Ulcus molle: Symptome des weichen Schankers erkennen und behandeln
Offene Geschwüre im Intimbereich sind ein Symptom von Ulcus molle. Die sexuell übertragbare Krankheit wird auch als weicher Schanker bezeichnet. Wie sich der Geschlechtskrankheit einfach vorbeugen lässt und wie sie behandelt wird.
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Neben HIV, Chlamydien und Syphilis gibt es noch weitere sexuell übertragbare Krankheiten, darunter Ulcus molle. In Deutschland ist die Geschlechtskrankheit eher selten, bei Reisen in andere Länder ist jedoch Vorsicht geboten.
Im Überblick:
Was ist Ulcus molle?
Ulcus molle ist eine durch Geschlechtsverkehr übertragbare Infektion mit dem Bakterium Haemophilus ducreyi. Die Geschlechtskrankheit wird auch als weicher Schanker oder Chancroid bezeichnet und äußert sich unter anderem durch schmerzende Geschwüre im Genitalbereich.
Der weiche Schanker kommt vor allem im tropischen Afrika, Asien und Lateinamerika vor. In Europa ist Ulcus molle hingegen eher selten, die Erkrankung ist in Deutschland nicht meldepflichtig. Ulcus molle kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu Beschwerden führen.
Ulcus molle: Symptome des weichen Schankers
Aufgrund seiner Symptome kann der weiche Schanker anfänglich auch mit Syphilis verwechselt werden. Die ersten Symptome sind in der Regel eitrige Bläschen und Papeln, die im Verlauf anschwellen und aufbrechen.
Daraus entstehen weiterhin flache, schmerzhafte Geschwüre (Ulzera), welche nicht selten
- nässen,
- Eiter absondern und
- bei Berührung und Reibung bluten.
Besonders große Schmerzen verspüren Betroffene meist, wenn die offenen Geschwüre mit Urin in Kontakt kommen, was sich aufgrund der örtlichen Nähe kaum vermeiden lässt.
In der Hälfte aller Fälle kommt es neben der schmerzhaften Symptome der Haut auch zu einer Ausbreitung über die Lymphknoten, diese können dann geschwollen und schmerzhaft sein. Auch die Bildung eitriger Abszesse in den Lympknoten ist nicht selten, Fachleute sprechen auch von Bubonen beziehungsweise Ulcus-molle-Bubo: Die Abszesse können aufbrechen und sich in den Körper hinein entleeren, wo es dann zu weiteren Abszessen kommt.
Besteht neben Ulcus molle noch eine weitere Infektionskrankheit, wie HIV oder Gonorrhoe (Tripper), kann dies weitere atypische Symptome hervorrufen und infolge die Diagnostik erschweren.
Wo zeigen sich die Beschwerden?
Bei Männern treten die Hautgeschwüre
- am Penis,
- der Vorhaut und
- dem Frenulum (Vorhautbändchen)
auf. Bei Frauen sind oftmals der äußere Intimbereich (Vulva) sowie die Scheide (Vagina) betroffen, allerdings kann die Infektion bei Frauen auch symptomlos verlaufen.
Wie lange dauert es bis zum Ausbruch der Erkrankung?
Nach sexuellem Kontakt mit einer infizierten Person dauert es einige Zeit bis sich erste Symptome bemerkbar machen: Die Inkubationszeit beträgt rund drei bis sieben Tage, in seltenen Fällen auch mehr.
Bakterielle Infektion als Ursache von Ulcus molle
Aulöser der Erkrankung ist das gramnegative Stäbchenbakterium Haemophilus ducreyi, das bei sexuellem Kontakt über die Schleimhäute übertragen wird. Beim Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person liegt das Risiko für eine Ansteckung bei rund 35 Prozent.
Da Frauen auch symptomlos erkrankt sein können, kann sich der Erreger leicht ausbreiten. Andere Übertragungswege für Ulcus molle sind eher untypisch, an der Luft überlebt das Bakterium nicht lange, da es dazu ein feucht-warmes Milieu braucht.
Diagnose: Wie wird Ulcus molle festgestellt?
Wer sich bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit Ulcus molle angesteckt hat, kann sich zudem auch noch mit einer anderen Geschlechtskrankheit angesteckt haben. Darum ist eine genaue Diagnose wichtig.
Erste Anlaufstelle bei Verdacht auf die Erkrankung kann die hausärztliche oder hautärztliche und für Frauen auch die gynäkologische Praxis sein. Männer können zudem einen Termin bei einem*einer Urolog*in vereinbaren. Dort erfragt ein*e Arzt*Ärztin die genauen Beschwerden. Im Rahmen der Anamnese wird zudem nach neuen Sexualkontakten sowie Auslandsreisen in Risikogebiete gefragt.
Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die schmerzenden Hautgeschwüre begutachtet und die Leistengegend nach Schwellungen vorsichtig abgetastet wird. Bei Frauen erfolgt zudem meist noch eine Untersuchung der inneren Geschlechtsorgane, um mögliche Entzündungen aufzudecken.
Zum Erregernachweis wird ein Abstrich der Wunden genommen, um diesen im Labor zu untersuchen. Mikroskopisch ist dies in der Regel kaum möglich, meist wird daher mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) geprüft, ob sich genetisches Material des Erregers nachweisen lässt. Darüber hinaus ist ein Nachweis durch Antikörper möglich.
Wie wird Ulcus molle behandelt?
Als Therapie werden bei einem weichen Schanker Antibiotika verabreicht, gängige Wirkstoffe sind unter anderem:
- Ceftriaxon
- Azithromycin
- Ciprofloxacin
- Erythromycin
Im überwiegenden Teil der Fälle erfolgt die Behandlung durch eine Einmaldosis. Diese kann entweder oral eingenommen, also als Tablette geschluckt, oder auch ärztlich mithilfe einer Spritze injiziert werden. Zudem müssen allen Sexualpartner*innen der letzten zehn Tage mitbehandelt werden, um eine erneute Ansteckung beziehungsweise weitere Verbreitung zu verhindern.
Neben der antibiotischen Bekämpfung der Bakterien kann es manchmal notwendig werden, die verkapselten Eiterabszesse in der Leiste chirurgisch zu öffnen.
Zur Absicherung des Behandlungserfolgs, erfolgt rund eine Woche nach Antibiotikagabe eine Nachkontrolle. Bis alle Geschwüre sowie weitere Beschwerden ganz abgeklungen sind, sollten Patient*innen auf Geschlechtsverkehr verzichten.
Verlauf des weichen Schankers
Ohne Therapie breitet sich die Erkrankung häufig weiter aus und es kommt zu einer hartnäckigen eitrigen Lymphknotenentzündung. Zudem erhöhen die offenen Hautwunden das Risiko für weitere Infektionskrankheiten wie eine Ansteckung mit HIV oder Herpes genitalis.
Mit Behandlung ist die Prognose bei Ulcus molle hingegen günstig, durch eine Antibiotikatherapie kann der weiche Schanker erfolgreich geheilt werden.
Einfache Maßnahme zur Vorbeugung
Um einer Infektion mit Ulcus molle vorzubeugen, empfiehlt sich die Benutzung von Kondomen. Insbesondere bei neuen Sexualkontakten sollte auf diese Methode zur Prävention von sexuell übertragbaren Erkrankungen gesetzt werden. Auch die Nutzung von Femidomen (Kondom für die Frau), kann das Risiko einer Ansteckung reduzieren.
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