeber (Schrittmacher) des Herzens, dem Sinusknoten, erzeugt wird.

Der vom Sinusknoten erzeugte Impuls breitet sich über bestimmte Reizleitungsbahnen über das Herz aus – und zwar zunächst über die beiden Vorhöfe, die sich dann zusammenziehen und so das Blut in die beiden Herzkammern pressen. Anschließend wird der Impuls im sogenannten AV-Knoten, einer Zellgruppe, die im Grenzbereich zwischen Vorhöfen und Herzkammern liegt, auf die Kammern übertragen.

So funktioniert ein Herzschrittmacher

Ein Herzschrittmacher gibt elektrische Impulse an das Herz ab und stimuliert so einen regelmäßigen Herzschlag. Für eine zielgerichtete Stimulation ist zunächst eine ständige Kontrolle des Herzrhythmus notwendig. Der Takt des Herzens wird über vom Schrittmacher ausgehende Sonden (Elektroden) gemessen.

Im Falle eines verlangsamten Herzschlags wird ein Signal vom Impulsgenerator des Schrittmachers entsendet und über die Elektroden an das Herz weitergegeben. Dadurch wird eine stabile Herzfrequenz erreicht, sodass wieder ausreichend viel Blut in den Kreislauf befördert wird.

Fast alle Schrittmacher arbeiten heute im Bedarfsmodus (Demand-Schrittmacher). Sie können die elektrischen Impulse von spontanen Herzaktionen erkennen und schalten in diesem Fall in Sekundenbruchteilen in einen Wartemodus. Erst bei Ausbleiben von Herzaktionen gibt der Schrittmacher dann wieder Impulse an das Herz ab.

Wann wird ein Herschrittmacher eingesetzt?

Wird das Reizleitungssystem des Herzens gestört, kommt es zu Herzrhythmusstörungen, die je nach Ausprägung lebensbedrohlich werden können. Während einige Arrhythmien gut auf Medikamente ansprechen, lassen sich Bradykardien besser durch einen Herzschrittmacher behandeln. Der langsame Herzrhyhthmus kann viele Ursachen haben, darunter:

  • Erkrankungen des Sinusknoten (Syndrom des kranken Sinusknoten)
  • AV-Block
  • Schädigung des Reizweiterleitungssystems nach Herzinfarkt
  • unregelmäßiger, langsamer Herzschlag infolge von Vorhofflimmern (Bradyarrhythmia absoluta)

Derartige bradykarde Herzrhythmusstörungen können sich durch Ohnmachtsanfälle (Synkope), Schwindel, Leistungseinbußen und Atemnot äußern. Ein Herzschrittmacher kann die Beschwerden lindern.

Arten von Herzschrittmachern

Für die verschiedenen Herzrhythmusstörungen stehen unterschiedliche Typen von Schrittmachern zur Verfügung. Einige kommen mit einer Elektrode aus, andere benötigen zwei. Es gibt zwei generelle Unterschiede zwischen den Systemen:

  • Einkammer-Systeme: Diese Art von Schrittmacher gibt ihre Impulse lediglich in der rechten Kammer (Ventrikel) oder im rechten Vorhof (Atrium) mittels einer Sonde ab. Einkammerschrittmacher eignen sich etwa zur Behandlung eines kranken Sinusknotens.

  • Zweikammer-Systeme: Zweikammerschrittmacher verfügen über zwei Elektroden. Eine endet im rechten Vorhof, die andere in der rechten Herzkammer. Sie kommen mitunter bei einem AV-Block zum Einsatz.

Daneben gibt es biventrikuläre Schrittmacher, die sowohl die linke als auch die rechte Herzkammer stimulieren. Sie können bei einer Herzschwäche sinnvoll sein, wenn die Kammern sich nicht mehr richtig zusammenziehen und deshalb zu wenig Blut in den Körper pumpen.

Herzschrittmacher-OP: Wie wird der Taktgeber eingesetzt?

Die Implantation eines Schrittmachers ist ein relativ einfacher und minimalinvasiver Eingriff. Für die Operation ist keine Vollnarkose nötig, sie wird auch nicht am offenen Herzen durchgeführt. In der Regel werden nur leichte Beruhigungsmittel sowie eine örtliche Betäubung verabreicht. Die ganze Operation dauert nicht länger als eine Stunde.

Die Sonden des Schrittmachers werden unterhalb des Schlüsselbein über ein Blutgefäß bis zum Herz geschoben und an den vorgesehenen Stellen platziert. Mittels Röntgenbildern kann während der OP kontrolliert werden, ob die Sonde korrekt sitzt. Anschließend wird die Sonde mit dem Herzschrittmacher-Aggregat verbunden und überprüft, ob die elektrischen Impulse korrekt übermittelt werden.

Das eigentliche Steuergerät ist meist nierenförmig und kaum größer als eine Streichholzschachtel. Es enthält die Batterien sowie die Steuerelektronik, das Gehäuse besteht aus Titan. Der Schrittmacher wird in einer vorbereiteten Gewebetasche zwischen die Brustmuskeln positioniert.

Welche Risiken und Komplikationen sind bei der Implantation möglich?

Komplikationen sind selten, können aber wie bei jeder Operation auftreten. Dazu gehören:

  • vermehrte Blutungen
  • Verletzungen von Nerven und Blutgefäßen
  • Thrombosen (Blutgerinnsel)
  • Infektionen des Operationsgebietes

Sehr selten sind Verletzungen des Rippenfells oder der Lunge.

Zur Vorbeugung von Komplikationen stehen Patient*innen nach der Operation noch einige Zeit unter stationärer Beobachtung im Krankenhaus. Am Tag nach dem Eingriff werden die OP-Wunde und der Herzschrittmacher noch einmal überprüft. Dann darf man die Klinik verlassen.

Die Operationsnarbe ist nach etwa zehn bis vierzehn Tagen verheilt, Wundschmerz tritt nur in den ersten Tagen auf. Bis dahin sollte die Seite nicht übermäßig belastet und der Arm nicht über Brusthöhe gehoben werden.

Herzschrittmacher und Herz müssen regelmäßig überprüft werden

Nach dem Eingriff sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei einem*einer Kardiologen*Kardiologin notwendig. Die Funktion des Schrittmachers wird in der Regel halbjährlich bis jährlich überprüft. Dabei wird der Herzschlag mittels Elektrokardiogramm (EKG) überprüft. Zusätzlich kann die Batterieladung und -funktion über ein telemetrisches Verfahren abgefragt werden. Dies bedeutet Sicherheit für einen regulären und rechtzeitigen Austausch der Batterie.

Die heutigen Herzschrittmacher-Batterien haben eine durchschnittliche Lebensdauer zwischen fünf und 15 Jahren. Danach muss der Generator ausgetauscht werden. Die Sonde kann, wenn sie weiterhin gute elektrische Messwerte zeigt, in der Regel belassen werden.

Herzschrittmacher im Alltag: Worauf achten?

Herzschrittmacher ermöglichen den Betroffenen bereits kurze Zeit nach der Implantation wieder, ein weitgehend normales Leben zu führen. Betroffene bekommen einen Ausweis, den sie immer mitführen sollten. Er enthält Informationen zur Person, zu den Einstellungen des Schrittmachers sowie dem implantierten Gerät selbst.

Da der Schrittmacher praktisch direkt unter der Haut sitzt, sollte auf das Tragen schwerer Taschen, deren Gurt an der Implantationsstelle scheuern könnte, verzichtet werden. Der Sicherheitsgurt im Auto kann den Schrittmacher nicht beschädigen.

Weitere Hinweise zum Leben mit einem Herzschrittmacher:

  • Sport: Körperliche Belastung und Aktivität sind grundsätzlich gesund. Um eine Überlastung zu vermeiden sollte das Sportprogramm ärztlich abgesprochen werden. Erlaubt ist alles, was nicht zu anhaltender Atemnot führt. Auch Sex ist mit Schrittmacher erlaubt. Allgemein zu empfehlen sind Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen, Walking, Wandern oder Skilanglauf.

  • Reisen: Auf Flugreisen sollte bei der Flughafenkontrolle der Schrittmacher-Ausweis vorgezeigt werden. Von einer Untersuchung mithilfe des Metalldetektors wird dann abgesehen, betroffene Passagiere werden abgetastet.

  • Mobilfunk: Handys und Smartphones sollten nicht in der Brusttasche auf Seite des Schrittmachers getragen werden.

  • Sonstige Elektrogeräte: Moderne Herzschrittmacher arbeiten sehr präzise, durch die Bauweise und das Material sind sie vor äußeren Einflüssen sowie vor elektrischen Geräten gut geschützt. Unbedenklich ist der Gebrauch vieler Alltagsgegenstände wie Rasierer, Haartrockner, Toaster oder Wasserkocher. Mikrowellengeräte sind ungefährlich, sofern man sich bei laufendem Betrieb nicht direkt über das Gerät beugt. Bei Induktionsherden ist ein Abstand von rund 25 Zentimeter einzuhalten. Bei Körperfettwaagen ist Vorsicht geboten, die Verwendung sollte vorher ärztlich abgeklärt werden.

  • Industriemaschinen: Meiden sollten Patient*innen die unmittelbare Nähe von starken Drehstrommotoren, Elektroschweißgeräten oder großen elektrischen Anlagen, Kraftwerken, Radar- und Fernmeldeanlagen. Arbeitet jemand mit entsprechenden Geräten, die starke magnetische Felder erzeugen, ist ärztlicher Rat einzuholen. So kann eine mögliche Störung des Geräts verhindert werden.

  • Medizinische Geräte: Eine Magnetresonanztomografie (MRT) wird bei Vorhandensein eines Herzschrittmachers nur in Ausnahmefällen und unter Aufsicht durchgeführt, um kein Risiko durch das erzeugte Magnetfeld einzugehen. Inzwischen gibt es MRT-fähige Herzschrittmacher, die sich nicht von einem MRT-Gerät beeinflussen lassen.

Herzschrittmacher: Alkohol und Nikotin

Der Genuss von Alkohol und Nikotin ist nach dem Einsatz eines Herzschrittmachers nicht explizit untersagt. Allerdings sollten Menschen mit dem Gerät auf einen herzgesunden Lebensstil achten und das ohnehin vorbelastete Organ möglichst nicht weiter schädigen. Tabakkonsum verengt die Gefäße und kann zu Bluthochdruck führen und einen (erneuten) Herzinfarkt begünstigen. Alkohol erhöht nachweislich schon in geringen Mengen das Risiko für Vorhofflimmern und belastet ebenfalls den gesamten Organismus.

Herzschrittmacher: Lebenserwartung nach der OP

Die Lebenserwartung nach Implantation eines Herzschrittmachers ist abhängig von der jeweiligen Vorerkrankung und dem allgemeinen Gesundheitszustand. In vielen Fällen ist die Lebenserwartung vergleichbar mit gesunden Menschen ohne dem Gerät. Liegen bradykarde Herzrhythmusstörungen vor, erhöht der Schrittmacher die Lebenserwartung deutlich.

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