Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Symptome, Ursachen und Therapie
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) betreffen den Darm beziehungsweise den Magen-Darm-Trakt und verlaufen meist schubweise. Dabei wechseln sich beschwerdefreie Phasen mit akuten Entzündungsschüben ab. Die häufigsten Formen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Erfahren Sie, welche Symptome auftreten können und welche Therapien helfen.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Was sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen? Es handelt sich um einen Sammelbegriff für Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, die mit anhaltenden Entzündungen im Magen-Darm-Trakt einhergehen. Sie verlaufen meist in Schüben und können unterschiedliche Symptome verursachen.
Was ist der Unterschied zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa? Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt betreffen, Colitis ulcerosa hingegen nur den Dickdarm und den Enddarm. Zudem reicht die Entzündung bei Morbus Crohn oft tiefer in die Darmwand.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Welche Symptome gibt es? Typische Beschwerden sind anhaltende Durchfälle, Bauchschmerzen und Krämpfe. Je nach Erkrankung können auch Blut im Stuhl, Gewichtsverlust, Erschöpfung oder Gelenkbeschwerden auftreten.
Im Überblick:
Was sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen?
Chronisch-entzündliche Darmkerkrankungen (CED) sind dauerhafte Entzündungen des Darms oder Magen-Darm-Trakts.
Zu den beiden häufigsten Formen gehören:
Morbus Crohn: Kann den gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After betreffen, meist ist jedoch der Dünndarm betroffen. Die Entzündung kann alle Wandschichten des Darms durchdringen.
Colitis ulcerosa: Betrifft ausschließlich den Dickdarm und die Darmschleimhaut. Die Entzündung ist auf die innere Schleimhautschicht begrenzt.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind in Deutschland zunehmend verbreitet. Aktuellen Schätzungen zufolge sind etwa 600.000 Menschen betroffen. Diese Erkrankungen können in jedem Alter auftreten, manifestieren sich jedoch häufig zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr.
Symptome: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen erkennen
CED verlaufen typischerweise in Schüben – beschwerdefreie Phasen (Remissionsphasen) wechseln sich mit akuten Entzündungszeichen ab. Ein Schub kann wenige Tage oder auch Wochen und Monate andauern.
Die genauen Symptome einer CED richten sich danach, welcher Abschnitt des Magen-Darm-Trakts betroffen ist und um welches Krankheitsbild es sich handelt. Generell können sich die Beschwerden jedoch ähneln, was die Diagnose oft erschwert.
Mögliche Anzeichen einer CED sind:
- vermehrter Durchfall
- krampfartige Bauchschmerzen
- Gewichtsverlust
- Fieber
- Übelkeit
- Erbrechen
- Erschöpfung
- Blutungen (Blut im Stuhl)
- Appetitlosigkeit
Während Colitis ulcerosa vor allem blutige Durchfälle verursacht, können bei Morbus Crohn häufiger Verengungen im Darm (Stenosen) und Abszesse (Eiteransammlungen) sowie Fisteln auftreten. Fisteln sind unnatürliche Verbindungen zwischen Darmabschnitten oder zu anderen Organen.
Bei beiden Krankheiten können Patient*innen unterernährt sein und Mangelerscheinungen haben, die sich etwa in Hautirritationen oder brüchigen Nägeln äußern. Oft liegt auch eine Minderversorgung mit bestimmten Nährstoffen vor. Bis zu 80 Prozent der Betroffenen haben einen Eisenmangel und etwa ein Drittel eine Anämie (Blutarmut).
Weitere Beschwerden möglich
Vielfach beschränkt sich die Entzündung nicht ausschließlich auf den Darm beziehungsweise Magen-Darm-Trakt. Häufig lösen CED auch Veränderungen an anderen Organen aus. Fachleute sprechen von sogenannten extraintestinalen Beschwerden. Dazu zählen unter anderem:
- schmerzende Gelenke (Arthritis)
- Augenentzündungen: etwa eine Uveitis
- Hautausschläge, Ekzeme
- Entzündungen der Leber oder Gallenwege
Ursache chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
Die genauen Ursachen von CED sind nicht vollständig geklärt. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen jedoch, dass ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren zur Entstehung beiträgt.
Ein gesundes Gleichgewicht im Darm wird durch die Darmflora (Mikrobiota), Immunzellen und eine intakte Darmschleimhaut aufrechterhalten. Gerät dieses Gleichgewicht aus der Balance, kann es zu einer Überproduktion entzündungsfördernder Botenstoffe in der Darmwand kommen.
Die Folge sind anhaltende Entzündungsreaktionen, welche – je nach Erkrankung und ihrer Verlaufsform – an verschiedenen Stellen des Verdauungstrakts auftreten.
Mögliche Auslöser und Risikofaktoren von CED sind:
genetische Veranlagung: Menschen mit einer familiären Vorbelastung haben ein höheres Risiko. Bei Morbus Crohn scheint der Einfluss der Gene stärker ausgeprägt zu sein als bei Colitis ulcerosa.
Umweltfaktoren: Faktoren wie Ernährung, Infektionen oder bestimmte Medikamente, insbesondere Antibiotika in der Kindheit und Jugend, können das Risiko möglicherweise erhöhen.
Rauchen: Tabakkonsum wird mit einem erhöhten Risiko für Morbus Crohn in Verbindung gebracht. Bei Colitis ulcerosa sind die Zusammenhänge komplexer, weshalb weitere Studien nötig sind.
psychische Belastung: Obwohl CED nicht durch Stress verursacht wird, kann er Schübe begünstigen.
Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
Chronische Darmentzündungen sind bislang nicht heilbar. Ziel der Therapie ist es, Symptome zu lindern, beschwerdefreie Phasen (Remission) möglichst lange aufrechtzuerhalten und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Welche Therapiemaßnahme angezeigt ist, richtet sich nach der Krankheitsaktivität und dem Befallsmuster.
Während eines akuten Schubs gestaltet sich die Behandlung anders als in einer beschwerdefreien Phase.
Wie erfolgt die medikamentöse Behandlung?
Medikamente spielen bei der Behandlung einer chronischen Darmentzündung eine zentrale Rolle. Sie wirken entzündungshemmend, regulieren das Immunsystem und können Rückfälle verhindern.
Zum Einsatz kommen:
Aminosalicylate: Entzündungshemmende Präparate, welche vor allem bei Colitis ulcerosa verordnet werden. Zu den Wirkstoffen gehört etwa Mesalazin. Sie können auch langfristig angewendet werden.
Kortikosteroide: Die kortisonhaltigen Mittel helfen bei akuten Schüben, sind aber nicht für die Langzeittherapie geeignet.
Immunsuppressiva: Sie dämpfen die Immunreaktion und kommen infrage, wenn andere Medikamente nicht die gewünschte Wirkung erzielen.
Biologika: Spezielle Antikörper, die gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe blockieren und bei schweren Verläufen eingesetzt werden.
Wann eine Operation nötig ist
In einigen Fällen kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein:
Bei Morbus Crohn werden entzündete Darmabschnitte nur bei Komplikationen entfernt, da die Erkrankung an anderen Stellen erneut auftreten kann.
Bei Colitis ulcerosa kann eine Entfernung des Dickdarms (Kolektomie) in schweren Fällen erforderlich sein.
Ernährung bei CED
Bisher gibt es keine spezielle Diät, die für alle Menschen mit CED empfohlen wird. Es ist aber möglich, dass sich eine ausgewogene und vitaminreiche Kost positiv auf den Verlauf der Krankheit auswirkt. Besonders während eines akuten Schubs sollte auf eine ausreichende Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Fachleute empfehlen Betroffenen, sich einen Speiseplan auf Basis ihrer individuellen Verträglichkeit zusammenzustellen. Zudem sollten Komorbiditäten – also Begleiterkrankungen wie Reizdarmsyndrom oder Osteoporose – in die Ernährungsstrategie einbezogen werden.
In der Remissionsphase haben sich allgemein leicht verdauliche Ballaststoffe bewährt. Dazu gehören etwa extrazarte Haferflocken und andere Vollkornprodukte. Als gut bekömmlich gelten auch:
eiweißreiche Lebensmittel: zum Beispiel Geflügel, Fisch und fermentierte Milchprodukte wie Joghurt
hochwertige Pflanzenöle: wie Lein-, Raps- und Olivenöl
schonendes Gemüse: dazu gehören etwa Zuchini oder Karotten statt blähender Sorten wie Kohl
Während eines akuten Schubs sollte der Ernährungsplan angepasst werden. Betroffene sollten auf ballaststoffreiche Lebensmittel, Rohkost und säurehaltige Lebensmittel sowie Alkohol verzichten. Auch starker Kaffee und starker Tee werden oft schlecht vertragen. Generell sollte das Essen weder sehr zuckerhaltig noch zu fettig sein.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen diagnostizieren
Patient*innen können sich mit ihren Beschwerden zunächst an ihre hausärztliche Praxis wenden. Dort erfolgt dann meist eine Überweisung an eine*n Gastroenterolog*in.
Im ersten Schritt findet ein ausführliches ärztliches Gespräch (Anamnese) statt, um die genauen Beschwerden, mögliche Vorerkrankungen und Risikofaktoren zu klären. Anschließend nimmt der*die Arzt*Ärztin eine körperliche Untersuchung vor, bei welcher unter anderem der Bauchraum abgetastet und der Enddarm begutachtet wird.
Die Darmspiegelung (Koloskopie) ist ein zentraler Diagnosebaustein bei Verdacht auf CED. Dabei wird der Dickdarm mit einer Kamera untersucht, die Schleimhaut begutachtet und Gewebeproben (Biopsien) entnommen. Diese helfen, die Art und das Ausmaß der Entzündung zu bestimmen.
Bei Verdacht auf Morbus Crohn kann zusätzlich eine Magenspiegelung (Gastroskopie) erfolgen, um auch Speiseröhre und Zwölffingerdarm zu untersuchen.
Um die Diagnose zu sichern, können zudem folgende Maßnahmen durchgeführt werden:
bildgebende Verfahren: wie Ultraschall, MRT oder CT.
Kapselendoskopie: Eine Methode, bei der eine kleine, schluckbare Kamera in Form einer Kapsel durch den Magen-Darm-Trakt wandert und dabei Bilder aufnimmt, um den Dünndarm zu beurteilen.
Blutuntersuchungen
Stuhluntersuchungen
Da sich Morbus Crohn und Colitis ulcerosa in den frühen Stadien ähneln, ist eine eindeutige Diagnose nicht immer sofort möglich. In etwa 10 Prozent der Fälle wird eine anfängliche Diagnose später korrigiert.
Verlauf und Prognose chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
Die Prognose hängt stark von der individuellen Krankheitsaktivität und der Therapie ab. Manche Betroffene haben über Jahre milde Verläufen, während andere immer wieder unter schweren Entzündungen leiden.
Langfristig kann die chronische Entzündung Darmverengungen (Stenosen), Fisteln oder Gewebeschäden verursachen, die in einigen Fällen eine Operation erforderlich machen. Besonders bei langjähriger Colitis ulcerosa ist das Darmkrebsrisiko erhöht, weshalb regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen empfohlen werden.
CED kann aber nicht nur körperlich belasten, sondern auch psychische Folgen haben. Ständige Durchfälle, Schmerzen oder der unvorhersehbare Krankheitsverlauf können Ängste und Stress auslösen. Viele Betroffene fühlen sich in sozialen Situationen eingeschränkt oder ziehen sich zurück. Auch Erschöpfung (Fatigue) ist häufig und kann die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen.
Eine frühzeitige und konsequente Behandlung kann helfen, Entzündungen zu kontrollieren, Schübe zu reduzieren und Folgeschäden zu vermeiden.