Prostatahyperplasie: Was hilft bei vergrößerter Prostata?
Dass etwas mit der Prostata nicht in Ordnung ist, bemerken Männer meist, wenn sie Beschwerden beim Wasserlassen haben. Eine benigne Prostatavergrößerung (BPH) ist häufig, helfen können verschiedene Behandlungsoptionen. Wann ist eine Operation bei Prostatahyperplasie sinnvoll?
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Was passiert, wenn die Prostata zu groß ist? Wenn die vergrößerte Drüse den Harnkanal einengt, kann es zu häufigem Harndrang und anderen Problemen beim Wasserlassen kommen. Zudem kann eine vergrößerte Prostata das Sexualleben eines Mannes beeinträchtigen.
Wie behandelt man eine vergrößerte Prostata? Die Behandlung einer vergrößerten Prostata kann Medikamente umfassen, die helfen, die Symptome zu lindern oder das Prostatawachstum zu verlangsamen. In manchen Fällen kann auch ein chirurgischer Eingriff notwendig sein.
Kann sich eine vergrößerte Prostata wieder verkleinern? Ja, eine vergrößerte Prostata kann sich durch die Behandlung mit bestimmten Medikamenten oder durch chirurgische Eingriffe wieder verkleinern, wodurch sich die Symptome meist verbessern und der Urinfluss erleichtert wird.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Prostatahyperplasie?
Bei einer Prostatahyperplasie handelt es sich um eine gutartige (benigne) Vergrößerung der Vorsteherdrüse. Bei jüngeren Männern hat die Prostata, die direkt unter der Harnblase liegt, in etwa die Größe einer Kastanie und wiegt um die 25 Gramm. Eine vergrößerte Prostata kann dagegen bis zu 150 Gramm wiegen und erheblich an Volumen zunehmen.
Die benigne Prostatahyperplasie zählt zu den häufigsten Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter bei Männern. In der Altersgruppe über 70 Jahre haben etwa 70 Prozent der Männer eine vergrößerte Vorsteherdrüse. Allerdings verspüren nicht alle Betroffenen Beschwerden.
Begriffe erklärt:
BPH: Abkürzung für benigne Prostatahyperplasie, also einer Prostatavergrößerung, die nicht unbedingt Symptome verursachen muss
BPS: Abkürzung für benignes Prostatasyndrom, bei dem Betroffene verschiedene Beschwerden (etwa Blasenentleerungsstörungen) haben
Benigne Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs?
Im Gegensatz zu Prostatakrebs, bei dem bösartiges Gewebe in benachbarte Strukturen einwächst und sie schädigt, ist das bei der gutartigen Prostatavergrößerung nicht der Fall.
Gutartig bedeutet, dass es zu einer Zellvermehrung und damit zu einem Wachstum der Prostata kommt, jedoch ohne aggressives und unkontrollierbares Einwachsen in anderes Gewebe. Die benigne Prostatahyperplasie ist somit kein Krebs und auch keine Krebsvorstufe.
Die Beschwerden der gutartigen Prostatavergrößerung sind ausschließlich die Folge der Größenzunahme des Prostatagewebes.
Prostatahyperplasie: Welche Symptome sind möglich?
Die Symptome bei einer benignen Prostatavergrößerung sind darauf zurückzuführen, dass die Harnröhre zunehmend eingeengt wird. Die Folge ist ein beeinträchtigter Harnfluss und eine gestörte Entleerung der Blase (Miktion).
Grundsätzlich hängt die Schwere der Symptomatik nicht unmittelbar von der Ausprägung der Größenzunahme ab, sondern ist von Mann zu Mann sehr unterschiedlich.
Typische Symptome der Prostatavergrößerung sind:
- häufiger Harndrang in kleinen Mengen (Pollakisurie)
- mehrfaches nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
- es dauert eine Weile, bis der Urin kommt (Anlaufschwierigkeiten)
- schwacher und teilweise unterbrochener Harnstrahl
- Gefühl, dass die Blase nicht ganz leer wird
- Nachträufeln nach dem Wasserlassen
- Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie)
- später eventuell Inkontinenz
- erektile Dysfunktion (Erektionsstörungen)
- verminderter Samenerguss
Schmerzen bei der Ejakulation
Prostatahyperplasie: Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen der Prostatahyperplasie sind noch nicht geklärt. Sicher ist, dass vor allem das Lebensalter eine entscheidende Rolle spielt, da die Häufigkeit mit zunehmendem Alter stark steigt. Daneben scheinen folgende Faktoren eine Rolle zu spielen:
Hormone: Veränderungen im Hormonhaushalt scheinen das Wachstum der Prostata zu fördern. Vor allem der Teil der Prostata, der direkt von der Harnröhre durchzogen wird, beginnt im Alter unter dem Einfluss männlicher Sexualhormone wie Testosteron stärker zu wachsen. Aber auch Östrogenen, die auch bei Männern vorhanden sind, wird eine auslösende Wirkung auf die Prostatavergrößerung zugeschrieben.
Erbliche Faktoren: Eine genetische Veranlagung zur Prostatavergrößerung scheint es nur bei jungen Männern mit benigner Prostatahyperplasie zu geben.
Ungesunder Lebensstil: Forschende vermuten, dass es auch einen Zusammenhang zwischen einer vergrößerten Prostata und Übergewicht sowie Rauchen und Alkoholkonsum gibt.
Therapie der benignen Prostatahyperplasie
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung gibt es verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Abhängig von möglichen Komplikationen und wie belastend die Beschwerden sind, kommen folgende Verfahren infrage:
- kontrolliertes Abwarten und Beobachten
- Medikamente, die Symptome lindern beziehungsweise das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen
- Operationen zur Verkleinerung der Vorsteherdrüse
Medikamente bei gutartiger Prostatavergrößerung
Der erste Behandlungsschritt ist oft eine medikamentöse Therapie. Bewährt haben sich unter anderem:
Alphablocker: Alpha-1-Rezeptorblocker sind die am häufigsten zum Einsatz kommenden Medikamente bei der benignen Prostatahyperplasie. Sie eignen sich, um die Symptome zu verbessern, können allerdings nicht dazu beitragen, dass sich die Prostata wieder verkleinert. Alphablocker wie beispielsweise Tamsulosin entspannen die Muskulatur in der Prostata, sodass die Blase leichter entleert werden kann.
Phosphodiesterasehemmer (PDE-Hemmer): Diese Mittel können die Beschwerden lindern, indem sie ähnlich wie Alphablocker die Durchblutung verbessern sowie die Muskulatur von Prostata und Blase entspannen. Außerdem können Wirkstoffe wie Tadalafil bei Erektionsstörungen helfen, die manchmal im Zusammenhang mit der gutartigen Prostatavergrößerung auftreten. Eine Verzögerung des Krankheitsverlaufs ist mit PDE-Hemmern nicht zu erreichen.
5-Alpha-Reduktase-Hemmer: 5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren sind die einzigen bekannten Medikamente, die den Krankheitsverlauf einer benignen Prostatahyperplasie verzögern können. Medikamente wie Finasterid oder Dutasterid greifen in den Testosteronstoffwechsel ein und verringern dadurch das Prostatavolumen. Erfolge sind allerdings erst nach mehreren Wochen bis Monaten messbar. Neben Impotenz und Libidoverlust können sie außerdem dazu führen, dass der PSA-Wert stark verfälscht wird. Dieser Wert wird von Ärzt*innen zur Diagnose und Kontrolle einer Prostatavergrößerung herangezogen.
PSA-Wert: Was sagt er aus?© FUNKE Digital Video
Pflanzliche Mittel bei Prostatavergrößerung
Pflanzliche Arzneimittel enthalten Phytosterine, die eine hormonähnliche Wirkung haben. Bekannte Substanzen, die Symptome bei einer vergrößerten Prostata lindern sollen sind Sägepalmenfrüchte, Kürbiskernsamen, Brennnesselwurzel und Roggenpollen.
Aufgrund widersprüchlicher Ergebnisse in Studien werden sie in der aktuellen Leitlinie nicht allgemein empfohlen, wenngleich in einigen Studien bessere Ergebnisse im Vergleich zu Placebo-Produkten beschrieben wurden und sie weniger Nebenwirkungen haben als synthetische Medikamente.
Operation bei benigner Prostatahyperplasie
Ab einem gewissen Schweregrad der Symptome oder bei Komplikationen muss auch eine gutartige Prostatavergrößerung operativ behandelt werden. Zu einer Operation wird meist bei häufigen Harnwegsinfekten, Blasensteinen, Blut im Urin, einer Verschlechterung der Nierenfunktion oder bei sich wiederholendem Harnverhalt geraten.
Welches Operationsverfahren Anwendung findet, hängt von vielen Faktoren ab und wird immer individuell entschieden.
Transurethrale Resektion der Prostata (TURP): Die Operationsmethode gilt als Standardverfahren. Mithilfe einer Elektroschlinge und Strom wird schichtweise vergrößertes Gewebe der Prostata abgetragen.
Transurethrale Inzision der Prostata (TUIP): Am Übergang zwischen Blasenhals und Prostata werden kleine Einschnitte vorgenommen. So wird der Harnröhre mehr Platz verschafft, was das Wasserlassen erleichtert.
Transurethrale Mikrowellentherapie (TUMT): Mikrowellen erhitzen das Prostatagewebe auf 70 Grad Celsius und zerstören es. Die Instrumente werden über die Harnröhre eingeführt.
Laserbehandlung: Die Zerstörung des überschüssigen Prostatagewebes kann ebenfalls durch verschiedene Lasertechniken wie die Holmium-Laser-Enukleation – kurz HoLEP – vorgenommen werden. Auch hier erfolgt der Zugang über die Harnröhre. Laserverfahren sind minimalinvasive Methoden, die nur einen geringen Blutverlust zur Folge haben.
Daneben gibt es noch weitere Operationsmethoden, bei denen beispielsweise spezielle Radiofrequenzwellen (TUNA) oder hochenergetische Mikrowellen (HE-TUMT) verwendet werden. Auch mithilfe von starkem Wasserstrahl und -dampf lässt sich die Prostata verkleinern. Zudem arbeiten Forschende stetig an neuen Therapien, um die Prostata zu schrumpfen.
Diagnose: Wie lässt sich eine gutartige Prostatavergrößerung erkennen?
Um eine gutartige Prostatavergrößerung von anderen Krankheiten mit ähnlichen Symptomen und insbesondere von Prostatakrebs zu unterscheiden, gibt es verschiedene Untersuchungen.
Krankenbefragung (Anamnese): Durch ein ausführliches Gespräch lassen sich Hinweise auf Vorerkrankungen, frühere Eingriffe oder Medikamente finden, welche für die Beschwerden verantwortlich sein können. Standardisierte Fragebögen helfen dabei, das Ausmaß der Beschwerden genauer zu erfassen.
Rektale Untersuchung: Die Prostata kann von Fachleuten mit dem eingeführten Finger vom Darm ausgehend untersucht werden. Dazu wird der Finger durch den Anus eingeführt und die Prostata durch die Wand des Mastdarmes abgetastet. Durch die Beurteilung von Größe und Beschaffenheit der Vorsteherdrüse können Hinweise auf bösartige oder gutartige Veränderungen gefunden werden.
Urinanalyse: Zum Ausschluss einer Harnwegsinfektion und anderer Erkrankungen wird der Urin untersucht.
PSA-Wert: Außerdem wird der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) gemessen, der bei Prostatakrebs oft erhöht ist. Allerdings gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der benignen Prostatahyperplasie und dem PSA-Wert. Zudem muss bedacht werden, dass der PSA-Wert natürlichen Schwankungen unterliegt.
Darüber hinaus kommen unter Umständen weitere Untersuchungen zum Einsatz, die genauere Ergebnisse liefern. Hierzu gehören beispielsweise:
Ultraschall (auch transrektal), um Prostatagröße und die Dicke der Harnblasenmuskulatur sowie Menge an Restharn nach dem Wasserlassen zu bestimmen
Harnstrahlmessung (Uroflowmetrie)
Blasendruckmessung (Urethrozystometrie)
Harnblasenspiegelung
Röntgenuntersuchung der männlichen Harnröhre (Urethrogramm)
Entnahme von Gewebeproben (Biopsie) bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung der Prostata
Stadien und Verlauf bei benigner Prostatavergrößerung
Eine Prostatavergrößerung schreitet meist nur langsam voran und entwickelt sich über mehrere Jahre. Der Verlauf wird in drei Stadien eingeteilt:
1. Stadium (Reizstadium): Patienten haben meist Probleme mit dem Wasserlassen. Es verbleibt aber kein Restharn in der Blase.
2. Stadium (kompensierte Harnretention): Beschwerden wie nächtliches Wasserlassen oder ständiger Harndrang verstärken sich. Das Fassungsvermögen der Blase nimmt ab und die Restharnmenge liegt bei 50 Milliliter.
3. Stadium (Dekompensation): Die Restharnmenge beträgt mehr als 150 Milliliter (Überlaufblase) und Betroffene können ihre Blase nur noch teilweise oder gar nicht mehr entleeren. Es drohen gefährliche Komplikationen wie Blasensteine, Nierenstau oder sogar Nierenversagen. Hierbei handelt es sich um lebensbedrohliche Notfälle, die schnellstmöglich behandelt werden müssen.
Lässt sich einer Prostatavergrößerung vorbeugen?
Da die Ursachen der benignen Prostatahyperplasie bislang noch unbekannt sind, gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen, die bei fortschreitendem Alter sicher helfen.
Das Risiko für eine benigne Prostatahyperplasie ist bei Übergewicht erhöht, deshalb sollten insbesondere ältere Männer Normalgewicht anstreben. Außerdem soll körperliche Aktivität das Risiko verringern. Um einen deutlichen Effekt zu erzielen, sollte bereits in jungen Jahren damit angefangen werden.
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