Rheuma: Tipps für die Ernährung
Schmerzende Gelenke, steife Bewegungen: Bisher lassen sich entzündliche Gelenkerkrankungen nicht heilen. Neben einer ärztlichen Therapie kann jedoch die Ernährung den Verlauf bei Rheuma positiv beeinflussen. Welche Lebensmittel wirken entzündungshemmend und welche sind besser zu meiden?
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Etwa zwei Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Die häufigste Form ist die rheumatoide Arthritis, die meist gemeint ist, wenn von Rheuma die Rede ist. Mediterrane Kost, vegane Ernährung oder Fasten – wie kann die Ernährung zur Linderung von Beschwerden beitragen?
Artikelinhalte im Überblick:
- Allgemeines
- Entzündungshemmende Kost
- Entzündungsfördernde Lebensmittel
- Fasten: Pro und Contra
- Vegane und vegetarische Ernährung
- Nahrungsergänzung bei Rheuma
Welche Rolle spielt die Ernährung bei Rheuma?
Die richtige Ernährung allein kann eine medikamentöse oder chirurgische Behandlung bei Rheuma nicht ersetzen. Sie ist allerdings ein wichtiger Baustein in der Therapie und kann beispielsweise Entzündungen lindern.
Eine gesunde Ernährung bei Rheuma zeichnet sich durch eine ausgewogene Kost aus. Wichtig sind:
- viel Obst und Gemüse
- reichlich Vollkornprodukten
- wenig Fleisch
- wenig Alkohol und Nikotin
- viele gesundheitsfördernde Fette
- eine sparsame Verwendung von Zucker und Salz
Betroffene sollten zudem Übergewicht meiden, da zusätzliches Gewicht Verschleißerscheinungen in den Gelenken fördert. Zudem benötigt der Körper ausreichend Nährstoffe, Vitamine, Spurenelemente und Antioxidantien. Vor allem die Versorgung mit dem Knochenmineralstoff Kalzium ist wichtig, weil Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko haben, im Verlauf ihrer Krankheit eine Osteoporose mit Knochenschwund zu entwickeln.
Bei einer rheumatoiden Arthritis sollten tierische Produkte höchstens zweimal pro Woche verzehrt werden. Fleisch- und Wurstwaren enthalten Arachidonsäure, aus welcher sich entzündungsfördernde Botenstoffe bilden. Eine mediterrane oder fleischarme Ernährung wirkt sich daher positiv aus. Die Möglichkeiten, mit der Ernährung rheumatische Erkrankungen grundlegend zu beeinflussen oder zu verhindern, sind allerdings begrenzt.
Sonderfall: Ernährung bei Gicht
Eine Ausnahme ist die Gicht-Arthritis, bei der es sich um eine Stoffwechselerkrankung handelt. Der Körper produziert zu viel Harnsäure oder scheidet über die Nieren zu wenig aus, sodass eine zu hohe Konzentration im Blut besteht. Betroffene sollten am besten komplett auf Fleisch und Wurst verzichten, da diese Purine enthalten, die der Körper zu Harnsäure umbaut. Die Ernährung hat bei Gicht großen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung.
Entzündungshemmende Ernährung bei Rheuma
Betroffenen mit entzündlichem Rheuma können vor allem von Fisch und Pflanzenölen profitieren. Diese sind reich an Eicosapentaensäure (EPA), die zu der Klasse der Omega-3-Fettsäuren gehört und als Gegenspieler der entzündungsfördernden Arachidonsäure gilt. Studien zufolge kann eine Ernährung, die reich an Eicosapentaensäure ist, zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden führen.
Zu den Lebensmitteln, die Entzündungsprozesse abmildern können, gehören:
Fettreicher Fisch wie Hering, Makrele, Thunfisch oder Lachs liefert viel Eicosapentaensäure.
Walnuss-, Raps-, Weizenkeim-, Soja- und Leinöl enthalten reichlich alpha-Linolensäure, eine Omega-3-Fettsäure. Die Öle können beispielsweise für Salate verwendet werden.
Distel- oder Rapsöl, da sie einen hohen Anteil an Linolsäure haben, welche Entzündungen hemmt. Diese Öle eignen sich zum Braten statt Butter oder Schmalz.
Gewürze wie Ingwer, Curry, Kümmel und Knoblauch sind reich an Antioxidantien, die die Aktivität entzündlicher Schübe mindern.
Nüsse enthalten viel Omega-3-Fettsäure und haben ein gutes Fettsäuren-Verhältnis. Daher eignen sie sich als Snack für zwischendurch.
In einigen Fällen kann ebenfalls die Einnahme von Fischölkapseln sinnvoll sein, allerdings sollte dies nur nach Rücksprache mit einer*einem Ärztin*Arzt erfolgen.
Verbotene Lebensmittel bei Rheuma: Diese gilt es zu meiden
Fleisch, Wurst, Eier und tierische Fette liefern viel Arachidonsäure. Daher wird Rheumatiker*innen empfohlen, diese Produkte möglichst selten zu konsumieren.
Die Menge an Arachidonsäure in einigen Lebensmitteln:
Lebensmittel (je 100 g) | Arachidonsäure (mg) |
Schweineschmalz | 1.700 |
Eigelb | 297 |
Leberwurst | 230 |
Hühnerfleisch | 120 |
Ei (gesamt) | 70 |
Heilbutt | 57 |
Seehecht | 29 |
Camembert (60 % Fett i. Tr.). | 34 |
Kuhmilch (3,5% Fett) | 4 |
Speisequark mager | 0 |
Erdnussöl | 0 |
Mit dem Fettgehalt eines Lebensmittels steigt in der Regel auch der Anteil des Entzündungsstoffes Arachidonsäure, weshalb Rheumapatient*innen besser fettarme Milch und Käse bevorzugen sollten.
Darüber hinaus wird Menschen mit Rheuma empfohlen, möglichst wenig Zucker zu essen. Neben Süßigkeiten sollte ebenfalls darauf geachtet werden, den Verzehr von Produkten mit verstecktem Zucker einzuschränken. Viel Zucker enthalten beispielsweise Ketchup, Fertiggerichte und Müsliriegel.
Vor- und Nachteile von Fasten bei Rheuma
Besonders in der Naturheilkunde werden häufig Fastenkuren zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen empfohlen. Es gibt verschiedene Arten von Fasten, meist wird eine Nulldiät von drei bis sieben Tagen durchgeführt. In dieser Zeit dürfen keine festen Nahrungsmittel oder kalorienhaltige Getränke konsumiert werden. Tatsächlich konnten verschiedene Studien eine antientzündliche Wirkung von kurzen Fastenperioden nachweisen. Die Schmerzen von Betroffenen reduzierten sich etwas. Allerdings hielten diese positiven Effekte meist nicht lange an.
Für längere Fastenperioden über zehn Tage liegen keine aussagekräftigen Forschungsergebnisse vor. Der längere Verzicht auf Nahrung kann zudem zu einem verstärkten Abbau von Eiweiß führen. Dies gilt es bei Rheuma zu vermeiden, da die Gelenkentzündung selbst schon zu einem verstärkten Abbau von Eiweiß führt und die Proteine wichtig für Muskeln und Knochen sind.
Fastenkuren und Diäten sind deshalb nur unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen. Auch sollten Medikamente während des Fastens nicht einfach abgesetzt werden. Untergewichtigen Menschen wird grundsätzlich von Fasten abgeraten.
Vegane oder vegetarische Ernährung bei Rheuma
Es ist bekannt, dass die in Fleisch- und Milchprodukten enthaltene Arachidonsäure entzündungsfördernd wirkt. Daher kann sich eine vegetarische Ernährung ohne Fleisch oder eine vegane Ernährung, bei der komplett auf tierische Lebensmittel verzichtet wird, für Menschen mit Rheuma positiv auswirken. Die Deutsche Rheuma Liga weist allerdings darauf hin, dass bisher wissenschaftliche Studien fehlen, die einen langfristigen Vorteil dieser Ernährungsweisen belegen.
Wer sich für eine vegane Ernährungsweise entscheidet, sollte zudem darauf achten, kritische Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren ausreichend aufzunehmen und Vitamin B12 über Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen.
Ernährung bei Rheuma: Sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?
Studien haben gezeigt, dass Patient*innen mit Rheuma einen anderen Nährstoffbedarf als gesunde Menschen haben. Aufgrund der chronischen Entzündungen steigt ihr Energiebedarf um etwa 20 Prozent. Darüber hinaus werden durch die Entzündungsprozesse vermehrt Sauerstoffradikale gebildet. Um Schädigungen an Gelenken zu vermeiden, sind ausreichend Antioxidantien wichtig, die die Sauerstoffradikale neutralisieren können.
Für Rheumapatient*innen ist deshalb eine ausreichende Versorgung mit
Ebenso müssen Betroffene auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium achten, um Osteoporose vorzubeugen. Zudem liegt bei vielen Rheumapatient*innen ein Eisenmangel oder eine Eisenverwertungsstörung vor. In diesem Fall müssen unter Umständen Eisenpräparate eingenommen werden.
Die Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln sollte aber immer ärztlich abgesprochen sein. Denn zu hohe Dosierungen von Vitaminen und Spurenelementen sind mitunter ebenfalls schädlich. Zudem können Präparate Nebenwirkungen haben oder allergische Reaktionen auslösen.
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