Thrombose: Anzeichen und Therapie des Blutgerinnsels
Thrombosen sind Blutgerinnsel in den Gefäßen und sind nicht nur eine gefürchtete Komplikation bei längerem Krankenhausaufenthalt. Denn der Thrombus kann in wichtige Versorgungsgefäße einwandern und sie ganz oder teilweise verstopfen – mit gravierenden Folgen.
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Die Thrombose ist eine Gefäßerkrankung, während der sich in einem Blutgefäß ein Blutgerinnsel bildet und einen Gefäßverschluss verursacht. Das Risiko für einen Thrombus steigt generell, wenn die normale Gerinnungsfähigkeit des Blutes krankhaft erhöht ist.
Artikelinhalte im Überblick:
- Was ist eine Thrombose?
- Sinusvenenthrombose
- Ursachen des Blutgerinnsels
- Symptome der Thrombose
- Blutgerinnsel diagnostizieren
- Thrombose behandeln
- Thrombose vorbeugen
Was ist eine Thrombose?
Eine Thrombose kann sich als vollständiger oder teilweiser Verschluss eines Gefäßes zeigen. Der medizinische Begriff für einen Blutpfropf heißt Thrombus (Blutgerinnsel). Solche Blutgerinnsel entstehen, wenn innerhalb der Gefäße Blut gerinnt. Dies kann auf einen Gefäßschaden, eine Störung im Gerinnungssystem oder Durchblutungsstörungen zurückzuführen sein. Auch bestimmte Medikamente sowie die Antibaby-Pille erhöhen die Gefahr einer Thrombose selbst junger Frauen um ein Vielfaches. Rauchen, Übergewicht und Schwangerschaft zählen ebenfalls zu den Risikofaktoren, die sich häufig gegenseitig verstärken.
Der Thrombus ist meistens langsam an der jeweiligen Stelle enstanden. Die klassische Thrombose ist die tiefe Beinvenenthrombose, doch auch andere Teile des Herz-Kreislaufsystems können betroffenen sein: Herzklappen, Herzspitze, Herzkranzgefäße, Hirngefäße (Sinusvenenthrombose), Arterien im Bereich des Darms, Beinarterien sowie Venen von Bein, Arm und Becken sowie Hämorrhoiden im Mastdarm oder eine Analthrombose.
Im schlimmsten Fall führt das Blutgerinnsel zum Tod
Thrombosen zählen weltweit zu den häufigsten Komplikationen eines Krankenhausaufenthalts der mit Bettlägrigkeit oder einer Operation verbunden ist. Die große Gefahr besteht darin, dass ein von der Gefäßwand abgelöster Thrombus in den Gefäßen mit dem Blut fortgeschwemmt wird. Er kann als Embolus je nach Größe Versorgungsgefäße wichtiger Organe verstopfen, was möglicherweise fatale Folgen hat – zum Beispiel den Tod durch eine Lungenembolie.
Schwere Sinusvenenthrombose tritt selten auf
Eine seltene, aber schwerwiegende Form der Thrombose ist die Sinusvenenthrombose. Hier bildet sich in den Gehirnvenen ein Thrombus, wodurch es zu Durchblutungsstörungen und Sauerstoffmangel im Gehirn kommt. Die Folge können ein Schlaganfall und andere schwerwiegende gesundheitliche Beschwerden sein.
Symptome der Sinusvenenthrombose sind:
- Kopfschmerzen
- epileptische Anfälle
- Bewusstseinsstörungen
- Sprachstörungen
- Lähmungserscheinungen
- Taubheitsgefühle
Im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca wurden weltweit Fälle von Sinusvenenthrombosen beobachtet. Wer sich mehr als vier Tage nach der Impfung unwohl fühlt und insbesondere starke Kopfschmerzen oder punktförmige Hautblutungen (Petechien) beobachtet, sollte laut Paul-Ehrlich-Institut seinen*seine Arzt*Ärztin aufsuchen.
Thrombose: Welche Ursachen stecken dahinter?
Die Thrombose ist eine gefürchtete Komplikation, die in schweren Fällen sogar eine Lungenembolie hervorrufen kann. Die Thrombose entsteht häufig nach Operationen im Krankenhaus, aber auch
infolge längerer Bettruhe/Bettlägrigkeit
durch langes Stillsitzen (Flugreise, Autofahrt),
aufgrund von Bewegungsmangel (im hohen Alter),
wegen Dehydratation (Flüssigkeitsmangel im Körper),
durch arteriosklerotische, gestaute, entzündliche Gefäßveränderungen,
verengte Gefäße (durch mechanische Quetschung oder einen Gipsverband) oder
durch Krampfadern, Venenschwäche, Venenentzündung sowie Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
Thrombosen und Gerinnungsstörungen haben vielerlei Auslöser
Jede Form von Durchblutungsstörung in den Blutgefäßen begünstigt die Entstehung eines Thrombus. Dabei kann sich die Blutzusammensetzung verändern und die Blutströmungsgeschwindigkeit verringern.
Das Thromboserisiko ist erhöht bei:
- Krebserkrankungen
- Schwangerschaft
- angeborenen Blutgerinnungsstörungen
- Einnahme der Antibabypille, besonders neuere Präparate der dritten und vierten Generation mit dem Wirkstoff Drospirenon
- Diabetes mellitus
- Übergewicht
- Rauchen
- vorangegangenen Thrombosen
Thrombose anhand von Symptomen und Anzeichen erkennen
Viele Menschen haben eine Thrombose, ohne sie zu bemerken. Die Verstopfung eines Blutgefäßes durch einen Thrombus kann eine Vielzahl an Symptomen hervorrufen. Typische Anzeichen einer Thrombose sind:
- Schmerzen durch das verstopfte Blutgefäß (zum Beispiel Wadenschmerzen)
- Schwere- und Spannungsgefühl (zum Beispiel im Bein) sowie Schwellung desselben
- bläuliche oder rote Verfärbung der Hautoberfläche
- Überwärmung des geschwollenen Beins
- eventuell Fieber
- Druckschmerzen an der Fußsohle des betroffenen Beins
- Linderung durch Hochlegen der betroffenen Extremität
- unter Umständen ein Ödem (Wassereinlagerung) im betroffenen Bein
Thrombose in Wade oder Fuß zeigt untypische Symptome
Häufig entwickelt sich eine Thrombose in den unteren Extremitäten. Die Symptome einer Thrombose in Wade oder Fuß sind nicht immer typisch. Einseitige, muskelkaterähnliche Schmerzen und Spannungsgefühle in der Wade oder Schmerzen auf der Innenseite der Oberschenkel zur Leiste hin können Anzeichen einer Thrombose in den Venen sein.
Gerade die schleichend beginnende Thrombose, die keinerlei Beschwerden und Symptome verursacht und somit oft nur als Zufallsbefund vom Arzt entdeckt wird, kann dramatische Folgen haben: Wenn sich das Blutgerinnsel von seinem Entstehungsort löst, wird er fortgeschwemmt und gelangt in andere Gefäßsysteme.
Schwere Thrombose-Symptome gleichen Herzinfarkt oder Schlaganfall
Auch auf dem Weg durch die Blutbahn der Lungen kann es zur Verstopfung eines Gefäßes kommen. Je nach Größe des Thrombus macht sich dies für den Betroffenen entweder wenig bemerkbar. Oder die Thrombose äußert sich in heftigsten Beschwerden, die mit denen eines Herzinfarkts vergleichbar sind. Im schlimmsten Fall kann eine solche Lungenembolie zum Tode führen.
Ähnliche Auswirkungen hat der Gefäßverschluss einer Hirnarterie (Schlaganfall): Alle ihm nachgeschalteten Gebiete werden nicht mehr mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Bereits nach zwei Minuten beginnt das unwiderrufliche Absterben von Nervenzellen und damit der Verlust wichtiger geistiger und körperlicher Leistungen als Spätfolgen einer Thrombose.
Thrombose: Diagnose durch den Arzt
Eine Thrombose zu diagnostizieren kann wegen der Fülle an verschiedenen Anzeichen sehr schwierig sein. Eine ausführliche Befunderhebung macht das Ausmaß der Thrombose deutlich und zeigt die Gefahr möglicher Komplikationen auf.
Beim Verdacht auf eine Thrombose können folgende Untersuchungen stattfinden:
Anamnese und körperliche Untersuchung des von einem Thrombus betroffenen Körperbereiches, zum Beispiel des Beins. Untersuchung auf Verfärbungen und Ödeme, Abfragen von Schmerzen und anderen Symptomen der Thrombose.
Ultraschall-Untersuchung (Doppler- oder Duplex-Sonographie) macht die Blutgerinnsel sichtbar.
Röntgendarstellung mit Kontrastmittel (Phlebographie): Hierbei bildet sich der Thrombus als Aussparung im Gefäßverlauf ab, da durch den betroffenen Teil kein Kontrastmittel fließen kann.
Um eine Thrombose auszuschließen, bietet sich der D-Dimer-Test an, der zu 95 Prozent sicher funktioniert. Umgekehrt lässt sich mit diesem laborchemischen Verfahren aber kein Blutgerinnsel nachweisen.
Behandlung einer Thrombose
Die Behandlung einer Thrombose kann mit gerinnungshemmenden Medikamenten erfolgen, aber auch durch Kompression und Bewegung. Heute wird Betroffenen keine strenge Bettruhe und das Hochlagern der Extremitäten verodnet. Vielmehr wird am betroffenen Bein ein Kompressionsverband angelegt. Dieser soll bewirken, dass das Blutgerinnsel an die Venenwand gepresst wird und sich nicht lösen kann.
Statt einer Immobilisation strebt man die Bewegung des Betroffenen mit Thrombose mit Kompressionsverband an, um einen Stillstand des Blutes zu vermeiden. Er würde eine erneute Thrombose begünstigen.
Thrombose medikamentös behandeln
Als akuter Gerinnungshemmer wird Heparin in Form von Spritzen oder als Dauerinfusion gegeben.
Auch andere Antikoagulantien wie Faktor-Xa-Hemmer oder Cumarin-Derivate (etwa Marcumar ) kommen zum Einsatz, um das Gerinnsel aufzulösen und die Fähigkeit zur Blutgerinnung herabzusetzen.
Je nach Beschwerden und sofern keine Gegenanzeigen vorliegen, kann über eine Lyse-Therapie der medikamentöse Versuch unternommen werden, das Gerinnsel aufzulösen. Diese Thrombose-Behandlung war noch vor 15 Jahren Standard, heute wird sie nur noch in Ausnahmefällen angewandt. Die Thrombolyse kann zudem nur zwei Tage nach dem Verschluss eines Gefäßes durch den Thrombus durchgeführt werden.
Thrombose vorbeugen mit diesen Tipps
Zur Vorbeugung einer Thrombose empfiehlt sich vor allem Bewegung, dazu zählt auch Krankengymnastik nach einem operativen Eingriff. Da eine Thrombose die Gefahr einer Embolie birgt, wird heute jeder Patient, sofern dies in seinen Möglichkeiten liegt, nach einer Operation zum Aufstehen und zur Bewegung animiert. Im Krankenhaus kommen zudem gerinnungshemmende Medikamente zum Einsatz.
Mit Medikamenten einer Thrombose vorbeugen?
Darüber hinaus wird vorsorglich bereits vor der OP begonnen, die Blutgerinnung durch Medikamente, die der Arzt oder auch der Patient selbst in den Bauch spritzen, erheblich einzuschränken.
Unter dem Begriff der Antikoagulantien versammeln sich Medikamente, die eine Verklumpung (Koagulation, Gerinnung) des Blutes vermeiden helfen. Im Wesentlichen sind dies Heparin (Spritzen) und solche vom Cumarin-Typ (Marcumar, Tabletten).
Die wichtigsten Gegenanzeigen für gerinnungshemmende Medikamente sind erhöhte Blutungsneigung, Verdacht auf Gefäßverletzung, Epilepsie, Alkoholismus und Nierensteine.
Als Nebenwirkungen der Gerinnungshemmer können auftreten:
- Blutungen (Haut, Schleimhaut, Organe)
- Hautveränderungen
- Haarausfall
- Magen-Darm-Störungen (Durchfall, Übelkeit, Erbrechen)
- Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten im Sinne einer Wirkverlängerung oder Wirkverkürzung
Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) verdünnt zwar das Blut, wirkt aber vor allem in Arterien und nur geringfügig in Venen. Neuere Studien legen aber dennoch nahe, dass ASS nach großen Operationen an der Hüfte oder am Kniegelenk das Thromboserisiko signifikant senkt.
Thrombosestrümpfe und genug Trinken – aber keinen Alkohol
Einer Thrombose vorbeugen lässt sich mit Krankengymnastik und dem Tragen von Kompressionsstrümpfen. Dies gilt besonders für Menschen, die Krampfadern haben. Wer länger sitzt, zum Beispiel auf langen Flugreisen, im Auto oder auf einer Tagung, sollte vorbeugende Maßnahmen gegen einen Thrombus ergreifen. Dazu zählen leichte Kompressionsstrümpfe und ausreichend Wasser trinken. Auf Alkohol sollte dagegen besser verzichtet werden, denn er entwässert und verdickt das Blut weiter.
Frauen über 35 sollten über eine Alternative zur Antibaby-Pille nachdenken, insbesondere wenn sie rauchen.
Thrombose auf Reisen verhindern: Übungen für die Venen
Auch auf Reisen, zum Beispiel im Flugzeug, sollte man sich so viel wie möglich bewegen. Stehen Sie mindestens einmal pro Stunde auf. Auch am Platz ist körperliche Aktivität möglich:
- Gerade sitzen, die Füße aufstellen und dann abwechselnd Zehen und Fersen hochziehen.
- Füße von den Zehen zu den Fersen und zurück abrollen, rechts und links gegenläufig.
- Schultern nach vorne und hinten kreisen lassen.
- Jede Übung zehnmal wiederholen.
Die Übungen aktivieren die Muskelpumpe in der Wade und sorgen dafür, dass die Venenklappen gut arbeiten und der Blutfluss aus Beinen zum Herzen funktioniert.
Wichtig ist viel zu trinken, nicht die Beine übereinanderzuschlagen und keine beengende Kleidung zu tragen. Wer sowieso schon Venenprobleme hat, zieht während eines langen Fluges am besten Kompressionsstrümpfe über, die den Rückstrom des Blutes erleichtern.
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