Verbrennung: Was tun bei Verbrühungen und Brandblasen?
Verbrennungen und Verbrühungen gehören zu den häufigsten Unfällen im Haushalt. Meist handelt es sich um kleine, oberflächliche Brandverletzungen, die mit einfachen Hausmitteln gut versorgt werden können. Was hilft bei Verbrennungen und wann ist ärztliche Hilfe notwendig?
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Eine Verbrennung ist oftmals nur eine kleine Wunde, trotzdem kann eine Brandverletzung sehr schmerzhaft sein. Was hilft, wenn man sich verbrannt hat und wann sollte eine Brandwunde ärztlich versorgt werden?
Im Überblick:
- Verbrennung & Verbrühung
- Risiken im Alltag
- Wann ärztliche Hilfe einholen?
- Erste Hilfe
- Behandlung schwerer Verbrennungen
- Komplikationen & Verlauf
Verbrennung und Verbrühung: Einteilung nach Schweregrad
Verbrennungen und Verbrühungen schädigen die Haut, bei schweren Formen auch das darunterliegende Gewebe. Eine Verbrennung entsteht durch trockene Hitze, zum Beispiel durch direkten Kontakt mit der Herdplatte oder dem offenen Feuer, eine Verbrühung durch feuchte Hitze wie heiße Flüssigkeiten und Dämpfe.
In Abhängigkeit von der Tiefe der Verletzung werden drei Verbrennungsgrade unterschieden.
Verbrennung 1. Grades: Geschädigt sind lediglich die oberen Hautschichten. Diese röten sich, schwellen eventuell an und schmerzen. Ein typisches Beispiel ist ein leichter Sonnenbrand.
Verbrennung 2. Grades: Hierbei sind auch tiefere Hautschichten betroffen. Neben Rötung und Schmerzen kommt es zur Blasenbildung (Brandblasen), zum Beispiel nach kurzzeitigem Berühren der heißen Fläche eines Bügeleisens.
Verbrennung 3. Grades: Durch länger dauernden Einfluss großer Hitze werden Haut und darunterliegende Gewebe einschließlich der Hautanhangsgebilde (wie Haare und Nägel) geschädigt. Die betroffenen Stellen erscheinen ledrig und weiß. Schmerzen treten kaum auf, da die Nerven gleichermaßen zerstört sind. Eine Verbrennung 3. Grades ist immer von Verbrennungen 1. und 2. Grades umsäumt.
Verbrennung 4. Grades: Das betroffene Gewebe ist schwarz und vollständig verkohlt. Neben der Haut sind Muskeln, Bänder und Knochen betroffen.
Ursachen und Risikofaktoren: Gefahren im Alltag vorbeugen
Insbesondere in der Küche kommt es häufig zu Brandverletzungen, darüber hinaus können Verbrennungen und Verbrühung in vielen alltäglichen Situationen entstehen:
Flammeneinwirkung: Verbrennungen durch offenes Feuer kommen am häufigsten vor. Gefahren lauern vor allem beim Grill anzünden mit Brandbeschleuniger, Kerzen und brennenden Weihnachtsbäumen
Heiße Flüssigkeit und Dampf: Verschütten von Heißgetränken, Abgießen von Nudeln, geplatzte Wärmflasche, Dampfverbrennung beim Kochen
Sprengstoff- und Gasexplosionen: Feuerwerkskörper, Heizkörper und Öfen
Kontaktverbrennung: Hautkontakt mit heißen Oberflächen etwa aus Metall (Bügeleisen, Backofen)
Strom: Verbrennung durch Kontakt mit elektrischem Strom, etwa an einer Hochspannungsleitung oder Steckdose
Auch ein Sonnenbrand gehört zu den Verbrennungen: Je nach Größe des verbrannten Hautareals und ob bereits Brandblasen entstanden sind, kann dieser auch akut gefährlich werden.
Für Kinder besteht ein besonders großes Risiko durch Verbrühungen in der Küche, deshalb sollten Henkel von Kochtöpfen immer so ausgerichtet sein, dass sie für das Kind nicht erreichbar sind.
Verbrennungen: Wann ist ärztliche Hilfe notwendig?
Die meisten Verbrennungen im Haushalt sind ungefährlich, es handelt sich um kleine, oberflächliche Wunden. Trotzdem können Verbrennungen sehr gefährlich werden, insbesondere wenn große Hautareale betroffen sind. Lebensgefahr besteht, wenn eine Verbrennung zweiten oder dritten Grades bei einem Erwachsenen mehr als 18 Prozent der Körperoberfläche betrifft und bei einem Kind mehr als acht Prozent. Denn nach einer Verbrennung besteht das Risiko eines lebensbedrohlichen Kreislaufschocks. Außerdem können noch nach Tagen schwere Nierenschäden auftreten. Grund ist unter anderem der gestörte Flüssigkeitshaushalt durch die geschädigte Hautbarriere. Die Nieren werden dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
Zur Einschätzung, wie groß die betroffene Stelle ist, hilft die Neuner-Regel:
- Kopf- und Halsregion: 9 Prozent der Körperfläche
- Je Arm: 9 Prozent der Körperfläche
- Je Bein: 18 Prozent der Körperfläche
- Brust- und Bauchbereich: 18 Prozent der Körperfläche
- Rücken: 18 Prozent der Körperfläche
- Genitalbereich: 1 Prozent der Körperfläche
Sofortige medizinische Behandlung erfordert:
- jede Verbrennung 3. und 4. Grades
- eine Verbrennung 2. Grades, wenn diese größer als ein Handteller ist
- jede großflächige Verbrennung 1. Grades
Bewusstlosigkeit
Kinder mit Verbrennungen sollten grundsätzlich von einem*einer Kinderarzt*Kinderärztin behandelt werden. Auch Verbrennungen im Intimbereich sollten medizinisch versorgt werden.
Darüber hinaus sollte bei schlecht heilenden Brandwunden, insbesondere solchen, die ein eitriges Sekret absondern, ärztlicher Rat eingeholt werden: Dies können Hinweise für eine bakterielle Infektion sein.
Erste Hilfe bei Verbrennungen: Was hilft gegen die Schmerzen?
Verbrennungen, die nicht größer als die Handfläche des Betroffenen und damit als kleinflächig gelten, können gekühlt werden und zwar möglichst sofort nach Eintreten der Verletzung. Dazu wird die betroffene Stelle unter fließendes, handwarmes Wasser gehalten oder in einen Eimer mit Wasser getaucht. Eis eignet sich weniger gut und kann zur zusätzlichen Reizung des Gewebes führen.
Die Kältebehandlung kann so lange durchgeführt werden, bis es zur "gefühlten" Schmerzlinderung kommt. Wichtig dabei ist, dass die Kühlung auf die betroffene Körperstelle begrenzt wird. Verbrennungen im Gesicht können auch mit einem feuchten Tuch gekühlt werden.
Größere verbrannte Stellen und Brandwunden dürfen dagegen nicht gekühlt werden – hier droht Gefahr durch Unterkühlung. Dies gilt ebenfalls für bewusstlose Menschen oder Säuglinge. Auch Verbrennungen am Körperstamm sollen nicht gekühlt werden, um ein Auskühlen des Betroffenen zu verhindern.
Hausmittel bei Verbrennungen - besser nicht!
Puder, Mehl, Öl, Kartoffeln, Brandsalben und sonstige "Hausmittel" bei Verbrennungen dienen als Nährboden für Keime und vergrößern die Infektionsgefahr. Sie wird ebenso durch das Aufstechen von Brandblasen erhöht.
Hilfe aus der Apotheke bei Verbrennungen
Verbrannte Haut ist anfällig gegenüber Keimen, da sie in ihrer Abwehrfunktion stark eingeschränkt ist. Dies gilt ganz besonders für offene Brandblasen. Daher sollten Brandwunden abgedeckt und vor äußeren Einflüssen geschützt werden.
Für kleine Verletzungen ersten oder zweiten Grades eignen sich sterile Pflaster, beispielsweise Hydrokolloidpflaster oder Pflaster mit Silberbeschichtung, diese wirken antiseptisch. Für größere Brandwunden gibt es sterile, großflächige Verbandmittel (zum Beispiel Metalline-Tücher). Zusätzlich können Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung (Acetylsalicylsäure, Ibuprofen) eingesetzt werden.
Schwerwiegende Verbrennungen behandeln
Bei schweren Verbrennungen reicht das Kühlen und Desinfizieren der Wunde oftmals nicht aus, dann wird eine ärztliche Behandlung notwendig. Insbesondere Verbrennungen des 3. und 4. Grades erfordern häufig eine intensivmedizinische Behandlung, in manchen Fällen müssen Betroffene ins künstliche Koma versetzt werden. Zudem werden Schmerzmittel verabreicht. Oftmals ist ein langer Aufenthalt in einer Spezialklinik oder einem Verbrennungszentrum erforderlich.
Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung der Hautfunktion und die Vermeidung von Infektionen und Narbenbildung. Zunächst muss geschädigtes Gewebe entfernt werden, in manchen Fällen kann eine Hauttransplantation notwendig werden. Dabei kann die Haut der betroffenen Person verwendet werden, die an anderen Stellen entnommen wurde. Darüber hinaus gibt es auch künstliche Hauttransplantate, welche vor allem der vorübergehenden Abdeckung dienen.
An die akute Behandlung großer Verbrennungen schließt sich eine oftmals lebenslängliche Nachbehandlung der Narben an, welche nicht nur als körperliche, sondern auch psychische Belastung empfunden werden können. Insbesondere an Gelenken kann das wuchernde Narbengewebe zu Bewegungseinschränkungen führen. Wichtig bei der Narbenpflege nach einer Verbrennung ist die Feuchtigkeitszufuhr sowie der UV-Schutz, hier können spezielle Salben und Cremes verschrieben werden.
Komplikationen und Verlauf einer Verbrennung
Kleine Verbrennungen (1. und 2. Schweregrad) heilen oftmals schnell und komplikationslos ab, möglich sind allerdings Infektionen der Wunden, weshalb Verunreinigungen und das Aufstechen von Brandblasen zu vermeiden ist.
Schwere Verbrennung können sehr gefährlich werden, akut drohen ein Schock, Organversagen und bei Kühlung der großflächigen Stellen eine Unterkühlung. Zudem können sich die Wunden infizieren. Eine Hauttransplantation verspricht Heilung, doch kann das sich bildende Narbengewebe zu starken Einschränkungen und einer seelischen Belastung führen.
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