Bluthochdruck: Ursachen und Anzeichen der Hypertonie
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftEin zu hoher Blutdruck ist gefährlich, da er kaum Symptome verursacht und daher oft unbemerkt bleibt. Langfristig kann Hypertonie aber Herz, Gehirn und andere Organe schädigen. Wie äußert sich Bluthochdruck und was hilft dagegen?
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Ab wann Bluthochdruck? Wenn der Blutdruck dauerhaft auf Werte von mehr als 140/90 mmHg erhöht ist, sprechen Fachleute von Bluthochdruck.
Wie entsteht Bluthochdruck? In 90 Prozent der Fälle handelt es sich um eine primäre Hypertonie, deren Ursache sich nicht zweifelsfrei klären lässt. In den anderen Fällen liegt eine sekundäre Hypertonie vor, die auf eine andere Erkrankung zurückzuführen ist.
Welche Symptome hat man bei Bluthochdruck? Bluthochdruck löst in den meisten Fällen keine Beschwerden aus. Erst wenn er sehr hoch ist, treten manchmal Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Sehstörungen oder Atemnot bei Belastung auf.
Was hilft gegen Bluthochdruck? Bringt eine Umstellung des Lebensstils nicht den gewünschten Erfolg, werden Medikamente gegen den Bluthochdruck verschrieben.
Ab wann ist Bluthochdruck tödlich? Eine kritische Situation stellt sich bei einer hypertensiven Krise ein, wenn der Blutdruck auf 180/110 mmHg oder mehr ansteigt. Steigt der diastolische Druck auf über 120 mmHg, liegt ein hypertensiver Notfall vor, der tödlich sein kann.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Bluthochdruck?
Mit jedem Herzschlag wird Blut vom Herzen durch die Arterie in den Körper gepumpt. Der Druck, den das Blut dabei von innen auf die Wände der Blutgefäße ausübt, wird als Blutdruck bezeichnet. Er wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) gemessen und durch zwei Werte ausgedrückt:
Der systolische (obere) Blutdruckwert gibt den Druck in den Arterien an, wenn das Herz sich zusammenzieht, um Blut in den Kreislauf zu pumpen. Dies ist der höhere der beiden Werte.
Der diastolische (untere) Blutdruckwert repräsentiert den Druck in den Arterien zwischen den Herzschlägen, wenn das Herz entspannt ist und sich mit Blut füllt. Dies ist der niedrigere der beiden Werte.
Liegt der Blutdruck dauerhaft über einem Wert von 140/90 mmHg, sprechen Fachleute von einer arteriellen Hypertonie, auch Bluthochdruck genannt. Abhängig von den Blutdruckwerten werden drei verschiedene Schweregrade unterschieden.
Tabelle: Richtwerte für Hypertonie im Überblick
Blutdruck-Bereich | systolischer Wert |
diastolischer Wert |
optimaler Blutdruck | < 120 |
< 80 |
normaler Blutdruck | 120 bis 129 |
80 bis 84 |
hoch-normaler Blutdruck | 130 bis 139 |
85 bis 89 |
leichte Hypertonie (Grad 1) |
140 bis 159 |
90 bis 99 |
mittelschwere Hypertonie (Grad 2) | 160 bis 179 |
100 bis 109 |
schwere Hypertonie (Grad 3) | > 180 |
> 110 |
hypertensive Krise | > 230 |
> 130 |
Quelle: Leitlinien der ESC/ESH vom August 2018
Ab wann ist Bluthochdruck tödlich?
Bluthochdruck kann unter bestimmten Umständen tödlich sein, allerdings hängt dies von verschiedenen Faktoren ab. Eine kritische Situation stellt die hypertensive Krise dar, bei ihr steigt der Blutdruck auf über 180/110 mmHg. Solche Werte bergen zwar das Risiko akuter Organschäden, sind jedoch bei einmaligem Vorkommen nicht unmittelbar tödlich.
Steigt der diastolische Wert auf über 120 mmHg und treten Symptome wie neurologische Störungen, Brustschmerzen und Atemnot auf, liegt ein potenziell tödlicher, hypertensiver Notfall vor. In solchen Fällen ist eine intensive und kontrollierte Behandlung im Krankenhaus notwendig.
Bluthochdruck: Ursachen und Risikofaktoren
In den allermeisten Fällen handelt es sich um einen primären Bluthochdruck, dessen Ursache nicht zweifelsfrei zu klären ist. Fachleute führen die Entstehung der primären Hypertonie auf ein Zusammenspiel von genetischen, Umwelt- und Verhaltensfaktoren zurück. Dazu gehören:
- erbliche Veranlagung
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- hohe Salzzufuhr
- ungesunde Ernährung
- Stress
- Alkohol und Nikotin
In zirka zehn Prozent der Fälle leiden Menschen unter einer sekundären Hypertonie: Dabei ist der Bluthochdruck auf eine andere Erkrankung zurückzuführen.
Dazu gehören:
- Schlafapnoe-Syndrom
- chronische Krankheiten der Nieren
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Nierenarterienstenose
- Phäochromozytom (ein gutartiger Tumor der Nebenniere)
- Cushing-Syndrom
- Conn-Syndrom
Auch die Einnahme bestimmter Medikamente – wie nichtsteroidale Antirheumatika, Antidepressiva oder die Antibabypille – kann zur Erhöhung des Blutdrucks führen.
Typische Symptome bei Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie) wird oft als "stiller Killer" bezeichnet, da er häufig keine offensichtlichen Symptome verursacht. Erst wenn der Blutdruck sehr hoch ist oder bereits Folgeschäden im Körper ausgelöst hat, treten manchmal folgende Symptome auf:
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Ohrensausen
- Nasenbluten
- Atemnot bei Belastung
- Herzklopfen
- Sehstörungen
- Ein- und Durchschlafstörungen
- Potenzprobleme
Betroffene sollten diese Beschwerden umgehend von einem*einer Arzt*Ärztin abklären lassen, um gesundheitliche Folgen zu vermeiden.
Diagnose: So wird Bluthochdruck festgestellt
Da ein zu hoher Blutdruck oft über lange Zeit keine Beschwerden verursacht, wird er meist zufällig im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen festgestellt. Ein einmalig erhöhter Blutdruck ist noch kein Grund zur Sorge und oft der Nervosität in der ärztlichen Praxis geschuldet ("Weißkittelsyndrom").
Für eine gesicherte Diagnose ist eine wiederholte Blutdruckmessung erforderlich – idealerweise im Ruhezustand. Manchmal ordnen Ärzt*innen auch eine 24-Stunden-Blutdrucküberwachung an: Dabei werden Patient*innen mit einem Messgerät ausgestattet, das den Blutdruck über 24 Stunden hinweg immer wieder automatisch misst.
Ist die Diagnose Bluthochdruck gesichert, folgt ein ausführliches Gespräch in der ärztlichen Praxis (Anamnese). Dabei werden die Risikofaktoren für Bluthochdruck, eventuell vorliegende Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente erfragt. Danach folgt eine körperliche Untersuchung:
- Bestimmung des Body-Mass-Index (BMI)
- Abhören von Herz und Halsschlagadern
- Blutabnahme
- Urinuntersuchung
Bei Bedarf können bildgebende Verfahren oder ein Langzeit-EKG angeordnet werden.
Therapie: Was tun bei Bluthochdruck?
Handelt es sich bei dem Bluthochdruck um eine sekundäre Hypertonie, wird die zugrunde liegende Erkrankung behandelt. Bei einer primären Hypertonie wird Patient*innen zunächst eine Änderung des Lebensstils empfohlen, um den Blutdruck zu senken und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.
Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:
Gewichtsreduktion
Rauchstopp
regelmäßige Bewegung
ausgewogene Ernährung
Reduktion von Salz und Alkohol
Genügt eine Änderung des Lebensstils nicht, um den Blutdruck dauerhaft zu senken, werden blutdrucksenkende Medikamente eingesetzt. Hier stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die oft miteinander kombiniert werden:
ACE-Hemmer blockieren ein bestimmtes Enzym, das an der Bildung eines blutdrucksteigernden Hormons beteiligt ist.
Sartane (Angiotensin-Antagonisten) heben die Wirkung dieses blutdrucksteigernden Hormons auf.
Betablocker verlangsamen den Herzschlag und senken dadurch nicht nur den Blutdruck, sondern entlasten auch das Herz.
Diuretika (Wassertablette) erhöhen die Urinausscheidung. Dadurch nimmt die Flüssigkeitsmenge in den Blutgefäßen ab, der Blutdruck sinkt.
Kalziumantagonisten hemmen die Muskulatur in den Gefäßwänden. Die Gefäße erweitern sich, der Blutdruck sinkt.
Verlauf und Prognose bei Bluthochdruck
Stehen Blutgefäße dauerhaft unter Druck, nehmen sie mit der Zeit Schaden. So kann unbehandelter Bluthochdruck über Jahre zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und/oder die Funktionsfähigkeit von Organen beeinträchtigen.
Mögliche Folgeerkrankungen einer unbehandelten Hypertonie sind:
- Arteriosklerose
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Herzinsuffizienz
- vaskuläre Demenz
- Koronare Herzkrankheit
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit
- Organschäden, zum Beispiel der Nieren
- Netzhautschäden
Je früher der Bluthochdruck erkannt und behandelt wird, desto eher lässt sich das Risiko für diese Folgeerkrankungen senken.
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