Otitis externa: Therapie der äußeren Ohrentzündung
Die Otitis externa, auch als äußere Ohrentzündung bekannt, betrifft den äußeren Gehörgang und den Ohrabschnitt zwischen Ohrmuschel und Trommelfell. Welche Ursachen dahinterstecken und wie die Otitis externa behandelt wird.
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Schmerzen und Jucken im Ohr können Anzeichen einer Otitis externa sein, dabei handelt es sich um eine Entzündung des Außenohres.
Im Überblick:
Was ist eine Otitis externa?
Eine äußere Ohrentzündung (Otitis externa) betrifft das Außenohr, das heißt die Ohrmuschel, den äußeren Gehörgang sowie die Trommelfelloberfläche. Bei der Ohrmuschel können die äußere Haut und die darunter befindliche Knorpelhaut entzündet sein. Die Otitis externa kann sich auf umliegendes Gewebe wie Knochen und Knorpel und in die Halslymphknoten ausbreiten.
Bei der äußeren Ohrenentzündung unterscheiden Fachleute zwischen verschiedenen Formen:
Otitis externa circumscripta: Infektion eines Haarfollikels, die zunächst auf einen bestimmten Bereich beschränkt sind. In der Regel handelt es sich um einen Furunkel.
Otitis externa diffusa: Ohrenentzündung, die sich über das gesamte äußere Ohr erstrecken kann.
Otitis externa maligna: Nektrotisierende Infektion mit Schädigung des umliegenden Gewebes insbesondere Knochen und Nerven.
Eine Ohrentzündung kann durch Bakterien, Viren oder Pilze hervorgerufen werden. Unspezifische Entzündungen sind solche, die keine erregertypischen Zeichen, sondern lediglich allgemeine Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung und Schmerzen hervorrufen. Bei einer spezifischen Form verursacht ein bestimmter Krankheitserreger ein ganz typisches Entzündungsmuster, wie beispielsweise einen bläschenförmigen Ausschlag durch Varicella-Zoster-Viren (auch Herpes-Zoster-Viren).
Symptome: Wie äußert sich die Otitis externa?
Die Symptome können bei einer äußeren Ohrentzündung unterschiedlich sein. Die Gehörgangsentzündung kann sich als kleiner Eiterherd im Gehörgang zeigen (Gehörgangsfurunkel) oder den gesamten Gehörgang und auch die Ohrmuschel betreffen.
Häufige Symptome sind vor allem:
- Schmerzen
- Juckreiz
- eitriger Ohrenausfluss
Der Gehörgang und die Ohrmuschel können gerötet und geschwollen sein, manchmal sind sie auch mit Schuppen belegt. Schmerzhaft sind besonders der Zug am Ohrläppchen und der Druck auf den Knorpelvorsprung vor dem Gehörgangseingang (Tragus). Daneben können Fieber und eine Schwellung der Lymphknoten am Hals auftreten.
Bei allen Infektionen des Außenohres mit geschwollenem Gehörgang kann es vorübergehend zu einer Schwerhörigkeit kommen, da der Schall durch den Gehörgang nicht mehr optimal zum Trommelfell gelangt.
Symptome abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung
Je nach Auslöser der Otitis externa können verschiedene Symptome auftreten:
Die Wundrose des Ohres, das sogenannte Erysipel, ist dadurch gekennzeichnet, dass neben Gehörgang und Ohrmuschel die umgebende Haut mitbetroffen ist. Typisch ist bei dieser Erkrankung die Mitbeteiligung des Ohrläppchens. Eine eine starke Rötung und Spannung der Haut ist sichtbar. Die Haut glänzt und ist heiß, manchmal können sich zusätzlich Blasen bilden. Als allgemeine Krankheitszeichen bestehen oft eine starke Abgeschlagenheit und Fieber mit Schüttelfrost. Die Lymphknoten im Halsbereich sind regelmäßig schmerzhaft geschwollen.
Die Knorpelhautentzündung der Ohrmuschel zeigt ebenfalls eine Schwellung und Rötung. Das Ohrläppchen ist hierbei jedoch nicht mitbetroffen. Die Schwellung kann so stark werden, dass die einzelnen Knorpelfalten der Ohrmuschel nicht mehr zu erkennen sind. Es kann auch zu einer Eiteransammlung unter der Haut kommen, die sich spontan nach außen entleeren kann.
Bei der Gürtelrose im Ohr (Zoster oticus) kommt es häufig zu starken stechenden Schmerzen und zur Bildung von Blasen auf der Ohrmuschel und im Gehörgang. Kombiniert dazu treten oft eine Schwerhörigkeit (Nervenschwerhörigkeit) auf der betroffenen Seite sowie Schwindel auf. Dies ist dann der Fall, wenn der Hör- und Gleichgewichtsnerv von der Entzündung in Mitleidenschaft gezogen wird. Zusätzlich kann eine Beteiligung des Gesichtsnervs hinzukommen, die sich durch Lähmung von Gesichtsmuskeln zeigt.
Die Pilzinfektion des äußeren Gehörgangs zeigt sich in einem feuchten, weißlich bis dunkelbräunlichen Belag im Gehörgang sowie durch Juckreiz im betreffenden Bereich.
Otitis externa maligna: Knochenentzündung und Nervenlähmungen
Eine Otitis externa ist oftmals harmlos, kann aber unter Umständen einen schweren Verlauf nehmen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Knochenentzündung. Die Infektion der Gehörgangshaut greift dann auf den umgebenden Knochen über und kann immer weiter fortschreiten und bis zu Knochenzerstörung und Nervenlähmungen (Gesichts-, Hör- und Gleichgewichtsnerv) führen. Fachleute sprechen dann auch von einer malignen Otitis externa (necroticans). Das Bild dieser seltenen Entzündungsform ist dem der klassischen Gehörgangsentzündung anfangs ähnlich, später kann im Gehörgang freiliegender Knochen gesehen werden. Besonders häufig von dieser schwerwiegenden Erkrankung betroffen sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem und Diabetes mellitus.
Ursachen: Wie eine Otitis externa entsteht
Infektionen des äußeren Ohres können durch Bakterien, Viren oder Pilze hervorgerufen werden und durch bestimmte Allgemeinerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, in ihrer Entstehung begünstigt werden. Auch Allergien können eine Otitis externa verursachen. Außerdem können Fremdkörper im Gehörgang eine Entzündung auslösen. Ein weiterer Risikofaktor stellt Wasser im Ohr dar, das tagelang nicht abfließt. Dort können sich Keime vermehren und die äußere Ohrentzündung begünstigen. Da Infektion durch Wasser im Gehörgang in der Badesaison häufig sind, sprechen Fachleute auch von einer Badeotitis.
Bakterien im Ohr als Auslöser
Bei den bakteriell verursachten Otitis externa sind es meist kleine Verletzungen der Haut, die ein Eindringen der Keime ermöglichen. Insbesondere nach falscher Ohrenreinigung mit Wattestäbchen oder anderen Hilfsmitteln treten Gehörgangsentzündungen auf. Deshalb sollte die Reinigung tieferer Abschnitte des Gehörgangs, zum Beispiel bei Menschen mit Hörgerät, stets in einer HNO-ärztlichen Praxis durch geschultes Personal vorgenommen werden.
Daneben können auch Piercings am Ohr, insbesondere solche, die durch den Knorpel gestochen werden, zu einer äußeren Ohrenentzündung führen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn diese Eingriffe von medizinisch ungeschultem Personal und unter unzureichenden hygienischen Bedingungen vorgenommen werden.
Besonders häufige bakterielle Erreger bei einer äußeren Otitis sind:
- Pseudomonas aeruginosa
- Staphylococcus aureus
Windpocken-Virus löst Gürtelrose aus
Eine häufige Entzündung des äußeren Ohres durch Viren ist vor allem die Gürtelrose. Sie wird durch ein bestimmtes Virus, das Varicella-Zoster-Virus, ausgelöst, das auch Windpocken verursacht. Nach einer durchgemachten Windpockenerkrankung überleben einige Viren über Jahre in Nervenschaltknoten (Ganglien). In Situationen, in denen die Körperabwehr geschwächt ist, zum Beispiel bei einer Krebsbehandlung, anderen schweren Infektionen oder auch im höheren Lebensalter, werden diese Viren wieder aktiv und verursachen eine Entzündung der Haut, die von dem entsprechenden Nerv versorgt wird. Ein Zoster-Virus kann jedoch auch direkt einen Nerv infizieren. Gürtelrose kommt gehäuft im Alter vor. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung Personen über 50 Jahren.
Pilzinfektionen der Haut können das Ohr betreffen
Pilzinfektionen des äußeren Ohres (Otomykose) können entstehen, wenn die Haut im Gehörgang über einen längeren Zeitraum feucht gehalten wird. Dies kann zum Beispiel beim Tragen eines Hörgeräts oder bei chronischen Mittelohrentzündungen mit Ohrenlaufen (Ohrenausfluss) vorkommen. Aber auch bestimmte Hauterkrankungen können die Gehörgangshaut betreffen und so für Pilzinfektionen empfindlich machen. Außerdem können manche Medikamente die Entstehung solcher Pilzinfektionen als Nebenwirkung fördern. Die Erreger sind hierbei häufig Schimmelpilze oder Hefepilze.
Allergische Reaktion im Ohr
Bei den Allergien sind vor allem solche von Bedeutung, bei denen Stoffe durch bloßen Hautkontakt eine allergische Reaktion auslösen, Fachleute sprechen auch von einer Kontaktallergie. Hier kommen verschiedenste Stoffe von Seifen über Haarpflegeprodukte bis hin zu Ohrpassstücken von Hörgeräten als Allergieauslöser infrage. Auch nicht allergische Überempfindlichkeitsreaktionen auf toxische Stoffe sind möglich. Antibiotikahaltige Ohrentropfen können ebenfalls eine Allergie auslösen. Bei Ohrsteckern oder -ringen kann zum Beispiel eine Nickelallergie eine Rolle spielen.
Weitere Ursachen für die Otitis externa
Die Entzündung der Knorpelhaut entsteht durch Gewalteinwirkung an der Ohrmuschel, wie Schläge, Quetschungen oder Reibemechanismen, aber selten auch durch Insektenstiche oder als Komplikation bei Operationen am Ohr. Die Erkrankung entsteht auch durch:
- Ausbreitung einer Gehörgangsentzündung
- nach Verätzungen
- Erfrierungen
- Verbrennungen
- durch Bestrahlung
Diagnose: HNO-ärztliche Untersuchung bei Otitis externa
Eine fachgerechte Untersuchung und Behandlung einer äußeren Ohrentzündung ist durch eine*n HNO-Ärztin*Arzt möglich. Die Otitis externa kann oft schon am äußeren Bild erkannt werden. Im Vordergrund der Untersuchungen steht die Anmnese, bei der Vorerkrankungen, Art und Dauer des Schmerzes und weiteren Beschwerden wie etwa eine Hörstörung erfragt werden.
Danach folgt eine umfangreiche HNO-ärztliche Untersuchung. Dazu werden insbesondere die Ohren und die Nase mit Spiegeln oder Endoskopen von innen betrachtet. Das HNO-ärztliche Fachpersonal prüft eventuell ergänzend die Hör- und Gleichgewichtsfunktion des betreffenden Ohres im Vergleich zur gesunden Seite. Um abzuschätzen, ob die Entzündung sich über das Ohr hinaus ausgebreitet hat oder ob Lymphknoten betroffen sind, sind manchmal Untersuchungen des Halses und aufgrund der anatomischen Nähe auch der Kiefergelenke erforderlich.
Mitunter ist eine Röntgenuntersuchung zur genaueren Unterscheidung der einzelnen Entzündungsformen nötig. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Verdacht besteht, dass die Entzündung auch auf die Knochen des Gehörgangs oder seiner Umgebung übergreift.
Bei Entzündungen mit Eiterbildung hilft ein Abstrich zur Bestimmung des Erregers. Nach dem Ergebnis der mikrobiologischen Untersuchung kann die Wahl des richtigen Medikaments getroffen oder angepasst werden.
Therapie der Otitis externa: In schweren Fällen helfen Tabletten
Die Behandlung der Otitis externa richtet sich nach der Ursache. Ist zum Beispiel Diabetes Auslöser einer Entzündung des äußeren Ohres zu vermuten, so steht die Normalisierung der Blutzuckerwerte im Vordergrund. Die Behandlung einer äußeren Ohrenentzündung kann meist ambulant erfolgen, bei schwereren Verlaufsformen und bei starker Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens wird sie jedoch stationär im Krankenhaus vorgenommen.
Bei der Behandlung der äußeren Ohrentzündung spielt zunächst die Reinigung eine wichtige Rolle. Der Gehörgang wird inspiziert und von Flüssigkeit und Eiter befreit. Gegen die Schwellung werden in Alkohol getränkte Streifen oder Streifen mit Kortisonsalbe in den Gehörgang eingelegt.
Ist der Gehörgang nur gering angeschwollen, kommen bei den bakteriellen Entzündungen Ohrentropfen und Salben mit Antibiotika zur Anwendung, die mehrmals täglich auf die Ohrmuschel aufgetragen, beziehungsweise in den Gehörgang eingeträufelt werden. Auch Ohrspülungen können angewendet werden.
Bei Pilzinfektionen ist es besonders wichtig, den Gehörgang trocken zu halten. Zudem wird eine topische Behandlung notwendig. Dafür werden Salben oder Tropfen mit Pilz hemmenden Wirkstoffen in den Gehörgang eingebracht.
Bei schwereren Verlaufsformen, etwa bei der Wundrose oder der Knorpelhautentzündung, kann eine Antibiotikatherapie in Tablettenform oder als Infusion nötig werden. Außerdem kommen kühlende und desinfizierende Umschläge zur Anwendung. Bei einer Eiteransammlung unter der Gehörgangs- oder Ohrmuschelhaut muss diese chirurgisch entfernt werden. In der Regel kann dies in örtlicher Betäubung geschehen.
Behandlung der äußeren Ohrentzündung durch Gürtelrose
Die durch Varicella-Zoster-Viren bedingte Entzündung des äußeren Ohres kann durch den Wirkstoff Aciclovir behandelt werden. Dieser gehört zur Gruppe der Virostatika, welche die Virenvermehrung im Körper hemmen. Hinzu kommt eine symptomatische Therapie: Der Befall des Hör-, Gleichgewichts- oder Gesichtsnervs muss gegebenenfalls gleichzeitig behandelt werden. Dazu wird eine Infusionsbehandlung über einige Tage mit einem durchblutungsfördernden Medikament und einem Kortisonpräparat angewendet. Zur Behandlung der schweren Erkrankung ist ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Wattestäbchen im Ohr ist tabu: Ohrentzündung vorbeugen
Zur Vorbeugung einer äußeren Ohrentzündung ist es wichtig, Manipulationen im Gehörgang zu vermeiden. Insbesondere vom Ohrreinigen mit Wattestäbchen sollte Abstand genommen werden, da selbst leichte Berührungen die Gehörgangshaut verletzen können und so eine Eintrittspforte für Keime bieten.
Grundsätzlich sollte nichts ohne ärztliche Empfehlung in einen Gehörgang hineingesteckt werden, da dadurch der Selbstreinigungsmechanismus der Gehörgangshaut gestört und eine Otitis externa begünstigt wird.
Auf keinen Fall darf bei Austritt von Entzündungssekret, zum Beispiel bei einer Mittelohrentzündung mit defektem Trommelfell, Watte in den Gehörgang eingebracht werden. Hierbei entsteht eine warme, feuchte Kammer vor dem Trommelfell, die zu einer beschleunigten Vermehrung von Krankheitserregern führt.
Kontakt mit bekannten Allergieauslösern muss vermieden werden. Wer Ohrschmuck trägt, sollte auf Schmuckstücke aus Edelmetall wie Silber und Gold achten, da diese nicht Allergie auslösend sind. Bei Ohrclips kann es manchmal helfen, die entsprechenden Teile mit einem farblosen Lack zu versiegeln oder mit kleinen Kunststoffpads abzupolstern.
Personen mit Hörgeräten und solche, die zu einer starken Bildung von Ohrenschmalz neigen, sollten regelmäßig eine Ohrreinigung in einer HNO-ärztlichen Praxis durchführen lassen. Patient*innen mit Diabetes ist eine möglichst genaue Blutzuckereinstellung mit regelmäßigen Kontrollen zu empfehlen.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Ohren stets trocken zu halten und Ansammlungen von Flüssigkeit etwa nach dem Schwimmbadbesuch aus dem Ohr zu entfernen. Fließt das Wasser mehrere Tage nicht ab, muss ärztliche Hilfe eingeholt werden, um der Ohrenentzündung vorzubeugen. Bei Patient*innen die anhäufigen Ohrenentzündungen nach dem Schwimmen leiden, können sogenannte "Tauchertröpfchen" Schutz bieten. Dabei handelt es sich um Ohrentropfen mit Glycerin und Alkohol, die desinfizierend wirken.
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