Entzündungswerte im Blut: Was steckt dahinter?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftUnter dem Begriff Entzündungswerte oder Entzündungsmarker werden in der Labordiagnostik eine Reihe von Blutwerten zusammengefasst, die Auskunft über chronische oder akute Entzündungen im Körper geben. Welche Entzündungswerte es gibt und was sie bedeuten, lesen Sie hier.
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Generell sind Entzündungen Reaktionen des Körpers auf innere oder äußere Reize, die die natürlichen Abläufe stören. Mit der Aktivierung des Immunsystems wehrt sich der Körper gegen eingedrungene Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze), gegen Fremdkörper, Allergene, giftige Substanzen (Chemikalien, Dämpfe) oder auch physikalische Reize von außen wie Reibung, Druck, Hitze und Strahlung. Auch eine ganze Reihe körpereigener Reize kommt als Ursache für Entzündungen in Frage, zum Beispiel Tumoren oder die Konzentration von schädlichen Stoffwechselprodukten, wodurch Organe nicht mehr hundertprozentig funktionieren.
Im Überblick:
Klassische Symptome einer Entzündung
Akute Entzündungen im Körper können oft schon Laien anhand charakteristischer Symptome erkennen und lokalisieren: Die jeweilige Körperregion ist gerötet, erwärmt und geschwollen, der*die Betroffene klagt über Schmerzen, die zum Teil brennend sein können. Die Funktion des entzündeten Körperteils ist eingeschränkt.
In der medizinischen Fachsprache werden die klassischen Entzündungszeichen als
- Rubor (Rötung),
- Calor (Hitze),
- Tumor (Schwellung),
- Dolor (Schmerz) und
- Functio laesa (gestörte Funktion)
bezeichnet. Nicht selten kommen bei Entzündungen als unspezifische Anzeichen Fieber, manchmal auch Schüttelfrost und ein allgemeines Krankheitsgefühl hinzu.
Chronische Entzündungsprozesse im Körper dagegen sind meist nicht so einfach zu erkennen. Sie bauen sich zum Teil über einen längeren Zeitraum schleichend auf und verursachen wenige oder sehr unspezifische Beschwerden.
In der Diagnostik sowohl von akuten als auch chronischen Entzündungen kommt deshalb bei den Laborwerten den Entzündungswerten (auch Entzündungsfaktoren) große Bedeutung zu. Mit erhöhten Werten lässt sich die Art der Entzündung eingrenzen. Viele chronische Entzündungsvorgänge an inneren Organen (Herz, Niere, Leber, Lunge, Gefäßsystem) kann der*die Arzt*Ärztin mittels erhöhten Entzündungsmarkern in einem recht frühen Stadium auf die Spur kommen.
Wichtig dabei: Erhöhte Entzündungswerte können äußerst unterschiedliche Krankheiten als Ursachen haben, sie geben meist nur sehr allgemein Auskunft über Entzündungsvorgänge im Körper. Die Werte müssen immer in Kombination mit den anderen Krankheitssymptomen oder weiteren Parametern betrachtet werden.
Die wichtigsten Blutwerte, die der*die Arzt*Ärztin bei einer Diagnose von Entzündungen vom Labor bestimmen lässt, sind:
CRP (C-reaktives Protein)
Einzeln werden sie zudem vor geplanten Operationen gemessen. Damit wird sichergestellt, dass das Immunsystem des Körpers nicht bereits eine Infektion bekämpft – ein zusätzlicher Eingriff könnte die Abwehr dann zu sehr belasten.
Zuverlässigster Entzündungsparameter: CRP
Das C-reaktive Protein (CRP) ist der wichtigste Wert für Entzündungen im Körperinneren. Es ist eines von rund 30 Akute-Phase-Proteinen und wird in der Leber gebildet. Das CRP "markiert" körperfremde Zellen oder zerstörtes Körpergewebe für die Fresszellen des Immunsystems.
Die Konzentration des C-reaktiven Proteins im Blut kann bereits erhöht sein, wenn noch keine weiteren Symptome wie Fieber oder erhöhte Leukozytenzahl vorhanden sind. CRP ist der wichtigste Wert bei einem Verdacht auf Blinddarmentzündung, Gallenwegsentzündungen und Atemwegsinfekten. Das CRP steigt bei Infektionen durch Bakterien am stärksten an, geringer bei Virusinfektionen. Er dient damit der Unterscheidung, ob eine Entzündung durch Bakterien oder Viren hervorgerufen wird, sowie zur Entscheidung, ob eine Behandlung mit Antibiotika nötig ist.
Die CRP-Konzentration im Blut sollte bei Gesunden unter zehn Milligramm pro Liter liegen. Erhöhte Werte können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Jedoch können Mediziner*innen an der Höhe des Anstiegs Hinweise auf eine chronische oder akute Entzündung bekommen.
Entzündungswert Leukozyten
Die Zahl der weißen Blutkörperchen oder Leukozyten ist ein weiterer Blutwert, der bei Verdacht auf Entzündungen bestimmt wird. Die Leukozyten sind ein wichtiger Teil der Immunabwehr des Körpers. Bei gesunden Erwachsenen liegt der Normwert zwischen 4.000 und 10.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut.
Wenn die Laboruntersuchung eine zu hohe Anzahl von Leukozyten (Leukozytose) zeigt, kann das auf Bakterien, Leukämie oder auf lokale Entzündungen im Körper hinweisen. Auch bei sportlicher Betätigung, bei Raucher*innen und in der Schwangerschaft ist der Leukozytenwert erhöht. Bestimmte Medikamente können die Zahl der Leukozyten im Blut ebenfalls steigen lassen.
Blutsenkungsgeschwindigkeit: simpel, aber unspezifisch
Auch die Blutsenkungsgeschwindigkeit, kurz Blutsenkung oder BSG (alternativ: Blutkörperchen-Geschwindigkeit; BKG), kann im Rahmen einer Labordiagnose Hinweise auf Entzündungen im Körper liefern. Um die Blutsenkung zu bestimmen, wird im Labor das Blut mit einer Substanz vermischt und im Röhrchen aufrecht hingestellt. Dann wird beobachtet, wie schnell sich das Blutserum in flüssige (Blutplasma) und feste Bestandteile teilt. Diese Geschwindigkeit der Blutsenkung hängt davon ab, wie viele und welche festen Blutbestandteile vorhanden sind.
Für eine erhöhte Blutsenkung gibt es jedoch sehr unterschiedliche Ursachen. Neben chronischen und akuten Entzündungen, Tumoren, Autoimmunerkrankungen und rheumatischen Krankheiten können hohe Werte bei Blutarmut (Anämie), Leukämie, während der Schwangerschaft, vor der Menstruation oder durch Einnahme der Antibabypille auftreten. Als Entzündungsmarker ist die BSG deshalb nur bedingt geeignet.
Normwerte bei Erwachsenen
Die Tabelle zeigt die Entzündungswerte im Normbereich bei erwachsenen Männern und Frauen:
Entzündungswert im Blut | Normbereich Männer | Normbereich Frauen |
CRP | bis 5 Milligramm pro Liter (mg/l) | bis 5 Milligramm pro Liter (mg/l) |
Leukozyten | 3.800-10.500 pro Mikroliter Blut (µl) | 3.800-10.500 pro Mikroliter Blut (µl) |
Blutsenkung (BSG) | bis 50 Jahre: 3-15 Millimeter pro Stunde (mm/h) Über 50 Jahre: 3-20 Millimeter pro Stunde (mm/h) |
bis 50 Jahre: 6-20 Millimeter pro Stunde (mm/h) über 50 Jahre: 6-30 Millimeter pro Stunde (mm/h) |
Wie kann man Entzündungswerte senken?
Erhöhte Entzündungswerte sind immer ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem des Körpers in Aktion ist – eine ganz natürliche Reaktion bei einem Infekt also. Wenn eine Entzündung abklingt, so sinken die Werte von allein. Medikamente wie Antibiotika können den Heilungsprozess unterstützen, entzündungshemmende Mittel unterdrücken die Entzündungsreaktionen.
Alle drei Entzündungsparameter (CRP, Leukozyten, Blutsenkungsgeschwindigkeit) haben gemeinsam, dass sie eher unspezifische Parameter sind. Das heißt, dass man an ihnen zwar sehen kann, dass es eine Entzündung im Körper gibt, jedoch nicht, wo genau sich diese befindet und wodurch sie zustande kommt. Für eine genaue Diagnose einer dahinter steckenden Krankheit müssen oft weitere Werte in einer Blutuntersuchung bestimmt werden. Dazu gehören zum Beispiel:
- Akute-Phase-Proteine wie Fibrinogen, Transferrin, Alpha-I-Antitrypsin, Albumin, Antithrombin III
- Tumormarker
- Immunglobuline (Antikörper)
- Leberwerte
- großes Blutbild mit weiteren Werten
Zusätzlich sind oft bildgebende Verfahren wie Sonografie, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT), eine Angiografie, Darmspiegelung oder andere Untersuchungen nötig.