Oraler Glukosetoleranztest (oGTT): Normwerte und Ablauf
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftMit dem oralen Glukosetoleranztest wird die Fähigkeit des Körpers, Zucker zu verarbeiten, überprüft. Der Test wird vor allem zur Frühdiagnose von Diabetes mellitus eingesetzt. Wie läuft der orale Glukosetoleranztest ab und welche Werte sind normal?
- © Getty Images/PonyWang
Kurzübersicht
Was ist ein oraler Glukosetoleranztest? Beim oralen Glukosetoleranztest (oGTT) wird die Fähigkeit des Körpers, Zucker in die Zellen aufzunehmen und zu verarbeiten, geprüft. Dabei wird im nüchternen Zustand eine Zuckerlösung getrunken und der Anstieg des Blutzuckerspiegels per Blutuntersuchung beobachtet.
Wann wird der orale Glukosetoleranztest durchgeführt? Die Untersuchung wird bei Verdacht auf Prädiabetes, Diabetes mellitus sowie während der Schwangerschaft durchgeführt, insbesondere wenn Schwangerschaftsdiabetes vermutet wird.
Im Überblick:
- Was ist ein oraler Glukosetoleranztest?
- Ablauf & Vorbereitung
- Normalwerte
- Werte in der Schwangerschaft
- Wann wird der Test durchgeführt?
Oraler Glukosetoleranztest: Was ist ein oGTT?
Der orale Glukosetoleranztest (oGTT) ist ein Zuckerbelastungstest, er misst also wie leicht der Körper Zucker verarbeiten und aufnehmen kann. Für den Zuckertest wird eine zuckerhaltige Lösung getrunken, wodurch der Blutzuckerspiegel sprunghaft ansteigt.
Durch Blutzuckeruntersuchungen in den folgenden Stunden wird überprüft, wie schnell der Körper den Zucker verarbeiten kann und der Blutzuckerspiegel sich wieder normalisiert. Von der Norm abweichende Werte weisen auf Frühformen eines Diabetes mellitus hin oder können die Diagnose dieser Stoffwechselerkrankung sichern.
Im Gegensatz zum Glukose-Challenge-Test (GCT), wird der orale Glukosetoleranztest nüchtern durchgeführt. Die Bestimmung des Blutzuckers beim GCT erfolgt nach einer Stunde, beim oGTT in den meisten Fällen nach zwei. Die GCT gilt aufgrund seiner kurzen Dauer als Schnelltest für die Zuckertoleranz im Körper.
Glukose gelangt direkt ins Blut
Glukose gehört zu den Kohlenhydraten und ist ein sogenannter Einfachzucker, der im Gegensatz zu anderen Arten von Kohlenhydraten ohne weitere Aufspaltung direkt vom Darm ins Blut gelangt. Daher führt die Einnahme von Glukose schnell zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels.
Glukose kann nicht direkt in die Zellen gelangen, hierfür wird das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin benötigt. Wird das Hormon in ausreichenden Mengen gebildet und kann es an den Zellen wirken, sinkt infolge der Blutzuckerspiegel wieder. Fachleute sprechen auch von einer Glukose-Toleranz.
Funktionieren diese Mechanismen beispielsweise aufgrund einer Insulinresistenz oder einer Diabeteserkrankung nicht richtig, bleibt der Blutzuckerspiegel über längere Zeit hinweg erhöht.
Oraler Glukosetoleranztest: Ablauf und Vorbereitungen
Der Glukosetest wird in der Regel morgens in der hausärztlichen Praxis durchgeführt. Patient*innen sollen dafür nüchtern sein, also noch nicht gefrühstückt haben. Zunächst wird die Nüchternglukose (Nüchtern-Blutzucker) bestimmt. Hierfür erfolgt eine Blutentnahme aus der Armvene. Sie dient dem Vergleichswert.
Zur Vorbereitung sollten folgende Hinweise beachtet werden:
- Nahrungskarenz: Auf Nahrung und Alkohol muss mindestens zehn bis maximal 16 Stunden vor der Testung verzichtet werden. Nur Wasser ist erlaubt.
- Kein Nikotin oder Koffein: Mindestens acht bis zwölf Stunden vor dem Test sollte auf Kaffee und Rauchen verzichtet werden.
- Kohlenhydratreich essen: Mindestens drei Tage vor dem Glukosetoleranztest sollte eine normale Mischkost eingenommen werden, eine kohlenhydratarme Ernährung ist nicht zu empfehlen. Der Anteil an Kohlenhydraten in der Nahrung sollte bei über 150 Gramm pro Tag liegen.
- Körperliche Aktivität: Am Tag vor dem Test sollte übermäßige körperliche Belastung vermieden werden.
Im Anschluss an die Blutabnahme wird in eine Testlösung aus 75 Gramm Glukose und 300 Millilitern Wasser verabreicht. Die Glukoselösung muss rasch – innerhalb von fünf Minuten – getrunken werden. Für Kinder ist der Glukoseanteil in der Lösung niedriger, er richtet sich nach dem Körpergewicht, wobei 75 Gramm die Obergrenze ist. Nach zwei Stunden wird erneut Blut für einen weiteren Blutzuckertest entnommen. Zu beachten ist, dass während der gesamten Dauer des Tests nicht gegessen, getrunken oder geraucht werden darf. Auch sollte Anstrengung während des Glukosetoleranztests vermieden werden, die Untersuchung ist in im Liegen oder Sitzen durchzuführen.
Menstruation verfälscht Ergebnis der Untersuchung
Im Vorfeld des Glukosetoleranztests gilt es einiges zu beachten. Dies beginnt mit der Terminplanung für den oGTT: Akute Erkrankungen sollten mindestens zwei Wochen vor dem Test auskuriert sein. Außerdem ist zu beachten, dass drei Tage vor, während und drei Tage nach der Menstruation kein oGTT gemacht werden sollte.
Bestimmte Medikamente, beispielsweise aus der Gruppe oraler Antidiabetika, bestimmte Schmerzmittel oder hormonelle Verhütungsmittel müssen drei Tage vor dem Test in ärztlicher Absprache abgesetzt oder ihre Einnahme protokolliert werden, da sie das Testergebnis beeinflussen können.
Normalwerte beim Glukosetoleranztest
Der Blutzuckergehalt wird entweder in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder Millimol pro Liter (mmol/l) angegeben.
Die Tabelle zeigt Normalwerte und erhöhte Werte für den oGTT:
Normale Werte | erhöhte Werte | stark erhöhte Werte | |
Nüchtern-Wert | unter 100 mg/dl bzw. unter 5,6 mmol/l |
100 bis 125 mg/dl bzw. 5,6 bis 6,9 mmol/l |
über 125 mg/dl bzw. über 6,9 mmol/l |
Zwei-Stunden-Wert | unter 140 mg/dl bzw. unter 7,8 mmol/l |
140 bis 199 mg/dl bzw. 7,8 bis 11,0 mmol/l |
über 199 mg/dl bzw. über 11,0 mmol/l |
Erhöhte Blutwerte deuten auf eine gestörte Glukosetoleranz hin, was bedeutet, dass der Körper Zucker nicht so gut verwertet, wie er es sollte. Sie ist in der Regel eine Vorstufe für eine Diabeteserkrankung.
Stark erhöhte Zuckerwerte sind typisch für einen bereits bestehenden Diabetes.
oGTT in der Schwangerschaft
Bei einem Test auf Schwangerschaftsdiabetes wird zusätzlich nach 60 Minuten der Blutzuckerwert bestimmt. Für Schwangere gelten dabei etwas andere Werte:
Normale Werte | |
Nüchternwert | unter 92 mg/dl (5,1 mmol/l) |
nach einer Stunde | unter 180 mg/dl (10 mmol/l) |
nach zwei Stunden | unter 153 mg/dl (8,5 mmol/l) |
Werden zwei der Grenzwerte erreicht oder überschritten, deutet dies auf einen Schwangerschaftsdiabetes hin. Wird nur einer erreicht oder überschritten, ist von einer gestörten Glukosetoleranz auszugehen.
Wann wird ein Glukose-Toleranztest durchgeführt?
Ärzt*innen ordnen einen oGTT in der Regel an, wenn ein Verdacht auf eine Diabeteserkrankung besteht, etwa wenn bei einer Nüchtern-Blutuntersuchung ein erhöhter Blutzuckerwert festgestellt wurde.
Weitere Anlässe sind:
- Ausschluss eines Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes),
- Adipositas,
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck)
familiäre Vorbelastung
Wann darf kein oGTT durchgeführt werden?
Liegt bereits ein diagnostizierter Diabetes mellitus vor, sollte von der Durchführung eines oGTTs abgesehen werden. Ein Nüchternwert von über 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder ein zufällig gemessener Wert von über 200 mg/dl (11,0 mmol/l) spricht deshalb gegen einen oGTT.
Im Fall mancher Erkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, kann das Testergebnis verfälscht werden. Auch dann ist von einer Testung zur Diagnostik von Stoffwechselerkrankungen abzusehen.