Blasenkrebs: Anzeichen, Therapie und Lebenserwartung
Blasenkrebs betrifft Männer deutlich häufiger als Frauen und tritt vor allem im höheren Lebensalter auf. Als wesentlicher Risikofaktor für die Erkrankung gilt Rauchen. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie wirkt sich Blasenkrebs auf die Lebenserwartung aus?
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Kurzübersicht: Blasenkarzinom
Anzeichen: Im Frühstadium verursacht Blasenkrebs meist noch keine oder sehr unspezifische Beschwerden. Blut im Urin ist oft das erste Symptom, welches Betroffene bemerken.
Ursachen: Blasenkrebs kann verschiedene Ursachen haben, die zum Teil vermeidbar sind. Als Hauptrisikofaktor gilt Rauchen.
Diagnose: Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose von Blasenkrebs ist die Blasenspiegelung (Zystoskopie). Aber auch Urinuntersuchungen, Blutuntersuchungen, Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen kommen häufig oftmals zum Einsatz.
Behandlung: Die Therapie von Blasenkrebs hängt vom Stadium und der Art des Tumors ab. Als Therapiestrategie kommen Operationen, Medikamente, Bestrahlung oder eine Immuntherapie infrage.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Blasenkrebs?
Bei Blasenkrebs (auch Harnblasenkarzinom oder Harnblasenkrebs) handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Harnblase. Das Organ, in dem sich der Urin sammelt, befindet sich im unteren Teil der Bauchhöhle. Bei Männern grenzt die Blase an den Enddarm, bei Frauen liegt sie direkt vor der Gebärmutter. Die Harnblase besteht aus einer Muskelschicht und einer Schleimhaut.
Blasenkrebs entwickelt sich fast immer in der Schleimhaut der Harnblase (Urothel). Seltener kann aber auch das Gewebe anderer Organen der ableitenden Harnwege, etwa das Nierenbecken, betroffen sein. Blasenkrebs zählt deshalb zu den sogenannten Urothelkarzinomen.
Fachleute unterscheiden zwei Arten von Blasenkrebs:
Nicht-muskelinvasive Form: In etwa 75 Prozent der Fälle besteht ein oberflächliches Karzinom, das heißt, die Krebszellen sind auf die Schleimhaut begrenzt.
Muskelinvasives Blasenkarzinom: Bei 25 von 100 Betroffenen breiten sich die Krebszellen in die Muskelschicht der Blasenwand sowie umliegendes Gewebe aus (aggressiver Typ).
Häufigkeit von Blasenkrebs
In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 30.000 Menschen an Blasenkrebs, 23.000 davon sind Männer. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 75 Jahren. Jährlich sterben mehr als 5.000 Menschen in Deutschland an einem Harnblasenkarzinom.
Wie macht sich Blasenkrebs bemerkbar?
Blasenkrebs verläuft im Frühstadium meist ohne Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, sind diese sehr unspezifisch und können auch andere Ursachen haben.
Erste Symptome eines fortgeschrittenen Harnblasentumors sind:
Blut im Urin (Hämaturie): Der Urin erscheint in der Regel rötlich oder bräunlich. Die Blutung ist nicht schmerzhaft. Blut im Urin kann auch andere Ursachen haben, sollte aber immer umgehend abgeklärt werden.
Ständiger Harndrang: Betroffene haben häufig das Gefühl, die Toilette aufsuchen zu müssen, können aber nur geringe Mengen Urin ausscheiden.
Frauen halten anfängliche Beschwerden eines Blasenkrebses häufig für eine Blasenentzündung, Männer für Prostatabeschwerden.
Schmerzen im Unterleib, vor allem beim Wasserlassen, treten, wenn überhaupt, erst zu einem späteren Zeitpunkt auf. Dann ist der Blasenkrebs meist bereits fortgeschritten.
Blasenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren kennen
Blasenkrebs entsteht durch genetische Veränderungen in den Zellen der Harnblase, die zu unkontrolliertem Wachstum und Tumorbildung führen können. Es gibt einige Risikofaktoren, die diese genetischen Veränderungen begünstigen. Dennoch kann Blasenkrebs in einigen Fällen auch ohne offensichtliche Ursachen oder bekannte Risikofaktoren auftreten.
Risikofaktoren für Blasenkrebs:
Rauchen: Fachleute schätzen, dass Rauchen für 30 bis 70 Prozent aller Blasenkrebserkrankungen verantwortlich ist. Die krebserregenden Substanzen des Tabaks gelangen über die Lunge ins Blut und schließlich über die Nieren in die Harnblase. Hier können die Schadstoffe ihre schädliche Wirkung entfalten und die Bildung von Tumoren begünstigen. Studien zeigen, dass Blasenkrebs bei Raucher*innen häufiger zum Tod führt als bei Menschen, die nicht rauchen.
Chemikalien: Bestimmte Chemikalien, beispielsweise aus der Gruppe der aromatischen Amine, gelten als weitere mögliche Ursache für Blasenkrebs. Bestimmte Berufsgruppen, die dem Kontakt mit diesen Stoffen ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko für ein Harnblasenkarzinom. Dazu gehören beispielsweise Beschäftigte in der Farbstoffindustrie, in der chemischen und petrochemischen Industrie und in Teer verarbeitenden Betrieben. Häufiges Haare färben hat neueren Studien zufolge keinen signifikanten Einfluss auf das Risiko von Blasenkrebs.
Geschädigte Blasenschleimhaut: Chronische Harnblasenentzündungen, zum Beispiel in Zusammenhang mit immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten oder der Anwendung von Dauerkathetern, stellen einen weiteren Risikofaktor dar.
Auch bestimmte Medikamente wie das zur Chemotherapie eingesetzte Cyclophosphamid oder das Diabetes-Medikament Pioglitazon können eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen. Ebenso haben Personen, die eine Strahlentherapie im Becken erhalten haben, ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs
Parasit kann Blasenkrebs verursachen
In einigen asiatischen, afrikanischen oder südamerikanischen Ländern gilt die Bilharziose als wichtigster Risikofaktor für Blasenkrebs. Die Bilharziose ist eine Infektionskrankheit, deren Erreger in Gewässern leben. Die Einzeller (Schistosomen) gelangen beim Baden über die Haut oder beim Trinken von infiziertem Wasser über den Magen-Darm-Trakt in den menschlichen Körper. Die Erreger können neben anderen Organen auch die Harnblase befallen und Schäden an der Blasenwand verursachen. Im schlimmsten Fall kann dies zu Krebs führen.
Blasenkrebs: So läuft die Diagnose ab
Zur Diagnose eines Blasenkrebs erfolgt in der Regel zunächst eine ausführliche Anamnese. Hierbei werden die genauen Beschwerden sowie etwaige Risikofaktoren erfragt. Dann führen Urolog*innen eine körperliche Untersuchung durch.
Eine Urinanalyse mittels Teststreifen gibt Auskunft über die Zusammensetzung des Urins, etwa ob Blut vorhanden ist. Auch die Betrachtung des Harns unter dem Mikroskop kann Hinweise geben.
Erst die Blasenspiegelung (Zystoskopie) ermöglicht eine genauere Betrachtung der Blasenstruktur. Das Verfahren gilt daher als wichtigste Untersuchung zur Diagnose von Blasenkrebs. Ärzt*innen führen unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose ein schmales Rohr in die Harnröhre ein. An der Spitze des Zystoskops befindet sich eine Kamera, die mit einem Monitor verbunden ist. So ist es möglich, die Wandstruktur der Blase genau zu betrachten. Bei verdächtigen Veränderungen können Gewebeproben direkt entnommen und später im Labor untersucht werden.
Weitere bildgebende Verfahren zur Suche nach Metastasen
Um die Diagnose zu sichern und zu untersuchen, ob sich der Tumor bereits ausgebreitet hat, können zudem folgende bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen:
- Ultraschalluntersuchung von Blase, Niere, Harnleiter und Harnröhre
- Computertomographie (CT)
- Röntgenuntersuchung des Beckens oder Brustraums
- Knochenszintigraphie
Welche Blutwerte sind bei Blasenkrebs erhöht?
Blutuntersuchungen geben Auskunft darüber, ob bestimmte Substanzen, sogenannte Tumormarker, in erhöhter Konzentration nachweisbar sind. Diese werden in Krebszellen, aber auch in normalen Zellen gebildet und sind daher kein alleiniger Beweis für das Vorliegen eines Harnblasenkarzinoms. Tumormarker wie CYFRA können aber wichtige Hinweise für die Beurteilung des Therapieerfolgs oder des Wiederauftretens von Krebserkrankung geben.
Behandlung bei Blasenkrebs
Die Therapie unterscheidet sich je nachdem, ob der Tumor nur oberflächlich (nicht-muskelinvasiv) ist oder bereits in die Blasenmuskulatur gestreut hat (muskelinvasives Blasenkarzinom).
Transurethralen Resektion bei nicht-muskelinvasivem Blasentumor
Oberflächlich wachsende Blasentumoren werden meist mit einer transurethralen Blasenresektion (TUR-B) behandelt. Diese läuft ähnlich ab wie eine Blasenspiegelung, jedoch wird der Tumor mit einer elektrischen Schlinge entfernt. Über die Harnröhre wird dazu ein Zystoskop in das Innere der Harnblase vorgeschoben. Unter bildlicher Kontrolle lässt sich das Tumorgewebe direkt abtragen. Die Gewebestücke werden ausgespült und anschließend histologisch untersucht.
Der Befund gibt Aufschluss über das Tumorstadium und ist entscheidend für die weitere Therapie. Die TUR-B ist damit Diagnose- und Therapieverfahren in Einem. Vorteil dieser Behandlungsform ist die Wirkung direkt am Ort des Geschehens, ohne den gesamten Körper in Mitleidenschaft zu ziehen. So lassen sich Nebenwirkungen vermeiden.
Um einem Wiederauftreten von Tumorgewebe (Rezidiven) vorzubeugen, gehört eine Wiederholung der TUR vier bis sechs Wochen nach der erstmaligen Entfernung des Tumors beziehungsweise der Tumoren an der Blasenwand zum Standard. So können eventuelle Tumorreste entfernt werden. Darüber hinaus raten Fachleute meist zu einer sogenannten intravesikalen Instillationstherapie im Anschluss an die TUR-B. Dabei werden Medikamente über einen Katheter in die Blase geleitet, die eine Zerstörung eventuell vorhandener Tumorzellen bewirken.
Therapie des muskelinvasiven Blasenkrebs
Zur Behandlung der aggressiven und tiefergehenden (invasiven) Variante des Harnblasenkrebses stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Eine komplette Blasenentfernung (radikale Zystektomie) hat die besten Heilungschancen. Patient*innen erhalten dann eine künstliche Harnableitung, beispielsweise ein Stoma oder eine Neoblase.
Eine Chemotherapie: Ablauf, Dauer und Nebenwirkungen oder Strahlentherapie vor und nach der Operation ist eine zusätzliche Therapieoption. Vor dem Eingriff können diese Verfahren dazu beitragen, den Tumor zu verkleinern. Aber auch nach der Operation kann ihr Einsatz sinnvoll sein, um die Erfolgsaussichten zu verbessern.
Die Leitlinie empfiehlt bei fortgeschrittenen oder metastasierten Harnblasenkarzinomen zudem seit kurzer Zeit die sogenannte Immuntherapie, die spezifischer als Chemo- oder Strahlentherapie wirkt. Hierfür kommen Checkpoint-Inhibitoren zum Einsatz. Das sind künstliche Antikörper, die dazu führen, dass die T-Zellen des Immunsystems Krebszellen erkennen, angreifen und eliminieren können.
Prognose und Verlauf bei Blasenkarzinom
Drei von vier Blasenkarzinomen sind oberflächlich und haben eine gute Prognose. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei über 80 Prozent. Allerdings kann es trotz erfolgreicher Behandlung in vielen Fällen zu einem Rezidiv kommen.
Tumore, die in tiefere Schichten der Blasenwand eingedrungen sind, bedürfen in der Regel einer umfassenderen Behandlung. Sie neigen vermehrt zur Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) in Lymphknoten und weiter entfernten Organen wie Leber und Lunge. Haben sich Metastasen gebildet, leben nach zwei Jahren noch fünf bis zehn Prozent der Patient*innen.
Wie lässt sich Blasenkrebs vorbeugen?
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung des Harnblasenkarzinoms besteht darin, das Rauchen aufzugeben oder gar nicht erst damit anzufangen.
Wer in der Farbstoffindustrie, in der chemischen Industrie oder in Teer verarbeitenden Betrieben arbeitet, sollte unbedingt die jeweiligen Arbeitsschutzvorschriften einhalten, um sich vor schädlichen Chemikalien zu schützen.
Einige Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass krebserregende Stoffe umso gefährlicher sind, je länger und konzentrierter sie mit der Blasenwand in Kontakt kommen. Deshalb ist auch eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme wichtig. Empfohlen werden mindestens 1,5 Liter pro Tag.
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