Osteoporose: Symptome und Therapie des Knochenschwunds
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftOsteoporose ist eine unterschätze Krankheit. Über einen längeren Zeitraum nimmt die Knochendichte ab, bemerkbar macht sie sich jedoch oft erst mit Knochenbrüchen. Lässt sich der Knochenschwund mit Ernährung, Bewegung und Medikamenten behandeln und sogar vorbeugen?
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Kurzübersicht: Osteoporose
Symptome: In der Regel lange Zeit keine Beschwerden. Knochenbrüche bei Alltagsbewegungen können ein Anzeichen sein. Ebenso der Witwenbuckel oder das "Osteoporose-Bäuchlein".
Therapie: Ausgewogene Ernährung mit reichlich Kalzium, Vitamin D und B-Vitaminen sowie Krafttraining, um die Knochenstruktur zu stärken. Medikamente wie Bisphosphonate bremsen den Abbau des Knochens.
Ursachen: Meist liegt die primäre Form der Erkrankung vor, deren Ursache im Alter und Lebensstil begründet ist. Auch Grunderkrankungen oder Medikamente wie Kortison können eine Osteoporose begünstigen.
Diagnose: Aufschluss gibt die Knochendichtemessung, außerdem können Ultraschall und Röntgen durchgeführt werden.
Artikelinhalte auf einen Blick:
Was ist Osteoporose?
Osteoporose ist eine chronische Knochenerkrankung, die das gesamte Skelett betrifft. Der Knochenschwund tritt vor allem in der zweiten Lebenshälfte auf und zeichnet sich durch eine erniedrigte Knochenmasse und Veränderungen des Knochengewebes aus. In der Folge werden die Knochen instabiler und neigen zu Brüchen, typisch ist eine Fraktur des Oberschenkelhalses.
Eine mögliche Vorstufe der Erkrankung ist Osteopenie. Darunter verstehen Fachleute eine Knochendichte, die unterhalb dem alterspezifischen Normwert liegt.
Osteoporose: Erstes Symptom sind Rückenschmerzen
Lange Zeit bleibt der Knochenschwund unbemerkt. Spürbare Symptome sind meist Schmerzen oder Knochenbrüche infolge der abnehmenden Knochendichte. Häufig ist ein Wirbelkörper betroffen – die Fraktur äußert sich durch akute Rückenschmerzen, die plötzlich auftreten und heftig sind. Nach einigen Wochen klingt der Schmerz von allein ab und kann ganz verschwinden.
Ab einem Alter von 50 Jahren sollte bei plötzlich einsetzenden, heftigen Rückenschmerzen deshalb immer auch eine Osteoporose erwogen werden.
Eine andere Schmerzqualität wird durch rasch aufeinander folgende Wirbelkörperfakturen bei schnell fortschreitendem Knochenschwund ausgelöst – medizinisch als "high-turnover-Osteoporose" bezeichnet. Hier kann es zu Einblutungen kommen, die einen intensiven Knochenschmerz durch Dehnung der Knochenhaut auslösen.
Schmerzen können zudem auftreten, wenn sich benachbarte Dornfortsätze von Wirbeln berühren, nachdem die Wirbelkörper als Folge eines oder mehrerer Brüche "einsinken".
Durch Einbrüche von Wirbelkörpern, meist der horizontal verlaufenden Deckplatten des Wirbels, nimmt die Körpergröße ab. Hat sie im Vergleich zu der im Pass eingetragenen Größe zu Beginn des Erwachsenenalters um mehr als vier Zentimeter abgenommen, kann dies ein Hinweis auf eine Osteoporose sein.
Witwenbuckel ist Anzeichen für den Knochenabbau
Durch die Bildung von sogenannten Keilwirbeln kommt im weiteren Verlauf oft eine Verkrümmung der Wirbelsäule (Kyphose) hinzu. Es entsteht der sogenannte "Witwenbuckel" als äußerlich sichtbares Symptom der fortgeschrittenen Osteoporose.
Das Pendant zum nach hinten gewölbten Rücken ist ein nach vorne gewölbtes Bäuchlein in Folge der verkürzten Wirbelsäule. Die untersten Rippen nähern sich dem Beckenkamm an. Diese Veränderungen behindern auch die Atmung und Funktion der inneren Organe.
Tannenbaumphänomen bei fortgeschrittener Erkrankung
Ein weiteres äußerlich sichtbares Anzeichen eines fortgeschrittenen Knochenschwundes ist das sogenannte Tannenbaumphänomen. Dieses ist am entkleideten Oberkörper der Patient*innen zu sehen, wenn man sie von hinten betrachtet.
Es zeichnen sich Hautfalten ab, die wie die Zweige eines Tannenbaums von der Wirbelsäule nach links und rechts zu den Flanken verlaufen. Sie entstehen, weil die Haut nicht einschrumpft, wenn die Körpergröße abnimmt.
Welche Behandlung gibt es bei Osteoporose?
Spezielle Medikamente sind erforderlich, wenn das Risiko für Knochenbrüche hoch ist. Bei Menschen, die zwar eine erniedrigte Knochendichte, aber keine zusätzlichen Risikofaktoren haben, muss der Knochenschwund sehr ausgeprägt sein, damit eine medikamentöse Therapie gerechtfertigt ist.
Am häufigsten werden Bisphosphonate eingesetzt, die primär den Knochenabbau reduzieren. Sind bereits Wirbelkörperbrüche eingetreten, ist meist eine zusätzliche Schmerztherapie erforderlich.
Für Frauen nach der Menopause kommen verschiedene Substanzen zur Senkung des Frakturrisikos infrage. Dazu gehören Bisphosphonate, Östrogen und Abkömmlinge des körpereigenen Parathormons sowie Strontiumranelat, das zumindest in Versuchen auch den Knochenaufbau fördert.
Männer können mit Bisphosphonaten oder einem Parathormon-Abkömmling behandelt werden.
Patient*innen mit einer Kortison-bedingten Osteoporose erhalten ebenfalls Bisphosphonate oder einen Abkömmling von Parathormon.
Auch bei fortgeschrittener Krankheit verringern Medikamente innerhalb weniger Monate oftmals deutlich die Gefahr eines Knochenbruchs. Da in den ersten Monaten nach einer Fraktur die Wahrscheinlichkeit für weitere Knochenbrüche am höchsten ist, sollte umgehend mit der Therapie begonnen werden.
Weitere Therapiebausteine
Unabhängig von der medikamentösen Behandlung werden zur Senkung des Frakturrisikos spezielle Basismaßnahmen empfohlen:
Krafttraining: Mit zunehmendem Lebensalter ist es wichtig, den natürlichen Verlust an Muskelkraft auszugleichen und den Gleichgewichtssinn zu trainieren. Dazu eignen sich Krafttraining mit Hanteln und Therabändern, Seilspringen oder Gleichgewichtsübungen (Tai Chi oder Übungen wie der Einbeinstand).
Stürzen vorbeugen: Gefahrenquellen für einen Sturz sollten so weit wie möglich aus dem häuslichen Umfeld verbannt werden. Zu vermeiden sind lose Lampenkabel, hochstehende Teppichkanten oder Gegenstände, die den Bewegungsspielraum einengen.
höhere Gangsicherheit: Eine gute Beleuchtung, festes Schuhwerk und eine der Sehkraft regelmäßig angepasste und geputzte Brille sorgen für mehr Gangsicherheit. Ein Funktionstraining in Osteoporose-Selbsthilfegruppen kann ebenfalls helfen.
Ernährungsumstellung: Für starke Knochen auf eine ausreichende Zufuhr an Kalzium achten (1.000 mg pro Tag) und für Bewegung in der Sonne sorgen, damit die Produktion von Vitamin D angekurbelt wird.
Formen der Osteoporose unterscheiden sich nach Ursache
Eine primäre Osteoporose liegt dann vor, wenn der Knochenschwund nicht durch andere Krankheiten verursacht wird.
Alter: Nach einer Faustregel verdoppelt sich das Bruchrisiko mit jedem Lebensjahrzehnt.
Geschlecht: Frauen haben ein vierfach höheres Risiko für eine Osteoporose als Männer: Ihr Knochenbau ist meist leichter und mit dem Eintritt der Wechseljahre nimmt die Östrogenproduktion deutlich ab. Dadurch verändert sich auch die Knochenstruktur, sodass die Knochendichte abnimmt. In diesem Fall spricht man von einer postmenopausalen Osteoporose.
Gewicht: Sehr schlanke oder untergewichtige Frauen mit leichtem Knochenbau sind anfälliger für Osteoporose.
Vererbung: Litten bereits Blutsverwandte an Osteoporose, ist das persönliche Risiko stark erhöht.
Lebensstilfaktoren: Wenig Bewegung, unausgewogene Ernährung, Rauchen und Alkohol können die Knochengesundheit beeinträchtigen und die Entwicklung einer Osteoporose begünstigen.
Kalziummangel: Knochen bestehen zum großen Teil aus Kalzium. Durch Kalziummangel nimmt die Knochenmasse ab.
Vitamin-D-Mangel: Das Vitamin ist nicht nur für den Einbau von Kalzium in den Knochen erforderlich, sondern fördert auch das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln und senkt somit die Sturzneigung.
Ursachen für sekundäre Osteoporose
Die sekundäre Osteoporose wird durch andere Krankheiten oder bestimmte Medikamente ausgelöst. Häufige Auslöser sind:
entzündlich-rheumatische Krankheiten wie eine rheumatoide Arthritis
Magen-Darmkrankheiten, darunter Laktoseinteroleranz, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
Stoffwechselerkrankungen, zum Beispiel eine Überfunktion der Schilddrüse, Nebenniere oder Nebenschilddrüse
längerfristige Einnahme von Medikamenten, die den Knochenstoffwechsel negativ beeinflussen, zum Beispiel Kortison
Häufigste Form der sekundären Osteoporose ist die kortisonbedingte Osteoporose. Sie betrifft überwiegend jüngere Menschen und führt zu Brüchen von Rippen, Oberschenkelknochen und Wirbeln.
Diagnose bei Verdacht auf Osteoporose
Im Rahmen der Basisdiagnostik erhebt der*die Arzt*Ärztin die Krankengeschichte (Anamnese). Zudem werden mithilfe von speziellen Tests die Muskelkraft und Koordination gemessen.
Die zentrale Methode zur Diagnose einer Osteoporose ist eine spezielle Röntgenuntersuchung, die strahlungsarme Knochendichtemessung. Die Messung erfolgt an der Lendenwirbelsäule und an der Hüfte. Der T-Wert gibt die Abweichung der gemessenen Knochendichte vom statistischen Mittelwert der Knochendichte von jungen Erwachsenen an. Beträgt der T-Wert mindestens -2,5, gilt dies als Osteoporose.
Weitere diagnostische Verfahren:
- Ultraschalluntersuchung zur Bestimmung der Knochendichte
- Röntgenaufnahme der Wirbelsäule zum Nachweis von Wirbelkörpereinbrüchen
- Blutuntersuchung (zum Beispiel Kalzium und Phosphat)
Osteoporose durch Krafttraining vorbeugen
Krafttraining sollte dauerhaft zweimal pro Woche erfolgen und idealerweise durch Ausdauersportarten wie Walking sowie Gleichgewichtsübungen ergänzt werden.
Die durch Gewichte hervorgerufenen Kompressionskräfte drücken das Knochengebälk zusammen. Dieser Reiz vermittelt die Information, dass der Knochen verstärkt werden sollte, um standhalten zu können. Zudem muss der Knochen, die durch die Muskeln ausgeübten Zug- und Biegekräfte aushalten können, in der Folge nimmt die Knochenmasse zu.
Richtige Ernährung gegen Knochenschwund
Eine ausgewogene Ernährung liefert dem Körper genügend Kalzium. Regelmäßige Bewegung in der Sonne deckt in der Regel den Bedarf an Vitamin D.
Wichtig zur Vorbeugung eines übermäßigen Abbaus der Knochensubstanz sind:
reichlich pflanzliche Nahrungsmittel
eiweißreiche Lebensmittel
Vollkornprodukte
kalziumreiche Lebensmittel (wie Milch, Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Kerne)
ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 (vor allem in tierischen Produkten) und Folsäure (in grünem Blattgemüse und Vollkornprodukten)
Fisch und Geflügel (ein- bis zweimal pro Woche)
überwiegend Mineralwasser
Vermeiden sollte man dagegen Nikotin, Alkohol, Kaffee, Fett, Zucker und Salz in größeren Mengen, da sie die Kalziumausscheidung aus dem Körper fördern.
Ungünstig für die Knochengesundheit sind zudem oxalsäurehaltige Nahrungsmittel, weil sie die Kalzium-Aufnahme aus der Nahrung bremsen. Oxalsäure kommt zum Beispiel in Erdbeeren, Rhabarber, Auberginen, Spinat und Schokolade vor. Am besten sollten diese Lebensmittel immer in Kombination mit einer Kalziumquelle verzehrt werden.