Wundheilung beschleunigen: Was den Heilungsprozess unterstützt
Eine optimale Wundbehandlung ist wichtig, um die Wundheilung zu beschleunigen. Auch der eigene Lebensstil beeinflusst den Heilungsprozess. Was zu einer schnellen Wundheilung beiträgt.
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Die Wundheilung ist ein natürlicher Prozess, der durch medizinische Maßnahmen unterstützt werden kann. Wie lange die Wundheilung dauert, ist abhängig von der Art der Wunde, dem Lebensstil und dem Gesundheitszustand des Betroffenen. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann für eine schlechte Heilung verantwortlich sein. Ist eine Wunde nach zwei bis drei Wochen nicht abgeheilt, sprechen Mediziner von einer chronischen Wunde.
Im Überblick:
Wundheilung beschleunigen durch optimale Behandlung
Die Wundbehandlung hängt von Art und Ausmaß der Wunde ab. Kleine und oberflächliche Wunden versorgen die Betroffenen meist zu Hause. Bei größeren und komplizierteren Wunden ist immer die Behandlung durch einen Arzt erforderlich. Dies gilt zum Beispiel für tiefe, stark blutende oder verschmutze Wunden sowie für Bisswunden.
Reinigung der Wunde
Nach einer Verletzung ist es wichtig, die Wunde sorgfältig zu säubern, um Schmutz und Bakterien zu entfernen. Dazu sollten sterile Flüssigkeiten verwendet werden. Leitungswasser ist nicht frei von Mikroorganismen – es sollte nur zur Spülung der Wunde eingesetzt werden, falls kein geeigneteres Mittel zur Verfügung steht. Lösungen oder Sprays zur Wundreinigung sind in der Apotheke erhältlich und gehören in jede Hausapotheke.
Besteht Gefahr, dass sich die Wunde infiziert, werden antiseptische Lösungen zur Reinigung verwendet, etwa bei verschmutzten Wunden und Bisswunden. Diese spülen Mikroorganismen nicht nur aus der Wunde, sondern töten sie auch ab. Grundsätzlich sollten antiseptische Lösungen möglichst selten und sparsam eingesetzt werden, da sie die Heilung der Wunde auch behindern können. Einige Substanzen können zudem Allergien auslösen. Bei kleinen und sauberen Wunden kann auf antiseptische Lösungen in der Regel verzichtet werden.
Chirurgische Wundbehandlung
Ist bereits abgestorbenes Gewebe in einer Wunde vorhanden, muss der Arzt es chirurgisch entfernen. Diesen Vorgang bezeichnen Mediziner als Debridement. Wenn erforderlich, näht der Arzt die Wunde.
Trockene versus feuchte Wundheilung
Ursprünglich wurden Wunden mit traditionellen Verbandsmitteln wie Kompressen und Pflastern versorgt, die Flüssigkeit aufnehmen und die Wunde austrocknen (trockene Wundversorgung). Anfang der 1960er Jahre zeigten Forschungsergebnisse, dass das Feuchthalten der Wunde die Heilung beschleunigt, während Austrocknung zu Schorfbildung führt und das Risiko für Narben erhöht.
Daher kommt heute bei den meisten Wunden die feuchte Wundbehandlung zum Einsatz, auch moderne Wundbehandlung genannt. Um die Wunde feucht zu halten, werden beispielsweise Wundgels eingesetzt. Moderne Wundgels enthalten oft zusätzliche Bestandteile, die die Heilung der Wunde unterstützen, zum Beispiel Zink.
Entwickelt wurden außerdem spezielle Verbandsmaterialien, die überschüssige Flüssigkeit aufnehmen, ohne dass die Wunde zu trocken wird. Ein Vorteil zeigt sich auch beim Verbandswechsel: Da traditionelle Verbandsmaterialien die Wunde austrocknen, verkleben sie häufig mit dem Wundgrund und das Ablösen schmerzt. Moderne Materialien verkleben kaum mit dem Gewebe.
Was fördert die Wundheilung?
Durch einen gesunden Lebensstil können Betroffene dazu beitragen, dass eine Wunde schneller verheilt:
Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung fördert die Heilung von Wunden. Wichtig ist vor allem die Zufuhr von Eiweiß, Mineralstoffen wie Zink und Eisen sowie Vitaminen wie Vitamin C.
Ziel sollte ein normales Körpergewicht sein: Das Risiko für Wundheilungsstörungen ist sowohl bei untergewichtigen als auch bei stark übergewichtigen Menschen erhöht.
Ausreichend trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgt für eine gute Durchblutung und stellt so den Nährstofftransport zur Wunde sicher.
Mit dem Rauchen aufhören: Nikotinkonsum wirkt sich negativ auf die Wundheilung aus. Zum Beispiel ist bei Rauchern das Risiko für eine schlechte Wundheilung nach chirurgischen Eingriffen höher als bei Nichtrauchern.
Stress vermeiden: Auch psychischer Stress wirkt sich negativ auf die Heilung von Wunden aus.
Grunderkrankungen behandeln: Bestimmte Grunderkrankungen können für eine Wundheilungsstörung verantwortlich sein. Ein Beispiel ist Diabetes mellitus: Hier ist es wichtig, dass Betroffene regelmäßig den Blutzuckerspiegel überprüfen, um die Krankheit optimal einzustellen.
Wundheilungsphasen: Was passiert bei der Heilung?
Den Heilungsprozess unterteilen Mediziner in drei Phasen, die sich zeitlich überlappen:
Exsudative Phase (Entzündungsphase): Dieser erste Abschnitt der Heilung dauert bis zu vier Tage. Das Gerinnungssystem wird aktiviert und Entzündungszellen dringen in die Wunde ein. Diese Mechanismen begrenzen den Blutverlust und wirken einer Wundinfektion entgegen. Außerdem versucht der Körper, die Wunde zu reinigen: Aus kleinen Gefäßen im Bereich der Wunde tritt Flüssigkeit aus und spült Bakterien, Zelltrümmer und eventuell vorhandene Fremdkörper aus der Wunde. Diesen Vorgang bezeichnen Fachleute als Exsudation.
Proliferative Phase (Granulationsphase): Ausgehend von den Wundrändern bildet sich neues Gewebe. Liegen die Wundränder nicht direkt aneinander an, entsteht Granulationsgewebe: Dieses gefäßreiche Bindegewebe (das hauptsächlich von Fibroblasten gebildet wird) füllt den Wundspalt vorläufig aus.
Reparative Phase (Epithelialisierungsphase): In dieser Wundheilungsphase wachsen Epithelzellen über die Wunde, Granulationsgewebe wird durch Narbengewebe ersetzt. Die Wunde verheilt nun endgültig.
Schreitet die Heilung der Wunde nicht fort, sollte sich der Betroffene frühzeitig in ärztliche Behandlung begeben: Unbehandelte chronische Wunden stellen ein großes Risiko für die eigene Gesundheit dar. Beim Diabetischen Fuß kann sogar eine Amputation erforderlich werden.
Primäre und sekundäre Wundheilung
Wenn die Wundränder direkt zusammenwachsen und die Wunde rasch und komplikationslos abheilt, sprechen Mediziner von primärer Wundheilung. Zu dieser Form der Heilung kommt es bei glatten, aneinanderliegenden Wundrändern und sauberen Wundverhältnissen. Eine Operationswunde zum Beispiel heilt im Normalfall primär. Bei weit auseinanderstehenden Wundrändern bildet sich zunächst Granulationsgewebe – die Wunde heilt "sekundär".
Eine weitere mögliche Ursache für sekundäre Wundheilung ist eine Wundinfektion. Wichtige Anzeichen sind Rötung, Schwellung und Überwärmung im Bereich der Wunde. Eine Wundinfektion kann sich auch auf den ganzen Körper auswirken und zu Fieber und Krankheitsgefühl führen. Wenn sich eine Wunde entzündet, sollten Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen.
Heilt eine Wunde sekundär, bleiben oft größere Narben zurück. Narben gelten als "Endzustand" der Wundheilung – aber auch Narben lassen sich behandeln.
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