Eingewachsener Zehennagel: Hausmittel oder OP – Was hilft wirklich?
Ein eingewachsener Zehennagel kann zum Beispiel durch falsche Fußpflege oder enges Schuhwerk entstehen. Häufig ist eine Entzündung die Folge und es kommt zu starken Schmerzen. Welche Hausmittel helfen bei einem eingewachsenen Zehennagel und wann ist eine OP sinnvoll?
- © Getty Images/Predrag Popovski
Kurzübersicht: Eingewachsener Zehennagel
Definition: Der Nagel wächst in die ihn seitlich umgebende Haut ein. In der Folge kommt es zur Entzündung.
Ursachen: Auslöser sind oft falsches Schneiden der Nägel sowie enges Schuhwerk.
Symptome: Die betroffene Stelle schmerzt, schwillt an und ist gerötet. Im weiteren Verlauf bildet sich wildes Fleisch, an den Nagelrändern tritt Eiter und Blut aus.
Was tun: Im frühen Stadium kann der eingewachsene Zehennagel selbst behandelt werden. Empfohlen wird, den Fuß einzuweichen und die Wunde mit entzündungshemmenden und desinfizierenden Salben zu versorgen.
Welcher Arzt? Rat kann bei leichten Entzündungen in einer podologischen Praxis geholt werden. Zu den konservativen Maßnahmen zählen spezielle Nagelspangen oder Zugpflaster. Bei stärkeren Beschwerden ist meist eine OP unumgänglich. Es sollte eine chirurgische Praxis aufgesucht werden.
Im Überblick:
Was ist ein eingewachsener Zehennagel?
Ein eingewachsener Zehennagel verursacht meist starke Schmerzen. Der Nagel wächst dabei in die Haut, die ihn seitlich umgibt (Nagelfalz). Dadurch kann das darunter liegende Weichteilgewebe verletzt werden. Gelangen Bakterien in die Wunde, breitet sich die Infektion auf den gesamten Nagel und den Nagelwall beziehungsweise im Nagelbett aus. Die medizinische Bezeichnung für einen eingewachsenen Zehennagel lautet Unguis incarnatus oder Onychocrytosis.
Während eingewachsene Fingernägel eher selten sind, wachsen Zehennägel häufig ein. Von 100 Menschen, die aufgrund von Beschwerden an den Füßen ärztlichen Rat aufsuchen, haben 20 einen eingewachsenen Zehennagel. Ältere Menschen sind oft betroffen, da die Pflege der Füße und das Schneiden der Nägel für sie meist schwieriger ist.
Eingewachsener Zehennagel: Diese Symptome sind möglich
In den meisten Fällen ist der große Zeh betroffen. Der Bereich ist gerötet, schwillt an und schmerzt. Die Symptome verstärken sich, je länger die Behandlung hinausgezögert wird. Es werden drei Schweregrade beziehungsweise Stadien unterschieden:
Stadium 1: Der Nagel ist seitlich in die Haut eingewachsen, es kommt zu einer Entzündung. Die betroffene Stelle schmerzt vor allem bei Druck von außen.
Stadium 2: Granulationsgewebe ("wildes Fleisch") wächst an der Seite des Nagels. Blut, Gewebeflüssigkeit und Eiter treten an den Nagelrändern aus. Es kann zu einer Nagelbettentzündung kommen. Der Bereich ist sehr schmerzempfindlich.
Stadium 3: Der eingewachsene Zehennagel ist chronisch entzündet und eitert immer wieder. Es liegt eine starke Schwellung und Rötung vor. Das wilde Fleisch wächst über den Nagel. Es kann zu anhaltenden Schmerzen kommen, auch im Ruhezustand.
Eingewachsener Zehennagel hat verschiedene Ursachen
Häufig entstehen die Beschwerden, weil sich eine seitliche Nagelkante oder Nagelecke in die Haut hineindrückt und dort weiterwächst. Dafür kann es verschiedene Ursachen geben, wie:
Falsche Nagelpflege: Zu kurz oder oval geschnittene Fußnägel.
Enges Schuhwerk: Dies sorgt für einen erhöhten Druck zwischen Haut und Zehennagel.
Erblich bedingte Nagelwuchsformen: Ungewöhnliche Nagelformen, etwa gewölbte oder röhrenartig geformte Nägel ("Rollnägel"), begünstigen das Einwachsen des Nagels.
Adipositas: Durch Übergewicht lastet großer Druck auf den Füßen, der das Wachstum der Nägel beeinträchtigen kann.
Schweißfüße: Starkes Schwitzen an den Füßen kann die Haut um den Nagel aufweichen. Dadurch kann der Nagel leichter in das ihn umgebende Gewebe hineinwachsen.
Neben den genannten Ursachen können bestimmte Erkrankungen (etwa Diabetes mellitus) das Einwachsen der Zehennägel begünstigen. Ein erhöhtes Risiko besteht auch, wenn bestimmte Arzneimittel eingenommen werden, in erster Linie Krebsmedikamente.
Eingewachsener Zehennagel: Hausmittel und Behandlung
Viele Betroffene versuchen, einen eingewachsenen Zehennagel selbst zu behandeln. Ob dies gelingt, ist abhängig vom Schweregrad der Entzündung. Im frühen Stadium 1 kann ein eingewachsener Zehennagel unter Umständen mit Hausmitteln behandelt werden.
Empfohlen wird, den Fuß täglich in einem seifenhaltigen Fußbad für etwa 10 bis 20 Minuten einzuweichen. Anschließend kann die Haut vom eingewachsenen Nagelrand vorsichtig weggeschoben werden, wodurch sich die kleine Wunde versorgen lässt.
Zum Einsatz kommen entzündungshemmende und desinfizierende Salben, Gele oder Tinkturen. Auch sogenannte Zugsalben können zu Beginn einer Entzündung verwendet werden. Am besten lässt man sich in der Apotheke beraten.
Betroffene sollten außerdem darauf achten,
- den Fuß nach dem Fußbad gut abzutrocknen,
- Salben oder Cremes nicht zu dick aufzutragen
- und Druck auf den eingewachsenen Nagel zu meiden.
Eingewachsener Zehennagel: Behandlung beim Podologen
Ein eingewachsener Zehennagel kann im frühen Stadium 1 mithilfe spezieller Hilfsmittel behandelt werden. Ziel dieser konservativen Maßnahmen ist es, den Nagelrand von der angrenzenden Haut (Nagelwall) abzuspreizen, damit er seine normale Wuchsrichtung wieder einnehmen kann. Zum Einsatz kommen zum Beispiel:
Kunststoffschienen: Sie werden seitlich über den Nagelrand geschoben und schaffen so einen Abstand zur Haut.
Tamponaden: Dabei handelt es sich um einen sterilen Kompressen-Streifen. Dieser wird vorsichtig zwischen Nagel und Haut als Polster gelegt.
Nagelkorrekturspangen: Die Drahtklammern werden entweder auf den Nagel geklebt oder hinter einem oder beiden Nagelrändern seitlich eingehakt. Der Zug der Spange hebt den Nagel etwas an und fördert seine normale Wuchsrichtung.
Korrekturpflaster (Tapen): Die speziellen Zehenpflaster werden so angebracht, dass sie die entzündete Haut vom Nagelrand wegziehen.
Einige der Hilfsmittel sind frei verkäuflich in der Apotheke oder in Drogerien erhältlich. Da die Nagelform jedoch sehr individuell ist, bringen die Hilfsmittel nicht immer den gewünschten Erfolg, sondern können die Beschwerden in manchen Fällen sogar noch verschlimmern.
Empfehlenswert ist daher, sich Rat bei einem*einer Podolog*in zu holen. Hier werden die Hilfsmittel auf die persönliche Nagelform angepasst und der Erfolg der Behandlung genau beobachtet. Die Kosten für die Behandlung werden von der gesetzlichen Krankenkasse meist ganz oder teilweise übernommen.
Wann muss ein eingewachsener Zehennagel operiert werden?
Helfen die konservativen Maßnahmen wie Einweichen, Zugsalben oder Nagelkorrekturspangen nicht und bestehen starke Schmerzen, ist eine Operation notwendig. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, einen eingewachsenen Zehennagel chirurgisch zu behandeln. Generell erfolgen die Eingriffe unter lokaler Betäubung.
Bei kleineren Eingriffen wird das umliegende Granulationsgewebe am Rand des Nagels weggeschnitten (Nagelwallresektion) oder nur der eingewachsene Nagelrand entfernt (Keilresektion). Besteht die Gefahr, dass der Nagel wieder einwächst, kann eine Nagelverschmälerung durchgeführt werden. Dafür stehen zwei Optionen zur Auswahl:
Emmert-Plastik: Hierbei wird der Nagelrand samt Nagelwurzelanteil und umliegendem Weichteilgewebe entfernt. Dadurch erhält der Nagel eine schmalere Form und ein weiteres Einwachsen wird verhindert. In einigen Fällen wird die Emmert-Plastik auf beiden Seiten des Nagels durchgeführt. Ungewöhnlich geformte, eingewachsene Nägel (Rollnägel) müssen meist komplett samt Nagelwurzel entfernt werden.
Phenolkaustik: Bei diesem Eingriff wird die Wachstumszone des Nagels mit Phenol, einer ätzenden Säure, verödet. Dadurch kommt es zu einer Verschmälerung des Nagels. Im Vergleich zur Emmert-Plastik ist der postoperative Verlauf schmerzarm.
Mögliche Komplikationen eines operativen Eingriffs sind
- Wundheilungsstörungen,
- Nagelwachstumsstörungen
- oder Blutungen.
Infolge einer OP ist das Gewebe noch eine Zeitlang sehr schmerzempfindlich. Betroffene benötigen nach dem Eingriff keine Krücken, sondern können normal gehen. Es sollte allerdings in den ersten Tagen nach der Operation offenes Schuhwerk getragen werden, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Eingewachsener Zehennagel: Diagnose und Prognose
Lassen sich die Beschwerden durch Hausmittel wie Einweichen oder Salben nicht lindern, sollte möglichst früh der Gang in eine ärztliche Praxis erfolgen. Spätestens, wenn der betroffene Bereich anschwillt oder sich rötet, ist medizinische Hilfe notwendig.
Bei geringeren Beschwerden, können sich Betroffene an eine*n Podolog*in wenden. Bei stärkeren Symptomen sollte eine hausärztliche oder chirurgische Praxis aufgesucht werden.
Eingewachsene Zehennägel lassen sich aufgrund der äußeren Erscheinung in der Regel leicht diagnostizieren. Im Rahmen der Untersuchung wird der entzündete Nagel begutachtet, mögliche Erkrankungen besprochen (Anamnese) und eventuell Fragen zur Fußpflege gestellt.
Eingewachsenen Zehennagel besser früh behandeln lassen
Generell gilt: Je früher ein eingewachsener Zehennagel behandelt wird, desto besser verläuft der Heilungsprozess. Ohne fachkundige Hilfe schreitet die Entzündung häufig immer weiter voran und kann sich auf das Nagelbett und auf den Knochen ausbreiten.
Erfolgt die Therapie frühzeitig, reichen konservative Methoden wie Spangen oder Zugpflaster oft aus, um einen eingewachsenen Zehennagel zu behandeln. Betroffene müssen allerdings viel Geduld mitbringen: Da Zehennägel nur langsam wachsen, ist die Therapie langwierig. Es können Wochen und Monate vergehen, bis der Nagel normal nachgewachsen ist.
Eine Operation bringt meist rasche Erfolge und die Beschwerden verschwinden. Allerdings ist mit postoperativen Schmerzen zu rechnen. Das äußere Erscheinungsbild des Zehennagels ist durch den Eingriff dauerhaft verändert, was als kosmetisch störend empfunden werden kann.
Um zu verhindern, dass der Zehennagel erneut einwächst, sollten Betroffene auf passende Schuhe und die richtige Fußpflege achten.
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