Wichtig bei Kinderwunsch

Anti-Müller-Hormon: Wie hoch ist die Eizellreserve?

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Das Anti-Müller-Hormon (AMH) ist ein zentrales Beurteilungskriterium in der Reproduktionsmedizin: Als Laborparameter dient der AMH-Wert dazu, Fruchtbarkeitsstörungen der Frau zu erkennen. Doch wie aussagekräftig ist dieser Wert wirklich?

Anti-Müller-Hormon: Wie hoch ist der Eizellenvorrat?
©Getty Images/d3sign

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was sagt der AMH-Wert aus? Je höher der AMH-Wert, desto mehr befruchtungsfähige Eizellen können noch heranreifen.

Wann kann eine Bestimmung des AMH-Wertes sinnvoll sein? Vor allem für Frauen, die ihren Kinderwunsch noch aufschieben möchten, kann es hilfreich sein, den AMH-Wert messen zu lassen. So lässt sich besser abschätzen, wie lange man noch fruchtbar ist.

Wie hoch sollte der AMH-Wert sein? Der ideale AMH-Wert variiert je nach Alter und individuellen Gesundheitsfaktoren, liegt aber in der Regel zwischen 1 und 10 µg/l bei Frauen im gebärfähigen Alter.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist das Anti-Müller-Hormon?

Beim Anti-Müller-Hormon (AMH) handelt es sich um einen Marker für die Eizellenreserven der Frau. Zusammen mit anderen Faktoren kann er Aufschluss darüber geben, wie hoch die Chancen einer Frau sind, schwanger zu werden.

Der AMH-Spiegel verändert sich im Laufe des Lebens. Mit etwa 25 Jahren erreicht er seinen Höhepunkt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Menge an Follikeln individuell ab, bis schließlich die Menopause eintritt.

Anti-Müller-Hormon während Embryonalentwicklung

Bereits im Mutterleib spielt das Anti-Müller-Hormon (AMH) bei der Embryonalentwicklung eine wichtige Rolle, denn es nimmt Einfluss auf die Differenzierung der Geschlechter.

Zwischen der achten und elften Schwangerschaftswoche bewirkt das Hormon bei männlichen Feten die Rückbildung der Müller-Gänge. Dies führt später zur Ausbildung der männlichen Geschlechtsmerkmale. Das Hormon wird in den Sertoli-Zellen des Hodens gebildet.

Weibliche Feten produzieren kein AMH, sodass sich bei ihnen aus den Müller-Gängen Gebärmutter, Eileiter und Teile der Vagina entwickeln können. Sie bilden das Hormon erst, wenn sie geschlechtsreif sind. Mit Beginn der Pubertät wird das Anti-Müller-Hormon in den Granulosazellen heranwachsender Follikel (Eibläschen) im Eierstock hergestellt.

AMH-Test: Wie wird der Wert festgestellt?

Das Anti-Müller-Hormon wird durch eine Blutuntersuchung bestimmt. In der Regel schwankt der Spiegel im Laufe des Zyklus nur schwach, weshalb die Untersuchung zu jeder Zeit durchgeführt werden kann.

Einige Studien haben jedoch gezeigt, dass vor allem bei jüngeren Frauen zyklusabhängige Schwankungen vorkommen können. Das individuelle Vorgehen sollte daher mit der gynäkologischen Praxis oder mit der Kinderwunschklinik abgesprochen werden.

Liegt ein medizinischer Grund vor, wird der AMH-Test von der Krankenkasse erstattet. Ansonsten müssen die Kosten in Höhe von 50 bis 150 Euro selbst gezahlt werden.

AMH und Kinderwunsch: Wann wird der Wert bestimmt?

Dem Anti-Müller-Hormon kommt in der Diagnostik von Fruchtbarkeitsstörungen eine wichtige Bedeutung zu. Der AMH-Wert liefert Hinweise zu der sogenannten ovariellen Funktionsreserve. Dabei handelt es sich um den Eizellenvorrat: Das heißt, um die Anzahl der reifungsfähigen Follikel im Eierstock, die sich zu einer befruchtungsfähigen Eizelle entwickeln können.

Allerdings sagt der Hormonspiegel nichts über die Qualität dieser Eizellen aus. Weitere Faktoren wie das Alter der Frau und die Dauer des unerfüllten Kinderwunsches werden deshalb für die Diagnose ebenfalls berücksichtigt. Zusätzlich werden in der Regel weitere Untersuchungen durchgeführt – dazu zählen ein Ultraschall sowie die Bestimmung des Hormons FSH.

Während einer laufenden Kinderwunschbehandlung ist der AMH-Wert ebenfalls bedeutsam: Er kann zum Beispiel bei einer hormonellen Stimulierung bestimmt werden und hilft dabei, das Risiko einer Überstimulation der Eierstöcke abzuschätzen. Auch den Erfolg einer In-vitro-Fertilisation (IVF), die auch künstliche Befruchtung genannt wird, können Fachleute mithilfe des Wertes besser beurteilen.

Welche AMH-Werte sind normal?

Die folgenden AMH-Werte werden als Referenzwerte zur Orientierung betrachtet, sie können jedoch je nach Labor und Methode abweichen. Neben der Einheit Mikrogramm pro Liter Blut (µg/l) werden die Werte manchmal auch in Nanogramm pro Milliliter angegeben.

Tabelle mit AMH-Werten:

AMH-Wert  in µg/l Beurteilung
1-10 µg/l Normwert bei einer geschlechtsreifen Frau
0,4-1 µg/l ein­geschränk­te ovariel­le Reserve
< 0,4 µg/l stark eingeschränkte Fertilität; in der Regel ab der Menopause

Zum Vergleich: Beim erwachsenen Mann liegt die Konzentration bei rund 1,5 bis 4,3 µg/l.

Die Interpretation der Anti-Müller-Hormon-Werte sollte stets dem medizinischen Personal überlassen werden: Sie sind individuell im jeweiligen Kontext zu betrachten.

Anti-Müller-Hormon zu niedrig

In Bezug auf die Fruchtbarkeit stellt ein niedriger Anti-Müller-Hormon-Wert einen frühen Biomarker dar, um eine sinkende Anzahl an Eizellen und damit abnehmende Eierstockreserve festzustellen. Ein niedriger Hormonspiegel bedeutet aber nicht automatisch, dass die Patientin per se nicht schwanger werden kann.

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Anti-Müller-Hormon beeinflussen können. Dazu zählt unter anderem die Anwendung von hormonellen Verhütungsmitteln: Hier kann der Wert rund 30 Prozent niedriger ausfallen. Etwa ab dem 30. Lebensjahr sinkt der Hormonspiegel auf natürliche Weise. In den Wechseljahren ist AMH kaum noch nachweisbar.

Hat die Eizellreserve schon sehr frühzeitig stark abgenommen, kann möglicherweise eine prämature Ovarialinsuffizienz (POI) vorliegen. Eine mögliche Ursache für diese verfrühte Menopause noch vor dem 40. Lebensjahr könnte zum Beispiel eine Chemotherapie zur Krebsbehandlung sein.

Anti-Müller-Hormon zu hoch

Sehr hohe AMH-Werte sind nicht automatisch mit einer erhöhten Fruchtbarkeit verbunden. Auffällige Ergebnisse sollten daher stets ärztlich abgeklärt werden.

Eine zu hohe AMH-Konzentration kann zum Beispiel auf ein polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom) oder andere Erkrankungen hinweisen. Hierbei handelt es sich um eine Hormonstörung der Frau, die mit Einschränkungen der Fruchtbarkeit einhergehen kann.

AMH-Wert als Fruchtbarkeitstest?

Da die Konzentration des Anti-Müller-Hormons mit zunehmendem Lebensalter abnimmt, wird dessen Bestimmung auch als Fruchtbarkeitstest angeboten. Ein solcher Test hat das Ziel, herauszufinden, wie viel Zeit einer Frau noch bleibt, um sich den Kinderwunsch zu erfüllen.

Ob generelle Screenings ab einem bestimmten Alter sinnvoll sind, wird kontrovers diskutiert. Aufgrund fehlender Daten lässt sich aus der Höhe des Wertes nicht eindeutig ableiten, wie lange die Funktion der Eierstöcke noch aufrechterhalten bleibt. Außerdem ist nicht ausschließlich dieser Wert für das Eintreten einer spontanen Schwangerschaft entscheidend.

Bei Frauen ohne aktuellen Kinderwunsch oder mit Zyklusstörungen ist das AMH deshalb nicht unbedingt als Indikator der Fruchtbarkeit geeignet und wird daher nicht uneingeschränkt als Fertility-Check empfohlen. Im Gegenteil könnte sich das Wissen um einen niedrigen AMH-Wert sogar nachteilig auswirken: Wenn der Wert von der betroffenen Frau als krankhaft interpretiert wird, obwohl gar keine akute Kinderwunschproblematik vorliegt, könnte das Betroffene grundlos verunsichern.

Lässt sich der AMH-Wert verbessern?

Ein niedriger AMH-Wert bedeutet nicht, dass die betroffene Frau nicht mehr schwanger werden kann. Solange die Menopause noch nicht eingetreten ist, besteht auch die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Sollte sich auf natürlichem Wege keine Schwangerschaft einstellen, ist in erster Linie gynäkologischer Rat einzuholen. Auf diese Weise können alle Faktoren berücksichtigt und je nach Ursache eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.

Um ein spezielles Mittel zur Erhöhung des AMH-Spiegels zu empfehlen, ist die Datenlage bisher nicht ausreichend. Der Einfluss von Vitamin D oder von DHEA (ein Steroidhormon) wird aktuell untersucht. Ohne ärztliche Rücksprache sollten Nahrungsergänzungsmittel jedoch nicht zur Stimulation der Hormonproduktion eingenommen werden.

Allgemein empfiehlt es sich, bei Kinderwunsch einen gesunden Lebensstil zu führen und zum Beispiel auf Nikotin zu verzichten.

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