Spannungskopfschmerzen: Symptome, Dauer und was hilft!
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftDie drückenden Spannungskopfschmerzen gehören zu den häufigsten Kopfschmerzarten überhaupt. Wie sich Spannungskopfschmerz äußert, wie er sich vorbeugen lässt und welche Hausmittel und Medikamente helfen, lesen Sie hier.
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Kurzübersicht: Spannungskopfschmerzen
Symptome: Dumpf-drückender Kopfschmerz, der eher beidseitig auftritt und den gesamten Kopf betrifft, seltener nur einzelne Bereiche; keine Verschlimmerungen durch körperliche Aktivität
Entstehungsursachen: Auslöser bislang ungeklärt, Verspannungen im Nacken werden neben genetischen Aspekten als Ursache diskutiert
Therapie: Entspannungstechniken, Pfefferminzöl, Schmerzmittel; bei chronischen Kopfschmerzen Antidepressiva
Diagnose: Anamnesegespräch, körperliche Untersuchung, bildgebende Verfahren
Vorbeugen: regelmäßige Bewegung, Entspannungstechniken, ausreichend Schlaf, viel trinken
Im Überblick:
Symptome: Wie äußern sich Spannungskopfschmerzen?
Bildhaft werden Spannungskopfschmerzen oft als eng anliegendes "Band um den Kopf" beschrieben. Häufig ist es schwer, den Schmerz genau zu lokalisieren. Die Schmerzen reichen in ihrer Intensität von leicht bis mittelschwer. Nur gelegentlich kommt es zu Begleitsymptomen.
Symptome im Überblick:
dumpf und drückend, selten klopfend oder stechend
häufig beidseitig am gesamten Kopf, seltener ist nur der Bereich der Stirn oder des Hinterkopfes betroffen
im Gegensatz zu Migräne verstärkt sich der Schmerz bei körperlicher Aktivität kaum
die Dauer variiert, eine Schmerzphase hält zwischen einer halben Stunde und mehreren Tagen an
Selten begleiten die Spannungskopfschmerzen weitere Beschwerden wie Appetitlosigkeit, leichte Übelkeit, Benommenheit sowie Lärm- und Lichtscheu. Darüber hinaus ist eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit der Kopfmuskulatur möglich: Druck auf Nacken-, Stirn- und Kaumuskeln wird als sehr unangenehm empfunden.
Sehr starke Übelkeit und Erbrechen kommen bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp eher nicht vor, die Beschwerden deuten eher auf eine Migräne hin.
Häufigkeit von Spannungskopfschmerzen
Spannungskopfschmerzen gehören zu den häufigsten Kopfschmerzformen, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Fast jeder Mensch durchlebt die Kopfschmerzen in seinem Leben mindestens einmal. Dabei kommt es bei über einem Drittel regelmäßig zu Spannungskopfschmerzen. Etwa ein Prozent leidet an chronischen Spannungskopfschmerzen.
Zwei Formen von Spannungskopfschmerzen
Viele Menschen leiden gelegentlich am Spannungskopfschmerz. Treten die Beschwerden öfter auf, werden zwei Verlaufsformen unterschieden, der episodische und der chronische Kopfschmerz vom Spannungstyp.
Episodische Spannungskopfschmerzen äußern sich durch mindestens zehn Schmerzepisoden im Jahr, die insgesamt weniger als 180 Tage dauern.
Chronische Spannungskopfschmerzen sind viel seltener (nur rund ein Prozent der Fälle). Dabei leiden Betroffene über mehr als drei Monate hinweg mindestens an 15 Tagen pro Monat an Kopfschmerzen. Im Unterschied zum episodischen gibt es beim chronischen Spannungskopfschmerz keine feste Attackendauer.
Spannungskopfschmerzen: Ursachen und Risikofaktoren
Bislang gibt es keine schlüssige Theorie zur Entstehungsursache von Spannungskopfschmerzen. Zu den Auslösern des Spannungskopfschmerzes gibt es bisher nur Vermutungen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind verschiedene Faktoren an der Entstehung beteiligt.
Angenommen wird etwa, dass längerfristige Verspannungen im Nackenbereich die Empfindlichkeit des Schmerzzentrums im Gehirn herabsetzen und so die Schmerzen bedingen. Da Nackenverspannungen durch Stress, psychische Erkrankungen sowie Fehlstellungen im Kieferbereich (etwa eine craniomandibuläre Dysfunktion) begünstigt werden, erhöhen diese Faktoren das Risiko für Spannungskopfschmerzen.
Genetische Einflüsse werden ebenso diskutiert, da die Kopfschmerzform gehäuft in Familien auftritt.
Therapie: Wie lassen sich Spannungskopfschmerzen lösen?
Leichte Spannungskopfschmerzen lassen sich häufig auch ohne Schmerzmittel lösen. Zur Schmerzlinderung werden zunächst Maßnahmen zur Entspannung empfohlen, etwa
- regelmäßige Pausen,
- Spaziergänge an der frischen Luft,
- Ausdauersport,
- Trainings zur Stressreduktion oder
- gezielte Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
Auch Wärmekissen im Nacken oder Lockerungsübungen können helfen. Ausreichend Schlaf ist ebenfalls als Maßnahme bei regelmäßigen Kopfschmerzen empfehlenswert. Ist eine Zahn- oder Kieferfehlstellung ursächlich kann eine kieferorthopädische Behandlung angezeigt sein.
Ein oftmals effektives Hausmittel ist Pfefferminzöl, das im Nacken oder an Stirn und Schläfen aufgeträufelt wird.
Behandlung mit Medikamenten
Bei häufig auftretenden und starken Spannungskopfschmerzen können Schmerzmittel (Analgetika) helfen. Dabei kommen etwa rezeptfreie Mittel aus der Apotheke infrage. Besonders bewährt haben sich etwa Wirkstoffe aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika, wie:
Auch Paracetamol kann bei der Schmerzlinderung helfen. Ebenfalls gibt es Kopfschmerztabletten, bei denen die Wirkstoffe mit Koffein kombiniert werden: Sie gelten als besonders wirkungsvoll.
Übergebrauch von Schmerzmitteln vermeiden
Schmerzmittel sollten stets gemäß der Packungsbeilage oder nach ärztlichem Rat und maximal an zehn Tagen pro Monat eingenommen werden, ansonsten droht der gegenteilige Effekt: Die häufige Einnahme von Schmerzmedikamenten kann zu chronischen Kopfschmerzen führen. Fachleute sprechen auch von schmerzmittelinduziertem Kopfschmerz oder Medikamentenübergebrauchskopfschmerz. Daneben können diese Arzneien die Magenschleimhaut angreifen und schlimmstenfalls Magengeschwüre verursachen.
Um diese Komplikationen zu vermeiden, sollten Betroffene versuchen, die Spannungskopfschmerz lösenden Mittel nur einzunehmen, wenn es unvermeidbar ist. Treten die Kopfschmerzen sehr häufig auf, ist in jedem Fall ein*e Arzt*Ärztin zu konsultieren, um eine geeignete Medikation zu finden.
Chronische Spannungskopfschmerzen behandeln
Besteht der Spannungskopfschmerz chronisch, also länger als drei Monate und an mehr als 15 Tagen pro Monat, ist eine medikamentöse Prophylaxe möglich. Vorher muss aber ein medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz ausgeschlossen werden.
In der medikamentösen Therapie des chronischen Spannungskopfschmerzes gelten tri- und tetrazyklische Antidepressiva als Goldstandard. Die Datenlage ist insbesondere für Amitriptylin und die eng verwandte Substanz Amitriptylinoxid gut. Die Behandlung sollte jedoch nur in ärztlicher Rücksprache erfolgen.
Zur Prophylaxe gegen Kopfschmerzen eingenommene Antidepressiva werden meist langsam eingeschlichen: Die Dosis wird nach und nach erhöht. So soll Nebenwirkungen vorgebeugt werden. Beim Absetzen erfolgt der Prozess umgekehrt und die Dosierung wird langsam reduziert. Die Wirkung setzt erst nach einigen Wochen ein. Betroffene brauchen also etwas Geduld.
Spannungskopfschmerz: Diagnose
Bei häufig auftretenden und heftigen Kopfschmerzen ist in jedem Fall ärztlicher Rat einzuholen, um die Ursache abzuklären. Bei chronischen Schmerzen gilt es zudem, eine Routine und Medikation zu finden, die schmerzmittelinduzierten Kopfschmerz verhindert und heftigen Schmerzattacken vorbeugt.
Im Rahmen der Diagnose erfolgt zunächst stets ein Gespräch zu Anamnese. Dabei werden die genauen Beschwerden erfragt. Daneben sind Informationen zu Vorerkrankungen, dem Lebensstil und auch Kopfschmerzerkrankungen in der Familie von großer Bedeutung.
Dem schließt sich eine körperliche und neurologische Untersuchung an. Es werden etwa Reflexe getestet. Bestehen neben den Kopfschmerzen Beschwerden wie
- Sehstörungen,
- Taubheitsgefühle,
- Lähmungen oder
- Krampfanfälle
werden bildgebende Untersuchungen des Gehirns und der Gefäße veranlasst.
Die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) liefern schichtweise Aufnahmen von Schädel und Gehirn. Vor allem bei Menschen, deren Kopfschmerzen neu entstanden sind, werden die bildgebenden Verfahren eingesetzt. So können andere mögliche Erkrankungen wie Tumoren, die ebenfalls Kopfschmerzen auslösen, ausgeschlossen werden.
Spannungskopfschmerzen vorbeugen
Ratsam für Menschen mit Spannungskopfschmerzen sind Entspannung und körperliche Aktivität. Bewährt haben sich etwa Ausdauersportarten, Entspannungsübungen und Yoga. Daneben hilft ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, einer angemessenen Flüssigkeitsaufnahme (mindestens 1,5 Liter pro Tag), wenig Alkohol und bestenfalls ohne Nikotin.
Manchen Menschen hilft Akupunktur. Ob die Behandlung von der Krankenkasse übernommen wird, ist von der jeweiligen Krankenkasse abhängig.
Ebenfalls kann Biofeedback helfen, etwa wenn hartnäckige Verspannungen als Ursache vermutet werden. Bei diesem Verfahren werden Körpervorgänge gemessen und rückgemeldet. So können Patient*innen lernen, diese Vorgänge zu steuern. Biofeedback kommt bei erhöhter Spannung der Muskulatur von Kopf und Hals zum Einsatz. Ein Gerät misst die Muskelspannung, während die Patient*innen bestimmte Signale empfangen und versuchen müssen, die Spannung zu regulieren.
So kann das Körperbewusstsein verbessert und Anspannung im Alltag besser vermieden werden.
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