Demenz: Symptome, Formen und Verlauf
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftDemenz ist ein langsam fortschreitender Prozess, bei dem die geistige Leistungsfähigkeit abnimmt. Die häufigste Ursache ist die Alzheimer-Krankheit, aber auch andere Erkrankungen können das Gedächtnis beeinträchtigen. Welche Formen gibt es und an welchen Symptomen kann man eine Demenz frühzeitig erkennen?
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Kurzübersicht: Demenz
Definition: Demenz ist der Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, bei denen sich geistige Fähigkeiten zunehmend verschlechtern.
Ursachen: Eine Demenz kann viele Ursachen haben, die häufigste ist Alzheimer. Aber auch Durchblutungsstörungen im Gehirn und andere neurologische Erkrankungen können eine Demenz zur Folge haben.
Symptome: Bei einer Demenz treten Symptome wie ein Nachlassen des Gedächtnisses und Urteilsvermögens, Orientierungsschwierigkeiten im Alltag, Probleme beim Erkennen von bekannten Personen oder Gegenständen sowie Wesensveränderungen auf.
Diagnose: Eine Demenz wird anhand verschiedener neurologischer und psychiatrischer Untersuchungen sowie bildgebender Verfahren festgestellt.
Therapie: Die Therapie einer Demenz richtet sich nach der Grunderkrankung. Es kommen zum Beispiel eine medikamentöse Behandlung sowie Physio- oder Verhaltenstherapie infrage.
Artikelinhalte auf einen Blick:
- Was ist Demenz?
- Formen
- Ursachen & Risikofaktoren
- Symptome
- Verlauf
- Diagnose
- Therapie
- Vorbeugen
- Hilfsangebote
Was ist Demenz?
Unter Demenz versteht man eine zumeist fortschreitende Verminderung der geistigen Fähigkeiten. Dabei lassen unter anderem Gedächtnisleistung, Urteilsvermögen und Lernfähigkeit nach. Im Verlauf kann es zudem zu weiteren Beeinträchtigungen kommen:
- Störungen des Bewegungsablaufs
- Sprachstörungen
- Schwierigkeiten beim (Wieder-) Erkennen von Personen und Gegenständen
- Schwierigkeiten beim Meistern von Alltagssituationen
In den meisten Fällen treten Demenzerkrankungen im fortgeschrittenen Alter auf. Es ist wichtig, sie deutlich von Symptomen des normalen Alterungsprozesses abzugrenzen. Denn eine gewisse Vergesslichkeit ist im höherem Alter normal.
In Deutschland lebten 2021 etwa 1,8 Millionen Menschen mit der Krankheit. Prognosen gehen von einem starken Anstieg in den nächsten Jahrzehnten aus.
Formen der Demenz
Demenz ist ein Oberbegriff für mehrere Erkrankungsbilder. Fachleute unterscheiden zwischen leichten, mittleren und schweren Formen, wobei die Krankheit in vielen Fällen immer weiter voranschreitet. Außerdem unterteilen sie Demenzerkrankungen in primäre und sekundäre Formen. Sekundäre Demenzformen entstehen durch eine zugrunde liegende Erkrankung.
Primärer Demenz-Erkrankungen:
Alzheimer: Mit rund 60-65 Prozent ist sie die häufigste Form der Demenz. Es handelt sich um eine chronische, nicht heilbare Erkrankung, bei der fortschreitend Nervenzellen absterben.
Vaskuläre Demenzerkrankung: Von der zweithäufigsten Demenzform sind etwa 20-30 Prozent der Erkrankten betroffen. Sie entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn, meist durch die Verdickung kleinerer Blutgefäße.
Lewy-Körperchen-Demenz: Charakteristisch für diese Form, die 10-15 Prozent aller Demenzen ausmacht, sind starke Schwankungen der Symptome, die von nachlassenden geistigen Fähigkeiten bis zu Halluzinationen reichen.
Frontotemporale Demenz (Morbus Pick): Bei dieser eher seltenen Demenzerkrankung (5 Prozent) kommt es zum Abbau von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich. Betroffene entwickeln ein für sie untypisches auffälliges und rücksichtsloses Verhalten.
In etwa 15 Prozent der Fälle handelt es sich um eine Mischform der vaskulären und Alzheimer-Demenz.
Ursachen und Risikofaktoren von Demenz
Bei einer Demenz kommt es zu krankhaften Veränderungen im Gehirn. Die genauen Ursachen dafür sind noch nicht erforscht. Der wichtigste Risikofaktor für Demenz ist aber das Alter. Daneben spielen genetische Faktoren, die ethnische Zugehörigkeit und das Geschlecht eine Rolle. Aber auch Gesundheitszustand und Lebensstil wirken sich auf das Demenzrisiko aus.
Entstehung primärer Demenzerkrankungen
Bei Alzheimer führen Ablagerungen in und zwischen den Nervenzellen des Gehirns zu einer Zerstörung dieser Zellen. Dadurch nimmt die Gehirnmasse ab und die Hirnleistungen werden schwächer.
Bei der vaskuläre Demenz werden die Nervenzellen aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn geschädigt. Durchblutungsstörungen treten zum Beispiel infolge von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und/oder einem Schlaganfall auf.
Wenn Erkrankungen oder der Lebensstil zur Demenz führen
Mögliche Ursachen einer Demenz sind auch Erkrankungen oder ein Lebenswandel, der zu einer nachhaltigen Schädigung des Gehirns führt:
- Kopf- und Schädelverletzungen, zum Beispiel durch Schläge auf den Kopf beim Boxen
- Hirntumoren und Metastasen im Gehirn
- Blutungsneigung aufgrund einer gestörten Blutgerinnung
- Störungen der Produktion oder des Abflusses der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor)
- Stoffwechselstörungen (zum Beispiel chronische Leber- oder Nierenerkrankungen) und Mangelzustände
- Infektionen, zum Beispiel HIV
- Autoimmunerkrankungen (Krankheiten, bei denen sich das Abwehrsystem des Körpers gegen eigenes Gewebe richtet)
- Alkohol, Drogen, Giftstoffe und missbräuchlich verwendete Medikamente
- Parkinson-Krankheit
- Chorea Huntington
- Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Typische Symptome bei Demenz
Sollte man manchmal Namen oder Termine vergessen, muss das kein Anzeichen für eine Demenz sein. Vergesslichkeit ist ganz normal und kann zum Beispiel durch Stress verursacht werden. Erst wenn sich die Symptome häufen, ist es ratsam, dies ärztlich abklären zu lassen.
Folgende Anzeichen sind typisch für Demenz:
- Keine Erinnerung an getroffene Vereinbarungen oder Verabredungen
- Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen
- Dinge oder Personen werden vergessen
- Gegenstände werden verlegt
- Zunehmende Probleme bei komplexen Handlungen wie Kochen oder Einkaufen
Mitunter kommen Wortfindungsstörungen, Orientierungslosigkeit und depressive Verstimmungen hinzu.
Stimmungsschwankungen und Hilflosigkeit bei Demenz
Damit dem Umfeld die nachlassenden geistigen Fähigkeiten nicht auffallen, ziehen sich Demenzkranke anfangs häufig immer mehr zurück. Zudem können sich Verhalten und Persönlichkeit mit der Zeit verändern. Beispielsweise sind Wutausbrüche und Aggressivität möglich.
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Verlauf: Demenz oft über Jahre stabil
Ein Fortschreiten von einer leichten zu einer mittleren und später zu einer schweren Demenz zieht sich oft über den Zeitraum mehrerer Jahre, manchmal sogar über eine Zeitspanne von 20 Jahren. Dabei verschlechtert sich der Zustand entweder kontinuierlich oder schubförmig oder er bleibt über unterschiedlich lange Zeiträume hin stabil.
Die Demenz lässt sich in verschiedene Stadien einteilen, deren Übergänge fließend sind:
Leichte Demenz: vermehrte Vergesslichkeit und Orientierungsprobleme, vor allem Störung des Kurzzeitgedächtnisses
Mittelschwere Demenz: Nachlassen der geistigen Fähigkeiten bis zu einem Grad, bei dem der Alltag allein nicht mehr bewältigt werden kann
Schwere Demenz: Versiegen der Sprache, Hilfsbedürftigkeit in allen Belangen des täglichen Lebens, Harninkontinenz und Stuhlinkontinenz
Verdacht auf Demenz: So wird die Diagnose gestellt
Wenn außer einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses weitere Symptome auftreten, die für eine Demenz sprechen, sollte ein*eine Arzt*Ärztin aufgesucht werden. Eine Demenz wird anhand verschiedener neurologischer und psychiatrischer Untersuchungen sowie bildgebender Verfahren gestellt. Dafür werden zunächst Krankengeschichte und Symptome erfasst (Anamnese). Sind innerhalb der Familie bereits Fälle von Demenz aufgetreten, liegt eventuell eine familiäre Veranlagung vor.
Geistige Fähigkeiten auf dem Prüfstand
Verschiedene Tests können zur Überprüfung geistiger Fähigkeiten helfen. Von Interesse sind dabei die Fragen:
Wie gut funktionieren Lang- und Kurzzeitgedächntis?
Wie gut ist die Ausdrucksfähigkeit?
Inwieweit haben Orientierung und Lernfähigkeit nachgelassen?
Werden Personen und Dinge (wieder-)erkannt?
Wie ist das Verhalten in Alltagssituationen?
Wie gut ist das sprachliche und allgemeine Verständnis?
Zusätzlich zu den neuropsychologischen Tests findet eine körperliche Untersuchung statt. Dabei lassen sich beispielsweise anhand bildgebender Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) mögliche Veränderungen am Gehirn feststellen. Ergänzend dazu werden häufig Blutuntersuchungen und eine Messung der Gehirnaktivität (EEG) vorgenommen.
Therapie: Wie Demenz behandelt wird
Eine Demenz ist in der Regel nicht heilbar. Durch eine entsprechende Behandlung lässt sich der Krankheitsverlauf jedoch verzögern. Hauptziel ist es, die Lebenssituation und vor allem Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Therapie einer Demenz hängt von der Demenzform ab und besteht üblicherweise aus verschiedenen Bausteinen.
Bei sekundären Demenzformen richtet sich die Behandlung nach der bestehenden Grunderkrankung.
Medikamente gegen den Fortschritt
Empfehlungen zur medikamentösen Therapie gibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie in ihrer aktuellen Leitlinie nur für Alzheimer-Demenz. Bei leichter bis mittelschwerer Form werden meist Acetylcholinesterase-Hemmer verordnet, um die geistigen Fähigkeiten zu verbessern und Patient*innen die Verrichtung von alltäglichen Aktivitäten zu ermöglichen. Durch den Wirkstoff Memantin (NMDA-Rezeptor-Antagonist) lässt sich der Krankheitsverlauf bei einer mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz positiv beeinflussen. Zur Behandlung der Demenz bei leichtem bis mittelschwerem Morbus Parkinson wird Rivastigmin (Cholinesterase-Hemmer) empfohlen.
Wird die Demenz durch eine andere Grunderkrankung verursacht, so steht deren Behandlung im Fokus.
Leichte Demenz lässt sich mit Ginkgo-Extrakt behandeln
Ebenfalls in der Leitlinie empfohlen wird der Einsatz von Ginkgo Biloba EGb 761 bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz oder vaskulärer Demenz ohne psychotische Verhaltenssymptome. Für diese Patient*innen gibt es laut Leitlinie Hinweise für die Wirksamkeit auf die geistigen Fähigkeiten (Kognition). Das Ginkgo-Präparat gibt es rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen.
Nicht-medikamentöse Therapie
Neben Medikamenten ist ein wichtiger Bestandteil der Demenz-Therapie verbliebene Fähigkeiten von Betroffenen zu trainieren und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Dazu gehören vor allem:
Üben alltäglicher Aufgaben, zum Beispiel Kochen oder Aufräumen
Gedächtnistraining: Kreuzworträtsel, Auswendiglernen von Gedichten
Stimulation durch Musik, etwa gemeinsames Singen
Bewegungstherapie wie Tanzen oder leichte körperliche Übungen
Verhaltens- und Psychotherapie
Bei Menschen mit Demenz kann es leicht zu Störungen im Ess- und Trinkverhalten kommen. Umso wichtiger ist es, dass Angehörige oder Pflegepersonal auf eine ausgewogene Ernährung und genügend Flüssigkeitszufuhr achten.
Lässt sich einer Demenz vorbeugen?
Zwar sind bei vielen Formen der Demenz die genauen Ursachen noch nicht hinreichend bekannt – Studien haben jedoch gezeigt, dass das Risiko für Demenzerkrankungen mit Lebensstilfaktoren zusammenhängt.
Die WHO empfiehlt in einer Leitlinie daher folgende Maßnahmen, um primären Demenzerkrankungen vorzubeugen:
Körperliche Aktivität
Nicht Rauchen
Gesunde und ausgewogene Ernährung
Gewichtsreduktion bei Menschen mittleren Alters mit Übergewicht oder Adipositas
Alkoholkonsum reduzieren
Kognitives Training bei älteren Erwachsenen
Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung)
Wichtig sind regelmäßige Vorsorge- und Routineuntersuchungen, um eine beginnende Demenz sowie vorhandene Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen.
Hilfsangebote bei Demenz
Wer bei sich selbst oder einer Person aus dem näheren Umfeld Symptome für Demenz feststellt, sollte sich zunächst an die hausärztliche Praxis wenden. Bei Bedarf können Fachleute der Neurologie oder Psychologie hinzugezogen werden.
Aber nicht nur Betroffene selbst, sondern auch Angehörige kann eine Demenzerkrankung sehr belasten. Angehörige sollten sich bei der Pflege von Demenzkranken Unterstützung bei verschiedenen Stellen wie Pflegekassen, Pflegediensten oder Selbsthilfegruppen suchen.
Anlaufstellen für Informationen und Hilfe: