Blutspende: Voraussetzungen, Vorteile und Ablauf
Bei einer Blutspende wird dem Menschen ein halber Liter Blut abgenommen, der anschließend in seine einzelnen Bestandteile zerlegt wird. Nach einer Sicherheitsprüfung und Aufbereitung des Blutes können erkrankte Personen damit behandelt werden. Welche Vorteile eine Spende hat, wie sie abläuft und wer spenden darf.
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Viele Menschen gehen regelmäßig zur Blutspende. Die Übertragung von Blutprodukten (Bluttransfusion) ist ein unverzichtbares Behandlungsverfahren der modernen Medizin. Um möglichst viele Patient*innen gezielt und verträglich behandeln zu können, werden meist nur einzelne Bestandteile des gesammelten Blutes wie etwa Konzentrate aus roten Blutzellen (Erythrozyten-Konzentrate) auf Empfänger*innen übertragen.
Artikelinhalte im Überblick:
- Wozu eine Blutspende?
- Wer darf spenden?
- Ablauf der Spende
- Verhalten davor und danach
- Risiken und Nebenwirken
- Verwendung der Spende
Blutspende: Wozu werden Blutkonserven benötigt?
Nach der Blutspende werden Blutkonserven angelegt. Sie ersetzen wichtige, nicht künstlich herstellbare Bestandteile des menschlichen Blutes, wenn diese vom Körper in einem zu geringen Maße bereitgestellt werden können. Pro Jahr werden in Deutschland über vier Millionen Menschen mit Blutpräparaten behandelt.
Dabei kann es sich unter anderem handeln um:
Erythrozyten (rote Blutkörperchen): Sie dienen dem Sauerstofftransport im Blut und werden meistens in Form eines sogenannten Erythrozyten-Konzentrats verabreicht.
Thrombozyten (Blutplättchen): Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Blutgerinnung und werden in der Regel als Thrombozyten-Konzentrat übertragen.
Blutplasma (von Zellen befreite Blutflüssigkeit): Sie enthält alle nicht-zellulären Bestandteile des Blutes, die unter anderem für die Blutgerinnung und die Immunabwehr wichtig sind.
Proteine (Eiweißbestandteile des Blutes): Sie sind Träger wichtiger Funktionen des Blutes wie der Verteilung von Flüssigkeit zwischen Innenraum und Umgebung von Körperzellen, der Blutgerinnung oder der Säureregulation des Körpers.
Antikörper: Sie werden zum Beispiel eingesetzt, um den Körper bei Störungen des Immunsystems oder im Verlauf schwerer Infektionen zu unterstützen.
Vollblut, das heißt Blut mit allen natürlich enthaltenen Komponenten, wird heutzutage nur noch in seltenen Fällen von einer*m Spender*in auf Empfänger*innen übertragen. In der großen Mehrzahl der Fälle werden gespendete Blutproben in einzelne Blutbestandteile aufgetrennt, die dann, angepasst an die gesundheitlichen Bedürfnisse, zur Behandlung eingesetzt werden.
Voraussetzungen: Wer darf Blut spenden?
In Deutschland dürfen grundsätzlich alle gesunden Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 72 Jahren (Erstspenden bis 60 Jahre) mit einem Körpergewicht von mindestens 50 Kilogramm zur Blutspende gehen. Zwischen den einzelnen Spenden müssen mindestens acht Wochen liegen, damit sich der Körper vollständig regenerieren kann. Männer dürfen bis zu sechsmal im Jahr spenden, Frauen bis zu viermal.
Ein Ausschluss von der Spende erfolgt unter anderem:
Schwere chronische Erkrankungen wie Herz- und Gefäßerkrankungen, Immunschwäche, Tumoren, Diabetes mellitus
Infektionen mit dem HI-Virus (HIV), Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Virus (HBV oder HCV) oder Syphilis
Risiko für die Übertragung spongiformer Enzephalopathien (TSE) wie die Creutzfeld-Jakob-Krankheit
Drogenabhängigkeit
Neben diesem vollständigen Ausschluss, gibt es bestimmte Situationen, die eine vorübergehende Rückstellung von der Blutspende erfordern. Dazu zählen unter anderem:
Behandlungen beim Zahnarzt, professionelle Zahnreinigung (Rückstellung für einen Tag)
Einnahme von Medikamenten, zum Beispiel Antibiotika (ärztliche Rücksprache erforderlich)
Anzeichen für eine Erkrankung wie Fieber, erhöhter Blutdruck, beschleunigter Puls oder erniedrigte Hämoglobin-Werte (Rückstellung für ein bis zwei Wochen)
Nachgewiesene Heilung von bestimmten Infektionskrankheiten, zum Beispiel für zwei Jahre nach ausgeheilter Tuberkulose
Corona-Infektion (Rückstellung von Kontaktpersonen für vier Wochen, von SARS-CoV-2-Infizierten für acht Wochen)
Reisen in bestimmte Länder, etwa in Malariagebiete (Rückstellung für vier bis sechs Monate)
Impfungen, Operationen oder bestimmten medizinischen Untersuchungen wie einer Darmspiegelung (Rückstellung für wenige Wochen)
Tattoos, Piercings, Cutting, Branding und Permament Make-Up (Rückstellung für vier Monate)
Schwangerschaften (Rückstellung für sechs Monate)
Risikoreiches Sexualverhalten, zum Beispiel Sex mit häufig wechselnden Partner*innen, Sexarbeitende, Sex mit einer Person, die mit Hepatitis oder HIV infiziert ist oder aus einem Endemiegebiet stammt (Rückstellung für vier Monate)
Gemäß dem deutschen Transfusionsgesetz ist eine Blutspende unentgeltlich, wenn der Blutspendedienst möchte, kann er jedoch eine geringe Aufwandsentschädigung bezahlen. Zusätzlich kann man eine Spende bei manchen gesetzlichen Krankenkassen als Präventionsmaßnahme im jährlichen Bonusprogramm anrechnen lassen.
Wie läuft die Blutspende ab?
Für eine Blutspende sollte man etwa 60 Minuten einplanen, da sie aus mehreren Schritten besteht: Anmeldung, ärztliches Gespräch und gesundheitliche Kontrollen, Entnahme und Ruhepause. Blutspender*innen müssen vor der Spende einen ausführlichen Fragebogen zu ihrem Gesundheitszustand ausfüllen. Diesen besprechen sie mit einer*m Ärztin*Arzt vor Ort. Dabei spielen alle Faktoren eine Rolle, die auf eine mögliche Gefährdung der Empfänger*innen durch das gespendete Blut hinweisen.
Vor der eigentlichen Spendenentnahme wird ein Blutstropfen der Spender*innen aus dem Finger entnommen und auf den Anteil des roten Blutfarbstoffs (Hb-Wert) und andere Richtgrößen wie der Eisengehalt untersucht. Liegt etwa ein ein Eisenmangel oder eine Blutarmut (Anämie) vor, wird keine Blutspende durchgeführt. Außerdem werden Blutdruck, Puls und Körpertemperatur vor jeder Spende gemessen.
Die eigentliche Blutspende erfolgt im Liegen. Das Blut wird in der Regel aus einer Vene in der Ellenbeuge entnommen und von dort in einen Beutel aus sterilem Einmalmaterial geleitet. Normalerweise wird ein halber Liter Blut pro Sitzung gespendet. Die Entnahme dauert rund zehn Minuten. Anschließend wird ein Druckverband angelegt, der mindestens zwei Stunden getragen werden sollte. Dadurch lässt sich das Risiko eines Blutergusses reduzieren. Außerdem sollten Spender*innen etwa zehn Minuten liegen bleiben, um den Kreislauf zu stabilisieren und danach langsam aufstehen.
Was sollte man vor und nach der Spende beachten?
Menschen, die Blut spenden wollen, sollten am Spendetag ausreichend trinken (zirka zwei Liter) und essen. Außerdem sollten sie an dem Tag keinen Sport treiben und ihrem Körper etwas Ruhe gönnen. Spitzensportler*innen sollten ihr Training deshalb erst ein bis zwei Tage nach dem Spendetermin wieder aufnehmen. Auch nach der Spende sollte man viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust zu kompensieren. In der Regel stehen bei den Blutspendediensten Getränke und Kleinigkeiten zum Essen bereit.
Mögliche Nebenwirkungen und Risiken einer Blutspende
In der Regel wird Blut spenden gut vertragen. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass dem Körper ein halber Liter Blut abgenommen wird, was manchmal zu Nebenwirkungen führen kann:
Kreislaufprobleme, Schwindel, in schweren Fällen Bewusstlosigkeit. Sie treten meistens auf, wenn Spender*innen zuvor wenig Flüssigkeit getrunken haben.
Schmerzen, Brennen und Bluterguss (Hämatom) an der Einstichstelle
Entzündungen an der Einstichstelle
Schädigung von Hautnerven an der Einstichstelle
Vorübergehendes leichtes Kribbeln in Fingern, Zehen, auf der Zunge oder im Mund. Dieses kann durch das gerinnungshemmende Mittel in der Kanüle ausgelöst werden.
Kostenloser Gesundheitscheck für Blutspender
Nach der Entnahme untersucht das Personal das gespendete Blut, um jegliches Risiko für Empfänger*innen der Blutkonserve auszuschließen. Folgendes wird überprüft:
- Zahl der Blutplättchen, der roten und weißen Blutkörperchen
- Leberfunktionswerte
- Ob sich HIV, BSE, Hepatitis B und C nachweisen lassen
Damit erhalten spendende Menschen eine kostenfreie Untersuchung des Blutes. Insbesondere wird das Blut auf die Erreger von AIDS (HIV) und gefährlichen Leberentzündungen getestet. Zusätzlich werden zahlreiche Qualitätskontrollen nach der Blutspende durchgeführt. Manche Blutspendedienste bieten darüberhinaus regelmäßigen Spender*innen einen kostenlosen Gesundheitscheck an.
Sollten die Ergebnisse von der Norm abweichen, informiert die Einrichtung den*die Spender*in sofort. Auf Wunsch teilt der Blutspendedienst die Befunde auch der hausärztlichen Praxis mit. Wer regelmäßig Blut spenden möchte, erhält außerdem einen persönlichen Blutspendeausweis, der Auskunft über Blutgruppe und Rhesusfaktor gibt.
Wie wird das gespendete Blut aufbereitet?
Die Aufbereitung des Blutes erfolgt in der Regel bereits während der Entnahme. So wird das Blut teilweise in seine Einzelbestandteile zerlegt, sodass Blutzellen und Plasma getrennt voneinander vorliegen. Die weitere Auftrennung erfolgt durch Zentrifugieren und spezielle Filter, die gezielt einzelne Blutkomponenten aus dem Blut herauslösen. Zur Stabilisierung der Blutkomponenten können spezielle Nährlösungen zugegeben werden, die die Lagerfähigkeit der Blutprodukte verbessern.
Dennoch können insbesondere die Blutzellen einer Spende nur innerhalb relativ kurzer Zeiträume verwendet werden. Erythrozyten etwa können je nach Verfahren nur zwischen 28 und 49 Tagen gekühlt gelagert werden. Danach sind sie für die Übertragung auf Empfänger*innen nicht mehr geeignet.
Die Sicherheit der Blutprodukte für empfangende Menschen hat oberste Priorität und wird durch eine Vielzahl von Maßnahmen gewährleistet. Im Zuge der Entnahme und Aufbereitung werden sämtliche Blutspenden mehrfach untersucht. Gibt es Hinweise darauf, dass ein Blutprodukt einen gefährlichen Erreger wie das HI-Virus enthält, erfolgen sofort umfangreiche Zusatzuntersuchungen. Einsatz und Vertrieb der betroffenen Blutprodukte werden gestoppt. Bestätigt sich der Anfangsverdacht, werden die entsprechenden Produkte der Blutspende vernichtet.
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