Taurin: Zusatzstoff in Energydrinks für längeres Leben?
Taurin ist eine natürliche Aminosäure, die in verschiedenen Geweben des menschlichen Körpers vorkommt und auch in vielen Lebensmitteln, Energydrinks und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist. Die Substanz soll wach und aktiv machen. Neue Studien beschäftigen sich zudem mit der Frage, ob Taurin Einfluss auf den Alterungsprozess hat. Was bisher bekannt ist.
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Kurzübersicht
Was ist Taurin? Taurin oder 2-Aminoethansulfonsäure ist eine Substanz, die natürlicherweise im Körper vorkommt. Sie kann aber auch über Nahrungsergänzungsmittel, Lebensmittel und Energydrinks zugeführt werden.
Wie wirkt Taurin? Taurin ist an vielen wichtigen Prozessen im Körper beteiligt. Beispielsweise spielt der Stoff eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Herzrhythmus oder bei der Fettverdauung. Eine aufputschende Wirkung in Energydrinks gilt als umstritten.
Kann Taurin das Leben verlängern? Neue Studien weisen daraufhin, dass der Taurin-Spiegel im Alter sinkt. Die organische Säure könnte demnach zentral für den Alterungsprozess sein. Tiere, denen vermehrt Taurin verabreicht wurde, lebten im Schnitt länger. Ob das aber auch für den Menschen gilt, ist bisher unklar.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Taurin?
Taurin ist eine Aminosäure, genauer eine Aminosulfonsäure, die aus den Eiweißbausteinen (Aminosäuren) Cystein und Methionin gebildet wird. Taurin wird in ausreichender Menge (50 bis 125 Milligramm pro Tag) vom Körper selbst produziert. Die höchsten Konzentrationen finden sich vor allem in den Muskeln, aber auch im Gehirn, im Herzen und im Blut kann Taurin nachgewiesen werden.
Zusätzlich erhält der Körper Taurin durch den Verzehr von tierischen Lebensmitteln. Besonders große Mengen sind in Fleisch, Fisch und Milch enthalten. Den meisten Menschen ist Taurin jedoch als Bestandteil von Energydrinks bekannt.
Schon gewusst?
Taurin wird oft fälschlicherweise mit Stierhoden in Verbindung gebracht, obwohl diese Annahme nicht zutrifft. Tatsächlich wurde Taurin erstmals im 19. Jahrhundert aus der Galle von Stieren isoliert. Aus diesem Grund gaben Chemiker der aus der Gallensäure gewonnenen Substanz den Namen Taurin, abgeleitet vom griechischen Wort "tauros" für Stier.
Taurin: Wirkung im Körper
Taurin hat eine Vielzahl von Funktionen im Körper. Dazu gehören unter anderem:
- Stabilisierung von Zellmembranen
- Regulierung des Flüssigkeitshaushalts in den Zellen
- Beteiligung an der Reizübertragung im Gehirn
- Beteiligung an der Entwicklung des zentralen Nervensystems und des Herzens
- Einfluss auf den Herzrhythmus
- Unterstützung bei der Fettverdauung
- Bindung von zellschädigenden freien Radikalen (Antioxidans)
Diese Aufgaben verdeutlichen die vielseitige Bedeutung von Taurin für den Körper und seine verschiedenen physiologischen Prozesse. Allerdings ist die Wirkung von Taurin noch nicht vollständig erforscht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat bisher keine gesundheitsbezogenen Aussagen erlaubt.
Wirkt Taurin leistungssteigernd?
Der behauptete leistungssteigernde Effekt von Taurin konnte in Studien nicht bestätigt werden. Gleiches gilt für die angeblich aufputschende Wirkung von synthetischem Taurin, wie sie von Herstellern von Energydrinks versprochen wird. Für dieses künstliche Taurin gibt es keine nachgewiesene Wirkung.
Einfluss von Taurin auf den Alterungsprozess
Laut einer im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie könnte Taurin in Zukunft die Lebensdauer des Menschen verlängern. Die Forschenden stellten fest, dass Menschen mit zunehmendem Alter weniger Taurin im Körper haben. Bei über 60-Jährigen konnte nur noch ein Fünftel der Taurinmenge im Vergleich zu Jugendlichen und Kindern nachgewiesen werden. Zudem wird ein Taurinmangel mit verschiedenen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Störungen der Nierenfunktion in Verbindung gebracht.
Mäuse, die mit Taurin angereichertes Futter erhielten, lebten im Durchschnitt drei bis vier Monate länger, was in etwa einer 10 bis 12 Prozent höheren Lebenserwartung entspricht. Ob diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, ist noch nicht geklärt.
Taurin als Nahrungsergänzung
Taurin wird vor allem von Sportler*innen gerne in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder Energydrinks eingenommen. Die Studienlage zum Nutzen von Taurin ist jedoch begrenzt und die Ergebnisse widersprüchlich. Energydrinks dürfen bis zu 4.000 Milligramm Taurin pro Liter Getränk enthalten.
Die meisten Menschen erhalten bei ausgewogenen Ernährung genügend Taurin. Eine zusätzliche Zufuhr ist normalerweise nicht notwendig.
Einige Fachleute vermuten allerdings, dass es bei einer rein veganen Ernährung zu einem Taurinmangel kommen könnte. Allerdings fehlen auch hier bisher gesicherte Erkenntnisse, welche Folgen eine solche Unterversorgung hat oder ob die vom Körper selbst produzierte Menge an Taurin ausreicht. Es wird empfohlen, vor der Einnahme von Taurin als Nahrungsergänzungsmittel ärztlichen Rat einzuholen.
Taurin für Säuglinge
Taurin wird gelegentlich auch in der parenteralen Ernährung eingesetzt. Vor allem Frühgeborene, deren Leberfunktion noch nicht ausgereift ist, erhalten manchmal Taurin als Infusion im Rahmen der künstlichen Ernährung. Dies ist besonders wichtig, um die Entwicklung der Netzhaut des Auges zu unterstützen. In Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung dürfen 12 Milligramm pro 100 Kilokalorien zugesetzt werden.
Nebenwirkungen von Taurin
Bei der Einnahme von Taurin über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel sind bisher keine Nebenwirkungen bekannt.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt allerdings vor einem übermäßigen Konsum von Energydrinks. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen könnten sich die Getränke negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken.
Das liegt vor allem an der meist hohen Dosierung von Koffein in den Getränken. Studien deuten darauf hin, dass die unerwünschten Wirkungen des Koffeins durch andere Inhaltsstoffe wie Taurin verstärkt werden könnten.
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:
- Nervosität
- Herzklopfen
- Kurzatmigkeit
- Übelkeit
- Angstzustände
- Schweißausbrüche
- Schlaflosigkeit
Zudem konnten auch Veränderungen im Elektrodiagramm (Herzstromkurve) nachgewiesen werden, was auf Herzrhythmusstörungen hinweist.
Koffein, Taurin und Alkohol: Ein gefährlicher Mix
Bei Partys werden Energydrinks häufig mit Wodka oder anderen alkoholischen Getränken gemischt. Die aufputschende Wirkung von Energydrinks überdeckt die betäubende Wirkung des Alkohols, sodass Müdigkeit und Erschöpfung weniger stark wahrgenommen werden. Allerdings ändern die Energydrinks nichts an dem Promillegehalt und der Fahrtüchtigkeit einer Person.
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