Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin

Akupunktur: So wirken und helfen die Nadeln

Akupunktur ist eine alternativmedizinische Behandlungsmethode, bei der an bestimmten Körperpunkten Metallnadeln in die Haut gestochen werden. Bei welchen Beschwerden kann diese Therapieform helfen und wann zahlen die Krankenkassen?

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© Getty Images/Catherine Falls Commercial

Kurzübersicht: Akupunktur

Anwendungsgebiete: Schmerzerkrankungen gehören zu den wichtigsten Indikationen der Akupunktur. Sie wird aber auch bei vielen anderen Beschwerden eingesetzt.

Wirkung: Vor allem bei chronischen Schmerzen konnten die Nadelstiche in Studien positive Effekte erzielen. Insgesamt bleibt der Nutzen aber umstritten und muss in Studien weiter beobachtet werden.

Kosten: Eine Akupunkturbehandlung kostet etwa 50 bis 120 Euro. Unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen gesetzliche Krankenkassen diese Ausgaben.

Artikelinhalte auf einen Blick:

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Was ist Akupunktur?

Die Akupunktur ist eine Heilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM. Der Begriff Akupunktur stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie "Nadelstechen" (acus = Nadel; pungere = stechen). Bei dem Naturheilverfahren werden Nadeln an bestimmten Stellen, den sogenannten Akupunkturpunkten, in die Haut eingebracht.

Lebensenergie fließen lassen

In der TCM ist das sogenannte "Qi", die universelle Kraft, von großer Bedeutung. Demnach fließt die Lebensenergie in speziellen Leitbahnen (Meridiane) durch den Körper. Diese 12 Haupt- und 8 Nebenmeridiane sollen den Körper wie eine Art Netz durchziehen. Entlang der Leitbahnen liegen 361 Akupunkturpunkte, über die das "Qi" beeinflusst werden soll. Die Existenz von Meridianen im menschlichen Körper konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden.

Akupunktur: Wann können Nadeln helfen?

Die Akupunktur gilt vor allem als ergänzende Behandlungsmethode in der Schmerztherapie. Daneben gibt es aber noch zahlreiche andere Erkrankungen und Symptome, die mit Akupunktur behandelt werden können. Die Therapie mit Nadeln wird unter anderem in folgenden Fällen eingesetzt:

Akupunktur in der Schwangerschaft

Frauen können während der Schwangerschaft viele Medikamente nicht einnehmen und setzen deshalb auf sanfte Methoden wie die Akupunktur. Die Nadeltherapie wird zum Beispiel eingesetzt, um Rückenschmerzen oder Übelkeit zu lindern. Außerdem soll Akupunktur die Geburt vorbereiten und erleichtern.

Die Datenlage zur Akupunktur in der Schwangerschaft wird von Fachleuten jedoch insgesamt als unbefriedigend bewertet. Den Expert*innen zufolge ist es schwierig zu sagen, ob positive Effekte wirklich auf die Akupunktur zurückzuführen sind oder darauf, dass Schwangere sich beispielsweise bei ihrer Hebamme gut aufgehoben fühlen.

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Akupunktur: So erfolgt die Behandlung

Der Akupunkturbehandlung geht eine gründliche Diagnostik voraus, bei der neben der Funktionsstörung des erkrankten Organs auch individuelle Aspekte berücksichtigt werden. Anschließend erfolgt die Auswahl bestimmter Akupunkturpunkte. Die Sitzung findet in der Regel in einem ruhigen Raum in entspannter Haltung im Liegen oder Sitzen statt und dauert etwa 20 bis 30 Minuten.

Bei der verbreiteten klassischen Körperakupunktur kommen speziell geschliffene Einwegnadeln zum Einsatz. Normalerweise verursachen diese keine oder nur geringfügige Schmerzen. Im Bereich der Einstichstellen können Patient*innen ein Kribbeln, ein Wärme-, Kälte-, oder Druckgefühl oder auch das Gefühl von Schwere oder Taubheit empfinden.

Währenddessen sollten sich Patient*innen ausruhen und entspannt liegen. In der Regel sind zehn, bei chronischen Beschwerden auch bis zu 20 Behandlungen nötig, die rund ein- bis dreimal wöchentlich erfolgen. Mitunter werden auch Dauernadeln gesetzt, die einige Tage im Körper verbleiben.

Akupunktur durch Piercing?

Einigen TCM-Fachleuten zufolge kann ein Piercing wie eine Dauerakupunktur wirken, wenn es an einem Akupunkturpunkt gestochen wird. Da Piercings aber einen größeren Durchmesser  werden mitunter mehrere Akupunkturpunkte gleichzeitig stimuliert. Je nach Körperstelle könne dies auch unerwünschte Wirkungen haben und eine Akupunktur-Behandlung beeinträchtigen.

Verschiedene Formen der Akupunktur

Neben der klassischen Nadelakupunktur gibt es weitere Formen der Akupunktur, die nach demselben Prinzip funktionieren. Die Reizung der Akupunkturpunkte erfolgt jedoch auf unterschiedliche Weise. Zur Anwendung kommen zum Beispiel:

  • Moxibustion: Akupunktur durch Wärmereize

  • Elektroakupunktur: durch die Nadeln wird zusätzlich schwacher elektrischer Strom geleitet

  • Laserakupunktur: Stimulierung der Akupunkturpunkte mit Laserstrahlung anstatt Nadeln

  • Ohrakupunktur: basiert auf der Vorstellung, dass sich der gesamte Körper in bestimmten Punkten auf die Ohrmuschel projiziert

Ähnlich wie die Akupunktur soll auch die Akupressur die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen. Dabei wird jedoch nicht mit Nadeln in das Gewebe gestochen, sondern von außen, etwa mit den Fingern, Druck auf bestimmte Punkte ausgeübt.

Frau erhält Ohrakupunktur
Akupunktur wird auch auf Mikroebene angewandt. Beispielsweise gibt es spezielle Akupunkturpunkte am Ohr.
© photophonie – stock.adobe.com

Wirkung der Akupunktur – wissenschaftlich belegt?

Nach dem Verständnis der Traditionellen Chinesischen Medizin sollen die Nadelreize den Energiefluss und damit die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren. Aus medizinischer Sicht werden der Akupunktur neurobiologische Wirkmechanismen zugeschrieben.

Demzufolge sollen die Stiche:

  • die Nerventätigkeit beeinflussen und Schmerzen lindern
  • die Ausschüttung von Endorphinen, Serotonin und Kortisol erhöhen
  • die Durchblutung anregen
  • die Muskulatur stimulieren
  • das Immunsystem aktivieren

Die Wirksamkeit der Akupunktur wird seit vielen Jahren in Studien untersucht und kontrovers diskutiert. Groß angelegte Studien haben gezeigt, dass die Akupunktur vor allem bei chronischen Schmerzen wie Migräne oder Rückenschmerzen helfen kann.

Auch bei Kniearthrose führte die alternative Heilmethode dazu, dass die Proband*innen weniger Schmerzmittel benötigten. Die positiven Effekte traten aber auch auf, wenn die Nadeln nicht in die Akupunkturpunkte, sondern an andere Stellen gestochen wurden.

Kritik an Studien

Obwohl es inzwischen zahlreiche Untersuchungen zur Wirksamkeit der Akupunktur bei verschiedenen Beschwerden gibt, ist weiterhin unklar, inwiefern sie wirklich hilft. Fachleute bemängeln beispielsweise, dass in einigen Studien Gruppen von Teilnehmenden, die eine Akupunktur erhielten, mit Gruppen ohne Behandlung verglichen wurden. Demnach könne ein Placebo-Effekt nicht ausgeschlossen werden. Aber auch bei Scheinbehandlungen wisse zumindest die behandelnde Person, ob sie die Nadeln richtig setzt.

Nebenwirkungen der Akupunktur

Insgesamt ist die Akupunktur ein sehr nebenwirkungsarmes Verfahren, besonders wenn sie sachgemäß angewendet wird. Eine Behandlung sollte daher nur bei entsprechend qualifizierten Therapeut*innen erfolgen.

Dennoch sind bei der Akupunktur einige Nebenwirkungen möglich. Dazu gehören:

  • Schmerzen an der Einstichstelle
  • kleinere Blutungen oder Blutergüsse
  • Entzündungen an der Einstichstelle (bei Verwendung unsteriler Nadeln)
  • verstärkte Müdigkeit nach Behandlung

In seltenen Fällen, bei unsachgemäßer Anwendung der Akupunktur, können größere Blutgefäße oder Organe verletzt werden. Besonders vorsichtig müssen Therapeut*innen daher sein, wenn sie Nadeln im Bereich des Brustkorbs und Rumpfs stechen, um Verletzungen an Lunge, Herzen, Nerven und Rückenmark zu vermeiden.

Akupunktur: Erstverschlimmerung möglich

Manchmal kommt es nach einer Sitzung auch zu einer sogenannten Erstverschlimmerung der Symptome, insbesondere in den ersten Stunden oder am ersten Tag nach der Therapie.

Bei kreislaufschwachen oder psychisch kranken Menschen kann durch die Behandlung mitunter auch ein Schwächeanfall oder eine Ohnmacht ausgelöst werden. Dies passiert allerdings sehr selten, insbesondere wenn die Behandlung im Liegen erfolgt.

Wann übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Akupunktur?

Seit 2007 ist die Akupunktur Bestandteil der Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Erstattet wird sie allerdings nur bei chronischen Rückenschmerzen und Knieschmerzen bei Gonarthrose. Bei beiden Indikationen hat sich die Akupunktur in Studien gegenüber konventionellen Behandlungsmethoden (Medikamente, Physiotherapie) als gleichwertig oder sogar überlegen erwiesen.

Patient*innen, die seit mindestens sechs Monaten an chronischen Schmerzen leiden, haben Anspruch auf bis zu zehn Akupunktursitzungen pro Jahr. Weitere Sitzungen sind auf ärztliche Verordnung möglich.

Voraussetzung für die Kostenerstattung ist, dass der*die behandelnde Arzt*Ärztin eine Weiterbildung in Akupunktur absolviert hat. Die Kosten für Anwendungen bei Heilpraktiker*innen werden in der Regel nicht übernommen. Sie variieren je nach Technik, Anwendungsdauer und Aufwand. In der Regel fallen 50 bis 120 Euro pro Sitzung an.

Bei der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. finden Interessierte geprüfte Akupunkturärzt*innen.

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