Neutrophile Granulozyten: Was der Laborwert bedeutet
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftNeutrophile Granulozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind Teil des angeborenen Immunsystems. Sind die neutrophilen Granulozyten erhöht, steckt oft eine Entzündung dahinter. Welche Werte normal sind und was Abweichungen bedeuten.
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Im Überblick:
- Was sind neutrophile Granulozyten?
- Normalwerte
- Wann wird der Wert bestimmt?
- Niedrige Werte
- Hohe Werte
Was sind Neutrophile Granulozyten?
Mit einem Anteil von 50 bis 80 Prozent machen neutrophile Granulozyten den größten Teil der weißen Blutkörperchen aus. Sie werden im Knochenmark gebildet und treten nach wenigen Stunden im Blutkreislauf – durch bestimmte Botenstoffe angelockt – in Organe oder Gewebe über. Hier werden sie zu sogenannten „Fresszellen“ (Phagozyten), die unerwünschte Eindringlinge aufnehmen und zersetzen oder mithilfe von sogenannten Superoxidanionen töten beziehungsweise inaktivieren. Abhängig von ihrem Reifegrad werden zwei Arten von neutrophilen Granulozyten unterschieden:
- Segmentkernige Granulozyten: Reife neutrophile Granulozyten haben einen aus zwei bis fünf Teilen bestehenden Kern und werden deshalb segmentkernige Granulozyten genannt. Beim gesunden Menschen machen sie circa 95 Prozent der neutrophilen Granulozyten aus.
- Stabkernige Granulozyten: Unreife neutrophile Granulozyten haben einen unsegmentierten, stabförmigen Zellkern und werden deshalb stabkernige Granulozyten genannt. Die meisten von ihnen reifen zu segmentkernigen Granulozyten heran, bevor sie das Knochenmark verlassen – deshalb machen sie nur zirka fünf Prozent der neutrophilen Granulozyten aus. Steigt dieser Anteil, sprechen Fachleute von einer sogenannten "Linksverschiebung".
Welcher Granulozyten-Wert ist normal?
Um festzustellen, ob neutrophile Granulozyten zu niedrig oder erhöht sind, wird eine Blutprobe entnommen und im Labor untersucht. Die Referenzbereiche für Normalwerte von neutrophilen Granulozyten werden als prozentualer Anteil der Gesamt-Leukozytenzahl angegeben. Abhängig vom Alter und Geschlecht liegen sie bei:
Alter | Normwerte für Frauen | Normwerte für Männer |
2-5 Jahre | 22,4-69% | 22,4-69% |
6-11 Jahre | 29,8-71,4% | 28,6-74,5% |
12-17 Jahre | 39-73,6% | 32,5-74,7% |
ab 18 Jahre | 34-71% | 34-67,9% |
Wann wird der Granulozyten-Wert bestimmt?
Der Granulozyten-Wert wird meist dann bestimmt, wenn eine Person Anzeichen einer Infektion oder Autoimmunerkrankung aufweist. Manchmal fallen veränderte Granulozyten-Werte auch zufällig auf, wenn im Rahmen einer anderen Untersuchung ein großes Blutbild erstellt wird.
Wenn die Neutrophilen Granulozyten zu niedrig sind
Sind die neutrophilen Granulozyten zu niedrig, sprechen Fachleute von einer Neutropenie. In einigen Fällen ist dieser Granulozyten-Mangel angeboren (Kostmann-Syndrom oder Glykogenose), meist steckt jedoch eine der folgenden Ursachen dahinter:
- bestimmte Medikamente (wie Antibiotika, Schmerzmittel, Thyreostatika oder Psychopharmaka)
- Infektionen durch Bakterien, Viren oder Parasiten
- Mangelernährung (Vitamin-B12-, Eisen-, Folsäure- oder Kupfermangel)
- Leukämie
- Autoimmunerkrankungen (wie Lupus erythematodes oder das Sjögren-Syndrom )
Wenn die Neutrophilen Granulozyten erhöht sind
Sind die neutrophilen Granulozyten erhöht, sprechen Fachleute von einer Neutrophilie. Sie tritt oft im Zusammenhang mit akuten oder chronischen Entzündungen auf, kann aber auch ausgelöst werden durch:
- körperliche oder seelische Belastung (Stress)
- Verbrennungen oder Vergiftungen
- Schwangerschaft
- Herzinfarkt
- Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- bestimmte Krebserkrankungen wie chronisch myeloische Leukämie (CML) oder Osteomyelosklerose
- Cushing-Syndrom
Auch nach der Einnahme bestimmter Medikamente (wie Glucocorticiode oder hormonelle Verhütungsmittel) können die Neutrophilen Granulozyten erhöht sein.
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