ACTH: Was bedeutet ein zu hoher oder ein zu niedriger Wert?
ACTH ist ein Hormon, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird und die Ausschüttung von Kortisol anregt. Ist der ACTH-Wert erhöht oder erniedrigt, kann eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. Welche Werte sind normal und was sind die Ursachen für abweichende Laborwerte?
- © Getty Images/Stanislau Kharytanovich
Im Überblick:
Was ist ACTH?
ACTH ist die Abkürzung für adrenokortikotropes Hormon und wird auch Corticotropin genannt. Es wird in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet und ins Blut ausgeschüttet, wo es die Nebennieren (zwei auf den Nieren sitzende Drüsen) zur Produktion von Kortisol anregt. Das funktioniert in Form eines Regelkreises:
Ist zu wenig Kortisol im Körper vorhanden (Hypokortisolismus), wird vermehrt ACTH gebildet, das die Ausschüttung von Kortisol in der Nebennierenrinde stimuliert.
Ist zu viel Kortisol im Körper vorhanden (Hyperkortisolismus), wird die ACTH-Bildung durch die Hirnanhangdrüse heruntergefahren.
Ein veränderter ACTH-Wert muss daher immer im Zusammenhang mit dem Kortisolspiegel bewertet werden und kann seine Ursache sowohl in einer Erkrankung der Hypophyse als auch in Erkrankungen der Nebenniere haben.
Wann wird ein ACTH-Test vorgenommen?
ACTH wird meist dann im Blut bestimmt, wenn ein zu hoher oder zu niedriger Kortisolspiegel im Blut vorliegt. Mit der Untersuchung soll festgestellt werden, ob die Ursache für diese abweichenden Werte in der Hirnanhangsdrüse oder in der Nebenniere liegt.
Normalwerte von ACTH
Wie Kortisol gehört auch ACTH zu den Stresshormonen und unterliegt tageszeitlichen Schwankungen: Am frühen Morgen ist der Wert am höchsten, der niedrigste Wert findet sich am frühen Abend. Die Referenzbereiche für Normalwerte von ACTH liegen bei:
• 10 bis 60 Pikogramm/Milliliter (7 bis 10 Uhr)
• unter 30 Pikogramm/Milliliter (20 bis 22 Uhr)
Zur Bestimmung des ACTH-Wertes wird eine Blutprobe entnommen und im Labor untersucht.
Was bedeutet ein zu niedriger ACTH-Wert?
Erniedrigte ACTH-Werte treten auf, wenn entweder zu wenig ACTH in der Hypophyse produziert wird oder die Nebennierenrinde zu viel Kortisol ausschüttet. Folgende Erkrankungen können der Auslöser dafür sein:
primäres Cushing-Syndrom (erhöhter Kortisolspiegel aufgrund von Tumoren in der Nebennierenrinde oder einer medikamentösen Behandlung mit Glukokortikioden)
Funktionsstörung der Hirnanhangsdrüse (durch Tumore, Unfälle, Entzündungen oder Bestrahlung)
Was bedeutet ein zu hoher ACTH-Wert?
Erhöhte ACTH-Werte treten auf, wenn entweder zu viel ACTH in der Hypophyse produziert wird oder die Nebennierenrinde zu wenig Kortisol ausschüttet. Folgende Erkrankungen können der Auslöser dafür sein:
Morbus Addison (eine Form der Nebennierenrindenunterfunktion)
sekundäres Cushing-Syndrom (erhöhter Kortisolspiegel aufgrund von Tumoren in der Hirnanhangsdrüse)
ACTH-produzierende Tumore außerhalb der Hypophyse (beispielsweise in der Lunge oder Bauchspeicheldrüse)
ACTH-Stimulationstest: Diagnose von Morbus Cushing
Um die Funktion der Nebennierenrinde oder den Verdacht auf ein Cushing-Syndrom zu überprüfen wird gelegentlich ein ACTH-Stimulationstest gemacht: Dabei wird der Kortisolspiegel im Blut vor und nach der Gabe von ACTH gemessen.
Bei gesunden Menschen steigt der Kortisolwert nach Gabe des ACTH, bei Nebennierenrindeninsuffizienz fehlt dieser deutliche Anstieg. Steigt der Kortisolspiegel nach Gabe des ACTH außergewöhnlich hoch, weist dies auf ein Cushing-Syndrom hin.
Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!