Zusammenspiel vieler Faktoren

Intelligenz: Der IQ lässt sich verändern

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Intelligenz ist keine unveränderliche Eigenschaft, die uns in die Wiege gelegt wird. Sie basiert auf verschiedenen Faktoren – und die können wir teilweise beeinflussen.

Gehirn
©iStock.com/cosmin4000

Intelligenz umfasst jene Fähigkeit des Menschen, mit geistigen Mitteln neue Aufgaben und Probleme zu lösen, sich auf unbekannte Situationen einzustellen und zweckvoll zu handeln.

Von der einstigen Idee, Intelligenz sei eine unveränderliche Größe, von der ein Mensch eben mehr oder weniger besitzt, muss man sich verabschieden. Zwar kennt man die Methode, Intelligenz mithilfe einer einzigen Zahl, dem Intelligenz-Quotienten (IQ) darzustellen. Aber ist damit das Gesamtpotenzial unserer kognitiven Fähigkeiten hinreichend beschrieben?

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Zwei Arten der Intelligenz

Die moderne Intelligenzforschung geht davon aus, dass sich Intelligenz aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt. Basierend auf der bereits 1963 von Raymond B. Cattell entwickelten Zweikomponententheorie unterscheidet sie "flüssige" (fluide) und "kristalline" (auch "kristallisierte") Intelligenz.

  • Flüssige Intelligenz beschreibt unsere geistige Beweglichkeit und meint die Fähigkeit, ohne Rückgriff auf Erfahrungen neue Probleme zu erfassen und zu lösen, unbekannte Situationen zu meistern, kreativ und logisch zu denken. Grundlage der flüssigen Intelligenz ist aus Sicht der Informationspsychologie die Kapazität des Arbeitsspeichers. Er ist die Informationsmanagement-Zentrale des Gehirns, in der alle Wahrnehmungen verarbeitet, bewertet und neu zusammengesetzt werden – kurz gesagt der Dreh- und Angelpunkt mentaler Fitness.

  • Kristalline Intelligenz hingegen meint die Erfahrungen und das Wissen, die der Mensch im Laufe seines Lebens anhäuft und im Langzeitgedächtnis speichert. Dort stehen sie mittelbar zur Verfügung und können bei Bedarf aktiviert werden.

Maximale Intelligenz zwischen 30 und 40 Jahren

Flüssige Intelligenz ist die Voraussetzung für die Entwicklung der kristallinen Intelligenz. Erst durch deren Zusammenspiel gelangt das Gehirn zu seiner maximalen Effizienz. Diese wird etwa im dritten bis vierten Lebensjahrzehnt erreicht. Der genaue Zeitrahmen ist aber individuell verschieden und hängt davon ab, welche Fähigkeiten besonders gefordert werden.

Deutlich wird dies am Beispiel von Menschen in akademischen Berufen: Liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit auf analytischem Wissen wie bei Physikern oder Mathematikern, beginnt die Phase der maximalen Effizienz eher früher. In Berufen, bei denen Erfahrung und angesammeltes Wissen von zentraler Bedeutung sind, zum Beispiel bei Geisteswissenschaftlern, verschiebt sich dieser Zeitpunkt auf später.

Die geistige Leistungsfähigkeit ist also in hohem Maße eine Frage der flüssigen Intelligenz. Wie man diese erhalten und sogar ausbauen kann, ist bekannt. Zellbiologische Vorgänge wie die ausreichende Versorgung der Nervenzellen mit Energie werden dabei durch einfache Maßnahmen unterstützt. Dazu gehören eine "hirngerechte" Ernährung (Brainfood), eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, körperliche Aktivität und die Aktivierung der Nervenzellen durch geistiges Training wie Gehirnjogging. Funktionieren diese Arten der Energieversorgung, ist das Gehirn in Topform.

Mann mit Dyskalkulie
Selbsttest
Rechenschwäche-Test: Dyskalkulie bei Erwachsenen erkennen

Dank der Taschenrechner-App auf dem Smartphone ist heute keine Rechenaufgabe mehr schwierig genug. Trotzdem gilt es auch hier die mathematischen Regeln zu kennen und befolgen.

Eine Rechenstörung (Dyskalkulie) ist eine Beeinträchtigung der Rechenfertigkeiten. Sie tritt bei Erwachsenen nicht nachträglich auf, könnte aber in der Kindheit unerkannt geblieben sein und sich nach der Schulzeit verstärkt haben.

Der Test verrät, wie es um das eigene Talent mit Zahlen und Rechenzeichen steht.

IQ verändert sich im Jugendalter

In der Jugend werden nicht nur neue geistige Fähigkeiten erworben, auch die Intelligenz kann sich noch steigern. Das zeigt eine Studie des University College in London. Teenager wurden mit 14 Jahren getestet und nochmals, als sie fast 18 Jahre alt waren. Es zeigten sich Verbesserungen, aber auch Verschlechterungen entweder der sprachlichen oder nonverbalen Intelligenz. An der Studie nahmen 19 Jungen und 14 Mädchen teil. Alle wurden in den Jahren 2004 und 2008 einer Kombination aus Gehirn-Scans sowie verbalen und nonverbalen IQ-Tests unterzogen. Beim verbalen IQ zeigten sich bei 39 Prozent der Teenager Veränderungen. 21 Prozent wiesen Unterschiede bei der nonverbalen Leistungsfähigkeit auf.

Laut Studienleiterin Cathy Price gibt es den Trend, Kinder sehr früh zu beurteilen und dann auch Entscheidungen über ihre Ausbildung zu treffen: "Wir haben aber nachgewiesen, dass sich ihre Intelligenz immer noch weiterentwickelt. Wir sollten daher Menschen mit schlechten Leistungen nicht gleich abschreiben. Ihr IQ kann sich in wenigen Jahren deutlich verbessern." Man müsse daher vorsichtig sein bei der Beurteilung Jugendlicher und ihrer Erfolgsaussichten in Schule und Beruf aufgrund eines einmaligen IQ-Tests. 

Die Wissenschaftler untersuchten jedoch nicht, welche Ursachen zu den Veränderungen des IQ führen. Eine mögliche Erklärung geht dahin, dass Teenager zu ganz verschiedenen Zeitpunkten heranreifen. Manche entwickeln sich sehr früh, andere wiederum eher spät. Derzeit ist allerdings unklar, ob sich auch bei Erwachsenen der IQ noch ändern kann.

Intelligenz macht wählerisch

Wie eng der Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Intelligenz ist, haben Forscher der University of Rochester in einer zweiteiligen Studie untersucht. Im ersten Teil mussten die 53 Probanden einen Intelligenztest absolvieren. Im zweiten Teil sahen sie einen kleinen Film. Dabei erschienen auf der grauen Bildfläche kleine und große Ausschnitte mit hellen und dunklen Streifen, die sich nach rechts oder links bewegten. Die Probanden mussten einen Knopf drücken, sobald sie erkennen konnten, in welche Richtung sich die Streifen bewegten.

Die Ergebnisse dieses Wahrnehmungstests setzten die Wissenschaftler in Zusammenhang mit dem IQ der Probanden. Das Ergebnis: Menschen mit einem hohen IQ registrierten allgemein Bewegungen besonders rasch. Die überraschende Ausnahme: Bei der Wahrnehmung der großflächigen Streifenwanderung waren die Intelligenten deutlich langsamer. Die Wissenschaftler erklären sich dieses Phänomen damit, dass die großen Bilder vom Gehirn als unwichtiger Hintergrund bewertet und deshalb nicht sofort wahrgenommen werden. Intelligenz zeigt sich also auch darin, dass es gezielt das Wichtige herausfiltert und Unwichtiges übergeht. Allerdings sei die Fähigkeit, Hintergrundbewegungen zu ignorieren, nicht der einzige Indikator für Intelligenz. Der neue Test könne jedoch herkömmliche Intelligenztests sinnvoll ergänzen und sie noch treffsicherer gestalten, hoffen die Wissenschaftler.

Schlaf fördert Intelligenz

Die Schlafenszeit ist vor allem bei Kindern wichtig für die spätere Intelligenz. Der Zusammenhang trifft jedoch nur in einer bestimmten Altersgruppe zu. Zu wenig oder unregelmäßiger Schlaf sowie nächtliche Störungen wirkten sich im späteren Leben unvorteilhaft aus: Dreijährige Kinder mit einem unregelmäßigen Schlafrhythmus bleiben als Siebenjährige in ihren geistigen Fähigkeiten hinter Gleichaltrigen zurück.

Das haben britische Forscher herausgefunden, indem sie sich auf Daten der britischen Millenniums-Kohortenstudie (MCS) mit rund 11.000 Kindern stützten. Die Kinder waren zwischen 2000 und 2002 zur Welt gekommen, ihr Schlafverhalten wurde im Alter von drei, fünf und sieben Jahren erfasst. Mit sieben durchliefen die Jungen und Mädchen Tests für Lesen, Rechnen und räumliches Vorstellungsvermögen.

"Die Entwicklung in der frühen Kindheit spielt eine große Rolle für die lebenslange Gesundheit und das Wohlbefinden", schreiben die Studienautoren im "British Medical Journal". Offenbar häufen sich die negativen Folgen des unregelmäßigen Schlafens mit der Zeit an: Mädchen, die weder mit drei, fünf noch sieben Jahren feste Schlafenszeiten hatten, schnitten in allen Bereichen schlechter ab als Mädchen, die in allen drei Lebensphasen regelmäßig ins Bett gingen. Zugleich waren von unregelmäßigem oder spätem Schlaf vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien betroffen.

Überraschenderweise wirkt sich eine inkonsequente Schlafenszeit im Alter von fünf Jahren nicht in dieser Weise aus, mit sieben Jahren zahlen dagegen nur die Mädchen die Rechnung für die laxe Bettgeh-Moral in Form von schlechteren Testergebnissen. Kinder nehmen jeden Tag eine beachtliche Menge an neuen Informationen auf. Schlaf dient unter anderem dazu, das Gelernte im Gedächtnis zu verankern.

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