Broken-Heart-Syndrom: Gebrochene Herzen, echte Symptome
Das Broken-Heart-Syndrom ist eine plötzlich auftretende Erkrankung des Herzmuskels. Die Symptome ähneln denen eines Herzinfarkts, allerdings sind keine Gefäße verstopft. Vielmehr tritt das Phänomen nach emotionaler Belastung wie Trauer oder Stress auf. Was genau steckt dahinter und welche Therapie hilft?
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Wie lange ist man mit dem Broken-Heart-Syndrom krank? Die meisten Betroffenen erholen sich innerhalb weniger Tage bis Wochen vollständig, wenn sie richtig behandelt werden und keine Komplikationen auftreten.
Wie stellt man das Broken-Heart-Syndrom fest? Das Broken-Heart-Syndrom wird durch eine Kombination aus Anamnese, EKG-Veränderungen und Blutuntersuchungen diagnostiziert. Besonders wichtig ist es, andere Ursachen wie einen Herzinfarkt auszuschließen.
Wie wird das Broken-Heart-Syndrom behandelt? Die Behandlung des Broken-Heart-Syndroms richtet sich nach den Symptomen und kann Medikamente zur Entlastung des Herzens, Bettruhe und in einigen Fällen psychologische Unterstützung umfassen.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist das Broken-Heart-Syndrom?
Beim Broken-Heart-Syndrom, medizinisch auch Stress-Kardiomyopathie oder Takotsubo-Syndrom (oder Tako-Tsubo-Syndrom, TTS), handelt es sich um eine vorübergehende Funktionsstörung des Herzens, die durch extreme emotionale oder körperliche Stresssituationen ausgelöst wird.
Es kommt es zu einer plötzlichen Schwächung des Herzmuskels, insbesondere der linken Herzkammer, und zu einer Beeinträchtigung der Pumpfunktion. Die Herzspitze zieht sich nicht mehr richtig zusammen, was dem Organ ein ballonartiges Aussehen verleiht. Die Symptome ähneln stark einem Herzinfarkt, die Gefäße sind jedoch nicht verschlossen und voll funktionsfähig.
Die meisten Betroffenen erholen sich nach einigen Wochen wieder vollständig.
Gut zu wissen:
Fachleute gehen davon aus, dass sich etwa vier Prozent aller vermeintlichen Herzinfarkte im Nachhinein als Broken-Heart-Syndrom herausstellen. Eine Stress-Kardiomyopathie tritt in etwa 90 Prozent der Fälle bei Frauen nach den Wechseljahren auf.
Symptome eines Broken-Heart-Syndroms
Typische Anzeichen des Broken-Heart-Syndroms sind:
- Schmerzen in der Brust
- Atemnot
- Schwächegefühl
- Schweißausbrüche
- Übelkeit
- Schwindel
Da die Symptome nur schwer von einem Herzinfarkt zu unterscheiden sind, sollte bei den entsprechenden Anzeichen schnellstmöglich der Notruf gewählt werden. Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis, das schnelles Handeln erfordert.
Wie verläuft das Broken-Heart-Syndrom?
Bei den meisten Betroffenen normalisiert sich die Herzfunktion nach wenigen Wochen von allein wieder. Mitunter sind aber auch folgende gefährliche Komplikationen möglich:
kardiogener Schock: In etwa 10 Prozent der Fälle kommt es zu einem kardiogenen Schock. Das bedeutet, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut durch den Körper zu pumpen, um die Organe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Unbehandelt kann dieser Zustand zum Tod führen.
Herzrhythmusstörungen: Bei einem Teil der Betroffenen treten Herzrhythmusstörungen auf, die im schlimmsten Fall zu einem plötzlichen Herzversagen führen.
Thromboembolien: Einer Studie des Universitätsklinikums Mannheim zufolge ist das Schlaganfallrisiko mit 6,5 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre nach einem Broken-Heart-Syndrom sogar höher als nach einem Herzinfarkt (3,2 Prozent).
Männer haben häufig einen schwereren Verlauf als Frauen. Bei einigen Betroffenen kann es nach einiger Zeit zudem zu einem Rückfall kommen. Daher werden regelmäßige kardiologische Nachsorgeuntersuchungen empfohlen.
Was sind die Ursachen eines Broken-Heart-Syndrom?
Die genauen Ursachen des Broken-Heart-Syndroms sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird jedoch angenommen, dass eine Überflutung des Körpers mit Stresshormonen wie Adrenalin zu der vorübergehenden Herzschwäche führt und Herzmuskelzellen schädigen.
Nach den Wechseljahren bildet der weibliche Körper kein Östrogen mehr. Das Geschlechtshormon mindert die Wirkung von Stresshormonen und schützt das Herz-Kreislauf-System. Dies könnte auch erklären, warum Frauen ab diesem Alter häufiger betroffen sind.
Auslöser sind meist emotionale Ausnahmesituationen, wie:
- der Verlust eines geliebten Menschen
- Liebeskummer
- schwere medizinische Diagnosen
- extreme Angstzustände
- physische Überanstrengung
- große Lebensveränderungen
Aber nicht nur negative, sondern auch besonders positive Erlebnisse wie ein Lottogewinn können das Herz überfordern. Dann ist allerdings meist von einem Happy-Heart-Syndrom die Rede.
Zudem können auch körperliche Extremsituationen wie ein Schlaganfall, epileptische Anfälle, Krebserkrankungen oder die Verabreichung von Stresshormon-Medikamenten (etwa im Zusammenhang mit einer Narkose) zu einem Broken-Heart-Syndrom führen.
Diagnose: Wie lässt sich ein Broken-Heart-Syndrom feststellen?
Die meisten Patient*innen mit einem Broken-Heart-Syndrom werden mit dem Verdacht auf einen Herzinfarkt in die Klinik gebracht und von Fachleuten der Kardiologie untersucht.
In der Regel wird zunächst ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt, mit der die Herzstromkurve gemessen wird. Mithilfe einer Koronarangiografie, einer speziellen Röntgenuntersuchung, lässt sich erkennen, wie gut die Herzkranzgefäße durchblutet werden.
Auch ein Ultraschall des Herzens (Echokardiogramm) und Bluttests kommen mitunter zum Einsatz, um einen Herzinfarkt und andere Ursachen auszuschließen. Neuere Forschungen zeigen, dass sich die diagnostischen Ergebnisse durch den Einsatz künstlicher Intelligenz weiter verbessern lassen.
Ist keine Verengung der Herzkranzgefäße zu erkennen, erkundigt sich der*die Arzt*Ärztin nach körperlichen oder emotionalen Stressfaktoren, die als Auslöser infrage kommen.
Therapiemöglichkeiten beim Broken-Heart-Syndrom
Die Behandlung eines Takotsubo-Syndroms zielt in der akuten Phase darauf ab, Symptome zu lindern und auftretende Komplikationen schnellstmöglich zu behandeln. Daher wird die Herzfunktion von Patient*innen mindestens 24 Stunden überwacht. Unter Umständen werden zudem Medikamente zur Stabilisierung des Blutdrucks und zur Entlastung des Herzens eingesetzt.
Neben der akuten Therapie ist es wichtig, die auslösenden Stressfaktoren zu ermitteln und nach Möglichkeit zu minimieren. Negative Erlebnisse, Trauer oder Trauma lassen sich im Rahmen einer psychologischen Betreuung aufarbeiten. Ist das Phänomen auf Erkrankungen wie eine Epilepsie zurückzuführen, sollten diese entsprechend behandelt werden.
Broken-Heart-Syndrom: Hoffnung auf neue medikamentöse Therapie
In einer vom Deutschen Zentrum für Herzkreislauf-Forschung (DZHK) geförderten klinischen Studie wird derzeit zudem geprüft, ob das Medikament Cyclosporin A, das nach Organtransplantationen eingesetzt wird, für die Behandlung des Takotsubo-Syndroms geeignet ist.
Wissenschaftler*innen haben herausgefunden, dass hohe Mengen an Stresshormonen Entzündungen im Herzen fördern und einen speziellen Signalweg hierfür identifiziert. Das immunsuppressive Medikament hemmt diesen Signalweg. In bisherigen Untersuchungen an Mäusen konnte das Medikament den Herzmuskel vor Schädigungen schützen und die Sterblichkeit reduzieren.
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