FSME: Symptome, Behandlung und Risikogebiete
FSME ist die Abkürzung für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Es handelt sich um eine Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns durch ein Virus, welches von Zecken übertragen wird. Eine FSME-Impfung wird unter anderem Menschen empfohlen, die in einem Risikogebiet leben. Wie es zu einer Infektion mit FSME kommen kann und welche Symptome möglich sind.
Kurzübersicht: FSME
Was ist FSME: Die Abkürzung steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Es handelt sich um eine virale Infektionskrankheit, welche mit einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns und des Rückenmarks einhergehen kann. Die Krankheit wird vor allem durch Zecken übertragen. FSME ist eine andere Erkrankung als Borreliose.
Symptome: Möglich sind Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder Krampfanfälle. Nicht immer geht FSME mit Symptomen einher.
Wie wichtig ist die FSME-Impfung? Sie ist der einzig sichere Schutz vor der Erkrankung. Eine FSME-Impfung wird vor allem Menschen empfohlen, die beruflich oder privat viel Zeit im Freien verbringen. Auch ältere Personen und/oder Menschen mit einem schwachen Immunsystem können von durch den Impfstoff profitieren.
Risikogebiete: Ein Risiko besteht laut RKI in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, Sachsen und im Südosten von Thüringen sowie Brandenburg. Einzelne Risikogebiete befinden sich im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Mittelhessen, Niedersachen und Nordrhein-Westfalen.
Im Überblick:
Was ist FSME?
FSME ist die Abkürzung für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Es handelt sich um eine Virusinfektion, die vor allem durch Zecken übertragen wird. Die Krankheit ist deswegen auch als Zeckenenzephalitis bekannt. Dabei kann es zu einer Entzündung der Hirnhäute (Enzephalitis) und des Gehirns (Meningitis) kommen – manchmal ist auch das Rückenmark betroffen.
Die Häufigkeit von FSME ist von Jahr zu Jahr verschieden. Im Jahr 2022 wurden dem Robert Koch-Institut 546 Fälle übermittelt. Damit haben die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent zugenommen.
FSME-Ursachen: Zeckenstich
FSME wird vor allem durch den Stich von infizierten Zecken auf den Menschen übertragen. Die Inkubationszeit der FSME beträgt ein bis zwei Wochen. Damit ist die Zeitspanne gemeint, die zwischen dem Kontakt mit dem Krankheitserreger und dem Ausbruch der Krankheit mit ersten Symptomen verstreicht. Im Extremfall kann sich die Virusinfektion auch erst bis zu vier Wochen nach dem Zeckenstich bemerkbar machen.
FSME-Viren vermehren sich zunächst in den Lymphknoten und Organen wie Milz, Leber sowie dem Knochenmark. Später können sie ins zentrale Nervensystem vordringen, wo sie die FSME-typischen Symptome auslösen.
Seltene Ursachen für FSME
In seltenen Fällen kann die Rohmilch eines infizierten Tieres eine Erkrankung mit FSME verursachen. Die Infektion verläuft bei Kühen meist unbemerkt. Während des akuten Infekts, der einige Tage dauert, können Viren über die Milch ausgeschieden werden. Menschen, die diese unbehandelt trinken, können sich so mit FSME anstecken.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. FSME ist in dieser Hinsicht also nicht ansteckend.
FSME: Impfung und Vorbeugen
Der wirksamste Schutz vor FSME ist eine Impfung. Darüber hinaus gibt es einige Maßnahmen und Tipps, um einem Zeckenstich vorzubeugen.
Impfstoff gegen FSME
Eine FSME-Impfung (Zeckenimpfung) ist der beste Schutz gegen die Erkrankung. Das RKI empfiehlt sie allen Menschen, die in Risikogebieten leben. In der Regel sind drei aufeinander folgende Impfungen im Abstand von mehreren Wochen bis Monaten nötig, um einen ausreichenden Schutz (Grundimmunisierung) aufzubauen. Einen rascheren Schutz bietet die Schnellimmunisierung. Je nach Präparat kann mit dieser Maßnahme schon innerhalb von drei Wochen ein sehr hoher Schutz vor einer FSME-Erkrankung erreicht werden.
Zu beachten ist, dass der Impfstoff gegen FSME nicht vor Borreliose schützt.
Zeckenstichen vorbeugen: Richtige Kleidung ist besonders wichtig
Maßnahmen, die einen Zeckenstich verhindern können, sind:
- helle, lange, geschlossene Kleidung
- nicht in Unterholz und hohen Gräsern aufhalten/wandern
- Verwendung von Zeckensprays
- Körper nach Aufenthalt im Grünen gründlich absuchen
Das Entfernen der Zecke sollte so schnell wie möglich und mit der richtigen Technik erfolgen.
FSME: Welche Symptome sind möglich?
Die meisten Personen, die sich mit FSME infizieren, zeigen nach einem Stich keine Symptome oder sind nach der ersten Krankheitswelle genesen. Ein knappes Drittel entwickelt Krankheitsanzeichen. Oft heilt die Infektion von selbst aus und hat keine weiteren Folgen. In manchen Fällen kann FSME jedoch einen schweren Verlauf nehmen und das zentrale Nervensystem dauerhaft beeinträchtigen oder schlimmstenfalls zum Tod führen.
FSME kann in zwei Phasen verlaufen
Zeigen sich Symptome, liegt die Infektion mit FSME meist ein bis zwei Wochen zurück. Es sind zwei Krankheitsphasen möglich:
In der ersten Phase der FSME treten in der Regel grippeähnliche Symptome auf. Dazu gehören:
- Fieber
- Husten
- Halsweh
- Gliederschmerzen
- Kopfschmerzen
- allgemeines Krankheitsgefühl
Die Symptome halten meist eine Woche an, dann tritt eine Besserung ein. Etwa 70 Prozent der Betroffenen sind dann wieder genesen.
Die zweite Phase der FSME betrifft 30 Prozent der Erkrankten und beginnt nach einigen fieberfreien Tagen. Es kommt häufig zu einem erneuten Fieberanstieg auf bis zu 40 Grad Celsius. Die Infektion greift in dieser Krankheitsphase auf das Nervensystem über und kann eine
- Hirnhautentzündung (Meningitis),
- Gehirnentzündung (Enzephalitis) und/oder
- Rückenmarksentzündung (Myelitis) hervorrufen.
Zusätzlich können auch alle Formen gleichzeitig auftreten (Meningoenzephalomyelitis).
FSME-Symptome sind abhängig von der Erkrankungsform
Je nachdem, welche Strukturen des Nervensystems das FSME-Virus befällt, sind unterschiedliche Symptome möglich.
Hirnhautentzündung: Hier bleibt es im Wesentlichen bei den Symptomen Fieber, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen (Nackenstarre), Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Das Allgemeinbefinden ist erheblich beeinträchtigt, das hohe Fieber und die Schmerzen zwingen die Betroffenen ins Bett. Dies ist bei etwa der Hälfte aller Patient*innen der Fall. Die Beschwerden bilden sich meist innerhalb von sieben bis zehn Tagen zurück. Betroffene können sich noch bis zu sechs Wochen erschöpft fühlen, jedoch sind keine nachhaltigen Komplikationen zu befürchten.
Rückenmarksentzündung: In zehn Prozent der Fälle ist auch das Rückenmark betroffen. Diese Verlaufsform geht meistens mit einer Entzündung des Gehirns einher. Dabei können neben Lähmungserscheinungen an Armen und Beinen auch Schluck- und Sprechstörungen sowie Lähmungen der Gesichts- und Halsmuskulatur auftreten. Atemlähmungen sind ebenfalls möglich. Die Beschwerden und neurologische Ausfälle treten oft sehr plötzlich auf: Viele Patient*innen werden innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen bewusstlos, häufig ist eine künstliche Beatmung notwendig. Zusätzlich sind die Lähmungen so ausgeprägt, dass kaum mit einer Regeneration (Erholung) der Muskelkraft zu rechnen ist. Ein Teil der Betroffenen überlebt dieses schwere Krankheitsstadium nicht.
Gehirnentzündung: Die Behandlungsdauer im Krankenhaus ist hier deutlich länger als bei der einfachen Hirnhautentzündung. Die meisten Personen sind in ihrer Bewusstseinslage deutlich beeinträchtigt: Die Veränderungen reichen von einer einfachen Schläfrigkeit (Somnolenz) bis zur Bewusstlosigkeit (Koma). Ein Teil der Patient*innen wird von lebhaften Träumen und unangenehmen Visionen (Scheinbildern, Wahnvorstellungen) geplagt. Zudem können Fieber und Kopfschmerzen sowie Lähmungen eintreten.
Weitere Entzündungen der Nervenwurzel möglich
Bei einem kleinen Teil der Betroffenen mit einer Gehirnentzündung können im weiteren Krankheitsverlauf zusätzlich Entzündungen der Nervenwurzeln (Radikulitis) auftreten. Diese äußern sich sowohl in Schmerzen und Gefühlsstörungen wie auch in Lähmungen. Letztere betreffen vornehmlich die Schulter- und Oberarmmuskeln.
Bei günstigen Verläufen bilden sich diese Lähmungen innerhalb weniger Wochen bis Monate zurück. In anderen Fällen dauert es jedoch einige Jahre, bis die Kraft zurückkommt.
FSME-Risikogebiete in Deutschland
In FSME-Risikogebieten besteht eine erhöhte Gefahr, sich durch einen Stich mit der Krankheit zu infizieren. Im Durchschnitt tragen in diesen Regionen 0,1 bis 5 Prozent der Zecken die Viren in sich.
Zu Deutschlands Risikogebieten gehören laut RKI:
- Bayern
- Baden-Württemberg
- Südhessen
- südostliches Thüringen
- Sachsen
- südöstliches Brandenburg
Einzelne Gebiete befinden sich zudem in
- Mittelhessen,
- Rheinland-Pfalz,
- Niedersachsen,
- Nordrhein-Westfalen
- sowie im Saarland.
Im Jahr 2023 meldet das RKI drei weitere Kreise:
- Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt
- Landkreis Fürstenfeldbruck und Stadtkreis München in Bayern
Damit hat Deutschland insgesamt 178 FSME-Risikogebiete.
- © Robert Koch-Institut
Gefahr durch Zecken auch in anderen Ländern
Mit FSME infizierte Zecken kommen laut RKI in vielen Ländern vor. Der sogenannte FSME-Gürtel erstreckt sich von Deutschland über Russland bis nach China, die Mongolei und Japan. Dabei ist das Infektionsrisiko in den einzelnen Ländern recht unterschiedlich. So ist es in baltischen Staaten überdurchschnittlich hoch.
Das andere Extrem findet sich in Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien oder auch der Türkei: Mit einigen Ausnahmen ist eine Erkrankung mit FSME in diesen Ländern sehr selten.
In Österreich kommt das Virus bis in einer Höhe von 1.000 Metern vor. Aber auch in Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Ungarn und Polen tritt das FSME-Virus landesweit auf.
FSME: Diagnose und Therapie
Bei Verdacht auf Frühsommer-Meningoenzephalitis wird sich der*die Arzt*Ärztin als erstes in einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) ein Bild zur Krankengeschichte und dem bisherigen Verlauf der Beschwerden verschaffen.
Die Erkrankung wird durch verschiedene Untersuchungen festgestellt. Dazu gehören:
- Blutuntersuchung
- Lumbalpunktion
- Magnetresonanztomographie (MRT)
FSME wird symptomatisch behandelt
Gegen FSME gibt es keine spezielle Behandlung. Die Therapie besteht in der Linderung der bestehenden Symptome durch krampflösende und schmerzlindernde Medikamente.
Bei schwerem Krankheitsverlauf mit Atemlähmung oder schweren Bewusstseinsstörungen wird eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich. Je nachdem, welche neurologischen Funktionsstörungen in Folge der FSME-Infektion auftreten, sind zudem krankengymnastische, ergotherapeutische oder auch logopädische Behandlungsmaßnahmen notwendig.
Verlauf, Prognose und Komplikationen bei FSME
Der Verlauf der Frühsommer-Meningoenzephalitis hängt stark davon ab, welche und wie viele Teile des Nervensystems (Hirnhäute, Gehirn, Rückenmark) von der Virusinfektion betroffen sind. Nach überstandener Akutinfektion ist meist eine längere Erholungsphase notwendig: Zwischen 30 und 40 Prozent der FSME-Patient*innen brauchen längerfristige Reha-Maßnahmen.
Günstigste Prognose bei Meningitis
Tritt die zweite Krankheitsphase ein, fallen Verlauf und Prognose der FSME am günstigsten aus, wenn es ausschließlich zu einer Hirnhautentzündung kommt. Diese heilt meist nach maximal sechs Wochen folgenlos aus. Eine Meningoenzephalitis dagegen nimmt meist einen deutlich schwerwiegenderen und längeren Verlauf. Hier kommt es zum Teil zu bleibenden Schäden.
Am ungünstigsten sind Prognose und Verlauf bei einer Meningoenzephalomyelitis, der mit etwa zehn Prozent der Fälle seltensten Form der FSME. Bei einer Verlaufsanalyse über zehn Jahre hinweg, in die 57 Patient*innen eingeschlossen waren, trug die Hälfte bleibende Schäden davon. 30 Prozent starben an den Krankheitsfolgen und nur 20 Prozent wurden wieder vollständig gesund.
Kinder und FSME: Allgemein günstige Prognose
Bei Kindern ist allgemein mit einem günstigeren Krankheitsverlauf zu rechnen. In 65 Prozent der Fälle kommt es bei Kindern mit FSME zu einer isolierten Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), nur in Einzelfällen tragen sie Folgeschäden einer FSME davon.
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