Kehlkopfkrebs: Anzeichen und Heilungschancen
Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) zeigt sich oft schon im frühen Stadium anhand typischer Anzeichen wie Heiserkeit oder einem Kratzen im Hals. Woran Sie die Erkrankung noch erkennen, wie die Behandlung erfolgt und wie die Prognose ist, erfahren Sie hier!
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Kurzübersicht: Kehlkopfkrebs
Definition: Kehlkopfkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung im Kehlkopfbereich. Tumoren können oberhalb, unterhalb oder an den Stimmlippen entstehen.
Anzeichen: Mögliche Symptome sind anhaltende Heiserkeit, Husten, Räusperzwang, Schluck- und Atembeschwerden sowie ein Fremdkörpergefühl im Hals.
Behandlung: Abhängig von Lage und Stadium des Krebs ist eine (teilweise) Entfernung des Kehlkopfs nötig. Weitere Maßnahmen sind eine Strahlen- sowie Chemotherapie.
Prognose: Bei einem früh entdeckten Kehlkopftumor stehen die Heilungschancen gut. Nach 5 Jahren leben in dem Fall noch 75 bis 90 Prozent der Betroffenen.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Kehlkopfkrebs?
Bei Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) handelt es sich um eine bösartige Krebserkrankung des Kehlkopfs (Larynx). Meistens entsteht die Krankheit in der oberflächlichen Zellschicht (Plattenepithel) der Stimmlippen. Deswegen werden die Tumoren auch als Plattenepithelkarzinome bezeichnet. Äußerst selten sind hingegen sogenannte kleinzellige Larynxkarzinome.
Klassifizierung nach Lage
Plattenepithelkarzinome des Kehlkopfes werden nach der Lage des Tumors unterschieden. Diese hat Einfluss auf die Ausbreitung in die Lymphknoten und daraus resultierend auf den Krankheitsverlauf.
Glottiskarzinom (Stimmbandkarzinom): Häufig handelt es sich bei der Krankheit um ein Glottiskarzinom. Sie betreffen unmittelbar die Stimmlippen der Stimmbänder.
Supraglottiskarzinom: Die supraglottischen Tumoren wachsen oberhalb der Stimmbänder und greifen erst später auf die Stimmbänder über.
Subglottiskarzinom: Karzinome der Subglottis bilden sich unterhalb der Stimmbänder und sind sehr selten.
Häufigkeit von Kehlkopfkrebs
Kehlkopfkrebs ist die seltenste bösartige Tumorerkrankung der oberen Luft- und Speisewege. Pro Jahr erkranken in Deutschland 1 von 100.000 Frauen und 4 von 100.000 Männern. Das Alter, in dem die meisten Menschen erkranken, liegt bei etwa 67 Jahren.
Kehlkopfkrebs: Mögliche Anzeichen
Wie genau sich Kehlkopfkrebs anfühlt, ist je nach Lage und Größe des Tumors verschieden. Folgende Symptome und Anzeichen sind diesbezüglich möglich.
Symptome des Glottiskarzinoms
Glottiskarzinome (Stimmbandkarzinome) verursachen häufig bereits in einem frühen Stadium Symptome. Besonders typische erste Anzeichen sind:
- über einen längeren Zeitraum anhaltende Heiserkeit
- Kratzen im Hals
- wiederkehrender Räusperzwang
- chronischer Husten
Bei fortgeschrittenen großen Tumoren kommt es zu Atembeschwerden mit einem hörbaren Atemgeräusch und unter Umständen zu Luftnot.
Anzeichen des Supraglottiskarzinoms
Heiserkeit tritt bei Supraglottiskarzinomen erst dann auf, wenn der Tumor fortgeschritten ist. Anzeichen eines Supraglottiskarzinoms können sein:
- Schluckbeschwerden
- Halsschmerzen, die gelegentlich bis in die Ohren ausstrahlen
- Fremdkörpergefühl
Symptome bei Subglottiskarzinom
Aufgrund ihrer anatomischen Lage bleiben Subglottiskarzinome besonders oft unbemerkt und verursachen erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome. Das sind dann oft:
- Heiserkeit
- Atembeschwerden
- Gewichtsverlust, Erschöpfung und Leistungsminderung
Ursachen und Risikofaktoren für Kehlkopfkrebs
Bei einem Kehlkopfkrebs verändern sich normale Zellen zu bösartigen Krebszellen und vermehren sich unkontrolliert. Dies geschieht überwiegend aufgrund äußerer Einflussfaktoren. Dazu zählen vor allem Rauchen und chronischer Alkoholkonsum.
Weitere Risikofaktoren für Kehlkopfkrebs sind:
Kehlkopfkrebs entwickelt sich nicht selten aus Vorstufen, sogenannten Präkanzerosen. Dazu zählen
die Leukoplakie (weißes, nicht abwischbares Areal in der Schleimhaut),
die Hyperplasie (übermäßige Vermehrung von Schleimhautzellen) und
die Dysplasie (übermäßige Vermehrung sowie ein verändertes Aussehen von Schleimhautzellen).
Präkanzerosen gehen nicht immer, jedoch häufig in Krebs über. Sie sollten deshalb, wenn sie bekannt sind, entweder behandelt oder regelmäßig kontrolliert werden.
Weitere Risikofaktoren sind ein häufiger (berufsbedingter) Kontakt mit krebserregenden Substanzen, etwa Holz- und Metallstäube, chrom- und nickelhaltige Farben und Lacke und ein geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel infolge einer HIV-Infektion.
Kehlkopfkrebs: Wie die Diagnose abläuft
Zunächst erfragt der*die Arzt*Ärztin in der Anamnese die Krankengeschichte und die aktuellen Beschwerden. Von Interesse sind auch Lebensgewohnheiten wie Alkohol- und Zigarettenkonsum sowie der Beruf.
Anschließend wird eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der unter anderem der Mund- und Rachenraum begutachtet und der Kopf und Hals nach einem Tumor oder etwaig vergrößerten Lymphknoten abgetastet wird.
Laryngoskopie bei Verdacht auf Kehlkopfkrebs
Erhärtet sich der Verdacht eines Kehlkopfkarzinoms, kann eine Spiegelung (Endoskopie) durchgeführt werden. Dies geschieht entweder durch den Mund (Lupenlaryngoskopie) oder – bei starkem Würgereiz – durch die Nase (transnasale fiberoptische Laryngopharyngoskopie).
Ergibt sich ein Tumorbefund, erfolgt in der Regel eine gründliche Spiegelung unter Narkose, bei der Gewebeproben entnommen und anschließend mikroskopisch begutachtet werden (Biopsie). Dies ermöglicht die Festlegung des Tumorstadiums.
Bildgebende Untersuchungsverfahren
Mithilfe bildgebender Untersuchungsverfahren können der Ort und das Ausmaß eines Tumors bestimmt werden. Dies ist vor allem auch für die Planung der Therapie von großer Bedeutung. Infrage kommen die
Weitere Untersuchungen schließen sich an, um festzustellen, ob Lymphknoten und/oder andere Organe befallen sind. Dazu gehören beispielsweise Röntgenuntersuchungen der Lunge oder Ultraschall (Sonografie) des Halses und des Bauches.
Behandlung von Kehlkopfkrebs
Kehlkopfkrebs kann nur geheilt werden, wenn er sich vollständig entfernen lässt. Deshalb wird, sofern es der Gesundheitszustand zulässt, immer die Operation angestrebt. Das Ausmaß der OP hängt vom Stadium, der Lage und der Art des Tumors ab.
Kehlkopfkrebs: Verschiedene Operationsverfahren
Kleinere Kehlkopftumoren können während einer Endoskopie mithilfe eines Lasers minimalinvasiv entfernt werden, wobei Teile des Kehlkopfes oder der gesamte Kehlkopf sowie die Halslymphknoten entfernt werden.
Größere Tumoren erfordern häufig eine offene Operation und die Entfernung des Kehlkopfes (Laryngektomie). Dabei werden Luft- und Speiseröhre vollständig voneinander getrennt und Betroffenen über den Hals ein Zugang zur Luftröhre gelegt, um die Atmung zu ermöglichen. Dieser dauerhafte Luftröhrenschnitt wird Tracheostoma genannt.
Ab einem bestimmten Stadium des Karzinoms ist zudem eine Entfernung der Halslymphknoten notwendig, damit sich in den kleinen Organen keine Tumorzellen ansiedeln. Eine Entfernung der Lymphknoten auf beiden Seiten des Halses heißt unter Fachleuten auch "Neck dissection".
Nach Entfernung des Kehlkopfes
Um nach der Entfernung des Kehlkopfes die Sprechfähigkeit wiederherzustellen, wird eine Verbindung (Stimm-Shunt) zwischen Luft- und Speiseröhre beziehungsweise dem unteren Rachen (Hypopharynx) geschaffen, in die eine Stimmprothese eingesetzt wird. Möglich ist auch das Erlernen der sogenannten Ösophagusersatzstimme.
Dabei erlernen Betroffene eine Technik, mit der willkürlich Luftbewegungen in die Speiseröhre gesteuert werden kann. Durch intensives Training bildet sich allmählich ein Wulst im Bereich des Speiseröhreneingangs aus, der praktisch die Funktion der Stimmlippen übernimmt, sodass das Sprechen möglich wird. Eine Alternative ist die Verwendung einer elektronischen Sprachhilfe.
Chemo-Strahlentherapie bei Kehlkopfkrebs
Bei Subglottiskarzinomen wird nach der Operation in der Regel eine Strahlentherapie des Tumorbereichs und der Lymphabflusswege durchgeführt. Bei Glottis- und Supraglottiskarzinomen wird die Bestrahlung für fortgeschrittenere Stadien empfohlen. Begleitend zur Operation kann auch eine kombinierte Chemo-Strahlentherapie durchgeführt werden.
Bei nicht operablen Tumoren, sowie bei solchen, die bereits Tochtergeschwülste in anderen Organen gebildet haben, können die Strahlentherapie oder die kombinierte Chemo-Strahlentherapie alternativ zur Operation erfolgen. Dieses Vorgehen empfiehlt sich auch bei Betroffenen, für die eine Operation aufgrund ihres allgemeinen Gesundheitszustands ein zu großes Risiko darstellen würde.
Zielgerichtete Therapie
Zielgerichtete Therapien (targeted therapies) greifen in bestimmte Signalwege der Krebszellen ein. Sie bewirken dadurch eine Hemmung des weiteren Tumorwachstums, wobei gesunde Zellen weitgehend geschont werden.
Für die Behandlung von fortgeschrittenem Kehlkopfkrebs, der bereits in andere Organe gestreut (metastasiert) hat oder nach zunächst erfolgreicher Behandlung zurückgekehrt ist, steht die Substanz Cetuximab in Kombination mit Strahlentherapie oder Chemotherapie zur Verfügung. Sie richtet sich gegen Bindungsstellen (Rezeptoren) des sogenannten epidermalen Wachstumsfaktors EGF.
Ist Kehlkopfkrebs heilbar?
Die Heilungschancen bei Kehlkopfkrebs hängen davon ab, ob und wie stark der Tumor bereits Metastasen in Lymphknoten gestreut hat (Metastasierung). Metastasen sind Krebszellen vom Ursprungstumor, die über die Blutbahn in anderen Organen des Körpers gelangen und sich dort ansiedeln.
Insbesondere bei kleinen Kehlkopfkarzinomen ist eine vollständige Heilung möglich, wenn eine frühzeitige Diagnose und Therapie erfolgt. Befindet sich der Tumor oberhalb der Stimmbänder liegt die 5-Jahres-Überlebensrate im Stadium I bei 82 bis 100 Prozent und in Stadium II bei 82 bis 92 Prozent.
Wenn die Krebserkrankung schon weit fortgeschritten ist, beträgt die 5-Jahres-Überlebenschance weniger als 40 Prozent. Betroffene mit erfolgreich behandeltem Kehlkopfkarzinom, bei denen nach 5 Jahren keine neuen Tumoren aufgetreten sind, gelten als geheilt.
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