Rot-Grün-Blindheit und Co.

Farbenblind? Test bestimmt Art der Farbsinnstörung

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Farbenblindheit (Achromasie) gehört zu den Farbsinnstörungen und bezeichnet im engen Sinne die völlige Unfähigkeit, Farben zu sehen. Im weiteren Sinne wird der Ausdruck auch für Farbschwächen wie die Rot-Grün-Blindheit verwendet. Wie äußert sich Farbenblindheit, welche Ursachen hat sie und mit welchen Tests wird sie festgestellt?

Diagnose Farbenblindheit mit Test
© Getty Images/Halfpoint Images

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was ist Farbenblindheit? Bei der echten Farbenblindheit können Betroffene keine Farben sehen. Stattdessen nehmen sie ihre Umwelt in verschiedenen Graustufen wahr. Farbenblindheit ist nicht zu verwechseln mit einer Farbenfehlsichtigkeit, also etwa einer Rot-Grün-Schwäche.

Wie äußert sich eine Farbenblindheit? Manche Menschen sehen keine Farben, andere nehmen dagegen nur zwei oder eine bestimmte Farbe nicht wahr. Wer vollständig farbenblind ist, hat häufig zudem sehr lichtempfindliche Augen und eine verminderte Sehschärfe.

Was verursacht Farbenblindheit? Für das Farbsehen ist die Netzhaut im Auge verantwortlich, genauer die sogenannten Zapfenzellen. Bei Farbenblindheit oder Farbenfehlsichtigkeit sind diese Sinneszellen defekt oder fehlen. Grund dafür ist oft eine genetische Veranlagung. Aber auch Erkrankungen können zu Farbsehstörungen führen.

Artikelinhalte im Überblick:

Farbsehen mit Ishihara-Bildern testen

Was ist Farbenblindheit?

Mit dem Begriff Farbenblindheit werden angeborene oder erworbene Farbsehschwächen bezeichnet. Grund sind fehlende oder defekte Zapfen. Dabei handelt es sich um lichtempfindliche Zellen (Fotorezeptoren) in der Netzhaut des Auges. Sie sind auf die Wahrnehmung von farbigem Licht spezialisiert.

Farbsinnstörungen können abhängig vom Ausmaß der gestörten Farbwahrnehmung mit gravierenden Einschränkungen im Alltag und im Berufsleben verbunden sein.

Wie funktioniert das Farbsehen?

Das menschliche Auge kann bei Personen, die nicht farbenblind sind, etwa 200 bis 300 Farbtöne unterscheiden. Diese bestehen aus drei Grundfarben: Rot, Grün und Blau und werden durch die verschiedenen Zapfentypen wahrgenommen. Fehlen Zapfen oder funktionieren sie nicht richtig, ist die Farbwahrnehmung gestört.

Für das Sehen in der Dämmerung und bei Nacht sind dagegen die Stäbchen verantwortlich. Sie sind besonders lichtempfindlich, da die Lichtmenge während dieser Zeiten entsprechend spärlich ist. Stäbchen können nur Grautöne wahrnehmen.

Farbenblindheit: Verschiedene Formen möglich

Fachleute unterscheiden folgende Formen von Farbsehstörungen, je nachdem, wieviele Zapfen beeinträchtigt sind oder fehlen:

  • Achromatopsie oder Achromasie: Es sind alle drei Zapfen betroffen, weswegen Betroffene keine Farben sehen können. Stattdessen nehmen sie ihre Welt in Hell-Dunkel-Abstufungen und Kontrasten wahr. Oft ist auch das Sehvermögen insgesamt beeinträchtigt.

  • Dichromasie: Von drei Zapfentypen sind zwei funktionsfähig. Dadurch kann eine Farbe nicht korrekt erkannt werden.

  • Monochromasie: Bei dieser Form ist ein Zapfentyp funktionsfähig. Das führt dazu, dass zwei Farben nicht wahrgenommen werden können. Meist funktionieren nur die Blauzapfen (Blauzapfen-Monochromasie).

Männer häufiger betroffen als Frauen

Eine echte Farbblindheit ist selten: etwa 3.000 Personen sind hierzulande betroffen. Häufiger sind Farbschwächen für eine oder zwei Farben.

Generell sind Männer häufiger von Farbsehstörungen betroffen als Frauen. Das liegt daran, dass sich die Gene für Rot- und Grün-Farbrezeptoren auf dem X-Chromosom befinden. Frauen haben zwei dieser Chromosomen, Männer lediglich eines. Das zweite X-Chromosom kann so genetische Veränderungen auf dem anderen X-Chromosom ausgleichen.

Rot-Grün-Schwäche ist selten

Ungefähr die Hälfte der von einer Farbsehstörung Betroffenen leiden an einer Grünschwäche oder auch Grünblindheit. Eine Rotschwäche beziehungsweise Rotblindheit betrifft etwa 2 Prozent der Männer und 0,1 Prozent der Frauen.

Eine komplette Rot-Grün-Schwäche wird wesentlich seltener beobachtet. Noch seltener ist die Störung des Blau-Gelb-Sehens und eine anomale Dreifarbenwahrnehmung. Die Zahl der hiervon betroffenen Menschen ist sehr gering.

Diagnose: Farbenblindheit mit Test erkennen

Wer glaubt, farbenblind zu sein, sollte eine augenärztliche Praxis aufsuchen. Dort erfolgt zunächst eine ausführliche Anamnese, in welcher mögliche Vorerkrankungen und das persönliche Farbsehen besprochen werden.

Farbenblindheit lässt sich mithilfe des Ishihara-Tests diagnostizieren. Der japanische Augenarzt Shinobu Ishihara hatte ihn 1917 erstmals beschrieben. Der Ishihara-Test setzt Farbtafeln ein, um Farbsinnstörungen wie eine Rot-Grün- oder Blau-Gelb-Sehschwäche erkennbar zu machen.

Die Farbtafeln bestehen aus vielen einzelnen Bildpunkten. Während eine Person ohne Farbsehstörung Zahlen auf den Tafeln erkennen kann, ist dies Betroffenen nicht oder nur schwer möglich.

Der Test ist etwa ab dem vierten Lebensjahr einsetzbar. Er sollte durchgeführt werden, wenn Kinder beispielsweise Schwierigkeiten beim Malen mit Farbe oder beim Erkennen von Ampellichtern haben. Der Grad der Farbsehschwäche ist nicht genau analysierbar, lässt sich aber abschätzen.

Farbsehschwäche: Weitere Test-Methoden

Voraussetzung bei allen gutachterlichen Fragen und unerlässlich für die Überprüfung der Fahrtauglichkeit ist eine Untersuchung mit dem Anomaloskop. Das Anomaloskop nach Nagel dient dazu, eine Rot-Grün-Störung aufzudecken.

Patient*innen schauen dabei mit einem Auge durch ein Okular und betrachten ein Farbtestfeld. Auf diesem ist ein in zwei Hälften horizontal geteilter Kreis zu sehen.

  • In der unteren Hälfte ist ein fest eingestellter Gelbton als Referenzfeld wahrnehmbar.
  • In der oberen Hälfte kann ein bestimmter Rot- und Grünton miteinander durch Drehen an einem Bedienrad gemischt werden.

Die Aufgabe von Patient*innen ist es, im oberen Feld ein Gelb zu mischen, welches dem unteren Referenzton entspricht. Für Personen mit Farbsehschwäche ist es in der Regel nicht möglich, diesen Test zu bewältigen. Bei einer vorliegenden Grünschwäche stellen Betroffene beispielsweise zu viel Grün im oberen Halbkreis ein. Eine Person mit Rotschwäche wird zu viel rot dazugeben.

Der sogenannte Farnsworth-Munsell-Test ist ein sehr einfacher, zugleich aber genauer Test. Betroffene sollen dabei zwischen zwölf und vierzehn unterschiedlich gefärbte Farbplättchen in der Reihenfolge des Farbkreises legen. Die Plättchen sind auf der Rückseite nummeriert.

Ist die gelegte Reihenfolge falsch, kann anhand des entstandenen Bildes der genaue Typ der Farbfehlsichtigkeit bestimmt werden. Die Prozedur wird zweimal durchgeführt: Im ersten Durchgang wird mit gesättigten Farben gearbeitet, beim zweiten Durchgang mit sehr stark ungesättigten Farben.

Ursachen: Farbblindheit kann auch im späteren Leben entstehen

Häufig ist Farbenblindheit angeboren, also genetisch bedingt. Selten entwickelt sie sich im Laufe des Lebens, etwa

  • durch Augenerkrankungen wie die diabetische Retinopathie,
  • eine Gehrinverletzung oder
  • einen Schlaganfall.

Verschiedene angeborene Farbsehstörungen möglich

Angeborene Farbsinnstörungen betreffen zumeist beide Augen. Bei der sogenannten Dichromasie fehlt die Farbempfindung für eine der drei Grundfarben, insbesondere Rot oder Grün, komplett, weil das entsprechende Zapfenpigment nicht vorhanden ist.

Sie wird umgangssprachlich fälschlicherweise als Farbblindheit bezeichnet. Die Betroffenen sind aber nicht vollständig farbenblind, da die Farbwahrnehmung auf der Verrechnung der Erregung verschiedener Zapfentypen beruht. Ist das Spektrum am langwelligen Ende verkürzt – die L-Zapfen fehlen – sind Betroffene rotblind (Protanopie). Fehlen dagegen die M-Zapfen, dann besteht eine Grünblindheit (Deuteranopie).

Weitere Farbsehschwächen und ihre Gründe sind:

  • Rot-Grün-Dichromasie: Diese Form gibt es auch in abgeschwächter Form als Rot- oder Grünschwäche (Protanomalie oder Deuteranomalie). Zumeist liegt hier eine familiäre Veranlagung vor. Die drei Zapfenarten funktionieren zwar, aber die Empfindlichkeit einer Zapfenart (Rotzapfen oder Grünzapfen) ist herabgesetzt, weil das entsprechende Farbpigmentsystem schwächer ausgebildet ist. Das hat zur Folge, dass Farben verwechselt werden.
     
  • Störung des Blau-Gelb-Sinns: Die Tritanopie oder auch Tritanomalie tritt sehr selten auf. Hier fehlen die sogenannten S-Zapfen, sodass die Farbe Blau nicht wahrgenommen werden kann. Weiterhin gibt es die Variante, dass alle Zapfen vorhanden sind, aber eine Zapfenart ein falsches Spektrum aufweist. Dieses gestörte Dreifarbensehen wird als anomale Trichromasie bezeichnet.
     
  • Rezessiv-vererbte Achromasie: Es handelt sich hierbei um eine totale oder nahezu totale Farbenblindheit. Die Funktion der Farbrezeptoren ist (nahezu) ausgefallen – entweder, weil sie aufgrund fehlenden Pigments fast oder vollständig funktionslos sind oder komplett fehlen.

Erworbene Farbsinnstörungen

Farbsinnstörungen können auch im späteren Leben erworben werden. Die Art des Auftretens, oft ist nur ein Auge betroffen, unterscheidet sich von den angeborenen Störungen.

Erworbene Farbsinnstörungen treten mitunter infolge einer Erkrankung des Sehnervs oder der Netzhautmitte oder bedingt durch Vergiftungserscheinungen, zum Beispiel durch Medikamente, auf. Ein- oder doppelseitig kann das Gesichtsfeld für Farben verkleinert sein. Es kann auch im zentralen Bereich zu Farbausfällen kommen.

Bei einer Zapfendystrophie fällt das Farbensehen komplett aus – hierbei verändern sich die Zapfen aufgrund eines genetischen Fehlprogramms krankhaft. Abfallstoffe, die beim Sehvorgang entstehen, können dadurch nicht mehr schnell genug abtransportiert werden und verstopfen die Zellen, die dann langsam zugrunde gehen.

Symptome der Farbenblindheit

Bei Farbenblindheit kommt es zur Verwechslung verschiedener Farben. Welche Farben genau vertauscht werden, hängt von der jeweiligen Farbsinnstörung ab.

Es gibt verschiedene Formen von Farbsinnstörungen. Bei Dichromasie besteht entweder für Rot oder Grün eine verminderte Empfindlichkeit der Zapfen. Bei Rotblindheit treten zum Beispiel beim Sehvorgang folgende Verwechslungen auf:

  • Rot mit Gelb und Braun mit Grün
  • Violett mit Blau
  • Dunkelrot mit Schwarz

Die Verwechslungsfarben bei einer Grünschwäche sind:

  • Grün mit Gelb
  • Braun mit Grau

Die Blaublindheit führt zu folgenden Verwechslungen:

  • Rot mit Orange
  • Blau mit Grün
  • Grüngelb mit Grau
  • Violett und Hellgelb mit Weiß

Bei Rot- und Grünschwäche erkennen die Betroffenen unter ungünstigen Bedingungen, etwa im Straßenverkehr bei großer Geschwindigkeit und schlechten Sichtverhältnissen, die Farben Rot und Grün nicht richtig.

Bei Trichromasie werden alle Farben gesehen. Eine der drei Komponenten ist jedoch bei der Farbwahrnehmung schwächer vertreten als die beiden anderen.

Symptome der völligen Farbenblindheit

Bei einer vollständigen Farbenblindheit können tagsüber nur Hell/Dunkel-Kontraste wahrgenommen werden, das heißt, die Betroffenen nehmen ein nebeliges Weiß-Grau wahr. Bunt erscheint als Grauvarianten. Daher wird die Erkrankung auch als "Tagblindheit" bezeichnet.

Da die Stäbchen-Rezeptoren für das Dämmerungssehen zuständig und auch bei Achromasie unverändert vorhanden sind, sehen farbblinde Menschen während der Dämmerung normal. Weiterhin reagieren Farbblinde auf helles Licht meist überempfindlich (Photophobie). Häufig kommt tagsüber eine um 90 Prozent verminderte Sehschärfe (Visus) dazu.

Weil im gelben Fleck (Ort schärfsten Sehens zentral in der Netzhaut) keine funktionstüchtigen Sehzellen existieren und die zentrale Sehschärfe folglich sehr schlecht ist, tritt ein Augenzittern (Nystagmus) auf.

Sehstörungen und was sie bedeuten

Kann man Farbenblindheit behandeln?

Für die angeborene Störung der Netzhaut ist derzeit keine Therapie möglich. Es gibt jedoch Hilfsmittel, die die Blendung verringern können, die geringe Sehschärfe etwas ausgleichen und Farbeindrücke vermitteln. Dazu gehören:

  • Kontaktlinsen: Die Blendung lässt sich zum Beispiel mit getönten Kontaktlinsen oder Kantenfilterbrillen reduzieren. Die Kantenfilter können bestimmte Farben aus dem Sonnenlicht herausfiltern.

  • Augentropfen: Auch Augentropfen zur Pupillenverengung kommen als Hilfsmittel infrage. Zur Verbesserung der Sehschärfe eignen sich Vergrößerungshilfen wie optische und elektronische Lupen und elektronische Lesegeräte.

  • Brillen: Für Menschen mit Rot-Grün-Schwäche gibt es Farbkorrekturbrillen, die computergesteuert individuell auf den Grad der Fehlsichtigkeit angepasst werden.

  • Geräte: Bei komplett fehlendem Farbsehen kann ein sogenannter Eyeborg helfen. Mithilfe einer Kamera werden dabei Farbinformationen in akustische Signale umgewandelt.

Therapie bei erworbenen Farbsinnstörungen

Handelt es sich um eine erworbene Farbenblindheit, kann die zugrunde liegende Augenerkrankung (etwa eine Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) oder das Grüner Star (Glaukom): Symptome, Behandlung und Operation) behandelt werden. Ist eine Medikamenteneinnahme schuld an der Farbsinnstörung, sollte das Medikament nach Rücksprache mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin möglichst abgesetzt werden.

Der Farbenblindheit vorbeugen? Tipps

Es nicht möglich, einer angeborenen Farbenblindheit vorzubeugen. Bei einer erworbenen Sehschwäche lässt sich der Verlauf der Krankheit jedoch häufig beeinflussen. Wichtig sind etwa bei der altersbedingten Makuladegeneration regelmäßige Augenchecks ab 60 Jahren, beim Glaukom bereits ab dem 40. Lebensjahr.

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