Ursachen und Symptome des Klappenvitiums

Herzklappenfehler lassen Herzklappen nicht mehr richtig schließen

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Das Herz des Menschen besteht aus vier Kammern, mit jedem Herzschlag wird das Blut durch diese Herzkammern gepumpt. Die einzelnen Bereiche sind durch Herzklappen voneinander getrennt. Sie sind dafür verantwortlich, dass das Blut in die richtige Richtung strömt. Was passiert bei einem Herzklappenfehler?

Herzklappen
Trikuspidalklappe und Pulmonalklappe im rechten Herzen und Mitraklappe und Aortenklappe zum Linksherz steuern die Blutflussrichtung.
© Getty Images/wildpixel

Herzklappen haben eine Ventilfunktion und lassen das Blut nur in eine Richtung durch das Herz fließen. Denn durch ihren speziellen Aufbau verhindern die Herzklappen ähnlich wie die Venenklappen in den Venengefäßen, dass das Blut im Herzen zurückströmt. Im Falle eines Herzklappenfehlers, medizinisch als Klappenvitium bezeichnet, ist diese Funktion gestört, sodass es zum Blutrückstrom kommt. Wie gravierend dies ist, hängt von Art und Ausmaß des Herzklappenfehlers ab.

Artikelinhalte im Überblick:

22 Tipps für ein gesundes Herz

Was ist ein Herzklappenfehler?

Die Herzklappen können von Geburt an fehlerhaft ausgebildet sein und/oder es können sich Störungen im Verlauf des Lebens entwickeln. Sie werden entsprechend als angeborene oder erworbene Herzklappenfehler bezeichnet. Möglich ist, dass nur eine Herzklappe einen Defekt hat oder dass eine Mehrklappenstörung vorliegt.

Denn es gibt vier verschiedene Herzklappen, die die Strömung des Blutes steuern:

  • Trikuspidalklappe: Das aus dem Körper kommende, sauerstoffarme Blut fließt zuerst in den rechten Vorhof und von dort in die rechte Hauptkammer. Zwischen rechtem Vorhof und Hauptkammer befindet sich die sogenannte Trikuspidalklappe, eine dreizipflige Klappe, die aufgrund ihres Aussehens auch als Segelklappe bezeichnet wird.

  • Pulmonalklappe: Von der rechten Herzkammer gelangt das Blut in die Lunge und muss dabei die Pulmonalklappe, eine etwas einfacher gebaute Herzklappe, die auch Taschenklappe genannt wird, passieren. Sie verhindert, dass sauerstoffarmes Blut ins Herz zurückströmt.

  • Mitralklappe: In der Lunge wird das Blut mit Sauerstoff angereichert. Es wird von dort in den linken Vorhof gepumpt und weiter in die linke Herzkammer, die durch die Mitralklappe, eine zweizipflige Segelklappe, voneinander getrennt sind.

  • Aortenklappe: Ausgehend von der linken Herzkammer wird das Blut schließlich in den Körper gepumpt, wo es die Organe mit Sauerstoff versorgt. Beim Übergang von der linken Herzkammer in das erste große Blutgefäß, die Aorta, passiert es die Aortenklappe, bei der es sich ebenfalls um eine Taschenklappe handelt.

Herzklappenfehler: Charakteristische Symptome

Menschen mit einem Herzklappenfehler sind oft lange Zeit beschwerdefrei. Verstärkt sich im Laufe der Erkrankung jedoch die Verengung oder die Klappenschwäche, treten früher oder später Beschwerden auf.

Zu den charakteristischen Beschwerden bei einem Herzklappenfehler zählen vor allem:

  • Atemnot (Dyspnoe): Sie macht sich zunächst nur bei körperlicher Anstrengung bemerkbar, bei fortschreitenden Veränderungen der Herzklappe aber auch in Ruhe.

  • Herzschmerzen

  • Schwindel bis hin zur kurzen Bewusstlosigkeit (Synkope)

  • Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern: Liegt eine Stenose der Mitralklappe vor, treten typischerweise auch Herzrhythmusstörungen auf, insbesondere Vorhofflimmern.

  • Leistungsknick: Besteht dagegen eine Mitralklappenschwäche, so steht eher eine abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit durch den eingeschränkten Blutfluss im Vordergrund. Viele Betroffene erleben dies als Leistungsknick, also als plötzlich nachlassende Leistungsfähigkeit.

  • Rasche Ermüdbarkeit bei körperlicher Belastung

  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

  • Ödeme, also Wasseransammlungen im Gewebe und speziell in der Knöchelregion

  • Stauung der Halsvenen: Vor allem bei der eher seltenen Trikuspidalstenose, also einer Verengung der Trikuspidalklappe am Übergang von rechtem Vorhof zur rechten Hauptkammer, steigt der Druck im venösen Kreislauf an, was eine Schädigung der Leber nach sich ziehen kann. Charakteristische Symptome hierfür, die übrigens auch bei der Mitralstenose auftreten können, sind eine Stauung der Halsvenen sowie Wasseransammlungen in den Extremitäten und im Bauchbereich (Aszites).

Ursachen für einen Herzklappenfehler

Bei Herzklappenfehlern ist grundsätzlich zu unterscheiden, ob eine Verengung der Herzklappe, also eine Klappenstenose vorliegt oder eine Schwäche der Herzklappe (Klappeninsuffizienz). Sie können isoliert oder nebeneinander vorliegen. Mediziner*innen sprechen in einem solchen Fall von einem kombinierten Herzklappenfehler.

Ursache der Klappenverengung ist häufig eine Verdickung der Herzklappe, eine Verklebung oder Verkalkung der Klappensegel. Das Herz muss dann mit vermehrter Kraft pumpen, damit das Blut die jeweilige Herzklappe durchströmt. Die Störung beruht meist auf Abnutzungserscheinungen und Verkalkungen, sodass vor allem ein höheres Lebensalter ein Risikofaktor für das Auftreten eines Herzklappenfehlers ist. Dieser kann außerdem durch rheumatisches Fieber bedingt sein, also durch eine Reaktion des Immunsystems, die sich gegen körpereigene Strukturen richtet (Autoimmunreaktion) mit der Folge von Verklebungen und Vernarbungen der Herzklappe.

Eine Klappeninsuffizienz geht auf eine Schwäche des Klappengewebes zurück. Die Gewebsschwäche hat zur Folge, dass die betroffene Herzklappe nicht mehr richtig schließt und ein Teil des Blutes zurückströmt. Eine solche Störung kann zum Beispiel als Folge einer Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) oder eines Herzinfarkts auftreten.

Angeborene Herzklappenfehler

Neben den erworbenen Herzklappenfehlern gibt es angeborene Herzklappenfehler. Von den jährlich in Deutschland rund 6.000 Kindern, die mit einem Herzfehler zur Welt kommen, leiden viele unter einem Herzklappenfehler, meist Störungen der Aortenklappe. Dieser kann die Ursache des Herzfehlers sein oder im Zusammenhang mit anderen Veränderungen auftreten.

Diagnose bei Verdacht auf einen Herzklappenfehler

Auf die Möglichkeit eines Herzklappenfehlers weisen oft die jeweiligen Symptome hin. Sie geben zugleich Anhaltspunkte auf Art und Ausmaß der Störung. Basis der Diagnostik ist deshalb zunächst eine ausführliche Anamnese. Dabei wird geklärt, ob in der Vergangenheit eine Infektion wie Scharlach oder eine Herzinnenhautentzündung vorkamen.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird das Herz mit einem Stethoskop abgehört und auf unnormale Herzgeräusche als Hinweis auf einen Herzklappenfehler geachtet. In der Regel erfolgt außerdem ein EKG (Elektrokardiogramm) sowie eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) veranlasst. Möglich sind auch eine Röntgenuntersuchung des Brustraums zur Größenbestimmung des Herzens und/oder eine Herzkatheter-Untersuchung.

Herzklappenfehler behandeln

Die Behandlung der Herzklappenfehler richtet sich nach deren Schweregrad, den gesundheitlichen Auswirkungen und den Risiken, die von der Störung ausgehen. Liegt zum Beispiel eine leichte bis mittelschwere Aortenklappenstenose vor, so sind besondere Maßnahmen zu deren Behandlung zunächst nicht erforderlich, sofern die Betroffenen in ihrer körperlichen Belastbarkeit und in ihrem Alltag nicht eingeschränkt sind.

  • Der Herzklappenfehler muss behandelt werden, wenn eine schwere Aortenklappenstenose vorliegt oder die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigt ist. Bestehen keine Beschwerden und weist das Herz weiterhin eine gute Pumpfunktion auf, muss vorsorglich keine neue Herzklappe eingesetzt werden. Spätestens, wenn erste Symptome auftreten, sollte die defekte Aortenklappe chirurgisch entfernt und durch eine künstliche Herzklappe ersetzt werden.

  • Im Falle einer Mitralklappenstenose kann sich der Herzmuskel im Bereich des Vorhofs oft nicht mehr richtig zusammenziehen und es kommt zu einer Herzrhythmusstörung, dem sogenannten Vorhofflimmern. Es müssen dann Medikamente eingenommen werden, die die Blutgerinnung hemmen, da diese Form der Rhythmusstörung mit einem erhöhten Risiko für eine Thrombenbildung und damit für einen Schlaganfall verbunden ist.

  • Auch bei einem Mitralklappenfehler hängt die Frage, ob operiert werden muss oder nicht, vom Ausmaß der Störung ab und davon, ob Betroffene in ihrer normalen Lebensführung eingeschränkt sind. Liegt eine leichte bis mittelschwere Störung vor, die Betroffene nicht beeinträchtigt, kann zunächst abgewartet werden. Anders sieht das aus, wenn erste Symptome auftreten, wenn also zum Beispiel die Pumpfunktion des Herzens nachlässt, oder wenn sich ein Lungenhochdruck entwickelt. In solchen Fällen wird die natürliche Mitralklappe rekonstruiert oder durch eine künstliche Herzklappe ersetzt.

  • Sind gleich mehrere Herzklappen geschädigt, so richtet sich die Behandlung danach, welche Veränderungen besonders gravierend sind. Oft muss in solchen Fällen operiert werden und es müssen dabei unter Umständen gleich mehrere Klappen durch künstliche Herzklappen ersetzt werden.

Künstliche Herzklappe bei Herzklappenfehler

Biologische Herzklappen, die aus den Aortenklappenflügeln von Schweinen oder aus dem Herzbeutel von Rindern zusammengesetzt werden, haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Es kommt oft zu Verkalkungen, was zur Folge hat, dass die implantierte Prothese nach acht bis zehn Jahren meist nicht mehr funktionstüchtig ist. Besonders hoch ist das Risiko solcher Verkalkungen bei jüngeren Patient*innen. Deshalb werden biologische Herzklappen vor allem bei älteren Personen eingesetzt.

Mechanische Herzklappen haben dagegen eine längere Lebensdauer. Sie sorgen für praktisch vergleichbare Strömungsverhältnisse im Herzen wie die natürlichen Herzklappen. Es gibt zwei verschiedene Prothesentypen und zwar die sogenannte Monokippscheibe und die Doppelflügelprothese.

Allerdings fördern mechanische Herzklappen die Bildung kleiner Blutgerinnsel im Herzen, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall verursachen können. Patient*innen müssen deshalb lebenslang gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Mechanische Herzklappen verursachen beim Schließen außerdem ein kleines Geräusch. Daran gewöhnen sich die meisten Menschen allerdings recht schnell.

Schwangerschaft trotz künstlicher Herzklappe

Vor allem bei jungen Frauen, die infolge eines Herzklappenfehlers eine künstliche Herzklappe erhalten haben, stellt sich oft die Frage, ob eine Schwangerschaft problemlos möglich ist. Ist die gesundheitliche Situation stabil und hat die Frau infolge der künstlichen Herzklappe keine Beschwerden, bestehen in aller Regel keine Bedenken gegen eine Schwangerschaft. Während der Schwangerschaft sollte aber eine gute Überwachung durch Herzspezialist*innen erfolgen.

Kann man einem Herzklappenfehler vorbeugen?

Erworbene Herzklappenfehler sind oftmals Folge eines Herzinfarktes oder einer Entzündung der Herzinnenhaut beispielsweise als Folge einer Infektion. Vorbeugend wirken deshalb all jene Maßnahmen, die solchen Ursachen entgegenwirken. Dazu zählen ein gesunder Lebensstil, eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung mit ausreichend Vitaminen sowie Mineral- und Ballaststoffen, regelmäßige körperliche Aktivität, ein Rauchverzicht und möglichst wenig Alkohol.

Prophylaxe einer Endokarditis bei Herzklappenfehler

Menschen mit einem Herzklappenfehler haben ein erhöhtes Risiko, dass sich bei einer Infektion Bakterien an den veränderten Herzklappen anheften und Entzündungsreaktionen und damit weitere Schädigungen verursachen. Da die Herzklappen nicht über eigene Blutgefäße versorgt werden, fehlen weiße Blutkörperchen (Leukozyten) zur Abwehr der Bakterien.

Deshalb sollte bei bekanntem Herzklappenfehler erwogen werden, vorsorglich ein Antibiotikum einzunehmen, wenn eine erhöhte Gefahr einer bakteriellen Infektion besteht. Die bakterienabtötende Wirkung des Antibiotikums soll Komplikationen wie einer Endokarditis vorbeugen. Ein wichtiges Zeichen einer akuten Endokarditis ist plötzlich einsetzendes Fieber. Für eine schleichende Endokarditis spricht dagegen eine nur leicht, dafür aber dauerhaft erhöhte Körpertemperatur.

Auch bei einer künstlichen Herzklappe besteht eine erhöhte Gefährdung für eine Infektion und damit verbunden einer Endokarditis. Zwar kommt es nur selten zu einer Prothesen-Endokarditis, tritt sie jedoch auf, kann sie dramatisch verlaufen.

Herzklappenpass bei Herzklappenfehler mitführen

Wer infolge eines Herzklappenfehlers eine neue Herzklappe erhalten hat, sollte unbedingt einen Klappenpass mit sich führen, damit bei einem Notfall der*die herbeigerufene Arzt*Ärztin rasch um die gesundheitliche Situation des*der Betroffenen weiß. Im Klappenpass sollte verzeichnet sein, wann die künstliche Herzklappe implantiert wurde und um welchen Typ es sich handelt.

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