FSH: Normwerte und Wirkung des follikelstimulierenden Hormons
Das follikelstimulierende Hormon ist ein Sexualhormon, das bei Männern und Frauen gleichermaßen vorkommt. Was erhöhte oder erniedrigte Werte bedeuten und wie ein FSH-Mangel behandelt wird.
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Kurzübersicht: Follikelstimulirendes Hormon (FSH, Follitropin)
Definition: Das Hormon wird bei allen Geschlechtern gebildet. Bei Frauen ist das Hormon wichtig für die Follikelreifung, bei Männern für die Spermienbildung.
Normwerte: Für Männer gilt ein Referenzwert von 2-10 internationalen Einheiten pro Milliliter (IU/ml), bei Frauen variiert der Wert je nach Zyklusphase.
Erhöhte Werte: Ursachen beim Mann zum Beispiel eine Unterfunktion der Keimdrüsen, bei der Frau beispielsweise Zysten, Störungen im Zyklus oder Funktionsstörungen der Eierstöcke.
Erniedrigte Werte: Mögliche Auslöser sind Stress sowie eine Funktionsstörung der zugehörigen Drüsen. Im Einzelnen unterscheiden sich die Ursachen jedoch zwischen den Geschlechtern.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist FSH?
Das Follikelstimulierende Hormon (FSH, Follitropin) ist ein Botenstoff aus der Gruppe der Gonadotropine. Das bedeutet, dass das Hormon direkt auf die Geschlechtsdrüsen einwirkt. Es ist nicht geschlechtsspezifisch und wird im Hypophysenvorderlappen (Hirnanhangsdrüse) gebildet. Von der Hormondrüse wird FSH ins Blut abgegeben, damit es zu den Geschlechtsorganen transportiert werden kann.
Im Hypothalamus (Abschnitt des Zwischenhirns) wird die Sekretion von FSH über ein weiteres Hormon, das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH), geregelt.
Normalwerte für FSH bei Frauen, Männern und Kindern
Bei den Referenzwerten für FSH sollte beachtet werden, dass sich diese je nach Literatur und von Labor zu Labor geringfügig unterscheiden. Ein Laborergebnis sollte immer vom behandelnden Fachpersonal ausgewertet und beurteilt werden.
Kinder | Referenzwerte in IU/ml |
5. Lebenstag | 0,2 bis 4,6 |
2. Lebenmonat bis 3. Lebensjahr | 1,4 bis 9,2 |
4.-6. Lebensjahr | 0,4 bis 6,6 |
7.-9. Lebensjahr | 0,4 bis 5,0 |
10.-11. Lebensjahr | 0,4 bis 6,6 |
12.-18. Lebensjahr | 1,4 bis 9,2 |
Frauen |
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Follikelphase | 2 bis 12 (11 bis 20 im Urin) |
Ovulationsphase | 8 bis 20 |
Lutealphase | 2 bis 8 |
Schwangerschaft | < 0,3 |
unter oraler Antikonzeption (Pille) | < 4,9 |
Menopause | 20-100 (10 bis 87 im Urin) |
Postmenopause | 23,9 bis 116 |
Männer |
|
nach der Pubertät | 2 bis 10 |
Einheiten: IU/ml = internationale Einheiten pro Milliliter
Wann wird der FSH-Wert untersucht?
In den meisten Fällen wird der FSH-Wert im Blutserum bei unerfülltem Kinderwunsch ermittelt. Anlass für eine Hormonuntersuchung können auch Erkrankungen sein, deren Ursache eine Sexualhormonstörung sein könnte. Anhaltspunkte sind beispielsweise:
- Entwicklungsstörungen in der Pubertät, insbesondere der Geschlechtsreife
- Zyklusstörungen
- Unfruchtbarkeit
- Unterfunktion der Eierstöcke (Ovarialinsuffizienz)
- Störungen der Samenreifung
Wirkung und Funktion von FSH bei Frauen
Bei Frauen wirkt FSH auf die Ovarien und sorgt dort für die Reifung der Eibläschen (Follikel) zu funktionsfähigen Eizellen in der ersten Zyklushälfte. Im Zusammenspiel mit dem luteinisierenden Hormon (LH) regt FSH die Produktion von Östrogen und Progesteron in den Eierstöcken an. Zwischen ihnen besteht eine entgegengesetzte Wechselwirkung:
Bei viel Östrogen und Progesteron im Blutkreislauf schüttet die Hirnanhangsdrüse weniger FSH aus.
Sinkt die Konzentration an Östrogen und Progesteron, steigt die FSH-Freisetzung wieder.
FSH als Marker für die Wechseljahre
Im Klimakterium verlieren die Eierstöcke allmählich ihre Fähigkeit Östrogen und Progesteron zu produzieren. Mit einer erhöhten Ausschüttung von FSH versucht der Körper gegenzusteuern und die Eierstöcke zur verstärkten Herstellung der beiden Sexualhormone zu stimulieren.
Dies wirkt sich auf die Steuerung des Zyklus aus – er wird unregelmäßiger oder die Menstruation bleibt aus. Nach der Menopause hält der Körper den FSH-Spiegel zwar weiterhin hoch. Doch durch die fehlende Rückantwort aus den Eierstöcken reduziert er die Konzentration von FSH im Blut schließlich auf ein Maß leicht oberhalb der Phase vor den Wechseljahren.
FSH dient als zuverlässiger Marker für den Fortschritt der Wechseljahre und zur Vorhersage der letzten Regelblutung und dem damit verbunden Eintritt der Menopause.
Wann ist der FSH-Wert bei Frauen niedrig?
Ein erniedrigter FSH-Wert ist nicht mit einer Fehlfunktion der Geschlechtsorgane verbunden, sondern gibt Hinweise auf eine Störung am Syntheseort des Hormons im Gehirn.
Mögliche Ursachen sind:
- Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)
- Funktionsstörungen im Bereich des Hypothalamus
- Tumore im Bereich der Hypophyse
- Essstörungen wie eine Magersucht
- Stress
- zu viel Sport
- Einnahme von Hormonen (zum Beispiel Antibabypille)
Wann ist der FSH-Wert bei Frauen zu hoch?
Erhöhte FSH-Wert lassen meist auf eine Fehlfunktion an den Geschlechtsorganen schließen, da die erhöhte FSH-Ausschüttung einen Hormonmangel in den Geschlechtsdrüsen kompensieren soll. Schwankungen können aber auch durch den Menstruationszyklus bedingt und dementsprechend normal und harmlos sein.
Häufige Ursachen für einen hohen FSH-Wert sind:
- Zeitraum vor dem Eisprung (physiologisch eher unbedenklich)
- Zysten an den Eierstöcken (polyzystisches Ovarialsyndrom, PCO-Syndrom)
- Unterfunktion der Eierstöcke (nach einseitiger operativer Entnahme oder mit Einsetzen der Wechseljahren)
- Funktionsverlust der Eierstöcke (nach beidseitiger Entnahme oder in der Menopause)
- Turner-Syndrom
Wirkung und Funktion von FSH bei Männern
FSH wirkt beim Mann auf die Hoden und steuert dort die Spermienbildung (Spermatogenese).
Wann ist der FSH-Wert bei Männern niedrig?
Ein niedriger FSH-Wert beim Mann kann durch einen genetischen Defekt bedingt sein oder durch eine Schädigung im Gehirn. Dies kann zum Beispiel durch einen Schlaganfall im Bereich des Zwischenhirns ausgelöst werden.
Die Folge von niedrigen FSH-Werten:
Unterfunktion der Keimdrüsen (sekundärer hypogonadotroper Hypogonadismus, etwa das Kallmann-Syndrom)
Störungen im Bereich von Hypothalamus (Abschnitt des Zwischenhirns) oder Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
sexuelle Unlust und Potenzprobleme
Wann ist der FSH-Wert bei Männern hoch?
Auch bei erhöhten FSH-Werten können genetische Ursachen in Frage kommen. Hohe Werte sprechen aber in der Regel für eine Schädigung an den Hoden. Mögliche Gründe sind:
Unterfunktion der Keimdrüsen, trotz ausreichender Stimulation (primärer hypergonadotroper Hypogonadismus, etwa das Klinefelter-Syndrom)
Schäden an den Tubuluszellen im Hoden, etwa nach Entzündung, Infektion oder durch Traumata
Chemotherapie und/oder Strahlentherapie
FSH-Mangel: Symptome und Therapie
Ist ein FSH-Mangel genetisch bedingt und besteht seit der Geburt, kommt es zu Entwicklungsverzögerungen und -störungen mit den offensichtlichen Symptomen der Erkrankungen wie Klinefelter- oder Kallmann-Syndrom.
Tritt der FSH-Mangel erst verspätet auf, ist häufig eine dauerhaft bestehende Unfruchtbarkeit die Folge. Denn bei Frauen reifen die Follikel nicht und bei Männern die Spermien.
Liegt die Ursache für den Mangel in der Hypophyse und damit in der fehlenden Synthese von FSH, kann das Hormon chemisch hergestellt und mittels Injektion in die Blutbahn ersetzt werden. Die genaue Dosierung ist hier besonders wichtig, da sich zu hohe Dosen negativ auf andere Hormone im Körper auswirken können. Bei Frauen besteht außerdem die Gefahr, dass es zur gesteigerten Reifung von Eizellen kommt. Dies kann zu Mehrlingsschwangerschaften führen.
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